Stadtschutzwache: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Wache wurde auf Initiative von Staatssekretär [[w:Heinrich Mataja|Heinrich Mataja]] im Einvernehmen mit dem Polizeipräsidenten eingerichtet und sollte Diebstähle, Einbrüche und Raubüberfälle verringern. Die instabilen Sicherheitszustände nach der Auflösung der Armee wurden verstärkt durch die Lebensmittelknappheit und die zahlreichen Flüchtlinge, die die Stadt zogen. Das politische Ziel war es ein [[w:Christlichsoziale Partei (Österreich)|christlichsoziales]] Gegengewicht zur [[w:Sozialdemokratische Partei Österreichs#1918–1920: Sozialdemokratie an der Regierung|sozialdemokratisch]] dominierten [[w:Volkswehr#Die Deutschösterreichische Volkswehr 1918–1920|Volkswehr]] zu errichten. | Die Wache wurde auf Initiative von Staatssekretär [[w:Heinrich Mataja|Heinrich Mataja]]<ref>{{WiWi|Heinrich_Mataja||Heinrich Mataja}}</ref> im Einvernehmen mit dem Polizeipräsidenten eingerichtet und sollte Diebstähle, Einbrüche und Raubüberfälle verringern. Die instabilen Sicherheitszustände nach der Auflösung der Armee wurden verstärkt durch die Lebensmittelknappheit und die zahlreichen Flüchtlinge, die in die Stadt zogen. Das politische Ziel war es ein [[w:Christlichsoziale Partei (Österreich)|christlichsoziales]] Gegengewicht zur [[w:Sozialdemokratische Partei Österreichs#1918–1920: Sozialdemokratie an der Regierung|sozialdemokratisch]] dominierten [[w:Volkswehr#Die Deutschösterreichische Volkswehr 1918–1920|Volkswehr]] zu errichten. | ||
Obwohl die Stadtschutzwache eine Gemeindeeinrichtung war, war sie dem Polizeipräsidenten unterstellt. Die Männer trugen Felduniformen mit einer rot-weiß-roten [[w:Armbinde|Armbinde]] mit der Aufschrift ''Stadtschutz'' oder ''Städtische Schutzwache'' und waren mit Gewehren bewaffnet. Die Aufgabe war öffentliche Gebäude, Lebensmittellager und -transporte, sowie Bahn-und Industrieanlagen zu bewachen und schützen. Im Zuge ihres Ordnungsdienstes mussten sie auch die Tansporte der russischen Kriegsgefangenen organisieren. | Obwohl die Stadtschutzwache eine Gemeindeeinrichtung war, war sie dem Polizeipräsidenten unterstellt. Die Männer trugen Felduniformen mit einer rot-weiß-roten [[w:Armbinde|Armbinde]] mit der Aufschrift ''Stadtschutz'' oder ''Städtische Schutzwache'' und waren mit Gewehren bewaffnet. Die Aufgabe war öffentliche Gebäude, Lebensmittellager und -transporte, sowie Bahn-und Industrieanlagen zu bewachen und schützen. Im Zuge ihres Ordnungsdienstes mussten sie auch die Tansporte der russischen Kriegsgefangenen gemeinsam mit der [[Bahngendarmerie]] organisieren.<ref>[https://www.ipa.at/ipaplus/polgendmonarch.htm Die Entwicklung der POLIZEI und GENDARMERIE nach dem Zusammenbruch der Monarchie] abgerufen am 24. Mai 2020</ref> | ||
Innerhalb der Stadtschutzwache gab es auch eine jüdische Gruppe. Sie sollte die jüdische Bewohner vor Übergriffen schützen. Diese aus anfangs 3.000 Mann bestehende Gruppe wurde von [[w:Siegfried Bernfeld|Siegfried Bernfeld]] geleitet und gegen anfänglichen Widerstand | Innerhalb der Stadtschutzwache gab es auch eine jüdische Gruppe. Sie sollte die jüdische Bewohner vor Übergriffen schützen. Diese aus anfangs 3.000 Mann bestehende Gruppe wurde von [[w:Siegfried Bernfeld|Siegfried Bernfeld]] und [[w:Isidor Schalit|Isidor Schalit]] geleitet und gegen anfänglichen Widerstand aber mit dem Polizeipräsidenten [[w:Johann Schober|Schober]] eingegliedert. Die Gruppe reduzierte sich aber rasch auf etwa 300 Mann.<ref>Dieter Hecht: ''Die Jüdischnationale Partei'' in ''Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte'' Ausgabe 7/2009 S.112 ([https://books.google.at/books?id=Wjr2hVcWKX8C&pg=PA112&lpg=PA112&dq=stadtschutzwache+wien&source=bl&ots=0shIv0dMmc&sig=ACfU3U0SSK47-hpm7DuPPZ_5tL23jBaSJw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiEiPrbmczpAhUK2aYKHdXoDT4Q6AEwBHoECAgQAQ#v=onepage&q=stadtschutzwache%20wien&f=false Online])</ref> | ||
Einen opferreichen Einsatz hatte die ''republikanische'' Stadtschutzwache während eines Umsturzversuches der [[w:Kommunistische Partei Österreichs|Kommunisten]] am 15. Juni 1919, wo sie einen Befreiungsversuch der verhafteten Putschisten aus der [[w:Rossauer Kaserne|Rossauer Kaserne]] vereitelten. Durch Schüsse in die versammelten Demonstranten in der Hörlgasse fanden 20 Personen den Tod, 80 Personen wurden verletzt.<ref>{{WiWi|Alsergrund#Zwischenkriegszeit,_NS-Diktatur,_Zweiter_Weltkrieg||Alsergrund}}</ref> | Einen opferreichen Einsatz hatte die ''republikanische'' Stadtschutzwache während eines Umsturzversuches der [[w:Kommunistische Partei Österreichs|Kommunisten]] am 15. Juni 1919, wo sie einen Befreiungsversuch der verhafteten Putschisten aus der [[w:Rossauer Kaserne|Rossauer Kaserne]] vereitelten. Durch Schüsse in die versammelten Demonstranten in der Hörlgasse fanden 20 Personen den Tod, 80 Personen wurden verletzt.<ref>{{WiWi|Alsergrund#Zwischenkriegszeit,_NS-Diktatur,_Zweiter_Weltkrieg||Alsergrund}}</ref> | ||
