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==== Abschied von der kaiserlichen Familie ====
=== Kriegseinsatz ===
Tamás Erdődy fand in Eckartsau einen "jammervollen Hof" vor, die kaiserliche Familie wurde anfangs nur von wenigen Gardisten bewacht, deren Ablöse dann ab 21. November durch Wiener Polizeibeamte erfolgte.<ref name="kovacsxxiii">[https://www.elisabethkovacs.com/neue-forschungen-zu-kaiser-karl/band-i/kapitel-xxiii-eckartsau/ Kapitel XXIII – ECKARTSAU], Webseite www.elisabethkovacs.com, abgerufen am 14. Februar 2021</ref> Erdődy selbst wurde gleich am Tag nach seiner Ankunft vom Sicherheitsdienst für die "ehemalige Kaiserfamilie" durch die neue Regierung enthoben, weil er als "ungarischer Staatsbürger auf dem Boden der deutsch-österreichischen Republik kein Verfügungsrecht" hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=182}}</ref>
==== Einsatz im Trentino ====
Am 7. September 1916 meldete sich Tamás Erdődy von seiner alten Dienststelle ab und fuhr per Bahn in der Folge über Wien, [[Innsbruck]] und [[w:Bozen|Bozen]] nach [[w:Trient|Trient]], wo er in Erfahrung bringen konnte, dass er dem ''Rayonskommando Südtirol'' zugeteilt worden war. Am 13. September traf er schließlich in [[w:Vezzano (Trentino)|Vezzano]] ein und stellte sich dort seinem Vorgesetzten [[w:General der Infanterie|General der Infanterie]] Ludwig Koennen-Horák von Höhenkampf,<ref>[https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Koennen-Horak-Hoehenkampf_Ludwig_1861_1938.xml Koennen-Horák von Höhenkampf, Ludwig (1861-1938), Feldmarschalleutnant], Webseite www.biographien.ac.at, abgerufen am 6. April 2021</ref> dem Kommandanten des Rayons Südtirol, vor.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=72 bis 74}}</ref> Nachdem die ersten Tage an der neuen Front für Erdődy relativ ruhig verliefen, wurde er am 21. September zum Kommandanten der [[w:Kompanie (Militär)|Stabskompanie]] und des Standortes ernannt. In dieser Funktion konnte Tamás Erdődy in den nächsten Monaten immer wieder sein großes Organisations- und Improvisationstalent unter Beweis stellen, wobei die ersten Aufgaben die Aufstellung einer Militärfeuerwehr und die Errichtung einer Pferdefleisch-Selcherei darstellten.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=76}}</ref> Im Oktober folgten der Bau einer Wasserleitung sowie die Errichtung von Ställen für Schlachtvieh, um die Versorgung für die Front sicherzustellen. Zu seinen Aufgaben als Gendarmerie-Offizier gehörte es auch Todesurteile des Kriegsgerichtes zu vollstrecken, wie die Erschießung eines [[w:Fahnenflucht|Deserteurs]] am 21. Oktober 1916.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=83}}</ref>


Zu dieser Zeit liefen auch Verhandlungen mit der Schweiz an, mit denen man diese dazu bewegen wollte, Karl und seiner Familie [[w:Asyl|Asyl]] zu gewähren. Diese Verhandlungen scheiterten schließlich am Einspruch des Schweizer Bundesrates. Während Tamás Erdődy in Wien einen Hungerwinter erlebte, begann ab Mitte Jänner in Ungarn die Regierung Michael Károlyi immer mehr unter Druck der Kommunisten durch [[w:Béla Kun|Béla Kun]] zu geraten, bis schließlich am 21. März 1919 die [[w:Föderative Ungarische Sozialistische Räterepublik|Ungarische Räterepublik]] ausgerufen wurde. <ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=181}}</ref>
Nach dem Tod Kaiser [[w:Franz Joseph I.|Franz Joseph I.]] am 21. November 1916 erfolgte am 29. die Vereidigung der Truppen auf den neuen Kaiser [[w:Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl I.]], wobei Erdődy die angetretenen Soldaten kommandierte. Am 27. November erhielt er noch zusätzlich die [[w:k.k. Standschützen|k.k. Standschützen-Kompanie]] Vezzano unterstellt, sodass Tamás Erdődy nun rund 500 Mann unter seinem Kommando vereinigte. Die unterstellten Soldaten wurden in weiterer Folge zum Bau der Talstation einer Materialseilbahn und einer Zufahrtsstraße eingesetzt. Mitte Dezember zerstören Schnee- und Steinlawinen die Verbindungstraße und die Telefon- und Telegraphenleitungen nach Trient, sodass Erdődy mit seinen Leuten unter großer Lawinengefahr diese Verbindungen wieder herstellen muss.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=89 bis 95}}</ref>


