Rudolf II. (HRR): Unterschied zwischen den Versionen

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Erzherzog Rudolf (V.) herrschte nach dem Tod seines Vaters 1576–1608 über die [[Herzogtum Österreich|Herzogtümer Österreich unter und Österreich ob der Enns]]<ref group="A">Die Herzogtümer zählten zu den [[Österreichische Lande|Österreichischen Landen]]. Die Herzogtümer [[Herzogtum Steier|Steier]], [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Herzogtum Krain|Krain]] ("Innerösterreich") und die [[Grafschaft Tirol]] unterstanden zwar ebenfalls dem Kaiser als Oberhaupt der Familie, wurden aber "de facto" von anderen Familienmitgliedern beherrscht beziehungsweise verwaltet.</ref>, 1575–1611 über die [[w:Königreich Böhmen|Länder der Böhmischen Krone]] und 1572–1608 über Teile des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreiches]]. 1576–1612 war er außerdem Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]].
Erzherzog Rudolf (V.) herrschte nach dem Tod seines Vaters 1576–1608 über die [[Herzogtum Österreich|Herzogtümer Österreich unter und Österreich ob der Enns]]<ref group="A">Die Herzogtümer zählten zu den [[Österreichische Lande|Österreichischen Landen]]. Die Herzogtümer [[Herzogtum Steier|Steier]], [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Herzogtum Krain|Krain]] ("Innerösterreich") und die [[Grafschaft Tirol]] unterstanden zwar ebenfalls dem Kaiser als Oberhaupt der Familie, wurden aber "de facto" von anderen Familienmitgliedern beherrscht beziehungsweise verwaltet.</ref>, 1575–1611 über die [[w:Königreich Böhmen|Länder der Böhmischen Krone]] und 1572–1608 über Teile des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreiches]]. 1576–1612 war er außerdem Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]].


Rudolf (II.) gehört zu jenen Habsburgern, die nicht nur über Teile des heutigen EU-Landes Österreich, sondern auch über Teile außerhalb des späteren EU-Landes herrscht und außerdem auch Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] waren. Wie die meisten der Habsburger, die auch Kaiser waren, wird und wurde er daher in der Forschung gewöhnlich auch von wissenschaftlichen Forschungsstätten, die zum heutigen EU-Land Österreich gehören, auf diese Position beschränkt.. Bei ihm kommt dazu, dass er Zeit seines Lebens kaum in Gebieten aufgehalten hat, die heute zum EU-Land Österreich gehören. Erzogen wurde er  am Hof des [[w:Königreich Spanien|spanischen Königs]], die meiste Zeit seines späteren Lebens verbrachte er [[w:Praha|Prag]].  
Rudolf II. wurde am Hof des [[w:Königreich Spanien|spanischen Königs]] erzogen, die meiste Zeit seines späteren Lebens verbrachte er [[w:Praha|Prag]]. Inwieweit ihn seine Zeit in Spanien geprägt hat, wird in der Forschung unterschiedlich beantwortet. In der Glaubensfrage, die in der Forschung neben den Türkenkriegen als der wesentliche Konflikt seiner Zeit gesehen wird, nahm er eine eher pragmatische Haltung ein, versuchte aber jene Länder zu rekatholisieren, über die er als Landesfürst beherrschte. Wenn es die politische Verhältnisse erforderten, war er allerdings als solcher zu religionspolitischen Zugeständnissen bereit. Die zunehmende konfessionelle Polarisierung und ein "Stagnieren" der Reichsinstanzen konnte und wollte er nicht verhindern. Rudolf, dessen geistige Gesundheit als prekär eingestuft wird, dürfte an einer stufenweise verlaufenden Schizophrenie mit rasch wechselnden extremen Stimmungslagen gelitten haben, die um 1600 voll ausgebrochen sein dürfte. In seinen letzten Lebensjahre verlor er im Rahmen des "großen Bruderzwistes" die Führung über den "österreichischen Zweig" seiner Familie an seinen jüngeren Bruder Matthias, dem er 1608 die Herrschaft über das ungarische Königreich und die Markgrafschaft Mähren<ref group="A">Die Markgrafschaft Mähren war damals das wichtigste Nebenland des böhmischen Königreiches.</ref> sowie die Herzogtümer Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns überlassen musste. 1611 verlor er auch das böhmische Königreich an diesen.<ref name ="Strohmeyer29">vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 29</ref>
 
