Joseph II.: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Austria 1910issue JosephII.jpg|thumb|Kaiser Joseph II., Briefmarke des Kaisertums Österreich aus dem Jahr 1910]]
[[File:Allegorie auf das Toleranzpatent Kaiser Josephs II.jpg|thumb|Allegorie auf das Toleranzpatent von Kaiser Joseph II. aus dem Jahr 1781]]
'''Kaiser Joseph II.''' (* [[13. März]] [[1741]], in [[Hietzing]]; † [[20. Februar]] [[1790]], in [[Wien]]), auch '''Erzherzog Joseph (II.) von Österreich-Lothringen''', herrschte über Teile des heutigen EU-Landes Österreich. Er gilt als ein Vertreter des [[w:Aufgeklärter Absolutismus|aufgeklärten Absolutismus]] und wurde für seine Reformen bekannt ([[w:Josephinismus|Josephinismus]]).
'''Kaiser Joseph II.''' (* [[13. März]] [[1741]], in [[Hietzing]]; † [[20. Februar]] [[1790]], in [[Wien]]), auch '''Erzherzog Joseph (II.) von Österreich-Lothringen''', herrschte über Teile des heutigen EU-Landes Österreich. Er gilt als ein Vertreter des [[w:Aufgeklärter Absolutismus|aufgeklärten Absolutismus]] und wurde für seine Reformen bekannt ([[w:Josephinismus|Josephinismus]]).


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Joseph (II.) war der älteste Sohn von [[Maria Theresia]] aus ihrer Ehe mit [[Franz I. Stephan (HRR)|Franz Stephan von Lothringen)]].  
Joseph (II.) war der älteste Sohn von [[Maria Theresia]] aus ihrer Ehe mit [[Franz I. Stephan (HRR)|Franz Stephan von Lothringen)]]. Er war zweimal verheiratet,
:∞ in 1. Ehe seit 1760 mit [[w:Isabella von Bourbon-Parma|Isabella von Parma]] († 1763), einer Tochter von [[w:Philipp (Parma)|Herzog Philipp von Parma]] (Haus Bourbon) aus dessen Ehe mit [[w:Marie Louise Élisabeth de Bourbon|Elisabeth von Frankreich]]. Sie war eine Enkelin von [[w:Ludwig XV.|Ludwig XV. von Frankreich]].
:::* [[w:Maria Theresia Elisabeth von Österreich|Erzherzogin Maria Theresia von Österreich]] (* 20. März 1762; † 23. Jänner 1770)
:::* Erzherzogin Maria Christine von Österreich (* / † 22. November 1763)
:∞ in 2. Ehe seit 1765 mit seiner Cousine<ref group="A">Die Väter von seiner Mutter und ihrer Mutter waren Brüder, sie war somit eine Cousine zweiten Grades von ihm. Vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 323</ref> [[w:Maria Josepha von Bayern|Herzogin Maria Josepha von Bayern]] (* 1739; † 28. Mai 1767, in Wien), einer Tochter des Kurfürsten [[w:Karl VII. (HRR)|Karl Albrecht von Bayern]], besser bekannt als Kaiser Karl VII., aus dessen Ehe mit [[w:Maria Amalia von Österreich (1701–1756)|Erzherzogin Maria Amalie von Österreich]].<ref name ="hamann323">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 323</ref>


== Herrschaften ==
== Herrschaften ==
Nach dem Tod seines Vaters war Joseph (II.) 1765-1790 Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] und 1765-1780 Mitregent seiner Mutter in den "[[Österreichische Lande|Österreichischen Landen]]" und über den Ländern der [[w:Königreich Böhmen|Böhmischen]] und der [[w:Königreich Ungarn|Ungarischen Krone]]. Nach ihrem Tod war er seit 1780 alleiniger Herrscher.   
Nach dem Tod seines Vaters war Joseph (II.) 1765-1790 Kaiser des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] und 1765-1780 Mitregent seiner Mutter in den "[[Österreichische Lande|Österreichischen Landen]]" und über den Ländern der [[w:Königreich Böhmen|Böhmischen]] und der [[w:Königreich Ungarn|Ungarischen Krone]]. Nach ihrem Tod war er seit 1780 alleiniger Herrscher. Joseph II. gilt als Vertreter des "Aufgeklärten Absolutismus" und führte eine ganze Reihe Reformen durch, von denen viele nach seinem Tod allmählich wieder rückgängig gemacht wurden. Zu jenem Maßnahmen, die heute positiv gewertet werde, zählen die Abschaffung der Folter und die Aufhebung der Leibeigenschaft (1781). Unterschiedliche Bewertungen erfährt seine Kirchenpolitik. Während Maßnahmen wie Toleranzedikte und die Förderung von Pfarrkirchen und Pfarrkaplaneien eher positiv gesehen werden wird die Aufhebung von über 700 Klöster und sein Vorgehen gegen bestimmte Orden zumindest nicht nur positiv beurteilt. Sein Versuch, alle Lebensbereiche einer zentralen staatlichen Verwaltung unterzuordnen, wird heute eher negativ gewertet.<ref name ="wienerwald20">vgl. Helmut Schneiderbauer: ''Wienerwald''. Die schönsten Kultur- und Naturentdeckungen vor der Haustür. Kral-Verlag, Berndorf, 2011. ISBN 978-3-99024-024-3. S. 20</ref>  
 
