Jakob Starch: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. November 2018, 13:50 Uhr

Jakob Starch (* vor 1447, vermutlich in Landshut; † um 1468 / vor dem 11. Februar 1471)[1][2] war Bürgermeister der Stadt Wien.

Herkunft und Familie

Jakob Starch stammte aus Landshut, Herzogtum Baiern[A 1]. Er war der Sohn eines Schuhflickers.[3]

Er war viermal verheiratet,
∞ in 1. Ehe mit Anna († vor 1447), Tochter von Peter Traismauer, ansässig zu Ödenburg[2],
∞ in 2. Ehe mit einer Frau († vor 1457), deren Name nicht überliefert ist, Tochter von Friedrich Gerunger,
∞ in 3. Ehe mit Ursula († 1459/60), Tochter von Erasmus Kirchsteiger zu Wels und Witwe des Bernhard Lueger zu Steyr,
∞ in 4. Ehe mit Anna († vor 1505; genannt 1460), Tochter von Wolfgang Gruntner zu Enns und Witwe von Peter Heresinger zu Enns.[1]

Belegt sind zwei Söhne:

  • Ulrich Starch war im Besitz eines Hausanteils an einem Haus am Kohlmarkt in Wien, das er und sein Bruder Ludwig von ihrem Vater geerbt hatten. Um 1505 überschrieb er seinen Hausanteil seinem Bruder.[4]
  • Ludwig Starch († 1518), vermutlich aus der ersten oder der vierten Ehe, studierte seit 1477 an der Wiener Universität und war später Domherr des Domkapitels zu St. Stephan. Als solcher war er im Besitz mehrerer Pfarrpfründen. Um 1505 erhielt er die Pfarre St. Veit an der Wien (heute: Ober-St. Veit, Teil des 13. Wiener Gemeindebezirks). 1511 wurde er zum Kapitelkantor gewählt, seit 1516 war er einer der vier Senioren des Domkapitels.[5] Ludwig Starch dürfte mit Friedrich Ludwig Stark ident sein, der um / nach 1500 auch die Pfarre Hütteldorf (heute 14. Wiener Gemeindebezirk) besaß Er war außerdem im Besitz der Pfarre Pettenbach.[6]

Leben

Jakob Starch übersiedelte von Landshut ins ungarische Königreich, wo er 1447 erstmals in Ödenburg nachgewiesen ist. Von dort kam er nach Wien, wo er seit 1451 das Storchenhaus am Graben besaß. Wenig später übernahm er öffentliche Ämter. 1452 war er Studentenrichter und 1454 Stadtrichter.[2]

Er gehörte zu den Anhängern von Ulrich von Eyczing. Als 1456 Graf Ulrich von Cilli seine Vertrauenstellung bei König Ladislaus wieder erlangte, wurde er zusammen mit Wolfgang Holzer und einigen anderen Anhängern des Eyczingers verhaftet. Nach der Ermordung von Graf Ulrich gelangten die Anhänger des Eyczingers wieder an die Macht[7], und er wurde am 31. Oktober 1457 von ihnen als Bürgermeister der Stadt Wien eingesetzt[A 2]. Diese Amt übte er bis zum 3. Dezember 1460 aus.[1][2]

Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich und Kaiser Friedrich III. dürfte er zu den Anhängern des Erzherzogs gehört haben.[8] Bei den Geschehnissen, die zur Hinrichtung von Wolfgang Holzer führten, dürfte er zu Holzers Gegnern gehört haben.[9] Seit dem 15. April 1463 und im Jahr 1464 ist er als Ratsherr belegt.[2] Am 16. Juli 1464 findet sich die Mitteilung, dass er einen Streit mit dem Wiener Stadtrichter Schönperger hatte, wegen dem beide von der Stadt Wien in Gewahrsam genommen wurden. Während der Stadtrichter als Amtmann des Kaisers in der Burg "gehalten" wurde, wurde Starch ins Rathaus geführt und darin "in vencknuss" "gehalten".[10]

