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==== Unterzeichnung des Venediger Protokolls - 13. Oktober 1921 ====
=== Kriegseinsatz ===
Die verworrene Lage in Westungarn wurde im September und Oktober auch für die ungarische Regierung immer unangenehmer, weil ihre Kontrolle über die Freischärlerbewegung immer mehr schwand. So war es bereits am 5. September 1921 bei Kirchschlag zu einem Gefecht zwischen einer 300 Mann starken Freischärlertruppe unter dem Kommando von Oberleutnant Árpád Taby und dem II. Bataillon des Infanterie-Regiments 5 gekommen. Die
==== Einsatz im Trentino ====
Am 7. September 1916 meldete sich Tamás Erdődy von seiner alten Dienststelle ab und fuhr per Bahn in der Folge über Wien, [[Innsbruck]] und [[w:Bozen|Bozen]] nach [[w:Trient|Trient]], wo er in Erfahrung bringen konnte, dass er dem ''Rayonskommando Südtirol'' zugeteilt worden war. Am 13. September traf er schließlich in [[w:Vezzano (Trentino)|Vezzano]] ein und stellte sich dort seinem Vorgesetzten [[w:General der Infanterie|General der Infanterie]] Ludwig Koennen-Horák von Höhenkampf,<ref>[https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Koennen-Horak-Hoehenkampf_Ludwig_1861_1938.xml Koennen-Horák von Höhenkampf, Ludwig (1861-1938), Feldmarschalleutnant], Webseite www.biographien.ac.at, abgerufen am 6. April 2021</ref> dem Kommandanten des Rayons Südtirol, vor.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=72 bis 74}}</ref> Nachdem die ersten Tage an der neuen Front für Erdődy relativ ruhig verliefen, wurde er am 21. September zum Kommandanten der [[w:Kompanie (Militär)|Stabskompanie]] und des Standortes ernannt. In dieser Funktion konnte Tamás Erdődy in den nächsten Monaten immer wieder sein großes Organisations- und Improvisationstalent unter Beweis stellen, wobei die ersten Aufgaben die Aufstellung einer Militärfeuerwehr und die Errichtung einer Pferdefleisch-Selcherei darstellten.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=76}}</ref> Im Oktober folgten der Bau einer Wasserleitung sowie die Errichtung von Ställen für Schlachtvieh, um die Versorgung für die Front sicherzustellen. Zu seinen Aufgaben als Gendarmerie-Offizier gehörte es auch Todesurteile des Kriegsgerichtes zu vollstrecken, wie die Erschießung eines [[w:Fahnenflucht|Deserteurs]] am 21. Oktober 1916.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=83}}</ref>


Nach dem Tod Kaiser [[w:Franz Joseph I.|Franz Joseph I.]] am 21. November 1916 erfolgte am 29. die Vereidigung der Truppen auf den neuen Kaiser [[w:Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl I.]], wobei Erdődy die angetretenen Soldaten kommandierte. Am 27. November erhielt er noch zusätzlich die [[w:k.k. Standschützen|k.k. Standschützen-Kompanie]] Vezzano unterstellt, sodass Tamás Erdődy nun rund 500 Mann unter seinem Kommando vereinigte. Die unterstellten Soldaten wurden in weiterer Folge zum Bau der Talstation einer Materialseilbahn und einer Zufahrtsstraße eingesetzt. Mitte Dezember zerstören Schnee- und Steinlawinen die Verbindungstraße und die Telefon- und Telegraphenleitungen nach Trient, sodass Erdődy mit seinen Leuten unter großer Lawinengefahr diese Verbindungen wieder herstellen muss.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=89 bis 95}}</ref>


Da sich Gerüchte verdichteten, dass ein neuerlicher Restaurationsversuch Karls unmittelbar bevorstand, plante man den militärisch schlagkräftigsten Verband in Westungarn, das von Julius von Ostenburg-Morawek kommandierte Reserve-Gendarmeriebataillon Nr. 2 nach Innerungarn zu verlegen und provozierte damit tatsächlich Karls Rückkehr am 23. Oktober 1921.<ref>{{Literatur |Autor=Gerald Schlag|Titel=Aus Trümmern geboren ... Burgenland 1918-1921|Verlag=Burgenländisches Landesmuseum|Ort=Eisenstadt|Datum=2001|Seiten=440}}</ref>
Zum Jahreswechsel 1916/17 trat Tamás Erdődy einen Heimaturlaub an, um seinen Vater zuhause in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung vorzufinden. Unter dem Gesundheitszustand des Vaters litt auch die Landwirtschaft, sodass Erdődy in Budapest sich bemühte einen längeren Urlaub zu erwirken, um die Dinge zuhause in Ordnung zu bringen. Sein Vater verstarb schließlich gegen Monatsende ohne ein Testament hinterlassen zu haben, sodass Erdődy im Zuge eines zweiten Urlaubs versuchte die Verlassenschaft zu regeln.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=96 bis 97}}</ref>


