Friedrich II. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen
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* [[w:Emil Scholl|Emil Scholl]]: ''Der letzte Herzog''. Roman. Rikola Verlag, Wien / Leipzig / München, 1923 | |||
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Version vom 5. März 2019, 18:11 Uhr
Herzog Friedrich (II.) "der Streitbare"[A 1] (* im 12. oder 13. Jahrhundert; † 15. Juni 1246, vermutlich bei Ebenfurth oder Neufeld), auch Herzog Friedrich von Österreich, herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Mit ihm endet die Herrschaft der Babenberger. Er gilt als der letzte Babenberger, obwohl die Familie mit ihm keineswegs ausstarb, sondern über seine Nichte Gertrud weitergeführt wurde und ihr Sohn die Nachfolge anstrebte. Dennoch war Herzog Friedrich der Streitbare der Letzte aus seiner Familie, der sich als Herzog von Österreich und Steier behaupten konnte.
Herkunft und Familie
Friedrich der Streitbare entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die "Babenberger" bezeichnet wird. Er war der jüngste Sohn von Herzog Leopold "dem Glorreichen" aus dessen Ehe mit der byzantinischen Prinzessin Theodora Angela und der jüngere Bruder von Heinrich "dem Grausamen".[1]
Friedrich "der Streitbare" war vermutlich zweimal verheiratet,
∞ in 1. Ehe mit der byzantinischen Prinzessin Sophie Laskaris, einer Verwandten von Kaiser Konstantin XI.. Ihre Schwester Maria Laskaris war mit ungarischen König Béla (IV.) verheiratet[2]. Die Ehe (oder Verlobung) wurde 1228, vermutlich aus politischen Gründen auf Wunsch von Herzog Leopold dem Glorreichen aufgelöst[3].
∞ in 2. Ehe (um 1228) mit Herzogin Agnes, der Tochter von Herzog Otto (VII.) von Meran, Pfalzgraf von Burgund und Markgraf von Istrien. Diese Ehe wurde 1243 ebenfalls geschieden[4].
Beide Ehen wurden aufgelöst, eheliche Kinder sind keine belegt.[1]
Herrschaften
Friedrich der Streitbare herrschte 1230-1246 über die Herzogtümer Österreich[A 2] und Steier[A 3].[5]. Trotz mehrmaliger Gefährdung seiner Herrschaft, zunächst durch den Aufstand der Kuenringer und dann durch die Gegnerschaft von Kaiser Friedrich II., die ihm vorübergehend um 1237 die Herrschaft über die Stadt Wien und Teile seiner Herzogtümer kostete, konnte er sich als Herrscher letztlich in beiden Herzogtümern bis zu seinem Tod behaupten. 1230-1236 herrschte er als "Dominus Carniole" über Teile der Mark Krain, die er nach der Aussöhnung mit dem Kaiser fortführte.[6].
Orte mit Bezug im heutigen Österreich
Niederösterreich
- Nach seiner "Verjagung" aus Wien im Jahr 1236 soll sich Friedrich der Streitbare daraufhin in Mödling aufgehalten haben.[7]
- Nach dem 5. Juni 1237 siegte Herzog Friedrich in einem Gefecht auf dem Steinfeld bei Wiener Neustadt, wobei der Burggraf Konrad von Nürnberg und die Bischöfe Rüdiger von Passau und Konrad von Freising gefangen genommen wurden. An dem Gefecht kämpften auf der Seite der Gegner des Herzogs auch Wiener mit ihren Hauptleuten.[8]
- Friedrich der Streitbare erlitt im Herbst 1237 bei Tulln eine Niederlage gegen den Grafen Eberhard von Eberstein, der von Kaiser Friedrich II. zum Schutz der Stadt Wien ins Herzogtum Österreich entsandt worden war.[9]
- Friedrich der Streitbare fiel am 15. Juni 1446 in der für ihn siegreichen Schlacht an der Leitha gegen König Béla (IV.). Die genauen Umständen seines Todes sind nicht geklärt. Der genaue Schlachtort ist unbekannt. Die Schlacht dürfte in der Nähe von Ebenfurth oder Neufeld an der Leitha stattgefunden haben.
Oberösterreich
Steyr: Friedrich der Streitbare stellte Anfang August des Jahres 1240 in Marburg Urkunden für das Kloster Garsten aus.[10]
Steiermark
- Friedrich der Streitbare hielt sich zur erfolgreichen Wiedererrichtung seiner landesfürstlichen Herrschaft über das Herzogtum Steier im Juli 1240 in Graz, Judenburg und Leoben auf.[11]
Wien
- Nach dem 2. Februar 1232 erhielt Herzog Friedrich der Streitbare in der Vorhalle des Wiener Schottenklosters in Gegenwart des Bischofs von Passau die Schwertleite. Aus diesem Anlass verlieh er 200 Rittern das Schwert und stattete sie mit rotweißroten Gewändern aus.[12]
- Nachdem Kaiser Friedrich II. 1436 Herzog Friedrich den Streitbaren geächtet hatte, hielt er sich von Jänner bis April 1237 in der Stadt Wien auf, die ihn gegen den Herzog unterstützte. Im April 1237 erhob er Wien zur Reichsstadt. Ehe er von Wien abreiste, setzte er Reichsverweser für die Herzogtümer Österreich und die Steiermark ein, gegen die sich der Herzog jedoch in mehreren Gefechten behauptete. Mit der Einnahme des Stadt Wien (Ende des Jahres 1239) vollendete er die Wiederherstellung seiner landesfürstlichen Herrschaft über das Herzogtum Österreich.[13]
- Im April oder Mai 1245 ließ Kaiser Friedrich II. Herzog Friedrich den Streitbaren durch Bischof Heinrich von Bamberg anlässlich der geplanten Erhebung des Herzogtums Österreich zum Königreich einen königlichen Ring verleihen. Diese Erhebung wurde letztlich aber nicht ausgeführt.[14]
Erinnerungsstätten im heutigen Österreich
Niederösterreich
- Heiligenkreuz: Im Stift Heiligenkreuz wurde Friedrich der Streitbare nach seinem Tod beigesetzt.
