Theodora II. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen
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In politischer Hinsicht brachte ihre Ehe mit Herzog Leopold "''dem Glorreichen''" nicht besonders viel, nachdem bereits 1204 ihre Familie bei der Eroberung des byzaninischen Reiches durch die Teilnehmer des sogenannten [[w:Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzugs]] getötet wurde. Nach zeitgenössischen Berichten war die Hochzeit aber eine besonders glanz- und prachtvolle Veranstaltung. Theodora scheint sich zudem in die Verhältnisse ihrer neuen Heimat gut integriert zu haben. Nach den zahlreichen Urkunden, welche Theodora als Herzogin ausstellen ließ, dürfte sie eine tatkräftige und politisch aktive Persönlichkeit gewesen sein. Während der häufigen Abwesenheiten ihres Ehemannes war sie politisch und organisatorisch für dessen Vertretung zuständig.<ref name ="Neukam230"/> Die Herrschaft von Leopold "''dem Glorreichen''" gilt zudem im Wesentlichen als eine recht gute Zeit, woran sie sicher mitbeteiligt war. | In politischer Hinsicht brachte ihre Ehe mit Herzog Leopold "''dem Glorreichen''" nicht besonders viel, nachdem bereits 1204 ihre Familie bei der Eroberung des byzaninischen Reiches durch die Teilnehmer des sogenannten [[w:Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzugs]] getötet wurde. Nach zeitgenössischen Berichten war die Hochzeit aber eine besonders glanz- und prachtvolle Veranstaltung. Theodora scheint sich zudem in die Verhältnisse ihrer neuen Heimat gut integriert zu haben. Nach den zahlreichen Urkunden, welche Theodora als Herzogin ausstellen ließ, dürfte sie eine tatkräftige und politisch aktive Persönlichkeit gewesen sein. Während der häufigen Abwesenheiten ihres Ehemannes war sie politisch und organisatorisch für dessen Vertretung zuständig.<ref name ="Neukam230"/> Die Herrschaft von Leopold "''dem Glorreichen''" gilt zudem im Wesentlichen als eine recht gute Zeit, woran sie sicher mitbeteiligt war. | ||
Mit ihren Söhnen scheint Theodora von Babenberg allerdings ziemliches Pech gehabt zu haben. Der älteste Sohn Leopold († 1216) starb als Kind bei einem Unfall.<ref name ="Neukam230"/> Ein weiterer Sohn, [[w:Heinrich der Grausame von Österreich|Heinrich]] († um 1227), dem eine spätere Generation den wenig schmeichelhaften Beinamen "der Grausame" gab, rebellierte gegen seine Eltern, ehe er ebenfalls noch sehr jung starb. Seine Mutter verjagte er während seines Aufstandes von der [[Burgruine Hainburg|Haimburg]], wo sie zu dieser Zeit häufig ihren Sitz hatte.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 230f.</ref> Ihr jüngster Sohn, Herzog Friedrich (II.) "''der Streitbare''" soll ihr nach dem Tod ihres Ehemannes sogar Verstümmelungen angedroht und nach dem Leben getrachtet haben, dass sie schließlich keinen anderen Ausweg mehr hatte, als am Hof des [[w:Friedrich II. (HRR)|Kaisers]] Klage gegen ihn zu erheben.<ref group="A">Zumindest im Fall mit Friedrich dem Streitbaren ist allerdings verdächtig, dass sämtliche Informationen im Zusammenhang mit dem Machtkampf zwischen Herzog Friedrich dem Streitbaren und Kaiser Friedrich II. auftauchen. Es wäre also noch zu überprüfen, ob es sich dabei, zumindest teilweise, nicht doch um Propaganda handeln könnte, zudem sich durchaus Widersprüchliches findet.</ref>. Die neuere Forschung lastet ihr indirekt den "Untergang" der Babenberger an, da sie ihr unterstellt, dass sie ihren Söhnen gewisse "Mängel" der Angeloi (innerfamiliäres Konkurrenzdenken, mangelndes politisches Gespür, Gewissenlosigkeit, Gewaltbereitschaft) vererbt haben soll.<ref name ="Neukam231"/><ref group="A">Anzumerken ist allerdings, dass problematische Familienstrukturen im 13. Jahrhundert auch bei anderen Adelsfamilien im Reich zu finden sind. Familienkonflikte mit "schwierigen" Söhnen sind zudem über das ganzen Mittelalter verteilt.</ref> | Mit ihren Söhnen scheint Theodora von Babenberg allerdings ziemliches Pech gehabt zu haben. Der älteste Sohn Leopold († 1216) starb als Kind bei einem Unfall.<ref name ="Neukam230"/> Ein weiterer Sohn, [[w:Heinrich der Grausame von Österreich|Heinrich]] († um 1227), dem eine spätere Generation den wenig schmeichelhaften Beinamen "der Grausame" gab, rebellierte gegen seine Eltern, ehe er ebenfalls noch sehr jung starb. Seine Mutter verjagte er während seines Aufstandes von der [[Burgruine Hainburg|Haimburg]], wo sie zu dieser Zeit häufig ihren Sitz hatte.