Waren im Jahr 1924 noch 924 Mitglieder in der Wache, wurde der Mannschaftsstand durch die Verbesserung in der Sicherheit laufend reduziert. so waren es 1926 noch 580. Mit 1. März 1926 wurde die Stadtschutzwache aufgelöst. Nur elf Mitglieder wechselten in die [[w:Bundessicherheitswachekorps#Erste Republik|Wiener Sicherheitswache]], die anderen pensioniert. | Waren im Jahr 1924 noch 924 Mitglieder in der Wache, wurde der Mannschaftsstand durch die Verbesserung in der Sicherheit laufend reduziert. so waren es 1926 noch 580. Mit 1. März 1926 wurde die Stadtschutzwache aufgelöst. Nur elf Mitglieder wechselten in die [[w:Bundessicherheitswachekorps#Erste Republik|Wiener Sicherheitswache]], die anderen wurden pensioniert. | ||
Für einen im Dienst erschossenen Wachmann findet man ein Gedenkkreuz in der Lobau. Der junge Wachmann [[Heinrich Deml]] wurde im Jahr 1920 beim Perlustrieren einer Diebsbande erschossen. | Für einen im Dienst erschossenen Wachmann findet man ein Gedenkkreuz in der Lobau. Der junge Wachmann [[Heinrich Deml]] wurde im Jahr 1920 beim Perlustrieren einer Diebsbande erschossen. |
Aktuelle Version vom 24. Mai 2020, 17:10 Uhr
Die Stadtschutzwache war ein Wachorgan der Stadt Wien und wurde nach Kriegsende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Monarchie im November 1918 gegründet.
Die Wache wurde auf Initiative von Staatssekretär Heinrich Mataja[1] im Einvernehmen mit dem Polizeipräsidenten eingerichtet und sollte Diebstähle, Einbrüche und Raubüberfälle verringern. Die instabilen Sicherheitszustände nach der Auflösung der Armee wurden verstärkt durch die Lebensmittelknappheit und die zahlreichen Flüchtlinge, die in die Stadt zogen. Das politische Ziel war es ein christlichsoziales Gegengewicht zur sozialdemokratisch dominierten Volkswehr zu errichten.
Obwohl die Stadtschutzwache eine Gemeindeeinrichtung war, war sie dem Polizeipräsidenten unterstellt. Die Männer trugen Felduniformen mit einer rot-weiß-roten Armbinde mit der Aufschrift Stadtschutz oder Städtische Schutzwache und waren mit Gewehren bewaffnet. Die Aufgabe war öffentliche Gebäude, Lebensmittellager und -transporte, sowie Bahn-und Industrieanlagen zu bewachen und schützen. Im Zuge ihres Ordnungsdienstes mussten sie auch die Tansporte der russischen Kriegsgefangenen gemeinsam mit der Bahngendarmerie organisieren.[2]
Innerhalb der Stadtschutzwache gab es auch eine jüdische Gruppe. Sie sollte die jüdische Bewohner vor Übergriffen schützen. Diese aus anfangs 3.000 Mann bestehende Gruppe wurde von Siegfried Bernfeld und Isidor Schalit geleitet und gegen anfänglichen Widerstand aber mit dem Polizeipräsidenten Schober eingegliedert. Die Gruppe reduzierte sich aber rasch auf etwa 300 Mann.[3]
Einen opferreichen Einsatz hatte die republikanische Stadtschutzwache während eines Umsturzversuches der Kommunisten am 15. Juni 1919, wo sie einen Befreiungsversuch der verhafteten Putschisten aus der Rossauer Kaserne vereitelten. Durch Schüsse in die versammelten Demonstranten in der Hörlgasse fanden 20 Personen den Tod, 80 Personen wurden verletzt.[4]
Waren im Jahr 1924 noch 924 Mitglieder in der Wache, wurde der Mannschaftsstand durch die Verbesserung in der Sicherheit laufend reduziert. so waren es 1926 noch 580. Mit 1. März 1926 wurde die Stadtschutzwache aufgelöst. Nur elf Mitglieder wechselten in die Wiener Sicherheitswache, die anderen wurden pensioniert.
Für einen im Dienst erschossenen Wachmann findet man ein Gedenkkreuz in der Lobau. Der junge Wachmann Heinrich Deml wurde im Jahr 1920 beim Perlustrieren einer Diebsbande erschossen.
Literatur
- Werner Sabitzer: Die Wiener „Stadtschutzwache“ in Öffentliche Sicherheit Ausgabe 5-6/18 (Online - PDF)
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich Mataja im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Die Entwicklung der POLIZEI und GENDARMERIE nach dem Zusammenbruch der Monarchie abgerufen am 24. Mai 2020
- ↑ Dieter Hecht: Die Jüdischnationale Partei in Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte Ausgabe 7/2009 S.112 (Online)
- ↑ Alsergrund im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien