Reinprecht von Reichenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Reinprecht von Reichenburg war der älteste Sohn von Hans (I.) von Reichenburg aus dessen Ehe mit Martha [[Johann Ungnad#Herkunft und Familie|Ungnad]].<ref>vgl. Roland Schäffer: ''Der steirische Adel (1282-1519)'', 2018, S. 267f.</ref> Hans (I.) war der Senior der jüngeren Linie der Grafen von Reichenburg. Verheiratet war er mit Dorothea Schlüssler, verwitwete Kollnitz. Aus dieser Ehe hatte er nur einen Sohn: [[Hans von Reichenburg]].<ref name ="Schaeffer268">vgl. Roland Schäffer: ''Der steirische Adel (1282-1519)'', 2018, S. 268</ref>
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== Leben ==
== Leben ==

Version vom 21. Oktober 2018, 18:50 Uhr

Burggraf Reinprecht von Reichenburg (* im 15. Jahrhundert; † 1505) war aus der "jüngeren Linie" der Burggrafen von Reichenburg. Er war oberster Feldhauptmann von Kaiser Friedrich III. in den Herzogtümern Steier[A 1], Kärnten[A 2] und Krain in jener Zeit, als diese zu den wichtigsten Kriegsschauplätzen der Kriege des ungarischen Königs Matthias Corvinus gegen den Kaiser zählten. Reinprecht von Reichenburg gilt als der erfolgreichste und verlässlichste kaiserlicher Feldhauptmann in der "Spätzeit" des Kaisers[1].

Herkunft und Familie

Reinprecht von Reichenburg stammte aus der unteren Steiermark.[2] Seine Familie benannte sich nach der im Herzogtum Steier an der Save gelegenen Reichenburg (heute in Slowenien), die sie als Burggrafen für das Erzstift Salzburg verwalteten, als dessen Amtsträger und Lehensmannen sie seit 1141 belegt sind. Erst seit dem 14. Jahrhundert erwarben sie in den Herzogtümern Krain und Kärnten weitere Lehen des Patriachats Aquileja, der Grafen von Görz und Cilli, der Herren von Walsee und zuletzt auch von den Herzögen von Österreich, wobei es ihnen durchaus gelang, ihre Stellung als Lehensträger mehrerer Herren auszunützen und diese gegebenenfalls gegeneinander auszuspielen. Allerdings hatten sie sich früh in zwei Familienzweige aufgespalten, die immer wieder miteinander wegen der Burggrafschaft Reichenburg im Konflikt waren.[3]

Mit Hans (I.) von Reichenburg († 1450) konnte sich die "jüngeren" dieser Linien gegen die "ältere" behaupten. Im Herbst 1424 wurde er zur Erbhuldigung von Herzog Friedrich IV. von Österreich ("Friedrich dem Älteren") ins Herzogtum Steier eingeladen, erschien aber nicht. Diese Einladung gilt als der erste Hinweis auf eine Zugehörigkeit der Grafen von Reichenburg zum steirischen Adel, die für 1422 noch nicht belegt ist. Hans war damals Hauptmann und Statthalter der Herren von Walsee in Duino und auf dem Karst, wo er bei seinen häufigen Konflikten mit dem Bischof und der Stadt Triest als Gegner der Herzöge von Österreich auftrat. Seit 1445/46 befand er sich mit großen Aufgeboten in einer Führungsposition bei der Verteidigung der Grenze an der Save, zu dieser Zeit war er Hauptmann für das Erzstift Salzburg zu Rann.[3]

Reinprecht von Reichenburg war der älteste Sohn von Hans (I.) von Reichenburg aus dessen Ehe mit Martha Ungnad.[4] Hans (I.) war der Senior der jüngeren Linie der Grafen von Reichenburg. Verheiratet war er mit Dorothea Schlüssler, verwitwete Kollnitz. Aus dieser Ehe hatte er nur einen Sohn: Hans von Reichenburg.[1]

Reinprechts Bruder Georg stand zunächst im Dienst von Reinprecht vom Wallsee dem Älteren und wechselte dann gemeinsam mit seiner Ehefrau in den Dienst des Kaisers und der Kaiserin.[5]