Am 4. Februar 1917 traf ein Telegramm ein, dass sich Tamás Erdődy umgehend in [[Baden]] in der Militärkanzlei des Kaisers zu melden hatte, somit endete sein Kriegsdienst im Hinterland der Südfront.<ref>{{Literatur |Autor=Tamás Erdődy|Titel=2. Tagebuch von Thomas Erdödy|Verlag=Österreichisches Staatsarchiv|Ort=Wien|Datum=1915-1917|Seiten=98}}</ref>


Zuvor
1931 veröffentlichten die beiden Autoren Paul Szemere und [[w:Erich Czech|Erich Czech]] im [[w:Amalthea Signum Verlag|Amalthea-Verlag]] in Wien die [[w:Memoiren|Memoiren]] von Tamás Erdődy unter dem Titel ''Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten'', wobei sie Erdődy in der Ichform seine Geschichte in den Jahren 1916 bis 1921 erzählen lassen. Während dieser sich laut seinen Tagebüchern im Fronthinterland aufhielt, um die Versorgung der Fronttruppen aufrechtzuerhalten, vermitteln die Memoiren den Eindruck, als hätte sich Tamás Erdődy mit seiner Kompanie unmittelbar an der Front befunden. Vergleicht man einzelne Passagen der Memoiren mit den Tagebüchern, dann sind Textstellen wie die folgende als reine Fiktion zu werten:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=14}}</ref>
 
{{Zitat|Über ein Jahr stand ich mit meiner Kompanie an der Tiroler Front, war dreimal verwundet worden und war nicht weiter als bis ins Feldspital zurückgegangen.}}
Am 4. Oktober 1921 fügte der Führer der Freischärlerbewegung Pál Prónay folgenden Eintrag in sein Tagebuch hinzu:<ref>{{Literatur |Autor=Gerald Schlag|Titel=Aus Trümmern geboren ... Burgenland 1918-1921|Verlag=Burgenländisches Landesmuseum|Ort=Eisenstadt|Datum=2001|Seiten=431}}</ref>
{{Zitat|Jetzt durfte man nicht säumen, dieses zum Tod verurteilte ungarische Gebiet dem Mutterland zu retten. Die Teilnahmslosigkeit der Ansässigen...hat mich bewogen, die Regierung aus den Führern der Aufständischen zu bilden, in die ich Vertrauen hatte und die mir gehorchten.}}
 
Noch am gleichen Tag erließ er in Oberwart eine "Proklamation an die Völker der Welt" in der er die Gründung des unabhängigen, selbstständigen und neutralen Staat [[w:Lajtabánság|Lajtabánság (Leithabanat)]] verkündete. Während die Regierung des neuen Staates aus führenden Mitgliedern der Freischärlerbewegung bestand, sollte der Posten des [[w:Ban|Banus]] mit einem prominenten Ortsansässigen besetzt werden, wobei hier niemand anders als Tamás Erdődy in Frage zu kommen schien. Dieser lehnte dieses Amt aber umgehend ab, weil er als Anhänger Kaiser Karls nicht mit Prónays Ansichten harmonierte.<ref>{{Literatur |Autor=Gerald Schlag|Titel=Aus Trümmern geboren ... Burgenland 1918-1921|Verlag=Burgenländisches Landesmuseum|Ort=Eisenstadt|Datum=2001|Seiten=432}}</ref> So blieb der Posten des Banus zunächst unbesetzt. Um international anerkannt zu werden, gab der Lajtabánság in der Folge eine Reihe von Briefmarken heraus, die heute eines der wenigen Zeugnisse dieses nur kurz bestehenden Staatsgebildes darstellen.<ref>{{Literatur |Autor=Gerald Schlag|Titel=Aus Trümmern geboren ... Burgenland 1918-1921|Verlag=Burgenländisches Landesmuseum|Ort=Eisenstadt|Datum=2001|Seiten=437}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 6. April 2021, 15:54 Uhr

