Matthias Fink: Unterschied zwischen den Versionen

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== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Matthias Fink war einer der Söhne von Stephan Fink aus dessen um 1420 geschlossener Ehe mit Margarethe, Tochter von Christian Hauzenberger († vor 1420). Die Familie seiner Mutter, die Hauzenberger stammten aus dem [[w:Herzogtum Bayern|Herzogtum Bayern]] und hatte enge Bindungen zur im [[Mühlviertel]] gelegenen Herrschaft Velden, die damals zum [[w:Hochstift Passau|Hochstift Passau]] gehörte. Mitglieder dieser Familie waren auch im [[Herzogtum Österreich]] ansässig. Margarethes Mutter Magdalena war in zweiter Ehe mit Hans Pucher verheiratet, dessen Tochter Ursula die Ehefrau des Wiener Ratsbürgers Hans von Eslarn war.<ref name ="Trofaier360">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 360</ref> Die Herkunft des Vaters lässt sich dagegen nicht eindeutig rekonstruieren. Stephan Fink könnte ein Verwandter von [[Heinrich Fink|Heinrich dem Finken]] oder dem Wiener Ratsbürger Michael Fink († 1493), der wegen seiner Messstiftung für [[Stephansdom Wien|St. Stephan]] noch bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts in Wiener Urkunden genannt wird.<ref>vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 360f.</ref>  
Matthias Fink war einer der Söhne von Stephan Fink aus dessen um 1420 geschlossener Ehe mit Margarethe, Tochter von Christian Hauzenberger († vor 1420). Die Familie seiner Mutter, die Hauzenberger stammten aus dem [[w:Herzogtum Bayern|Herzogtum Bayern]] und hatte enge Bindungen zur im [[Mühlviertel]] gelegenen Herrschaft Velden, die damals zum [[w:Hochstift Passau|Hochstift Passau]] gehörte. Mitglieder dieser Familie waren auch im [[Herzogtum Österreich]] ansässig. Margarethes Mutter Magdalena war in zweiter Ehe mit Hans Pucher verheiratet, dessen Tochter Ursula die Ehefrau des Wiener Ratsbürgers Hans von Eslarn war.<ref name ="Trofaier360">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 360</ref> Die Herkunft des Vaters lässt sich dagegen nicht eindeutig rekonstruieren. Stephan Fink könnte ein Verwandter von [[Heinrich Fink|Heinrich dem Finken]] oder dem Wiener Ratsbürger Michael Fink († 1493), der wegen seiner Messstiftung für [[Stephansdom Wien|St. Stephan]] noch bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts in Wiener Urkunden genannt wird.<ref>vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 360f.</ref> Ein paar Urkunden deuten an, dass die Familie der Finken und der Hauzenberger beide als Edelknechte dem Ritterstand angehört haben dürften. Außerdem dürfte Matthias Fink durch eine Verschwägerung entfernt mit Jörg von Pellendorf, dem Schwiegersohn von [[Helene Kottannerin]], verwandt gewesen sein.<ref name ="Trofaier361">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 361</ref>


Matthias Fink hatte mindestens zwei Brüder: Wilhelm und Sigmund Fink (Vinkh). Letzterer verkaufte 1468 dem Schottenstift zwei Höfe in Ladendorf als "freies Eigen".<ref name ="Trofaier359">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 359</ref>  
Matthias Fink hatte mindestens zwei Brüder: Wilhelm und Sigmund Fink (Vinkh). Letzterer verkaufte 1468 dem Schottenstift zwei Höfe in [[Ladendorf]] als "freies Eigen".<ref name ="Trofaier359">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 359</ref>  


== Leben ==
== Leben ==
Matthias Fink war 1467-1475 Abt des Wiener Schottenstiftes.
Matthias Fink dürfte vor 1442 in das Schottenkloster eingetreten sein. 1442/43 und 1447 findet er sich in den Matriken der [[Universität Wien|Wiener Universität]], wobei er sich nach dem Ort Ladendorf benannte. 1448-1452 war er erstmals Prior des Schottenstiftes unter dem Abt [[w:Martin von Leibnitz|Martin von Leibnitz]]. Für die Jahre danach gibt es keine urkundlichen Belege, weder für seinen weiteren Verbleib im Schottenstift noch für eine Tätigkeit in einer Kanzlei von [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] oder als dessen Sekretär, wie in den Überlieferungen aus dem 16. Jahrhundert (siehe unten) behauptet wird.<ref name ="Trofaier362">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 362</ref> 1460 erhielt er eine päpstliche Erlaubnis zur Annahme einer Pfarrpfründe. In dieser ist angeführt, dass er wegen schwerer Streitigkeiten mit dem Abt des Schottenstiftes nicht mehr zusammenleben wolle.<ref name ="Trofaier364">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 364</ref>


1471 gründete Abt Fink die Sebastiani-Bruderschaft. Sie gilt als die älteste in der Neuzeit bestehende Bruderschaft an der Schottenkirche.<ref name ="schotten.hypotheses">vgl. [https://schotten.hypotheses.org/tag/abt-matthias-fink
Um 1461 war Matthias Fink Verweser der Pfarre Gaunersdorf (heute Teil der Gemeinde [[Gaweinstal]], die damals zum Schottenstift gehörte, 1466 und 1467 Kellner ("Cellerar") des Schottenstiftes.<ref name ="Trofaier364"/> 1466 wurde Johannes von Lambach Abt des Schottenstiftes. Als er bereits im Oktober 1467 starb, wurde Matthias Fink zu seinem Nachfolger gewählt. Am 21. Dezember 1467 erfolgte seine Abtbenediktion.<ref name ="Trofaier365">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 365</ref> Als Abt war er in den Prozess um die Heiligsprechung von [[Leopold III. (Österreich)|Markgraf Leopold (III.) von Österreich]] involviert.<ref name ="Trofaier366">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 366</ref> 1470 erwarb er für das Schottenstift das erste gedruckte Buch, eine Ausgabe des "Catholicon" von [[w:Johann von Genua|Johannes Balbus]].<ref name ="Trofaier367">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 367</ref> 1471 gründete er die Sebastiani-Bruderschaft. Sie gilt als die älteste in der Neuzeit bestehende Bruderschaft an der Schottenkirche.<ref name ="schotten.hypotheses">vgl. [https://schotten.hypotheses.org/tag/abt-matthias-fink Abt Matthias Fink], Schotten.Hypotheses.ORG, abgerufen am 25. April 2021</ref> In seine Amtszeit als Abt fällt auch die Anfertigung eines spätgotischen Flügelaltars, der heute als der [[Schottenaltar|Wiener Schottenaltar]] bekannt ist. Aufgrund der Quellenlage ist nicht eindeutig zu klären, ob er vielleicht dessen Auftraggeber gewesen ist<ref>vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 367 und S. 370</ref> Aufgrund von enormen Schulden des Stiftes, die ihm angelastet wurden, resignierte er am 9. Oktober 1475.<ref name ="Trofaier371">vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 371</ref>
Abt Matthias Fink], Schotten.Hypotheses.ORG, abgerufen am 25. April 2021</ref>  


== Abt Matthias Fink in späteren Darstellungen ==
== Abt Matthias Fink in späteren Darstellungen ==
In den später verfassten "Äbtereihen" des Schottenstiftes von [[w:Kaspar Brusch|Kaspar Brusch]] (1551) und Augustin Neser (um 1570), der Chronik des Stiftsorganisten [[w:Johann Rasch|Johann Rasch]] (um 1580) und der "Hausgeschichte" des Abtes und Stiftsarchivs [[w:Ernest Hauswirth|Ernest Hauswirth]] (publ. 1858) wird Abt Matthias Fink negativ gezeichnet, wobei eine ganze Reihe von Informationen, so zum Beispiel die ungarische Herkunft des Abtes allerdings im Widerspruch zu den vorhandenen Quellen stehen.<ref>vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 357ff. und S. 359</ref>  
In den später verfassten "Äbtereihen" des Schottenstiftes von [[w:Kaspar Brusch|Kaspar Brusch]] (1551) und Augustin Neser (um 1570), der Chronik des Stiftsorganisten [[w:Johann Rasch|Johann Rasch]] (um 1580) und der "Hausgeschichte" des Abtes und Stiftsarchivs [[w:Ernest Hauswirth|Ernest Hauswirth]] (publ. 1858) wird Abt Matthias Fink negativ gezeichnet.<ref>vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 357ff. und S. 359</ref>  Eine ungarische Herkunft, die ihm dort unterstellt wird, ist inzwischen durch die bisher erforschten Urkunden eindeutig widerlegt.<ref>vgl. Maximilian Alexander Trofaier: ''Matthias Fink, 2020, S. 359, S. 361 und S. 362</ref>  


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 25. April 2021, 20:36 Uhr

Matthias Fink (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, um 1370) war 1467-1475 Abt des Schottenstiftes in Wien. Er dürfte zu den bedeutenden Äbten zählen, wird allerdings sehr kontrovers beurteilt.

Herkunft und Familie

Matthias Fink war einer der Söhne von Stephan Fink aus dessen um 1420 geschlossener Ehe mit Margarethe, Tochter von Christian Hauzenberger († vor 1420). Die Familie seiner Mutter, die Hauzenberger stammten aus dem Herzogtum Bayern und hatte enge Bindungen zur im Mühlviertel gelegenen Herrschaft Velden, die damals zum Hochstift Passau gehörte. Mitglieder dieser Familie waren auch im Herzogtum Österreich ansässig. Margarethes Mutter Magdalena war in zweiter Ehe mit Hans Pucher verheiratet, dessen Tochter Ursula die Ehefrau des Wiener Ratsbürgers Hans von Eslarn war.[1] Die Herkunft des Vaters lässt sich dagegen nicht eindeutig rekonstruieren. Stephan Fink könnte ein Verwandter von Heinrich dem Finken oder dem Wiener Ratsbürger Michael Fink († 1493), der wegen seiner Messstiftung für St. Stephan noch bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts in Wiener Urkunden genannt wird.[2] Ein paar Urkunden deuten an, dass die Familie der Finken und der Hauzenberger beide als Edelknechte dem Ritterstand angehört haben dürften. Außerdem dürfte Matthias Fink durch eine Verschwägerung entfernt mit Jörg von Pellendorf, dem Schwiegersohn von Helene Kottannerin, verwandt gewesen sein.[3]

Matthias Fink hatte mindestens zwei Brüder: Wilhelm und Sigmund Fink (Vinkh). Letzterer verkaufte 1468 dem Schottenstift zwei Höfe in Ladendorf als "freies Eigen".[4]

Leben

Matthias Fink dürfte vor 1442 in das Schottenkloster eingetreten sein. 1442/43 und 1447 findet er sich in den Matriken der Wiener Universität, wobei er sich nach dem Ort Ladendorf benannte. 1448-1452 war er erstmals Prior des Schottenstiftes unter dem Abt Martin von Leibnitz. Für die Jahre danach gibt es keine urkundlichen Belege, weder für seinen weiteren Verbleib im Schottenstift noch für eine Tätigkeit in einer Kanzlei von Kaiser Friedrich III. oder als dessen Sekretär, wie in den Überlieferungen aus dem 16. Jahrhundert (siehe unten) behauptet wird.[5] 1460 erhielt er eine päpstliche Erlaubnis zur Annahme einer Pfarrpfründe. In dieser ist angeführt, dass er wegen schwerer Streitigkeiten mit dem Abt des Schottenstiftes nicht mehr zusammenleben wolle.[6]

Um 1461 war Matthias Fink Verweser der Pfarre Gaunersdorf (heute Teil der Gemeinde Gaweinstal, die damals zum Schottenstift gehörte, 1466 und 1467 Kellner ("Cellerar") des Schottenstiftes.[6] 1466 wurde Johannes von Lambach Abt des Schottenstiftes. Als er bereits im Oktober 1467 starb, wurde Matthias Fink zu seinem Nachfolger gewählt. Am 21. Dezember 1467 erfolgte seine Abtbenediktion.[7] Als Abt war er in den Prozess um die Heiligsprechung von Markgraf Leopold (III.) von Österreich involviert.[8] 1470 erwarb er für das Schottenstift das erste gedruckte Buch, eine Ausgabe des "Catholicon" von Johannes Balbus.[9] 1471 gründete er die Sebastiani-Bruderschaft. Sie gilt als die älteste in der Neuzeit bestehende Bruderschaft an der Schottenkirche.[10] In seine Amtszeit als Abt fällt auch die Anfertigung eines spätgotischen Flügelaltars, der heute als der Wiener Schottenaltar bekannt ist. Aufgrund der Quellenlage ist nicht eindeutig zu klären, ob er vielleicht dessen Auftraggeber gewesen ist[11] Aufgrund von enormen Schulden des Stiftes, die ihm angelastet wurden, resignierte er am 9. Oktober 1475.[12]

Abt Matthias Fink in späteren Darstellungen

In den später verfassten "Äbtereihen" des Schottenstiftes von Kaspar Brusch (1551) und Augustin Neser (um 1570), der Chronik des Stiftsorganisten Johann Rasch (um 1580) und der "Hausgeschichte" des Abtes und Stiftsarchivs Ernest Hauswirth (publ. 1858) wird Abt Matthias Fink negativ gezeichnet.[13] Eine ungarische Herkunft, die ihm dort unterstellt wird, ist inzwischen durch die bisher erforschten Urkunden eindeutig widerlegt.[14]

Literatur

  • Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, ein verschwenderischer Abt des Wiener Schottenklosters (1467-1475) und ungarischer Sekretär der österreichischen Herzöge?. Eine Neubetrachtung. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 357-373 Zusammenfassung online

Einzelnachweise

  1. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 360
  2. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 360f.
  3. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 361
  4. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 359
  5. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 362
  6. 6,0 6,1 vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 364
  7. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 365
  8. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 366
  9. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 367
  10. vgl. Abt Matthias Fink, Schotten.Hypotheses.ORG, abgerufen am 25. April 2021
  11. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 367 und S. 370
  12. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 371
  13. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 357ff. und S. 359
  14. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 359, S. 361 und S. 362

Anmerkungen