Ende Februar war der von König [[w:Georg V. (Vereinigtes Königreich)|Georg V.]] beauftragte englische [[w:Oberstleutnant|Oberstleutnant]] [[w:Edward Strutt|Edward Strutt]] in Eckartsau eingetroffen und hatte die Königsfamilie fortan als Sicherheitsoffizier betreut. Diesem gelang es auch in zähen Verhandlungen zu erreichen, dass Karl mit seiner Familie aus Österreich ausreisen konnten ohne abdanken zu müssen, nachdem zuvor die Entente die Schweiz dazu bewegen konnte der Kaiserfamilie Asyl zu gewähren.<ref name="kovacsxxiii" />
Zum Jahreswechsel 1916/17 trat Tamás Erdődy einen Heimaturlaub an, um seinen Vater zuhause in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung vorzufinden. Unter dem Gesundheitszustand des Vaters litt auch die Landwirtschaft, sodass Erdődy in Budapest sich bemühte einen längeren Urlaub zu erwirken, um die Dinge zuhause in Ordnung zu bringen. Sein Vater verstarb schließlich gegen Monatsende ohne ein Testament hinterlassen zu haben, sodass Erdődy im Zuge eines zweiten Urlaubs versuchte die Verlassenschaft zu regeln.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=96 bis 97}}</ref>
[[Datei:Kopfstetten-Eckartsau alter Bahnhof 2016-08-18.jpg|mini|links|Das ehemalige Bahnhofsgebäude von Kopfstetten-Eckartsau von wo die Kaiserfamilie abreiste]]
Am 23. März 1919 begab sich die kaiserliche Familie schließlich zur kleinen Haltestation Kopfstetten der ehemaligen [[w:Lokalbahn Siebenbrunn–Engelhartstetten|Lokalbahn Siebenbrunn–Engelhartstetten]], deren Trasse 2013 abgetragen wurde. In Tamás Erdődys Memoiren wird diese Station als "Hetzendorf" bezeichnet. Hier kann es sich aber nur um eine Verwechslung handeln, eventuell mit der [[w:Haltestelle Wien Hetzendorf|Haltestelle Wien Hetzendorf]], welche im 12. Wiener Gemeindebezirk liegt und an der die Eckartsaugasse vorbeiführt.


Erdődy beschreibt den Augenblick der Abreise in seinen Memorien:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=183}}</ref>
Am 4. Februar 1917 traf ein Telegramm ein, dass sich Tamás Erdődy umgehend in [[Baden]] in der Militärkanzlei des Kaisers zu melden hatte, somit endete sein Kriegsdienst im Hinterland der Südfront.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=98}}</ref>
{{Zitat|Der Ententezug, an den ich den Kaiser brachte, wartete in der lächerlich kleinen Station. Schnell stieg die kaiserliche Familie ein. Ich nahm Abschied. Zuletzt vom Kaiser. "Mein lieber Tamás, wie soll ich dir alles danken..." Ich küßte dem Kaiser die Hand, die Tränen rannen mir über die Wangen...ich schluchzte laut. Als der Zug im Nebel verschwand, stand ich allein. Mir war, als hätte hinter meinem ganzen bisherigen Leben die Türe zugeschlagen...}}
 
1931 veröffentlichten die beiden Autoren Paul Szemere und [[w:Erich Czech|Erich Czech]] im [[w:Amalthea Signum Verlag|Amalthea-Verlag]] in Wien die [[w:Memoiren|Memoiren]] von Tamás Erdődy unter dem Titel ''Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten'', wobei sie Erdődy in der Ichform seine Geschichte in den Jahren 1916 bis 1921 erzählen lassen. Während dieser sich laut seinen Tagebüchern im Fronthinterland aufhielt, um die Versorgung der Fronttruppen aufrechtzuerhalten, vermitteln die Memoiren den Eindruck, als hätte sich Tamás Erdődy mit seiner Kompanie unmittelbar an der Front befunden. Vergleicht man einzelne Passagen der Memoiren mit den Tagebüchern, dann sind Textstellen wie die folgende als reine Fiktion zu werten:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=14}}</ref>
{{Zitat|Über ein Jahr stand ich mit meiner Kompanie an der Tiroler Front, war dreimal verwundet worden und war nicht weiter als bis ins Feldspital zurückgegangen.}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 6. April 2021, 15:54 Uhr

Kriegseinsatz

Einsatz im Trentino

Am 7. September 1916 meldete sich Tamás Erdődy von seiner alten Dienststelle ab und fuhr per Bahn in der Folge über Wien, Innsbruck und Bozen nach Trient, wo er in Erfahrung bringen konnte, dass er dem Rayonskommando Südtirol zugeteilt worden war. Am 13. September traf er schließlich in Vezzano ein und stellte sich dort seinem Vorgesetzten General der Infanterie Ludwig Koennen-Horák von Höhenkampf,[1] dem Kommandanten des Rayons Südtirol, vor.[2] Nachdem die ersten Tage an der neuen Front für Erdődy relativ ruhig verliefen, wurde er am 21. September zum Kommandanten der Stabskompanie und des Standortes ernannt. In dieser Funktion konnte Tamás Erdődy in den nächsten Monaten immer wieder sein großes Organisations- und Improvisationstalent unter Beweis stellen, wobei die ersten Aufgaben die Aufstellung einer Militärfeuerwehr und die Errichtung einer Pferdefleisch-Selcherei darstellten.[3] Im Oktober folgten der Bau einer Wasserleitung sowie die Errichtung von Ställen für Schlachtvieh, um die Versorgung für die Front sicherzustellen. Zu seinen Aufgaben als Gendarmerie-Offizier gehörte es auch Todesurteile des Kriegsgerichtes zu vollstrecken, wie die Erschießung eines Deserteurs am 21. Oktober 1916.[4]

Nach dem Tod Kaiser Franz Joseph I. am 21. November 1916 erfolgte am 29. die Vereidigung der Truppen auf den neuen Kaiser Karl I., wobei Erdődy die angetretenen Soldaten kommandierte. Am 27. November erhielt er noch zusätzlich die k.k. Standschützen-Kompanie Vezzano unterstellt, sodass Tamás Erdődy nun rund 500 Mann unter seinem Kommando vereinigte. Die unterstellten Soldaten wurden in weiterer Folge zum Bau der Talstation einer Materialseilbahn und einer Zufahrtsstraße eingesetzt. Mitte Dezember zerstören Schnee- und Steinlawinen die Verbindungstraße und die Telefon- und Telegraphenleitungen nach Trient, sodass Erdődy mit seinen Leuten unter großer Lawinengefahr diese Verbindungen wieder herstellen muss.[5]

Zum Jahreswechsel 1916/17 trat Tamás Erdődy einen Heimaturlaub an, um seinen Vater zuhause in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung vorzufinden. Unter dem Gesundheitszustand des Vaters litt auch die Landwirtschaft, sodass Erdődy in Budapest sich bemühte einen längeren Urlaub zu erwirken, um die Dinge zuhause in Ordnung zu bringen. Sein Vater verstarb schließlich gegen Monatsende ohne ein Testament hinterlassen zu haben, sodass Erdődy im Zuge eines zweiten Urlaubs versuchte die Verlassenschaft zu regeln.[6]

Am 4. Februar 1917 traf ein Telegramm ein, dass sich Tamás Erdődy umgehend in Baden in der Militärkanzlei des Kaisers zu melden hatte, somit endete sein Kriegsdienst im Hinterland der Südfront.[7]

1931 veröffentlichten die beiden Autoren Paul Szemere und Erich Czech im Amalthea-Verlag in Wien die Memoiren von Tamás Erdődy unter dem Titel Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten, wobei sie Erdődy in der Ichform seine Geschichte in den Jahren 1916 bis 1921 erzählen lassen. Während dieser sich laut seinen Tagebüchern im Fronthinterland aufhielt, um die Versorgung der Fronttruppen aufrechtzuerhalten, vermitteln die Memoiren den Eindruck, als hätte sich Tamás Erdődy mit seiner Kompanie unmittelbar an der Front befunden. Vergleicht man einzelne Passagen der Memoiren mit den Tagebüchern, dann sind Textstellen wie die folgende als reine Fiktion zu werten:[8]

„Über ein Jahr stand ich mit meiner Kompanie an der Tiroler Front, war dreimal verwundet worden und war nicht weiter als bis ins Feldspital zurückgegangen.“

Einzelnachweise

  1. Koennen-Horák von Höhenkampf, Ludwig (1861-1938), Feldmarschalleutnant, Webseite www.biographien.ac.at, abgerufen am 6. April 2021
  2.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 72 bis 74.
  3.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 76.
  4.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 83.
  5.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 89 bis 95.
  6.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 96 bis 97.
  7.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 98.
  8.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 14.