Kriegseinsatz

Einsatz im Trentino

Am 7. September 1916 meldete sich Tamás Erdődy von seiner alten Dienststelle ab und fuhr per Bahn in der Folge über Wien, Innsbruck und Bozen nach Trient, wo er in Erfahrung bringen konnte, dass er dem Rayonskommando Südtirol zugeteilt worden war. Am 13. September traf er schließlich in Vezzano ein und stellte sich dort seinem Vorgesetzten General der Infanterie Ludwig Koennen-Horák von Höhenkampf,[1] dem Kommandanten des Rayons Südtirol, vor.[2] Nachdem die ersten Tage an der neuen Front für Erdődy relativ ruhig verliefen, wurde er am 21. September zum Kommandanten der Stabskompanie und des Standortes ernannt. In dieser Funktion konnte Tamás Erdődy in den nächsten Monaten immer wieder sein großes Organisations- und Improvisationstalent unter Beweis stellen, wobei die ersten Aufgaben die Aufstellung einer Militärfeuerwehr und die Errichtung einer Pferdefleisch-Selcherei darstellten.[3] Im Oktober folgten der Bau einer Wasserleitung sowie die Errichtung von Ställen für Schlachtvieh, um die Versorgung für die Front sicherzustellen. Zu seinen Aufgaben als Gendarmerie-Offizier gehörte es auch Todesurteile des Kriegsgerichtes zu vollstrecken, wie die Erschießung eines Deserteurs am 21. Oktober 1916.[4]

Nach dem Tod Kaiser Franz Joseph I. am 21. November 1916 erfolgte am 29. die Vereidigung der Truppen auf den neuen Kaiser Karl I., wobei Erdődy die angetretenen Soldaten kommandierte. Am 27. November erhielt er noch zusätzlich die k.k. Standschützen-Kompanie Vezzano unterstellt, sodass Tamás Erdődy nun rund 500 Mann unter seinem Kommando vereinigte. Die unterstellten Soldaten wurden in weiterer Folge zum Bau der Talstation einer Materialseilbahn und einer Zufahrtsstraße eingesetzt. Mitte Dezember zerstören Schnee- und Steinlawinen die Verbindungstraße und die Telefon- und Telegraphenleitungen nach Trient, sodass Erdődy mit seinen Leuten unter großer Lawinengefahr diese Verbindungen wieder herstellen muss.[5]

Zum Jahreswechsel 1916/17 trat Tamás Erdődy einen Heimaturlaub an, um seinen Vater zuhause in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung vorzufinden. Unter dem Gesundheitszustand des Vaters litt auch die Landwirtschaft, sodass Erdődy in Budapest sich bemühte einen längeren Urlaub zu erwirken, um die Dinge zuhause in Ordnung zu bringen. Sein Vater verstarb schließlich gegen Monatsende ohne ein Testament hinterlassen zu haben, sodass Erdődy im Zuge eines zweiten Urlaubs versuchte die Verlassenschaft zu regeln.[6]

Am 4. Februar 1917 traf ein Telegramm ein, dass sich Tamás Erdődy umgehend in Baden in der Militärkanzlei des Kaisers zu melden hatte, somit endete sein Kriegsdienst im Hinterland der Südfront.[7]

1931 veröffentlichten die beiden Autoren Paul Szemere und Erich Czech im Amalthea-Verlag in Wien die Memoiren von Tamás Erdődy unter dem Titel Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten, wobei sie Erdődy in der Ichform seine Geschichte in den Jahren 1916 bis 1921 erzählen lassen. Während dieser sich laut seinen Tagebüchern im Fronthinterland aufhielt, um die Versorgung der Fronttruppen aufrechtzuerhalten, vermitteln die Memoiren den Eindruck, als hätte sich Tamás Erdődy mit seiner Kompanie unmittelbar an der Front befunden. Vergleicht man einzelne Passagen der Memoiren mit den Tagebüchern, dann sind Textstellen wie die folgende als reine Fiktion zu werten:[8]

„Über ein Jahr stand ich mit meiner Kompanie an der Tiroler Front, war dreimal verwundet worden und war nicht weiter als bis ins Feldspital zurückgegangen.“

Einzelnachweise

  1. Koennen-Horák von Höhenkampf, Ludwig (1861-1938), Feldmarschalleutnant, Webseite www.biographien.ac.at, abgerufen am 6. April 2021
  2.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 72 bis 74.
  3.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 76.
  4.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 83.
  5.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 89 bis 95.
  6.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 96 bis 97.
  7.  Tamás Erdődy: 2. Tagebuch von Thomas Erdödy. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 1915, S. 98.
  8.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 14.