Ortolf von Breiteneich: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Oktober 2020, 16:32 Uhr

Ortolf von Breiteneich (* im 13. Jahrhundert; † im 14. Jahrhundert, nach 1325), auch Ortolf von Maissau, ist 1305 als Richter der Stadt Maissau belegt. Um 1312 / 1318 war er Richter der Stadt Horn.

Herkunft und Familie

Ortolf von Breiteneich ursprüngliche Herkunft ist unklar. Es dürfte mehrere Personen mit diesem Namen gegeben haben. Während ein im 12. Jahrhundert einige Male genannter Ortolf von Breiteneich dem Ritterstand angehörte, sind seit 1297 zwei gleichnamige Brüder belegt, die nur Knappen gewesen sein dürften.[1] Einer dieser beiden Brüdern war später Richter von Maissau und dürfte sich in der Folge nach Maissau benannt haben. Er dürfte der Vater eines gleichnamigen Sohnes gewesen sein, der im Nekrolog von Stift Lilienfeld namentlich überliefert ist.[2] Belegt ist für den Richter Ortolf von Horn ein ein weiterer Bruder, Pilgrim von Breiteneich.[3]

Eine Urkunde des Stiftes Göttweig aus dem Jahr 1287 enthält einen Hinweis auf eine mögliche Verwandtschaft der Breieneicher mit den Rittern von Stockern. Da diese Familie wiederum das gleiche Siegel wie die Gruber beziehungsweise Kruger verwendeten und ein Ortolf von Breiteneich als Richter von Horn die Nachfolge von Engelbert von Krug antrat, könnte die Breiteneicher auch Verwandter der Gruber gewesen sein.[4]

Mitglieder der Familie von Breiteneich sind im 14. Jahrhundert mehrmals im Umfeld der Maissauer bezeugt. 1345 verkauften ein Ortolf von Breiteneich und seine Brüder Nycia(sic!), Herwort, Wernhart, Ulrich, Georg und Oswald ihren Anteil an dem Zehent zu Zaingrub, Mörtersdorf und Nondorf[A 1] an Stephan, den Schaffer von Gars. Dieser Zehent war ein Lehen der Maissauer.[5]

Leben

Ortolf von Breiteneich ist erstmals 1272 als Zeuge anlässlich einer Auseinandersetzung zwischen Herbord von Steindorf und den Bürgern von Horn urkundlich genannt, gemeinsam mit dem Ritter Konrad von Feinfeld, den Rittern Herbord, Konrad und Ulrich von Mold sowie mit dem Ritter Heinrich von Bach. Vier Jahre später findet er sich als Zeuge in einer Urkunde von Stephan (I.) von Maissau, in der es um die Beilegung eines Konfliktes zwischen dem Stiftes Altenburg und den Knappen des Maissauers, Chaloch von Eissendorf und Ortlin von Taurais, geht. Bemerkenswert ist, dass Ortolf von Breiteneich in dieser Urkunde gleich an zweiter Stelle nach einem Hermann von Maissau gereiht ist. Erst nach ihm sind die Brüder von Mold angeführt.[6] 1281 bezeugt Ortolf von Breiteneich den Verkauf eines halben Lehens in Zellerndorf durch Heinrich von Plank, der auf Rat von Stephan von Maissau seine Mühle in Plank als Sicherstellung festsetzte. Stephan von Maissau, der die Urkunde siegelte, war als Vogt des Stiftes Altenburg an diesem Verkauf beteiligt. Ortolf findet sich in dieser Urkunde im Umfeld der Ritter Ditmar von Hadmarsdorf, Ulrich dem Merz von Kotzendorf sowie Otto und Heinrich, den Griechen von Freischlarn.[7] 1292 bezeugt Ortolf von Breiteneich den Hofverkauf eines Ulrich von Trebing an das Stift St. Bernhard. In dieser Urkunde ist er hinter dem Ministerialen[A 2] von Ronnberg genannt und wird nicht mehr eindeutig als Ritter deklariert. Alle weiteren Nennungen eines Ortolf von Breiteneich beziehen sich dann auf einen Knappen mit diesem Namen aus der Gefolgschaft der Maissauer. Auffallend ist, dass sich diese Standesänderung auch bei anderen Personen beobachten lässt, die zuvor als ritterständig nachgewiesenen sind, so zum Beispiel bei den Merzen von Kotzendorf und den Rittern von Mold. Als Erklärung würde sich somit ein Generationswechsel anbieten, durch den die Zeugennennungen der Ritter zugunsten der Knappen zurückgingen. Andere zuvor als Ritter genannte Personen wie die Herren von Bach werden zu dieser Zeit nicht mehr genannt. Erst ab 1316 finden sich wieder Ritternennungen in den Familien der Breiteneicher, Kotzendorfer und Molder.[8] In den 1320er-Jahren geht dann die namentliche Nennung der Zeugen in den Urkunden zugunsten der Mitsiegler stark zurück. Während die Siegler nun meistens Ministeriale sind, werden Zeugennennungen jetzt häufig mit der Formel "und ander erber leut genueg" zusammengefasst.[9]

Ein Ortolf von Breiteneich findet sich 1297 auf dem Landestaiding[A 3] in Korneuburg unter den Knappen. Zwei Jahre später ist auch ein gleichnamiger Bruder dieses Ortolf von Breiteneich in zwei Urkunden des Stiftes Altenburg belegt, die beide die Burggrafen von Gars siegelten.[10] Der Ältere der beiden Ortolfe von Breiteneich bürgte 1300 gemeinsam mit Hugo und Konrad von Mold anlässlich eines Getreidekaufes für Heinrich von Wildberg, der Jüngere ist in dieser Urkunde als Zeuge genannt.[11] 1305 sind beide Ortolfe zusammen mit Hugo von Mold und vor Almar von Speissendorf als Zeugen genannt, als Gertrud von Mühlfeld dem Stift Altenburg einen Hof in Fuglau verkauft.[12]

1305 siegelte einer der beiden Ortolfe von Breiteneich als Gefolgsmann von Stephan von Maissau eine Urkunde, die Seifrid(sic!) von Plank ausgestellt hatte. In dieser Urkunde ist dieser Ortolf erstmals als (Hof-)Richter von Maissau genannt. Zuvor hatte diese Funktion für viele Jahre der Ritter Hermann von Maissau ausgeübt. In der ersten Urkunde, welche die Bürger von Horn im Jahr 1312 ausstellten, wird dann ein Ortolf von Breiteneich ("Artolf von praitenaych") als Richter von Horn genannt. Dass es sich dabei um jenen Ortolf handelt, der zuvor Richter von Maissau war beziehungsweise über diese Position zum Richter von Horn aufstieg, ist naheliegend, zudem dieser Richter von Horn 1313 in einer weiteren Urkunde als Zeuge wieder im Gefolge der Maissauer aufscheint, gemeinsam mit Hugo von Mold, dessen Sohn Herbord und dem Burggrafen Almar von Fuchsberg.[13] Heinrich der Zolner, Ulrich der Mauter, Ortolf der Fleishaker, Friedrich der Fleishaker und Heinrich der Arme, sind in der Urkunde von 1312 als einflussreiche Bürger der Stadt Horn aufgelistet, gemeinsam mit dem Richter Ortolf von Horn finden sie sich in einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1318, als die Brüder Tomas(sic!), Konrad und Dytel von Ochsenbach ein Burgrecht in Horn das Kloster St. Bernhard verkaufen. Diese Urkunde siegelte wiederum Ulrich (I.) von Maissau.[14] Im März 1320 bezeugt Ortolf als Richter von Horn, zusammen mit seinem Bruder, Engelbert von Krug, Almar von Speissendorf und anderen Personen einen Vergleich der Äbtissin des Klosters St. Bernhard mit dem Pfarrer von Strögen (heute Teil von St. Bernhard-Frauenhofen). 1322 bezeugte Ortolf, wieder als Richter von Horn, und diesmal mit seinen Brüdern Ortolf und Pilgrim den Verkauf einer Gülte zu Niederschleinz durch Friedrich von Dürnbach und Herbort von Mold an Agnes von Gars. Die drei Brüder sind außerdem 1325 Zeugen einer Vereinbarung zwischen dem Probst des Klosters St. Nikola in Passau mit dem Stift Altenburg, in der es um die vorübergehende Übergabe eines Zehentes in Fuglau (heute Teil der Gemeinde Altenburg geht.[3]

Literatur

  • Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990

Einzelnachweise

  1. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 121f.
  2. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 114, Fußnote 243
  3. 3,0 3,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 116
  4. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 114, Fußnote 244
  5. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 117
  6. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 110
  7. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 110f.
  8. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 111, mit Fußnote 228
  9. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 112
  10. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 113
  11. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 113f.
  12. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 114
  13. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 114f.
  14. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 115

Anmerkungen

  1. Zaingrub und Mörtersdorf sind heute Teile der Gemeinde Rosenburg-Mold. Nondorf findet sich im Waldviertel als Name für mehrere Siedlungen, sodass eine konkrete Lokalisierung nicht möglich ist.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Taiding oder Landestaiding findet sich im Mittelalter als Bezeichnung für Thing in den Gebieten des heutigen Österreich. Mit Thing wurden damals Volksversammlungen und Gerichts­versammlungen bezeichnet, die regelmäßigen an einem bestimmten Ort abgehalten wurden. Sie dienten vor allem der Erhaltung des Rechtsfriedens, wobei besonders die Stellung der Grundherrschaft als ordnende Obrigkeit in ihrem Herrschaftsbereichen gestärkt wurde. Auf dem Gebiet des heutigen Österreichs haben sich aus dem ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit schriftlich ausformulierte Taidingordnungen für die Herrschaften Steyregg oder Lustenfelden (heute Teil der Stadt Linz) erhalten.