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 230f.</ref> Ihr jüngster Sohn, Herzog Friedrich (II.) "''der Streitbare''" soll ihr nach dem Tod ihres Ehemannes sogar Verstümmelungen angedroht und nach dem Leben getrachtet haben, dass sie zunächst an den Hof des mit ihm verfeindeten böhmischen Königs flüchten musste und schließlich keinen anderen Ausweg mehr hatte, als am Hof des [[w:Friedrich II. (HRR)|Kaisers]] Klage gegen ihn zu erheben.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. S. 176 und S. 231</ref><ref group="A">Zumindest im Fall mit Friedrich dem Streitbaren ist allerdings verdächtig, dass sämtliche Informationen im Zusammenhang mit dem Machtkampf zwischen Herzog Friedrich dem Streitbaren und Kaiser Friedrich II. auftauchen. Es wäre also noch zu überprüfen, ob es sich dabei, zumindest teilweise, nicht doch um Propaganda handeln könnte, zudem sich durchaus Widersprüchliches findet.</ref>. Die neuere Forschung lastet ihr indirekt den "Untergang" der Babenberger an, da sie ihr unterstellt, dass sie ihren Söhnen gewisse "Mängel" der Angeloi (innerfamiliäres Konkurrenzdenken, mangelndes politisches Gespür, Gewissenlosigkeit, Gewaltbereitschaft) vererbt haben soll.<ref name ="Neukam231"/><ref group="A">Anzumerken ist allerdings, dass problematische Familienstrukturen im 13. Jahrhundert auch bei anderen Adelsfamilien im Reich zu finden sind. Familienkonflikte mit "schwierigen" Söhnen sind zudem über das ganzen Mittelalter verteilt.</ref> | ||
== Erinnerungsstätten an Thedoroa (II.) von Babenberg im heutigen Österreich == | == Erinnerungsstätten an Thedoroa (II.) von Babenberg im heutigen Österreich == |
Version vom 10. September 2020, 22:03 Uhr
Theodora (II.) von Babenberg[A 1] (* im 12. Jahrhundert, um 1188; † 23. Juni 1246)[1] beziehungsweise Herzogin Theodora von Österreich, auch Theodora Angela oder Theodora von Byzanz, war die Ehefrau von Herzog Leopold (VI.) von Österreich ("Leopold dem Glorreichen"), der über Gebiete der heutigen Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark herrschte.
Herkunft und Familie
Theodora (II.) von Babenberg war eine byzantinische Prinzessin aus der Kaiserfamilie der Angeloi. Ihre genaue Herkunft ist jedoch bisher nicht eindeutig geklärt. Nach der aktuellen Forschung gilt sie als eine Enkelin des byzantinischen Kaisers Alexios (III.). Ihre Mutter soll eine seiner Töchter, Anna Angela, gewesen sein, ihr Vater deren erster Ehemann: der Sebastokrator Isaak Komnenos.[2]
Schon als Kind wurde sie aus politischen Gründen zweimal verheiratet oder verlobt, zunächst mit einem Ivanko († um 1200), einem Verbündeten des bulgarischen Zaren, der zu dieser Zeit gegen Byzanz Krieg führte. Nach dessen Hinrichtung wurde sie bald darauf mit Dobromir Chrysos († nach / um 1203), einem Anführer der Walachen und Bulgaren verheiratet oder verlobt.[3] Kinder aus einer dieser beiden Verbindungen sind nicht belegt. Sie heiratete dann am 4. November 1203[A 2] Herzog Leopold (VI.) "den Glorreichen". Aus dieser Ehe sind sieben Kinder belegt, darunter Herzog Friedrich (II.) "der Streitbare", der seinem Vater in den Herzogtümern Österreich und Steier nachfolgte und mit dem die Familie in "männlicher" Linie ausstarb.[4]
Leben
In politischer Hinsicht brachte ihre Ehe mit Herzog Leopold "dem Glorreichen" nicht besonders viel, nachdem bereits 1204 ihre Familie bei der Eroberung des byzaninischen Reiches durch die Teilnehmer des sogenannten Vierten Kreuzzugs getötet wurde. Nach zeitgenössischen Berichten war die Hochzeit aber eine besonders glanz- und prachtvolle Veranstaltung. Theodora scheint sich zudem in die Verhältnisse ihrer neuen Heimat gut integriert zu haben. Nach den zahlreichen Urkunden, welche Theodora als Herzogin ausstellen ließ, dürfte sie eine tatkräftige und politisch aktive Persönlichkeit gewesen sein. Während der häufigen Abwesenheiten ihres Ehemannes war sie politisch und organisatorisch für dessen Vertretung zuständig.[4] Die Herrschaft von Leopold "dem Glorreichen" gilt zudem im Wesentlichen als eine recht gute Zeit, woran sie sicher mitbeteiligt war.