Leben

Reinprecht von Reichenburg war ein erprobter Kriegsmann aus dem Gefolge von Kaiser Friedrich III., als dieser ihn 1485 gemeinsam mit dem Graner Erzbischof Johann, der inzwischen zum Salzburger Erzbischof-Administrator aufgestiegen war, zu seinem obersten Feldhauptmann für die Herzogtümer Steier, Kärnten und Krain machte. Schon im Oktober 1884 hatte der Kaiser, ehe er von der Stadt Graz ins Reich aufgebrochen war ("Flucht ins Reich") fünf Statthaltern ("Anwälte")[A 3] eingesetzt, die er mit seiner Vertretung für die Herzogtümer Steier, Kärnten und Krain betraut waren. Aufgrund der geringen Geldmittel, der wenigen Söldner und der schwachen Aufgebote, über die Reinprecht verfügte, war es für ihn nicht möglich, weitere ungarischen Eroberungen in den Herzogtümer zu verhindern (so zum Beispiel die Eroberung von Voitsberg) oder Rückeroberungen von besetzten Teilen zu schaffen. Dank seiner wendigen Kriegskunst gelangen ihm jedoch einige Erfolge, mit denen er einige Folgen der ungarischen Angriffe und Eroberungen ausgleichen konnte.[2] So verhinderte er zum Beispiel im Herbst 1485, dass die Kärntner Landstände den Waffenstillstand mit dem ungarischen König verlängerten, worauf er mit dem kaiserlichen Feldhauptmann Jörg von Wolframsdorf und einem steirischen Aufgebot das Hochschloss bei Eppenstein (heute Teil der Gemeinde Weißkirchen in Steiermark) belagern konnte, das im November 1484 von ungarischer Truppen erobert worden war. Es scheint, dass diese im Frühjahr 1486 eingenommen werden konnte, wodurch die wichtigsten Verbindungswege zwischen den Herzogtümern Steier und Kärnten wieder frei waren.[2] Wenig später gelang es ihm bei Wieting (heute Teil der Gemeinde Hüttenberg eine ungarische Reitertruppe zu zersprengen.[6]

1488 begleitete Reinprecht den Kaiser auf seinem Feldzug in die Niederlande.[7] Unter Kaiser Maximilian I. wurde er 1494 Landeshauptmann des Herzogtums Steier. Diese Amt behielt er bis zu seinem Tod.[1]

Charakter

Reinprecht von Reichenburg war für seine Enthaltsamkeit bei Alkohol und Frauen bekannt, die auch Kaiser Friedrich III. nachgesagt wurde. Bei seinen Standesgenossen stand er wegen seiner militärischen Erfolge in hohem Ansehen.[1]

Vermögensverhältnisse

Reinprecht von Reichenburg erhielt für seine Verdienste von Kaiser Friedrich III. die Burg Reichenberg zu Eigen. Durch die Abstoßung von Gütern auf dem Karst, in Istrien, Krain und Kärnten konnte er 1478/79 die große Herrschaft Riegersburg und ein Haus in Graz von den Herren von Walsee erwerben. Von Kaiser Maximilian I. erhielt er die Anwartschaft auf die Herrschaft Niederwallsee an der Donau, die jedoch erst seine Enkel nach jahrzehntelangen Prozessen erlangten.[1]

Der kriegerische Ruhm brachte Reinprecht jedoch auch schwerwiegende Nachteile, da er deshalb jahrelang genötigt war, das Geld für die Bezahlung seiner Söldner durch die Aufnahme von Darlehen und Güterverpfändungen selbst aufzubringen. Diese Ausgaben wurden ihm von beiden Kaisern kaum und erst viel zu spät vergütet, sodass er enorme Schulden anhäufte.[1]

Literatur

  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe besonders Bd. 1, S. 208 und S. 207f. (Rezension)
  • Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 43-74 (Hinweise)
  • Roland Schäffer: Der steirische Adel (1282-1519). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 261-278

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 vgl. Roland Schäffer: Der steirische Adel (1282-1519), 2018, S. 268
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493), 2018, S. 63
  3. 3,0 3,1 vgl. Roland Schäffer: Der steirische Adel (1282-1519), 2018, S. 267
  4. vgl. Roland Schäffer: Der steirische Adel (1282-1519), 2018, S. 267f.
  5. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 208
  6. vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493), 2018, S. 64
  7. vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493), 2018, S. 65

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals Teile der heutigen Bundesländer Steiermark und Niederösterreich und des heutigen Staates Slowenien.
  2. Das Gebiet des Herzogtums Kärnten umfasste damals die meisten Teile des heutigen Kärnten. Einige Teile von diesem unterstanden noch bis ins 18. Jahrhundert der Herrschaft des Erzstiftes Salzburg. Zudem wurde die Herrschaft von weiteren Teilen durch den Einfluss einiger geistlicher Fürstentümer wie der Hochstifte Bamberg, Brixen und Freising beeinträchtigt.
  3. Zu diesen gehörten Bischof Matthias von Seckau, der steirische Erzpriester Andreas am Stein, Friedrich von Stubenberg, der Landeshauptmannschaftsverweser Christoph von Mindorf und der Grazer Burggraf Ulrich von Graben.