Tamás Erdődy: Unterschied zwischen den Versionen

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Texterweitung um Verhandlungen in Schloss Gödöllö
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Der Besuch selbst verlief harmonisch, sieht man von der Provokation ab, dass man das sehr fromme, streng katholisch gläubige, Kaiserpaar zu einem [[w:Reformierte Kirchen|reformierten]] Gottesdienst in die [[w:Debreceni Református Nagytemplom|Reformierte Großkirche von Debrecen]] einlud, was Tamás Erdődy folgendermaßen kommentierte:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=152}}</ref>
Der Besuch selbst verlief harmonisch, sieht man von der Provokation ab, dass man das sehr fromme, streng katholisch gläubige, Kaiserpaar zu einem [[w:Reformierte Kirchen|reformierten]] Gottesdienst in die [[w:Debreceni Református Nagytemplom|Reformierte Großkirche von Debrecen]] einlud, was Tamás Erdődy folgendermaßen kommentierte:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=152}}</ref>
{{Zitat|Ein guter Katholik wird auch dem Glauben anderer frommer Menschen Achtung entgegenbringen. Nein, das war nicht das ärgste: Sondern die Tatsache, daß sich das Kaiserpaar in jener Kirche befand, in der im Jahre 1849 die [[w:Reichstag (Ungarn)#Ungarische Revolution|ungarische Nationalversammlung]] tagte und auf Antrag [[w:Lajos Kossuth|Kossuth]]s feierlich die Habsburger als des Thrones verlustig erklärt hatte.}}
{{Zitat|Ein guter Katholik wird auch dem Glauben anderer frommer Menschen Achtung entgegenbringen. Nein, das war nicht das ärgste: Sondern die Tatsache, daß sich das Kaiserpaar in jener Kirche befand, in der im Jahre 1849 die [[w:Reichstag (Ungarn)#Ungarische Revolution|ungarische Nationalversammlung]] tagte und auf Antrag [[w:Lajos Kossuth|Kossuth]]s feierlich die Habsburger als des Thrones verlustig erklärt hatte.}}
==== Verhandlungen über Ungarns Zukunft auf Schloss Gödöllö ====
[[Datei:Václav Klofáč, Czech politician.jpg|mini|150px|Václav Klofáč verhandelte im Hofzug mit Karl]]
[[Datei:K.u.k. Hofzug Intereur.jpg|mini|150px|Salon im k.u.k. Hofsalonzug]]
[[Datei:Godollocivertanlegifoto1.jpg|150px|Schloss Gödöllö]]
Tamás Erdődy bzw. die Autoren seiner Memoiren berichten von der Reise nach Debrecen und Schloss Gödöllö in zwei unterschiedlichen Kapiteln, sodass der Eindruck entsteht, dass es sich hier um zwei separate Reisen gehandelt hat. Tatsächlich begann die letzte Rundreise von Karl als ungarischer König Karl IV. am 22. Oktober 1918 in Wien, um zuerst in Debrecen ein Universitätsgebäude zu eröffnen und um anschließend nach Schloss Gödöllö weiterzufahren, jenem Schloss, welches Ungarn 1867 als Krönungsgeschenk Franz Joseph I. und seiner Frau Elisabeth übergeben hatte.<ref>[https://www.elisabethkovacs.com/neue-forschungen-zu-kaiser-karl/band-i/anhang-1-reisen-des-erzherzog-thronfolgers-carl-franz-joseph/ ANHANG 1 – REISEN DES ERZHERZOG THRONFOLGERS CARL FRANZ JOSEPH], Webseite elisabethkovacs.com, abgerufen am 11. Februar 2021</ref>
Wie Erdődy in seinen Memoiren berichtet, stieg in [[w:Bahnhof Wien Meidling|Meidling]] der tschechische Politiker [[w:Václav Klofáč|Václav Klofáč]] in den [[w:k.u.k. Hofsalonzug|k.u.k. Hofsalonzug]] um mit Karl auf der Strecke bis zum [[w:Wien Südbahnhof#1870: Staatsbahnhof, später_Ostbahnhof|Ostbahnhof]] über die aktuelle politische Lage zu diskutieren. Einige Tage zuvor hatte bereits eine provisorische tschechoslowakische Regierung mit den Alliierten den Entwurf der [[w:Tschechoslowakische Unabhängigkeitserklärung|Unabhängigkeitserklärung]] verhandelt, welche dann eine Woche später in Kraft trat und den Zerfall der österreichischen Hälfte Österreich-Ungarns einläutete. Wie allgemein bekannt war, befand sich Klofáč, der während des Krieges zeitweilig wegen Hochverrates inhaftiert worden war, auf der Reise in die Schweiz um dort Vertreter der provisorischen tschechoslowakischen Regierung zu treffen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=154 bis 155}}</ref> Erdődy kommentierte den Abschluss dieser Episode in seinen Memoiren folgendermaßen:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=156}}</ref>
{{Zitat|Man näherte sich dem Ostbahnhof, der Kaiser verabschiedete sich von Klofáč: "Sorgen Sie, daß, nach dem Blute auf den Schlachtfeldern, alles, was weiter geschieht, ohne Blutvergießen geschieht." Klofáč versprach es und verließ den Hofzug, statt in den Kerker konnte er sich ins Ausland begeben.}}