- Melk: Ein Historienbild von Herzog Friedrich dem Streitbaren befindet sich in der "Babenberger-Galerie" in Stift Melk.
- Wiener Neustadt: Am Hauptplatz erinnert eine Gedenktafel an Herzog Friedrich den Streitbaren, als dessen Geburtsstadt Wiener Neustadt gilt. Wiener Neustadt, das Friedrich häufig als Herrschaftssitz diente, war während seiner Auseinandersetzung mit Kaiser Friedrich II. sein Zufluchtsort, von wo aus er erfolgreich seine Herrschaft über das Herzogtum Österreich wiederherstellte.
Wien
- An Friedrich den Streitbaren erinnert eine Marmorstatue (1870) des Bildhauers Josef Gasser, die in der Feldherrenhalle des Heeresgeschichtlichen Museums der Stadt Wien aufgestellt ist.[15]
Friedrich der Streitbare in Legende und Sage
- Nach den Chronisten Jans der Enikel (13. Jahrhundert) und Veit Arnpeck ("Österreichische Chronik", 15. Jahrhundert) wird der Konflikt zwischen den Landständen beziehungsweise Städten des Herzogtums Österreich mit Herzog Friedrich mit erotischen Vergehen des Herzogs begründet. So soll er 1236 in Wien eine Tanzveranstaltung dazu missbraucht haben, seiner Leidenschaft für eine Frau mit Namen Brunhild (bei Arnpeck: "Die schöne Braunhild") nachzugehen, worauf ihn die Wiener mit Morddrohungen aus ihrer Stadt verjagten. Daraufhin wenden sich auch die übrigen Städte mit Ausnahme von Wiener Neustadt vom Herzog ab. In der Folge lässt Kaiser Friedrich II. das Herzogtum Österreich durch benachbarte Reichsfürsten verwüsten und, welche das Herzogtum und die Stadt Wien dem Burggrafen von Nürnberg unterstellen. Die Wiener laden Anfang des Folgejahres dann den Kaiser nach Wien ein und werden seine "Stadt".[7]
Friedrich der Streitbare in Belletristik und Literatur
- Franz Grillparzer: Friedrich der Streitbare, Ballade / Fragment digital (Grillparzer plante ein Drama, das er nicht verwirklichte)
- Caroline Pichler: Friedrich der Streitbare, Roman (1831), 4 Teile Teil 1-2 digital, Teil 3-4 digital
- Emil Scholl: Der letzte Herzog. Roman. Rikola Verlag, Wien / Leipzig / München, 1923
Literatur
- Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
- Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 vgl. Walter Kleindel: ‚Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Wien / Heidelberg: Ueberreuter 1978, Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
- ↑ vgl. Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 19
- ↑ vgl. Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 18
- ↑ vgl. Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 37
- ↑ Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens, 1955, S. 134
- ↑ vgl. Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 23ff. und S.37
- ↑ 7,0 7,1 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 27
- ↑ vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 28f.
- ↑ vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 29
- ↑ vgl. Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 37f.
- ↑ vgl. Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 37f.
- ↑ vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 25
- ↑ vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien, 1995, S. 28f. und Andrej Komac: Krain zwischen Kaiser, Fürsten und lokalen Gruppen von Ministerialen. (Beiträge zur politischen Geschichte Krains in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Landesherrschaft und -Adel). Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien, 2001, S. 36
- ↑ vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 30
- ↑ Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume. Kiesel Verlag, Salzburg, 1981, ISBN 3-7023-0113-5, S. 29
Anmerkungen
- ↑ In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
- ↑ Das Herzogtum Österreich entstand aus der Markgrafschaft Österreich, die ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehörte und 1156 von diesem gelöst und zum eigenständigen Herzogtum erhoben wurde. Sie umfasste damals nur das heutige Bundesland Wien und einige Teile des heutigen Bundeslandes Niederösterreich. Im Spätmittelalter vergrößerte sich das Herzogtum Österreich um Teile des heutigen Bundeslandes Oberösterreich. Erst 1417 kam die Stadt Steyr mit der gleichnamigen Herrschaft endgültig dazu. Im 15. Jahrhundert spaltete sich das damalige Herzogtum Österreich in zwei Teilherzogtümer auf: Österreich ob der Enns (heute im Wesentlichen: Oberösterreich) und Österreich unter der Enns (heute im Wesentlichen: Niederösterreich)
- ↑ Das Herzogtum Steier(mark) umfasste zu seiner Zeit im Wesentlichen die meisten Teile des heutige Bundesland Steiermark sowie die heute im Bundesland Oberösterreich gelegene Stadt und Herrschaft Steyr.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Friedrich II. (Österreich) behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |