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K (Neues Kapitel zu Tamás Erdődy)
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=== Das Massaker von Krottendorf/Neuhaus am Klausenbach ===
=== Jännerstreik 1918 ===
Wie vorher beschrieben half Rosa Schreiber-Freissmuth in Neuhaus am Klausenbach jüdischen Zwangsarbeitern mit Lebensmitteln und Medikamenten. Die Hauptlast der humanitären Hilfe in den Unterabschnitten ''V/4 - Kalch'' und ''V/5 - Minihof-Liebau'' lag aber beim Abschnittsarzt Erich Stadler, einem Facharzt für Frauenheilkunde, der sich mit seinem Engagement auch den Unmut des Verantwortlichen des Unterabschnittes ''V/4 - Kalch'', Walter Freudensprung, zuzog, während ihn der Verantwortliche des Unterabschnittes ''V/5 - Minihof-Liebau'' bei seinen Aktivitäten unterstützte.<ref name="Lappin353" />
Im Winter von 1917 auf 1918 verschlechterte sich die Versorgungslage in der Monarchie immer mehr. Wie Tamás Erdődy in seinen Memoiren schrieb, waren die Frontsoldaten noch relativ gut verpflegt, während den in der Etappe eingesetzten Soldaten nur mehr die halbe Ration eines Feldsoldaten zur Verfügung stand. Noch viel schlechter ging es der Zivilbevölkerung, die sich unter anderem mit gekochten [[w:Steckrübe|Wruken]] ernähren musste, die vor dem Krieg nur als Futter für die Schweine, wie Erdődy schreibt, verwendet worden waren. Aufgrund von Materialmangel bestanden die Sohlen der Schuhe nun aus Holz und Kleider waren aus Brennesselstoffen gemacht, die bei nassem Wetter zerfielen. Hatte ein Soldat Fronturlaub bekommen, um sich etwas in der Heimat zu erholen, dann kehrten diese Männer "sonderlich fahl und schlecht aussehend zurück und waren verschlossen". Dies führte natürlich zu einer Verschlechterung der Stimmung bei den Fronttruppen von denen viele nach vier Jahren Krieg ohnehin schon kriegsmüde waren.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=137 bis 138}}</ref>
 
Trotz aller Bemühungen des Arztes trat im März eine Fleckfieberepedmie auf. Während im Unterabschnitt ''V/5 - Minihof-Liebau'' Krankenreviere eingerichtet wurden und die Patienten in weiterer Folge unbeheligt blieben, wurden im Unterabschnitt ''V/4 - Kalch'' auf Betreiben von Walter Freudensprung in Krottendorf bei Neuhaus am Klausenbach Krankenzelte aufgestellt.<ref name="Lappin356" />
 
Während in Neuhaus am Klausenbach Pfarrer Stephan Berger einige der Kranken in den Pfarrhof aufnahm, seine als Köchin im Pfarrhof tätige Schwester Theresia Berger steckte sich dabei selbst mit dem Fleckfieber an und verstarb am 3. April 1945, ließ
Freudensprung am 23. März sämtliche Kranke in das Zeltlager von Krottendorf bringen, wo sie von einem HJ-Bannführer und sechs Soldaten der Waffen-SS (aus einem Genesungslager der Waffen-SS in Feldbach) erwartet wurden. Die sieben Männer erschossen in weiterer Folge 83 kranke Zwangsarbeiter in einem nahegelegenen Wald.<ref name="Lappin356">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=356|ISBN=978-3643501950}}</ref> Die Haupttäter dieses Massakers konnten nie gefasst werden. Im Herbst 1969 erfolgte nach Auffinden des Grabes durch den [[w:Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge|Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge]] eine Umbettung der Toten auf den [[w:Jüdischer Friedhof Graz|Jüdischer Friedhof Graz]].<ref name="Lappin358">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=358|ISBN=978-3643501950}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Version vom 9. Februar 2021, 07:46 Uhr

Jännerstreik 1918

Im Winter von 1917 auf 1918 verschlechterte sich die Versorgungslage in der Monarchie immer mehr. Wie Tamás Erdődy in seinen Memoiren schrieb, waren die Frontsoldaten noch relativ gut verpflegt, während den in der Etappe eingesetzten Soldaten nur mehr die halbe Ration eines Feldsoldaten zur Verfügung stand. Noch viel schlechter ging es der Zivilbevölkerung, die sich unter anderem mit gekochten Wruken ernähren musste, die vor dem Krieg nur als Futter für die Schweine, wie Erdődy schreibt, verwendet worden waren. Aufgrund von Materialmangel bestanden die Sohlen der Schuhe nun aus Holz und Kleider waren aus Brennesselstoffen gemacht, die bei nassem Wetter zerfielen. Hatte ein Soldat Fronturlaub bekommen, um sich etwas in der Heimat zu erholen, dann kehrten diese Männer "sonderlich fahl und schlecht aussehend zurück und waren verschlossen". Dies führte natürlich zu einer Verschlechterung der Stimmung bei den Fronttruppen von denen viele nach vier Jahren Krieg ohnehin schon kriegsmüde waren.[1]

Einzelnachweise

  1.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 137 bis 138.