Inwieweit ihn seine Zeit in Spanien geprägt hat, wird in der Forschung unterschiedlich beantwortet. In der Glaubensfrage, die in der Forschung neben den Türkenkriegen als der wesentliche Konflikt seiner Zeit gesehen wird, nahm er eine eher pragmatische Haltung ein, versuchte aber jene Länder zu rekatholisieren, über die er als Landesfürst beherrschte. Wenn es die politische Verhältnisse erforderten, war er allerdings als solcher zu religionspolitischen Zugeständnissen bereit. Die zunehmende konfessionelle Polarisierung und ein "Stagnieren" der Reichsinstanzen konnte und wollte er nicht verhindern. Rudolf, dessen geistige Gesundheit als prekär eingestuft wird, dürfte an einer stufenweise verlaufenden Schizophrenie mit rasch wechselnden extremen Stimmungslagen gelitten haben, die um 1600 voll ausgebrochen sein dürfte. In seinen letzten Lebensjahre verlor er im Rahmen des "großen Bruderzwistes" die Führung über den "österreichischen Zweig" seiner Familie an seinen jüngeren Bruder Matthias, dem er 1608 die Herrschaft über das ungarische Königreich und die Markgrafschaft Mähren<ref group="A">Die Markgrafschaft Mähren war damals das wichtigste Nebenland des böhmischen Königreiches.</ref> sowie die Herzogtümer Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns überlassen musste. 1611 verlor er auch das böhmische Königreich an diesen.<ref name ="Strohmeyer29">vgl. [[w:Arno Strohmeyer|Arno Strohmeyer]]: ''Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 29</ref>


== Forschungslage bzw. Forschungsprobleme ==
== Forschungslage bzw. Forschungsprobleme ==
In der Geschichtsschreibung wurde und wird Rudolf sehr konträr bewertet. Während er als Politiker und wegen seiner geistigen Verfassung sehr umstritten ist, galt er schon immer einer der größten Kunstmäzene seiner Epoche, zudem als hochgebildet und geistig vielseitig interessiert. Für seine Sammlungen (seine "Kunst- und Wunderkammer") war er im ganzen damaligen Europa berühmt. Rudolf gehört zu den wenigen Habsburgern, die in der tschechischen Historiographie seit jeher durchaus positiv gesehen werden.<ref name ="Strohmeyer29"/> Im heutigen EU-Land Österreich hat er jedoch kaum eigene Spuren hinterlassen.
Rudolf (II.) gehört zu jenen Habsburgern, die nicht nur über Teile des heutigen EU-Landes Österreich, sondern auch über Teile außerhalb des späteren EU-Landes herrscht und außerdem auch Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] waren. Wie die meisten der Habsburger, die auch Kaiser waren, wird und wurde er daher in der Forschung gewöhnlich auch von wissenschaftlichen Forschungsstätten, die zum heutigen EU-Land Österreich gehören, auf diese Position beschränkt. Bei ihm kommt dazu, dass er Zeit seines Lebens kaum in Gebieten aufgehalten hat, die heute zum EU-Land Österreich gehören. In der Geschichtsschreibung wurde und wird Rudolf sehr konträr bewertet. Während er als Politiker und wegen seiner geistigen Verfassung sehr umstritten ist, galt er schon immer einer der größten Kunstmäzene seiner Epoche, zudem als hochgebildet und geistig vielseitig interessiert. Für seine Sammlungen (seine "Kunst- und Wunderkammer") war er im ganzen damaligen Europa berühmt. Rudolf gehört zu den wenigen Habsburgern, die in der tschechischen Historiographie seit jeher durchaus positiv gesehen werden.<ref name ="Strohmeyer29"/> Im heutigen EU-Land Österreich hat er jedoch kaum eigene Spuren hinterlassen.


== Erinnerungsstätten an Kaiser Rudolf II. im heutigen Staat Österreich ==
== Erinnerungsstätten an Kaiser Rudolf II. im heutigen Staat Österreich ==

Version vom 28. Februar 2020, 16:37 Uhr

Die Büste von Kaiser Rudolf II. in der Kaiserallee der Gedenkstätte Heldenberg

Erzherzog Rudolf (V.) von Österreich (* 18. Juli 1552, in Wien; † 20. Jänner 1612, in Prag) aus dem Haus Österreich (Habsburg), besser bekannt als Kaiser Rudolf II.[A 1], herrschte seit 1576–1608 über Teile des heutigen EU-Landes Österreich. Die Ausübung der tatsächlichen Herrschaft überließ er "de facto" seinen Verwandten.

Herkunft und Familie

Erzherzog Rudolf (V.) von Österreich war ein Enkel von Kaiser Ferdinand I. und der älteste Sohn von Kaiser Maximilian II. aus dessen Ehe mit der Infantin Maria von Spanien († 1603)[A 2] Zu Rudolfs Brüdern gehörten der spätere Kaiser Matthias sowie die Erzherzöge Ernst (III.) und Maximilian (III.) von Österreich.

