Bandfabrik Hornstein: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 13. Februar 2019, 12:23 Uhr
Die Bandfabrik Hornstein war eine Bandweberei im burgenländischen Hornstein im 20. Jahrhundert unter verschiedenen Eigentümern. Von den Arbeiterinnen wurde die einzige größere Fabrik als die Loapa (Laube) bezeichnet.[1]
Geschichte
Im Jahr 1906 wurde in Hornstein eine Fabrik mit Verwaltungsgebäude und Arbeiterwohnungen eröffnet. Grund für diese Betriebsgründung war der Erfolg den die aus Schlesien stammende Familie Schwarz bereits in Unterwaltersdorf mit einer Weberei für Hutbänder hatte, wo er bis zu 100 Weberinnen aus Hornstein beschäftigte, diese aber in Unterwaltersdorf in Arbeiterwohnhäusern während der Woche beherbergte und am Wochenende mit Pferdefuhrwerken nach Hornstein brachte. Es wurde eine große Halle als Ziegelbau mit Betonträgern und einem Sheddach errichtet. Zwei Sauggasmotoren betrieben die 100 Webstühle. Der überschüssige Dampf wurde durch ein unterirdisches Tunnelsystem geleitet und zum Beheizen der Halle verwendet.
Der Betrieb in Hornstein beschäftigte anfangs 105 Mitarbeiter, die ebenfalls seidene Hutbänder herstellten. 1910 kaufte Karl Schwarz in Wimpassing die ehemalige Seidenfabrik und baute diesen auch auf eine Bandfabrik um.
Im Jahr 1911 wurde die "Vereinigte Bandfabrik AG" mit Sitz in Wien und mehreren Bandfabriken in der Monarchie gegründet, bei der die Familie Schwarz 55 % der Aktien behielt. Anton Kümmel, der Schwiegersohn von Karl Schwarz, wurde deren Präsident. In diesen Betrieben standen etwa 400 Bandwebstühle und etwa 1.300 Mitarbeiter wurden beschäftigt.
In Hornstein selbst standen 91 Webstühle, die 140 bis 160 Arbeiterinnen Beschäftigung boten. Noch vor dem Krieg im Jahr 1913 trat Anton von seiner Funktion zurück. Während dem Ersten Weltkrieg mussten die Mehrheitseigentümer Rudolf und Carl Schwarz einrücken. Die Leitung hatte Max Haitmann über.
Nach dem Krieg wurden die Bankguthaben Opfer der starken Inflation, Schulden mussten aber beglichen werden. So wurden die Fabriken in Wimpassing und Unterwaltersdorf verkauft, während Hornstein reduziert weiter in Betrieb war. So wurde 1930 noch an 40 Webstühlen gearbeitet. 1931 musste aber auch hier der Betrieb kurzfristig eingestellt werden und die 135 Mitarbeiter entlassen werden. Im Jahr 1938 wurden Bänder für Fallschirme hergestellt.[2]
Die mitten im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1941 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelte Firma wurde in "Vereinigte Bandfabriken Nfg. Walter Schwarz & Co" umbenannt.
Nach dem Krieg konnte der Betrieb gleich wieder aufgenommen werden, da die Webstühle unbeschädigt waren. Hauptsächlich wurden für die sowjetische Besatzungsmacht Lohnarbeiten durchgeführt. Ab dem Jahr 1953 wurden zusätzlich Glasfaserbänder aber auch Breitgewebe aus Glasfaser für technische Zwecke hergestellt.[2]
Im Jahr 1960 arbeiteten 122 Personen im Hornsteiner Betrieb in zwei Schichten an 70 Bandwebstühlen und 22 Breitwebstühlen.[2]
Der im Jahr 1913 in Wien geborene Seniorchef Walther Schwarz wurde 1970 zum Ehrenbürger in Hornstein ernannt.[3]
Als Walther Schwarz 1975 starb, wurden im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen das Büro und das Warenlager nach Hornstein verlegt. 1980 wurde die Glasbreitweberei an Geissler & Peer verkauft.
Wegen dem veralteten Maschinenpark und der allgemeinen Konjunkturlage musste das Unternehmen 1983 Konkurs anmelden und die Bandweberei wurde an die Vorarlberger Alge KG in Lustenau verkauft. Bis 2006 wurde 60 Weberinnen weiterbeschäftigt, bevor Alge den Betrieb in sein Stammhaus nach Lustenau übersiedelte und in Hornstein schloss.
Im Jahr 2006 fand noch in den Räumlichkeiten die Ausstellung 100 Jahre Hornsteiner Bandfabrik statt.[4]
Nachnutzung
Auf dem brachliegenden Gelände wurde im Jahr 2018 mit der Schornsteinsprengung symbolisch der Spatenstich für Wohnungen und ein Ärztezentrum getätigt. Auch ein Pflegeheim ist in Planung.[5]
Volkskunde
Dass die Bandfabrik auch eine Bedeutung in der Volkskunde hat, zeigen die Lieder der Hornsteiner Fabrikarbeiterinnen.[6]
Einzelnachweise
- ↑ Herrschaft Esterházy der Marktgemeinde Hornstein abgerufen am 21. Jänner 2019
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Chronologie der Fabrik auf der Seite der SPÖ, abgerufen am 21. Jänner 2019
- ↑ Ehrenbürger, Ehrenring- und Ehrennadelträger der Marktgemeinde Hornstein, abgerufen am 21. Jänner 2019
- ↑ Ausstellung 2006: 100 Jahre Hornsteiner Bandfabrik, abgerufen am 21. Jänner 2019
- ↑ Hornstein: Fabriksschornstein gesprengt auf ORF-Burgenland vom 29. August 2018, abgerufen am 21. Jänner 2019
- ↑ Franz Probst: Die Lieder der Hornsteiner Fabrikarbeiterinnen in den Burgenländischen Heimatblättern (Online)
Weblinks
- Spatenstich der OSG-Starterwohnungen auf dem Portal de Gemeinde Hornstein
- Bandfabrik Hornstein auf atlas-burgenland.at
47.88335416.439612Koordinaten: 47° 53′ 0″ N, 16° 26′ 23″ O