Jakob Starch als Bürgermeister

In seiner Amtszeit als Bürgermeister wurden Getreidekästen und Mehlgruben gebaut und die Weinausschank in den Wiener Klöstern geregelt.[2]

Repräsentation

Jakob Starch wurde 1463 zum Ritter geschlagen.[2] Sein Wappen zeigt im schwarzen Schild eine gestürzte Spitze, die durch die Farben Gold und Schwarz in neun Dreiecke gegliedert ist. Auf dem Helm findet sich ein gekrönter silberner Storch.[11]

Literatur

  • Walter Aspernig: Der Wiener Bürgermeister Jakob Starch und die Storchen zu Klaus in Oberösterreich. In: Walter Aspernig - Felix Czeike (Hrsg.): Wiener Bürgermeister im Spätmittelalter (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte. Sonderreihe der Wiener Geschichtsblätter, Verein für Geschichte der Stadt Wien. Hrsg. von Felix Czeike, Band 7). Wien / München, 1980 S. 43-58
  • Felix Czeike (Hrsg.): Starch Jakob. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 316. digital

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Starch Jakob, Website Stadt Wien, eingesehen am 28. Jänner 2018
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Starch Jakob. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 316.
  3. vgl. Hermann Göhler: Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel zu Sankt Stephan in Wien 1365-1554. Hrsg. von Angelika Ende, Johannes Seidl und Johann Weißensteiner. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2015, 978-3-205-20092-5, S. 425
  4. vgl. Hermann Göhler: Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel zu Sankt Stephan in Wien 1365-1554. Hrsg. von Angelika Ende, Johannes Seidl und Johann Weißensteiner. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2015, 978-3-205-20092-5, S. 426
  5. vgl. Hermann Göhler: Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel zu Sankt Stephan in Wien 1365-1554. Hrsg. von Angelika Ende, Johannes Seidl und Johann Weißensteiner. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2015, 978-3-205-20092-5, S. 425f.
  6. vgl. Gottfried Scholz: Geschichte der Pfarre Hütteldorf. Mit Titelbild, Grundriß und Plan. Verlag H. Geyer, Wien, 1964, S. 47f.
  7. vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1998, ISBN 3-205-98913-9, S. 177f.
  8. vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1998, ISBN 3-205-98913-9, S. 178
  9. vgl. Ferdinand Opll: Leben im mittelalterlichen Wien. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1998, ISBN 3-205-98913-9, S. 180
  10. vgl. Mario Schwarz (Hrsg.): Die Wiener Hofburg im Mittelalter. Von der Kastellburg bis zu den Anfängen der Kaiserresidenz (= Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse 443. Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 12). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2015, ISBN 978-3-7001-7656-5, S. 397
  11. vgl. Jakob Starch, WienWiki.AT, eingesehen am 22. August 2018

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  2. Starchs Vorgänger als Bürgermeister dürfte Niklas Teschler gewesen sein. Im Internet findet sich allerdings auf einer Website (ohne Quellenangabe) als Nachfolger von Niklas Teschler ein Thomas Schwarz, der 1457 Bürgermeister der Stadt Wien gewesen sein soll, ehe Jakob Starch das Amt übernahm. Unter den Bürgermeistern, die auf der Website der Stadt Wien aufgelistet sind, findet sich dagegen kein Thomas Schwarz, vgl. Bürgermeister, Website Stadt Wien, Wiener Bürgermeister - Lebensdaten, eingesehen am 28. Jänner 2018, und auch im Wien Lexikon von Czeike ist nichts zu ihm zu finden. Nach derzeitigen Stand der Literatur ist wohl davon auszugehen, dass dieser Bürgermeister Thomas Schwarz zumindest kein Bürgermeister war und Starch auf Teschler folgte.
VorgängerAmtNachfolger
Niklas TeschlerBürgermeister von Wien
1457-1460
Kristan Prenner