[[File:Joseph II. - bust.jpg|thumb|Die Büste von Kaiser Joseph II. in der Kaiserallee der Gedenkstätte Heldenberg]]


== Wichtige Maßnahmen und Gesetze des Kaisers für das Gebiet der heutigen Republik Österreich ==
== Wichtige Maßnahmen und Gesetze des Kaisers für das Gebiet der heutigen Republik Österreich ==
* 1779: Als Folge des "Bayerischen Erfolgekrieges" kommt das Innviertel (heute Teil des Bundeslandes Oberösterreich) wird Teil des Kronlandes Österreich ob der Enns und kommt so unter die Herrschaft der Habsburger.<ref name ="czeike388">vgl. * {{Czeike|3|388||Joseph II.}}</ref>
* 1779: Als Folge des "Bayerischen Erfolgekrieges" kommt das Innviertel (heute Teil des Bundeslandes Oberösterreich) wird Teil des Kronlandes Österreich ob der Enns und kommt so unter die Herrschaft der Habsburger.<ref name ="czeike388">vgl. * {{Czeike|3|388||Joseph II.}}</ref>
 
== Orte mit Bezug zu Joseph II. in Österreich ==
== Orte mit Bezug zu Joseph II. in Österreich ==
=== Niederösterreich ===
=== Niederösterreich ===
* [[Heldenberg]]: In der Kaiser-Allee auf der [[w:Gedenkstätte Heldenberg|Gedenkstätte Heldenberg]] ist Kaiser Joseph II. mit einer Büste vertreten.
* [[Heldenberg]]: In der Kaiser-Allee auf der [[w:Gedenkstätte Heldenberg|Gedenkstätte Heldenberg]] ist Kaiser Joseph II. mit einer Büste vertreten.
* [[Wienerwald (Gemeinde)|Sulz im Wienerwald]]: Die Pfarrkirche Sulz "zur Hl. Maria Namen" ist eine Pfarrstiftung von Joseph II.<ref>vgl. Otto Kurt Knoll: ''WallfahrtsWegWienerWald(!)''. Kral-Verlag, Berndorf, 2015, ISBN 978-3-99024-372-5, S. 96</ref>
* [[Wienerwald (Gemeinde)|Sulz im Wienerwald]]: Die Pfarrkirche Sulz "zur Hl. Maria Namen" ist eine Pfarrstiftung von Joseph II.<ref>vgl. Otto Kurt Knoll: ''WallfahrtsWegWienerWald(!)''. Kral-Verlag, Berndorf, 2015, ISBN 978-3-99024-372-5, S. 96</ref>
=== Wien ===
[[File:Hadersdorf (Wien) - Kirche Mariabrunn.JPG|thumb|Hadersdorf (Wien) - Kirche Mariabrunn]]
* [[Innere Stadt (Wien)|Wien 1]]: Seine erste Ehe schloss der spätere Kaiser Joseph II. in der [[w:Augustinerkirche (Wien)|Augustinerkirche]].
* [[Penzing (Wien)|Wien 14]]: Bei seinem Besuch 1782 in Wien verabschiedete Kaiser Joseph II. Papst Pius VI. vor der heutigen Pfarrkirche in Mariabrunn.
* [[Rudolfsheim-Fünfhaus|Wien 15]]: Die Pfarrkirche Reindort "zur Heiligsten Dreifaltigkeit" war die letzte Pfarrkirchengründung, die auf Kaiser Joseph II. zurückgeht.


== Kaiser Joseph II. in Legende und Sage ==
== Kaiser Joseph II. in Legende und Sage ==
[[File:Joseph II is plowing.jpg|thumb|Motiv einer bekannten Sage um Joseph II., der Kaiser zieht mit einem Pflug einige Furchen]]
Kaiser Joseph II. gehört zu jenen Herrschern aus der Dynastie der Habsburger, die zu ihren Lebzeiten sehr umstritten waren, sich aber nach ihrem Tod (zumindest) im Kaiserreich Österreich und später auch in der Republik Österreich großer Popularität erfreuten. Daher ist es nicht überraschend, dass sich um ihn sehr viele Sagen gebildet haben. Zudem boten seine Politik bzw. einige seiner Reformen (so das [[w:Toleranzpatent|Toleranzpatent]], die Aufhebung der [[w:Leibeigenschaft|Leibeigenschaft]] und mehrere Verwaltungsreformen) und seine Gewohnheit, die Strecken auf seinen Reisen ikognito (oder nicht unter Herausstreichung seiner Position als Erzherzog bzw. Kaiser) zurückzulegen, für eine Sagenbildung Ansatzpunkte.
Kaiser Joseph II. gehört zu jenen Herrschern aus der Dynastie der Habsburger, die zu ihren Lebzeiten sehr umstritten waren, sich aber nach ihrem Tod (zumindest) im Kaiserreich Österreich und später auch in der Republik Österreich großer Popularität erfreuten. Daher ist es nicht überraschend, dass sich um ihn sehr viele Sagen gebildet haben. Zudem boten seine Politik bzw. einige seiner Reformen (so das [[w:Toleranzpatent|Toleranzpatent]], die Aufhebung der [[w:Leibeigenschaft|Leibeigenschaft]] und mehrere Verwaltungsreformen) und seine Gewohnheit, die Strecken auf seinen Reisen ikognito (oder nicht unter Herausstreichung seiner Position als Erzherzog bzw. Kaiser) zurückzulegen, für eine Sagenbildung Ansatzpunkte.


=== Sagenmotiv: Der verkleidete Herrscher ===
=== Sagenmotiv: Der verkleidete Herrscher ===
Da Kaiser Joseph II. offensichtlich gerne unter einem adeligen Ikognito bzw. mit kleinem Gefolge reiste, ist es nicht überraschend, dass er in der Sage zu jenen Herrschern zählt, denen nachgesagt wurde, dass sie sich verkleidet unter ihr Volk gemischt hätten<ref group="A">Der vielleicht bekanntste und vermutlich auch früheste Herrscher, dem nachgesagt wurde, dass er sich verkleidet unter das Volk gemischt hat, dürfte [[w:Hārūn ar-Raschīd|Harun al Raschid]], der legendäre "Kalif von Bagdad", gewesen sein. In Sagen mit dem heutigen EU-Land Österreich als Schauplatz findet sich dieses Sagenmotiv bei den Habsburgern außer für Kaiser Joseph II. noch für Erzherzog Johann, [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]] und Herzog [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich IV.]]</ref>, um herauszufinden, was ihr Volk bedrückt, was ihre Adeligen o treiben und wie ihre Beamten ihren Dienst ausüben. In Sagen, wo Kaiser Joseph inkognito reist, kommt er immer wieder mit einfachen Leuten ins Gespräch, tauscht sich mit diesen aus oder erlebt ihre Gastfreundlichkeit. Dass Örtlichkeiten ihren Namen darauf zurückführen, dass der Kaiser sich dort einmal aufgehalten haben soll, ist bei Joseph II. immer mit dem Motiv des verkleideten Herrschers verknüpft.
Da Kaiser Joseph II. offensichtlich gerne unter einem adeligen Ikognito bzw. mit kleinem Gefolge reiste, ist es nicht überraschend, dass er in der Sage zu jenen Herrschern zählt, denen nachgesagt wurde, dass sie sich verkleidet unter ihr Volk gemischt hätten<ref group="A">Der vielleicht bekanntste und vermutlich auch früheste Herrscher, dem nachgesagt wurde, dass er sich verkleidet unter das Volk gemischt hat, dürfte [[w:Hārūn ar-Raschīd|Harun al Raschid]], der legendäre "Kalif von Bagdad", gewesen sein. In Sagen mit dem heutigen EU-Land Österreich als Schauplatz findet sich dieses Sagenmotiv bei den Habsburgern außer für Kaiser Joseph II. noch für Erzherzog Johann, [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian I.]] und Herzog [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich IV.]]</ref>, um herauszufinden, was ihr Volk bedrückt, was ihre Adeligen so treiben und wie ihre Beamten ihren Dienst ausüben. In Sagen, wo Kaiser Joseph inkognito reist, kommt er immer wieder mit einfachen Leuten ins Gespräch, tauscht sich mit diesen aus oder erlebt ihre Gastfreundlichkeit. Dass Örtlichkeiten ihren Namen darauf zurückführen, dass der Kaiser sich dort einmal aufgehalten haben soll, ist bei Joseph II. immer mit dem Motiv des verkleideten Herrschers verknüpft.


==== Ein Kaiser zieht verkleidet durch das Land ====
==== Ein Kaiser zieht verkleidet durch das Land ====
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==== Die Rätselfragen ====
==== Die Rätselfragen ====
Diese Sage um Joseph II. ist eine Wandersage. Der Herrscher erfährt von einem Untertanen (bei Joseph II. ist es ein Bauer) ein Rätsel, dessen Auflösung ihm so gut gefällt, dass er es wenig später auch seinen Räte zum Lösen aufgibt. Diese sind völlig ratlos, aber einer von ihnen kapiert, wo der Herrscher das Rätsel her haben muss und fragt den Untertan nach der Lösung. Zwar hat der Herrscher diesem verboten, die Lösung zu verraten, aber er hat dieses Schweigen auf die Erfüllung einer Voraussetzung eingeschränkt, und der Untertan sorgt dafür, dass diese Voraussetzung erfüllt ist, ehe er die Lösung verrät.<ref>vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): ''Sagen aus Österreich'', 2007, S. 219f.</ref> <ref group="A">Diese Sage wird zum Beispiel auch über Kaiser [[Maximilian I.]], einen Vorfahren von Joseph II. erzählt wird. Hier ist der Schauplatz eine [[w:Reichsstadt|Reichsstadt]], meistens [[w:Nürnberg|Nürnberg]], und der Untertan ein Schmied.</ref>
Diese Sage um Joseph II. ist eine Wandersage. Der Herrscher erfährt einem seiner Untertanen (bei Joseph II. ist es ein Bauer) ein Rätsel, dessen Auflösung ihm so gut gefällt, dass er es wenig später auch seinen Räten zum Lösen aufgibt. Diese sind völlig ratlos, aber einer von ihnen kapiert, wo der Herrscher das Rätsel her haben muss und fragt den Untertan nach der Lösung. Zwar hat der Herrscher diesem verboten, die Lösung zu verraten, aber er hat dieses Schweigen auf die Erfüllung einer Voraussetzung eingeschränkt, und der Untertan sorgt dafür, dass diese Voraussetzung erfüllt ist, ehe er die Lösung verrät.<ref>vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): ''Sagen aus Österreich'', 2007, S. 219f.</ref> <ref group="A">Diese Sage wird zum Beispiel auch über Kaiser [[Maximilian I.]], einen Vorfahren von Joseph II. erzählt wird. Hier ist der Schauplatz eine [[w:Reichsstadt|Reichsstadt]], meistens [[w:Nürnberg|Nürnberg]], und der Untertan ein Schmied.</ref>


=== Sagenmotiv: Der Herrscher, der Kleriker und dessen Helfer ===
=== Sagenmotiv: Der Herrscher, der Kleriker und dessen Helfer ===
Dieses Sagenmotiv wird verschiedenen historischen Herrschern (meistens mit negativer oder zweifelhafter Beurteilung) nachgesagt. Diese zwingen Personen, oft unter der Androhung einer schweren Strafe, ihnen (drei) Fragen zu beantworten. Bei den Personen handelt es sich gewöhnlich um historisch belegte Figuren, die als politische Gegner des jeweiligen Herrschers bekannt waren oder namenlose Vertreter eines Standes, mit dem der Herrscher Konflikte hatte, so z. B. Adelige in wichtiger Position oder Vertreter des hohen Klerus. Retter des "Befragten", der sich nie selbst zu helfen weiß, ist gewöhnlich ein Untergebener, meistens ein einfacher Mann aus dem Volk und oft ein Analphabet, der mit seinem gesundem Menschenverstand und seiner Keckheit nicht nur die Fragen löst, sondern den Herrscher auch versöhnlich stimmen kann und von diesem Anerkennung erfährt. Einige Versionen haben auch literarische Ausgestaltungen erfahren, ein Beispiel ist [[w:Theodor Fontane|Theodor Fontanes]] Ballade der "Der König und der Bischof" (mit König Johann ohne Land, einem namenslosen Bischof von Canterbury und dessen Schäfer als Akteure).
Dieses Sagenmotiv wird verschiedenen historischen Herrschern (meistens mit negativer oder zweifelhafter Beurteilung) nachgesagt. Diese zwingen Personen, oft unter der Androhung einer schweren Strafe, ihnen (drei) Fragen zu beantworten. Bei den Personen handelt es sich gewöhnlich um historisch belegte Figuren, die als politische Gegner des jeweiligen Herrschers bekannt waren oder namenlose Vertreter eines Standes, mit dem der Herrscher Konflikte hatte, so z. B. Adelige in wichtiger Position oder Vertreter des hohen Klerus. Retter des "Befragten", der sich nie selbst zu helfen weiß, ist gewöhnlich ein Untergebener, meistens ein einfacher Mann aus dem Volk und oft ein Analphabet, der mit seinem gesunden Menschenverstand und seiner Keckheit nicht nur die Fragen löst, sondern den Herrscher auch versöhnlich stimmen kann und von diesem Anerkennung erfährt. Einige Versionen haben auch literarische Ausgestaltungen erfahren, ein Beispiel ist [[w:Theodor Fontane|Theodor Fontanes]] Ballade "Der König und der Bischof" (mit König [[w:Johann Ohneland|Johann Ohneland]], einem namenslosen Bischof von Canterbury und dessen Schäfer als Akteure).


==== Kaiser Joseph und der Schulmeister ====
==== Kaiser Joseph und der Schulmeister ====
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==== Sans soucis ====
==== Sans soucis ====
In dieser Sage kommt Kaiser Joseph auf ein Schloss, wo er eine Inschrift ''"Wir kennen keine Sorgen!"'' liest. Dadurch geärgert bereitet er der Schlossbewohnerschaft einige Sorge, in dem er diese auffordert, ihm drei Fragen zu beantworten. Selbst der Schlosskaplan als der Klügste von ihnen weiß keine Lösung. Hier ist es der Schweinehirt, die Fragen löst.<ref>vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): ''Sagen aus Österreich'', 2007, S. 225f.</ref>
In dieser Sage kommt Kaiser Joseph auf ein Schloss, wo er eine Inschrift ''"Wir kennen keine Sorgen!"'' liest. Dadurch geärgert, bereitet er der Schlossbewohnerschaft einige Sorge, in dem er diese auffordert, ihm drei Fragen zu beantworten. Selbst der Schlosskaplan als der Klügste von ihnen weiß keine Lösung. Hier ist es der Schweinehirt, die Fragen löst.<ref>vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): ''Sagen aus Österreich'', 2007, S. 225f.</ref>


=== Sagenmotiv: Das fiktive Ende ===
=== Sagenmotiv: Das fiktive Ende ===
==== Joseph II. und der Papst ====
==== Joseph II. und der Papst ====
[[File:Löschenkohl Joseph II. Pius VI. 1782.jpg|thumb|Kaiser Joseph II. begrüßt Papst Pius VI. bei seiner Ankunft im Kronland Österreich. Gemälde von Hieronymus Löschenkohl (1753–1807). Um die Klosteraufhebungen zu beenden, kam Papst Pius VI. 1782 persönlich nach Wien.]]
Diese Sage, die in Mundart abgefasst ist, erzählt eine fiktive Geschichte, in der Kaiser Joseph als Märtyrer für seine Kirchenreformen endet. Angeblich soll er gar nicht gestorben sein, sondern wurde in Wirklichkeit auf Befehl des Papstes scheintot gemacht und dann heimlich nach Rom geschafft. Da er sich dort weigerte, seine Gesetze zu widerrufen, wurde er für den Rest seines Lebens vom Papst in einem Kloster gefangen gehalten.<ref>vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): ''Sagen aus Österreich'', 2007, S. 223f.</ref>
Diese Sage, die in Mundart abgefasst ist, erzählt eine fiktive Geschichte, in der Kaiser Joseph als Märtyrer für seine Kirchenreformen endet. Angeblich soll er gar nicht gestorben sein, sondern wurde in Wirklichkeit auf Befehl des Papstes scheintot gemacht und dann heimlich nach Rom geschafft. Da er sich dort weigerte, seine Gesetze zu widerrufen, wurde er für den Rest seines Lebens vom Papst in einem Kloster gefangen gehalten.<ref>vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): ''Sagen aus Österreich'', 2007, S. 223f.</ref>


