Eberhard II. von Wallsee: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Eberhard (II.<ref group="A">Die Nummerierung orientiert sich an der Zählung der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur auch als Eberhard IV. gezählt.</ref>) von Wallsee''' oder '''Walsee''' (* im 13. Jahrhundert, vor 1275; † [[10. Oktober]] [[1325]]) war ein einflussreicher Adeliger, der sich Ende des 13. Jahrhunderts dauerhaft im [[Herzogtum Österreich]] niederließ, wo er als "Landrichter ob der Enns"<ref group="A">Der Landrichter ob der Enns gilt als ein Vorläufer der späteren Landeshauptleute des Bundeslandes Niederösterreich.</ref> tätig war. Er zählte zu den einflussreichsten Beratern von [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrechts (I.) von Österreich]] (besser bekannt als König Albrecht I.) und begründete die Linie der [[Wallsee (Adelsgeschlecht)|Familie der Wallseer]] zu [[Linz]]. Außerdem gilt er als der Erbauer der Linzer Franziskanerkirche.
[[File:Linzer Schloss.jpg|thumb|Das Linzer Schloss, auf dem Eberhard von Wallsee seinen Sitz als Landrichter "ob der Enns" hatte, heute]]
'''Eberhard (II.<ref group="A">Die Nummerierung orientiert sich an der Zählung der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur auch als Eberhard IV. gezählt.</ref>) von Wallsee''' oder '''Walsee''' (* im 13. Jahrhundert, vor 1275; † [[10. Oktober]] [[1325]]) war ein einflussreicher Adeliger, der sich Ende des 13. Jahrhunderts dauerhaft im [[Herzogtum Österreich]] niederließ, wo er als "Landrichter ob der Enns"<ref group="A">Der Landrichter ob der Enns gilt als einer der Vorläufer der späteren Landeshauptleute der Bundesländer Oberösterreich und Niederösterreich.</ref> tätig war. Er zählte zu den einflussreichsten Beratern von [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrechts (I.) von Österreich]] (besser bekannt als König Albrecht I.) und begründete die Linie der [[Wallsee (Adelsgeschlecht)|Familie der Wallseer]] zu [[Linz]].  


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Eberhard (II.) von Wallsee stammte aus einer Ministerialenfamilie<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> , die bis Anfang des 14. Jahrhunderts in der [[w:Schwaben|Reichslandschaft Schwaben]] ansässig war. Er gilt als der älteste Sohn von [[Eberhard I. von Wallsee|Eberhard (I.) von Wallsee]]<ref group="A">Die Nummerierung orientiert sich an Eberhards Rolle" als Stammvater der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur auch als Eberhard III. gezählt.</ref> († 1288) aus dessen Ehe mit Adelheid von Waldburg († um 1275), einer Nichte des Fürstbischofs [[w:Eberhard II. von Waldburg|Eberhard (II.) von Konstanz]] († 1274). Verheiratet war er seit 1290 mit Maria von [[Kuenringer (Adelsfamilie)|Kuenring]] († 1320), einer Tochter von [[Heinrich IV. von Kuenring|Heinrich (IV.) von Kuenring-Weitra]] aus dessen Ehe mit Kunigunde von Dobra. Er hatte einen [[w:Eberhard V. von Walsee|gleichnamigen Sohn]], der ebenfalls "Landrichter ob der Enns" wurde, und mehrere Töchter.<ref name ="DoblingerStammtafeln">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, siehe Stammtafeln</ref>
Eberhard (II.) von Wallsee stammte aus einer Ministerialenfamilie<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> , die bis Anfang des 14. Jahrhunderts in der [[w:Schwaben|Reichslandschaft Schwaben]] ansässig war. Er gilt als der älteste Sohn von [[Eberhard I. von Wallsee|Eberhard (I.) von Wallsee]]<ref group="A">Die Nummerierung orientiert sich an Eberhards Rolle" als Stammvater der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur auch als Eberhard III. gezählt.</ref> († 1288) aus dessen Ehe mit Adelheid von Waldburg († um 1275), einer Nichte des Fürstbischofs [[w:Eberhard II. von Waldburg|Eberhard (II.) von Konstanz]] († 1274). Verheiratet war er seit 1290 mit Maria von [[Kuenringer (Adelsfamilie)|Kuenring]] († 1320), einer Tochter von [[Heinrich IV. von Kuenring|Heinrich (IV.) von Kuenring-Weitra]] aus dessen Ehe mit Kunigunde von Dobra, die sich wenig später bei ihrem Schwiegersohn auf dem Schloss in Linz niederließ.<ref name ="Doblinger39">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 39</ref> Er hatte einen [[Eberhard III. von Walsee|gleichnamigen Sohn]], der ebenfalls "Landrichter ob der Enns" wurde, und mindestens zwei Töchter.<ref name ="DoblingerStammtafeln">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, siehe Stammtafeln</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Eberhard (II.) von Wallsee und seine Brüder fassten im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts allmählich Fuß in den Herzogtümern Österreich und [[Herzogtum Steier]], behielten aber noch bis 1331 ihre Besitzungen in der Reichslandschaft Schwaben, um deren Ausbau und Verwaltung sie sich weiterhin kümmerten.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 19ff.</ref> Um 1287/88 übernahm Eberhard von [[Ulrich von Kapellen|Ulrich (II.) von Kapellen]] das Amt des Landrichters "ob der Enns", das er bis ca. 1322 ausübte. Zu seinen Aufgaben zählte das Abhalten von Taidingen, die für ihn seit 1299 belegt sind.<ref name ="Doblinger32">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 32</ref> 1289 eroberte er für Herzog Albrecht die [[w:Burgruine Falkenstein (an der Ranna)|Feste Falkenstein]].<ref name ="Doblinger24">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 24</ref> Als Gegenleistungen für seine finanziellen Aufwendungen wurde ihm und seinem jüngeren Bruder [[Heinrich I. von Wallsee|Heinrich]] von Herzog Albrecht vorübergehend [[Freistadt]], die [[w:Riedmark|Riedmark]] und das [[w:Machland|Machland]] verpfändet.<ref name ="Doblinger25">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 24</ref> Auch in den Folgejahren beteiligte sich Eberhard mehrmals gemeinsam mit Heinrich und [[Ulrich I. von Wallsee|Ulrich]], einem weiteren Bruder an den Feldzügen, Belagerungen und Vertragsabschlüssen des Herzogs. 1300 begleitete er dessen ältesten Sohn, [[Rudolf I. (Böhmen)|Herzog Rudolf (III.) von Österreich]] auf seiner Hochzeitsreise nach [[Paris]].<ref name ="Doblinger32">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 32</ref> 1311 hielt er mit dessen Bruder, [[Leopold I. (Habsburg)|Herzog Leopold (I.) von Österreich]], und [[Dietrich von Pillichsdorf]] beim späteren Kaiser [[w:Heinrich VII. (HRR)|Heinrich VII.]] in Oberitalien auf.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 19 und S. 34</ref>  
Eberhard (II.) von Wallsee und seine Brüder fassten im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts allmählich Fuß in den Herzogtümern Österreich und [[Herzogtum Steier]], behielten aber noch bis 1331 ihre Besitzungen in der Reichslandschaft Schwaben, um deren Ausbau und Verwaltung sie sich weiterhin kümmerten.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 19ff.</ref> Um 1287/88 übernahm Eberhard von [[Ulrich von Kapellen|Ulrich (II.) von Kapellen]] das Amt des Landrichters "ob der Enns", das er bis ca. 1322 ausübte.<ref name ="Doblinger32">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 32</ref> 1289 eroberte er für Herzog Albrecht die [[w:Burgruine Falkenstein (an der Ranna)|Feste Falkenstein]], die wichtiges Bollwerk gegen das [[w:Hochstift Passau|Hochstift Passau]].<ref name ="Doblinger24">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 24</ref> Als Gegenleistungen für seine finanziellen Aufwendungen wurde ihm und seinem jüngeren Bruder [[Heinrich I. von Wallsee|Heinrich]] von Herzog Albrecht vorübergehend [[Freistadt]], die [[w:Riedmark|Riedmark]] und das [[w:Machland|Machland]] verpfändet.<ref name ="Doblinger25">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 24</ref> Auch in den Folgejahren beteiligte sich Eberhard mehrmals gemeinsam mit Heinrich und [[Ulrich I. von Wallsee|Ulrich]], einem weiteren Bruder an den Feldzügen, Belagerungen und Vertragsabschlüssen des Herzogs und späteren Königs. 1300 begleitete er dessen ältesten Sohn, [[Rudolf I. (Böhmen)|Herzog Rudolf (III.) von Österreich]] auf seiner Hochzeitsreise ins [[w:Königreich Frankreich|französische Königreich]].<ref name ="Doblinger32"/> 1311 war er im Auftrag von  dessen [[Friedrich der Schöne|Bruder und Nachfolger]] mit [[Dietrich von Pillichsdorf]] beim späteren Kaiser [[w:Heinrich VII. (HRR)|Heinrich VII.]] in Oberitalien. Offensichtlich nutzte er diese Gelegenheit, um sich von diesem für sich und seine Familie aus seinen in Schwaben gelegenen Besitzungen die Verpfändung der Vogtei des Klosters Waldsee bestätigen zu lassen.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 19 und S. 34</ref> Nachdem der Krieg zwischen den Königen Friedrich "''dem Schönen''" und [[w:Ludwig IV. (HRR)|Ludwig (IV.) "''dem Baiern''"]] um die Herrschaft über das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] ausbrach, fungierten Eberhard und sein Bruder Heinrich wiederholt als Finanzgeber und Bürgen.<ref name ="Doblinger37">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 37</ref> An der verhängnisvollen [[w:Schlacht bei Mühldorf|Schlacht bei Mühldorf]] (1322) nahmen er und sein gleichnamiger Sohn im Unterschied zu anderen Familienmitgliedern nicht teil.<ref name ="Doblinger40">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 40</ref>


Nachdem Eberhard Landrichter "ob der Enns" geworden war, ließ er sich in der Stadt [[Linz]] nieder, wo er auf dem dortigen [[w:Linzer Schloss|Schloss]] seinen Sitz hatte. Um 1297 erwarb er im damaligen Herzogtum Österreich außerdem das Schloss von [[Guntersdorf]] sowie die Märkte von [[Stronsdorf]] und Wulzeshofen (heute Teil der Gemeinde [[Laa an der Thaya]]). Später gelangte er außerdem in den Besitz der Klostervogteien der Stifte [[Stift St. Florian|St. Florian]] und [[Stift Lambach|Lambach]].<ref name ="Doblinger39">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 39</ref> 1321 übergab er seinem gleichnamigen Sohn die Verwaltung seiner sämtlichen Besitzungen.<ref name ="Doblinger37">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 37</ref>
Nachdem Eberhard Landrichter "ob der Enns" geworden war, ließ er sich in der Stadt [[Linz]] nieder, wo er auf dem dortigen [[w:Linzer Schloss|Schloss]] seinen Sitz hatte.<ref name ="Doblinger32"/>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 37</ref> Im Jänner 1297 erwarb er im damaligen Herzogtum Österreich außerdem von Ulrich von Rukhendorf und dessen Familie das Schloss von [[Guntersdorf]] und in der Folge weitere dort gelegenen Besitzungen sowie die Märkte von [[Stronsdorf]] und Wulzeshofen (heute Teil der Gemeinde [[Laa an der Thaya]]), das freieigene Schloss Straneck bei [[Hollabrunn]] und weitere Besitzungen. Er gelangte außerdem in den Besitz der Klostervogteien der Stifte [[Stift St. Florian|St. Florian]] und [[Stift Lambach|Lambach]].<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 37ff.</ref> 1312 erreichte er außerdem vom [[w:Bernhard von Prambach|Bischof von Passau]], dass Guntersdorf eine eigene Pfarre erhielt.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 37f.</ref> 1321 übergab er seinem gleichnamigen Sohn die Verwaltung seiner sämtlichen Besitzungen.<ref name ="Doblinger37"/> Seit 1304 besaß er außerdem ein Haus auf dem "Witmarkt" in der Stadt [[Wien]].<ref name ="Doblinger39"/>


== Literatur ==
== Literatur ==
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[[Kategorie:Geschichte (Oberösterreich)]]
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[[Kategorie:Wallsee (Adelsgeschlecht)|Eberhard 2]]
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