Die Fahrt nach Gödöllö war begleitet von trübem, regnerischem Herbstwetter, das die ohnehin schon düstere Stimmung weiter verschlechterte. In den Wäldern rund um Gödöllö trieben sich [[w:Deserteur|Deserteur]]e herum, die Erdődy als [[w:Grüner Kader (Militär)|Grüne Kader]] bezeichnete, die sich zu Banden zusammengeschlossen hatten und die Zivilbevölkerung und auch das Schloss selbst bedrohten. Zu dessen Sicherheit standen die [[w:Maschinengewehr|Maschinengewehr]]-[[w:Eskadron|Eskadron]] des [[w:k.u.k. Husarenregiment „Wilhelm II. Deutscher Kaiser und König von Preußen“ Nr. 7|k.u.k. Husarenregiment 7]] sowie junge Freiwillige des Honvéd bereit, die dann in den nächsten Nächten tatsächlich mehrmals von der Schusswaffe Gebrauch machen mussten, wenn Verdächtige dem Schlosse zu nahe kamen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=154, 156 bis 158}}</ref>
In den nächsten Tagen forderte der Stadtkommandant von Budapest, [[Géza Lukachich von Somorja]], ein Träger des Ritterkreuzes des [[w:Militär-Maria-Theresien-Orden|Militär-Maria-Theresien-Orden]]s,<ref>[https://apis.acdh.oeaw.ac.at/person/61694 Lukachich von Somorja, Géza Baron], Webseite apis.acdh.oeaw.ac.at, abgerufen am 12. Februar 2021</ref> Tamás Erdődy telefonisch auf, bei Karl umfangreiche Vollmachten für ihn zu erwirken, um die "immer unhaltbarer werdende" Lage in der Stadt in den Griff zu bekommen. Laut Erdődy standen in Budapest einige Infanterie-Regimenter, die sich aus loyalen Soldaten aus [[w:Bosnien|Bosnien]] und den bäuerlichen Gegenden Ungarns zusammensetzten, die jedem Befehl Lukachichs gefolgt wären und binnen Stundenfrist die Opposition ausgeschaltet hätten. Lukachich von Somorja schickte zusätzlich noch einen Kurier mit einer schriftlichen Aufforderung, aber Karl blieb bei seiner ablehnenden Meinung auf Zivilisten schießen zu lassen:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=158 bis 159}}</ref>
{{Zitat|Aber der König sagte "nein". Ich hatt' es gewusst. Seine wahrhaft fromme Gesinnung, die tief in dieser Seele verankerte Religiösität verbot es der Apostolischen Majestät, neue Pfeiler seiner Herrschaft zu errichten, bei deren Bau man zum Betongemenge statt Wasser Blut verwendet hätte! Leider.}}
Erdődy machte sich selbst ein Bild von der Lage und fuhr für einige Stunden in das nahe Budapest, um die Aussagen von Lukachich von Somorja über die Zustände in der Stadt bestätigt zu sehen.
In den nächsten Tagen war Schloss Gödöllö Schauplatz von Verhandlungen zwischen Karl und den Vertretern verschiedener politischer Richtungen mit dem Ziel zumindest Ungarn für die Habsburger zu sichern. So sprach Karl mit konservativen Politikern wie [[w:Albert von Apponyi|Albert von Apponyi]], [[w:Gyula Andrássy der Jüngere|Julius Andrássy]] oder [[w:János Hadik|Johann Hadik]], Vertreter radikaler Strömungen wie [[w:Mihály Károlyi|Michael Károlyi]] oder der Sozialdemokratie wie [[w:Zsigmond Kunfi|Siegmund Kunfi]].<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=162 bis 163}}</ref>
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Datei:Laszlo - Count Albert Apponyi.jpg|Albert von Apponyi
Datei:Andrassy2.jpg|Julius Andrássy
Datei:Hadik Janos.jpg|Johann Hadik
Datei:Sigismund-kunfi-comisario-hungría--outlawsdiary00tormuoft.png|Zsigmond Kunfi
Datei:Mihály Károlyi.jpg|Michael Károlyi
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Als die Nachrichten aus Wien den Kaiser immer schlechter wurden, so stand der Zerfall der Armee im Raum und Sozialdemokratien wie [[w:Viktor Adler|Viktor Adler]], [[w:Karl Renner|Karl Renner]] oder [[w:Karl Seitz|Karl Seitz]] forderten vor Tausenden Menschen die Abdankung Karls, entschloss sich das Kaiserpaar nach Wien zurückzukehren. Um dies nicht als Zeichen für eine Flucht aus Ungarn aussehen zu lassen, fasste man den schweren Entschluss die Kinder in Gödöllö zu belassen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=164}}</ref><ref>[https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-letzten-tage-der-monarchie Die letzten Tage der Monarchie], Webseite habsburger.net, abgerufen am 12. Februar 2021</ref>
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Datei:Victor Adler.jpg|Viktor Adler
Datei:Karl Renner 1905.jpg|Karl Renner
Datei:Ferdinand Schmutzer - Karl Seitz, 1925.jpg|Karl Seitz
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Der schwer bewachte Hofzug benötigte für die Strecke Gödöllö - Wien das Dreifache der normalen Reisezeit, weil man unterwegs Anschläge auf den Zug oder [[w:Sabotage|Sabotage]]aktionen auf die Gleisanlagen befürchtete. Als dieser in den Wiener Ostbahnhof einfuhr, warteten schon die Hofautos auf das Kaiserpaar mit dem die Fahrt nach Schönbrunn weitergehen sollte. Bei der Abfahrt der Autokolonne entlud sich die Wut über Wochen, Monate und Jahre der Entbehrungen, des Hungers und der Angst, hervorgerufen auch durch die in dieser Zeit in Wien grassierende [[w:Spanische Grippe|Spanischen Grippe]], in Form von Anpöbelungen und Beleidigungen durch zahlreiche Schaulustige, ehe man ohne weitere Zwischenfälle Schönbrunn im Westen Wien erreichte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=164 bis 167}}</ref>


=== Entstehung des Burgenlandes ===
=== Entstehung des Burgenlandes ===
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