Herrschaften

Erzherzog Rudolf (V.) herrschte nach dem Tod seines Vaters 1576–1608 über die Herzogtümer Österreich unter und Österreich ob der Enns[A 3], 1575–1611 über die Länder der Böhmischen Krone und 1572–1608 über Teile des ungarischen Königreiches. 1576–1612 war er außerdem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Rudolf II. wurde am Hof des spanischen Königs erzogen, die meiste Zeit seines späteren Lebens verbrachte er Prag. Inwieweit ihn seine Zeit in Spanien geprägt hat, wird in der Forschung unterschiedlich beantwortet. In der Glaubensfrage, die in der Forschung neben den Türkenkriegen als der wesentliche Konflikt seiner Zeit gesehen wird, nahm er eine eher pragmatische Haltung ein, versuchte aber jene Länder zu rekatholisieren, über die er als Landesfürst beherrschte. Wenn es die politische Verhältnisse erforderten, war er allerdings als solcher zu religionspolitischen Zugeständnissen bereit. Die zunehmende konfessionelle Polarisierung und ein "Stagnieren" der Reichsinstanzen konnte und wollte er nicht verhindern. Rudolf, dessen geistige Gesundheit als prekär eingestuft wird, dürfte an einer stufenweise verlaufenden Schizophrenie mit rasch wechselnden extremen Stimmungslagen gelitten haben, die um 1600 voll ausgebrochen sein dürfte. In seinen letzten Lebensjahre verlor er im Rahmen des "großen Bruderzwistes" die Führung über den "österreichischen Zweig" seiner Familie an seinen jüngeren Bruder Matthias, dem er 1608 die Herrschaft über das ungarische Königreich und die Markgrafschaft Mähren[A 4] sowie die Herzogtümer Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns überlassen musste. 1611 verlor er auch das böhmische Königreich an diesen.[1]

Forschungslage bzw. Forschungsprobleme

Rudolf (II.) gehört zu jenen Habsburgern, die nicht nur über Teile des heutigen EU-Landes Österreich, sondern auch über Teile außerhalb des späteren EU-Landes herrscht und außerdem auch Kaiser des Heiligen Römischen Reichs waren. Wie die meisten der Habsburger, die auch Kaiser waren, wird und wurde er daher in der Forschung gewöhnlich auch von wissenschaftlichen Forschungsstätten, die zum heutigen EU-Land Österreich gehören, auf diese Position beschränkt. Bei ihm kommt dazu, dass er Zeit seines Lebens kaum in Gebieten aufgehalten hat, die heute zum EU-Land Österreich gehören. In der Geschichtsschreibung wurde und wird Rudolf sehr konträr bewertet. Während er als Politiker und wegen seiner geistigen Verfassung sehr umstritten ist, galt er schon immer einer der größten Kunstmäzene seiner Epoche, zudem als hochgebildet und geistig vielseitig interessiert. Für seine Sammlungen (seine "Kunst- und Wunderkammer") war er im ganzen damaligen Europa berühmt. Rudolf gehört zu den wenigen Habsburgern, die in der tschechischen Historiographie seit jeher durchaus positiv gesehen werden.[1] Im heutigen EU-Land Österreich hat er jedoch kaum eigene Spuren hinterlassen.

Erinnerungsstätten an Kaiser Rudolf II. im heutigen Staat Österreich

Niederösterreich

Oberösterreich

  • Linz: Unter seiner Herrschaft wurde das Linzer Schloss wesentlich umgebaut. Damals wurde auch das Rudolfstor geschaffen, das nicht ihm benannt ist.

Rudolf auf der Bühne

Literatur

  • Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 410-413[A 6]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Arno Strohmeyer: Die Habsburger Reiche 1555-1740: Herrschaft - Gesellschaft - Politik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2012. ISBN 978-3-534-18757-7. S. 29

Anmerkungen

  1. Bei der Zählung der Herrscher des Heiligen Römischen Reiches wird Rudolf gewöhnlich als Kaiser Rudolf II. gezählt, obwohl Rudolf I. nur römischer König und kein gekrönter Kaiser war.
  2. Marias Vater war Kaiser Karl V., der ältere Bruder von Maximilians Vater. Beide waren somit Cousin und Cousine ersten Grades.
  3. Die Herzogtümer zählten zu den Österreichischen Landen. Die Herzogtümer Steier, Kärnten und Krain ("Innerösterreich") und die Grafschaft Tirol unterstanden zwar ebenfalls dem Kaiser als Oberhaupt der Familie, wurden aber "de facto" von anderen Familienmitgliedern beherrscht beziehungsweise verwaltet.
  4. Die Markgrafschaft Mähren war damals das wichtigste Nebenland des böhmischen Königreiches.
  5. Das Drama stammt aus dem Nachlass des im Jahr 1872 verstorbenen Dichters und wurde bereits vor 1848 geschrieben.
  6. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
VorgängerAmtNachfolger
Maximilian (II.)Herrscher über die Österreichischen Lande
1576–1608
Matthias (I.)
VorgängerAmtNachfolger
Maximilian II.Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
1576–1612
Matthias
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