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==== Joseph II. und das Gasthaus am Spittelberg ====
==== Joseph II. und das Gasthaus am Spittelberg ====
Eine Sage berichtet von einem Besuch von Kaiser Joseph II. in einem zweifelhaften Gasthaus im Wiener Vorort [[Spittelberg]] (heute Teil des [[Neubau (Wien)|7. Wiener Gemeindebezirks]]), wo er sich als Bürger ausgibt. Wegen seines allzu "kecken" Benehmens wird er unsanft vor die Türe gesetzt. Im Wiener Lokal "Zur Witwe Bolte", Ecke [[Spittelberggasse]] / [[Gutenberggasse]] 13)<ref>vgl. http://www.witwebolte.at/, eingesehen am 2. Juni 2017</ref>, dem früheren Gasthaus "Zum sechsbeinigen Löwen", heute ein  bekanntes Wiener "[[Beisl|Kultbeisl]]", erinnert eine Inschrift an diesen Vorfall: "''Durch dieses Tor im Bogen kam Kaiser Joseph  II. geflogen – 1778''".<ref>vgl.http://www.tourist-net.co.at/lokale/witwe-bolte/wb_hist.html</ref> Ob sich der Vorfall aber wirklich in einem Vorgängerbetrieb dieser Lokalität ereignet hat, ist nicht eindeutig gesichert.
Eine Sage berichtet von einem Besuch von Kaiser Joseph II. in einem zweifelhaften Gasthaus im Wiener Vorort [[Spittelberg]] (heute Teil des [[Neubau (Wien)|7. Wiener Gemeindebezirks]]), wo er sich als Bürger ausgibt. Wegen seines allzu "kecken" Benehmens wird er unsanft vor die Türe gesetzt. Im Wiener Lokal "Zur Witwe Bolte", Ecke [[Spittelberggasse]] / [[Gutenberggasse]] 13<ref>vgl. http://www.witwebolte.at/, eingesehen am 2. Juni 2017</ref>, dem früheren Gasthaus "Zum sechsbeinigen Löwen", heute ein  bekanntes Wiener "[[Beisl|Kultbeisl]]", erinnert eine Inschrift an diesen Vorfall: "''Durch dieses Tor im Bogen kam Kaiser Joseph  II. geflogen – 1778''".<ref>vgl.http://www.tourist-net.co.at/lokale/witwe-bolte/wb_hist.html</ref> Ob sich der Vorfall aber wirklich in einem Vorgängerbetrieb dieser Lokalität ereignet hat, ist nicht eindeutig gesichert.
 
== Ausstellungen ==
* ''Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst'', Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März−2. November 1980


== Primärtexte ==
== Primärtexte ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Czeike|3|387|388|Joseph II.}} [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1114505 digital]<ref group="A">Interessant für Lokalhistorikerinnen und Lokalhistoriker.</ref>
* {{Czeike|3|387|388|Joseph II.}} [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1114505 digital]<ref group="A">Interessant für Lokalhistorikerinnen und Lokalhistoriker.</ref>
* [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 187-190<ref group="A">In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.</ref>
* ''Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II.'' Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März−2. November 1980 (= Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 95). Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Wien, 1980


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Joseph_II. Joseph II.], WienWiki.AT
* {{WiWi|Joseph_II.}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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{{BeiWP|Joseph II.}}
{{BeiWP|Joseph II.}}
{{WP-Links|Q76555}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=118558404|LCCN=n/50/038057|NDL=01226658|VIAF=268608732|WIKIDATA=Q76555}}


{{SORTIERUNG:Kaiser Joseph II.}}
{{SORTIERUNG:Kaiser Joseph II.}}
[[Kategorie:Sage, Legende]]
[[Kategorie:Sage, Legende]]
[[Kategorie:Herrscher]]
[[Kategorie:Herrscher]]
[[Kategorie:Habsburger]]
[[Kategorie:Habsburger|Joseph 2]]
[[Kategorie:Geboren 1741]]
[[Kategorie:Geboren 1741]]
[[Kategorie:Gestorben 1790]]
[[Kategorie:Gestorben 1790]]
[[Kategorie:Österreichische Lande]]
[[Kategorie:Heiliges Römisches Reich]]
[[Kategorie:Heiliges Römisches Reich]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]
Bots, noratelimituser
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