Rindberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. Dezember 2020, 21:14 Uhr

Rindberg (auch Rüodberg) ist eine Siedlung und größte Parzelle der Gemeinde Sibratsgfäll in Vorarlberg. Der Rindberg ist nur wenig besiedelt, seit dem Erdrutsch 1999 wurden weitere Bewohner abgesiedelt.

Lage

Als Rindberg wird auch ein hier befindlicher Hang bezeichnet, der sich vom Rubach (etwa 840 m ü. A.) im Südwesten bis zur Alpe Ries / Lustenauer Ries im Nordosten erstreckt. Im Südosten grenzt der Rindberg an den Stierberg und dann folgt die deutsche Bundesgrenze. Nordwestlich befindet sich das Dorfzentrum von Sibratsgfäll. Das Dorfzentrum ist etwa 2000 Meter Luftlinie südöstlich entfernt.

Das Zentrum bildet die neue Marienkapelle Rindberg. Der Rindberg ist Teil des 405 km² großen Naturparks Nagelfluhkette, der durch seine vielfältige Geologie und lebendige Biodiversität beeindruckt.

Erdrutsch

Im Mai 1999 begann über eine Dauer von rund 150 Tagen eine Fläche von 1,8 km² zu rutschen. Dabei wurden Liegenschaften von 31 Grundeigentümern beschädigt (etwa 60 ha Wald und 20 ha Wiese, 40 ha Streuwiese und 40 ha Almwiese). Es wurden 17 oder 18 Gebäude und rund 6 km Straßen, Forst- und Güterwege zerstört. Es wird davon ausgegangen, dass sich rund 70 bis 80 Millionen m³ bis zu 70 m tief bewegten (auf der Gleitbahn, einer wasserundurchlässigen Lehmschicht), wobei die Fließgeschwindigkeiten von wenigen Metern bis 20 m pro Tag und Lage variierte. Es gab keine Toten und nur einen Verletzten (einen Reporter). Im Gesamten sind etwa 9000 Festmeter Schadholz angefallen.

Dabei bewegt sich nicht nur das Gelände am Rindberg, sondern auch im Dorf selbst rutschen die Gebäude mit dem Hang jedes Jahr einige Zentimeter talwärts.

Ein solches Großereignis soll sich aufgrund des besonderen geologischen Aufbaus des Erdreichs in dieser Gegend etwa alle 200 bis 300 Jahre wiederholen. Aus dem Jahr 1730 ist überliefert, dass sich im Bereich Scheiblategg, kurz vor der Parzelle Rindberg, eine ähnliche Rutschung, bei der 14 Alphütten beschädigt wurden, ereignete. Die Sage um die Entstehung der Kapelle zum Heiligen Wendelin belegt dies unter anderem auch. Auslöser für den Erdrutsch 1999 waren große abschmelzende Schneemengen und heftige Regenfälle. Auch in den 1960er-Jahren ereignete sich hier eine große Rutschung weiter in Richtung deutsche Grenze. Kleinere sind auch aus den 1910er und 1940er-Jahren bekannt.

Am 17./18. Mai 1999 wurden erste kleinere Rutschungen, unter anderem bei der Wildriesalpe, erkennbar, welche durch die freiwillige Feuerwehr vor Ort behoben wurden. Am 19. Mai 1999 sind im Bereich der Bader Alpe (Bader Schuttstrom) erste Risse sichtbar (Die Baderalpe bewegte sich schlussendlich um mehrere hundert Meter). Es werden erste Evakuierungen notwendig. Die Risse vergrößern sich am Folgetag und es werden Messpunkte aufgestellt. Im Laufe der Beobachtung des Gebiets wurde festgestellt, dass schon seit Jahren hier eine schleichende Bewegung zwischen 20 und 40 Meter talwärts stattgefunden haben muss. Die Bewegung betrug Anfangs an manchen Stellen etwa 20 cm pro Tag. Durch starke Regenfälle am 21. Mai 1999 beschleunigt sich die Hangbewegung am Rindberg. Weitere Evakuierungen werden durchgeführt. Inzwischen ist von den Bewegungen ein Gebiet von 1,5 km² betroffen. Durch die anhaltenden Niederschläge wird die Zufahrt zum Ortsteil Rindberg durch eine Mure verschüttet. Es wird versucht, die Bäche und Abflüsse vor Verklausungen zu schützen und das Wasser in die Rubach abzuführen, um den Hang zu entlasten. Die Zufahrt zum Rindberg muss für die Öffentlichkeit gesperrt werden. Am 23. Mai 1999 beginnen Schlägerungen von schiefen und umgefallenen Bäumen. Die später zerstörte Kapelle Maria Hilf am Rindberg weist erste Risse auf und wird abgestützt und am 28. Mai 1999 ausgeräumt. Die Straße ab dem Gasthof Alpenrose in Richtung deutsche Grenze ist nicht mehr befahrbar. Um die Belastung durch die Hangbewegung vom Gasthaus Alpenrose und der darunterliegende Bauernhof Vögel wegzunehmen, wurde etwa acht Wochen mit Baggern gearbeitet. Erdreich wird laufend abtransportiert (über 40.000 Kubikmeter). Der Gasthof Alpenrose und der darunterliegende Bauernhof Vögel konnten so gerettet werden (Das Gebäude des Gasthofs wurde etwa 6,30 Meter talwärts geschoben, das Haus steht nunmehr auch 24-38cm schief). Da die Hangbewegungen weiter anhielten, war keine Strom- und Wasserversorgung mehr möglich und die Straßen durfen nicht benutzt werden. Geologische Gutachten ergeben im Herbst und Winter 1999, dass die Bewegungen stark zurückgegangen sind. Sanierungsmassnahmen können jedoch immer noch nicht vorgenommen werden. Im Frühjahr 2000 sind die Hangbewegungen sehr stark zurückgegangen und die Zufahrtsstraße kann provisorisch wiederhergestellt werden. Einige Häuser müssen abgerissen, andere können saniert werden.[1][2][3]

Georunde Rindberg

Mit der Georunde Rindberg, einem Rundwanderweg (Gehzeit kleine Runde etwa 1 Stunde), wird an dieses Ereignis erinnert und verschiedene Stationen zeigen die Veränderungen seither auf.

Unterhalten wird die Georunde Rindberg vom Verein Bewegte Natur Sibratsgfäll, Obmann ist Konrad Stadelmann. Der Verein wurde 2013 gegründet. Felbers schiefes Haus ist einer der markantesten Erinnerungspunkte (unterer Ausgangspunkt der Georunde). Das Gebäude wurde 1999 um etwa 25 Meter versetzt, beschädigt aber nicht zerstört.[2][4]

Die Georunde besteht aus zwei Teilen:

  1. Felbers schiefes Haus,
  2. Das gewanderte Haus,
  3. Wohnen in der Schräge,
  4. Alles im Lot?
  5. Die schiefe Tanne,
  6. Der Abriss,
  7. Die Marienkapelle
  8. Das Gasthaus Alpenrose,

sowie erweitert (Gehzeit etwa 2 Stunden)

Weblinks

 Rindberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Geschichte, Webseite: bewegtenatur.at.
  2. 2,0 2,1 Zeitzeugenberichte, Webseite: bewegtenatur.at.
  3. Erweiterte Perspektiven auf dem Lustenauer Ries, Webseite: neue.at vom 22. September 2019.
  4. Georunde Rindberg, Webseite: georunde-rindberg.at.