Mit ihren Söhnen scheint Theodora von Babenberg allerdings ziemliches Pech gehabt zu haben. Der älteste Sohn Leopold († 1216) starb als Kind bei einem Unfall.[4] Ein weiterer Sohn, Heinrich († um 1227), dem eine spätere Generation den wenig schmeichelhaften Beinamen "der Grausame" gab, rebellierte gegen seine Eltern, ehe er ebenfalls noch sehr jung starb. Seine Mutter verjagte er während seines Aufstandes von der Haimburg, wo sie zu dieser Zeit häufig ihren Sitz hatte.[5] Ihr jüngster Sohn, Herzog Friedrich (II.) "der Streitbare" soll ihr nach dem Tod ihres Ehemannes sogar Verstümmelungen angedroht und nach dem Leben getrachtet haben, dass sie zunächst an den Hof des mit ihm verfeindeten böhmischen Königs flüchten musste und schließlich keinen anderen Ausweg mehr hatte, als am Hof des Kaisers Klage gegen ihn zu erheben.[6][A 3]. Die neuere Forschung lastet ihr indirekt den "Untergang" der Babenberger an, da sie ihr unterstellt, dass sie ihren Söhnen gewisse "Mängel" der Angeloi (innerfamiliäres Konkurrenzdenken, mangelndes politisches Gespür, Gewissenlosigkeit, Gewaltbereitschaft) vererbt haben soll.[1][A 4]
Erinnerungsstätten an Thedoroa (II.) von Babenberg im heutigen Österreich
Niederösterreich
- Klosterneuburg: Theodora von Babenberg ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt.
- Lilienfeld: Nach dem Tod ihres Ehemannes zog sich Theodora von Babenberg zunächst in das von ihm gegründete Zisterzienserstift Lilienfeld zurück, was dem dortigen Abt eine Rüge des Generalkapitels des Ordens einbrachte. Es scheint, dass dahinter ihr Sohn Friedrich steckte, der sie so mit Hilfe des Generalkapitels von dort zu vertreiben versuchte. Wenig später verlegte sie ihren Witwensitz auf die Burg auf dem Kahlenberg.[7]
Wien
- Wien 19: Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Theodora von Babenberg in der nicht erhaltenen gebliebenen Burg am Kahlenberg[A 5], wo sie ihren Witwensitz hatte.[1]
Theodora (II.) in Legende und Sage
Nach der Überlieferung eines Chronisten soll Theodora den Tod ihres letzten Sohnes übermäßig betrauert haben und acht Tage danach am Schmerz darüber verstorben sein.[8] Das steht allerdings im Widerspruch zu den Verfolgungen und Drohungen, die sie sogar nötigen, beim Kaiser um Hilfe zu bitten.
Literatur
- Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
- Andreas Rhoby: Wer war die "zweite" Theodora von Österreich? Analyse des Quellenproblems. In: Wolfram Hörandner - Johannes Koder - Maria A. Stassinopoulou (Hrsg.): Wiener Byzantinistik und Neogräzistik. Beiträge zum Symposion "Vierzig Jahre Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien im Gedenken an Herbert Hunger". Wien 4.-7. Dezember 2002 (= Byzantina et Neograeca Vindobonensia. Bd. 24). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2004. S. 387-396 digital
Weblinks
Theodora Angelina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 231
- ↑ vgl. Andreas Rhoby: Wer war die "zweite" Theodora von Österreich?, 2004, S. 387-396
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 16
- ↑ 4,0 4,1 4,2 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 230
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 230f.
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. S. 176 und S. 231
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 175
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 65
Anmerkungen
- ↑ Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.
- ↑ Nach Neukam ist der genaue Hochzeitstag nicht überliefert, er lässt sich jedoch anhand der Reiserechnungen von Bischof Wolfger von Passau, der die Heiratszeremonie durchführte, eruieren. Vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 87
- ↑ Zumindest im Fall mit Friedrich dem Streitbaren ist allerdings verdächtig, dass sämtliche Informationen im Zusammenhang mit dem Machtkampf zwischen Herzog Friedrich dem Streitbaren und Kaiser Friedrich II. auftauchen. Es wäre also noch zu überprüfen, ob es sich dabei, zumindest teilweise, nicht doch um Propaganda handeln könnte, zudem sich durchaus Widersprüchliches findet.
- ↑ Anzumerken ist allerdings, dass problematische Familienstrukturen im 13. Jahrhundert auch bei anderen Adelsfamilien im Reich zu finden sind. Familienkonflikte mit "schwierigen" Söhnen sind zudem über das ganzen Mittelalter verteilt.
- ↑ Die Burg befand sich auf dem heutigen Leopoldsberg, der bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" (1683) den Namen Kahlenberg hatte. Der heutige Kahlenberg hieß bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" Schweineberg.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Theodora Angela (Byzanz) behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |