Heilige Hemma: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Gurk Domplatz 1 Holzstatue hl Hemma von Gurk vor dem Dom 11102016 4880.jpg|thumb|Holzstatue der Heiligen Hemma, die vor dem Gurker Dom aufgestellt ist]]
[[File:Gurk Domplatz 1 Holzstatue hl Hemma von Gurk vor dem Dom 11102016 4880.jpg|thumb|Holzstatue der Heiligen Hemma, die vor dem Gurker Dom aufgestellt ist]]
Die '''Heilige Hemma''' (* gegen Ende des 10. Jahrhundert, zwischen 980 und 990<ref name="sabitzer168">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 168</ref> oder um 995, vermutlich in Zeltschach (heute Teil der Gemeinde [[Friesach]]; † im 11. Jahrhundert, um 1045, am [[29. Juni]], vermutlich im Kloster in [[Gurk]])<ref name="Heiligenlexikon">vgl. [https://www.heiligenlexikon.de/BiographienH/Hemma_von_Gurk.htm Hemma von Gurk], Heiligenlexikon.DE, abgerufen am 5. Februar 2020</ref>, gewöhnlich nach ihrem Wirkungsort auch '''Hemma von Gurk''' genannt, ist die Landesheilige des Bundeslandes Kärntens.
Die '''Heilige Hemma''' (* gegen Ende des 10. Jahrhundert, zwischen 980 und 990<ref name="sabitzer168">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 168</ref> oder um 995, vermutlich in Zeltschach (heute Teil der Gemeinde [[Friesach]]; † im 11. Jahrhundert, um 1045, am [[29. Juni]], vermutlich im Kloster in [[Gurk]])<ref name="Heiligenlexikon">vgl. [https://www.heiligenlexikon.de/BiographienH/Hemma_von_Gurk.htm Hemma von Gurk], Heiligenlexikon.DE, abgerufen am 5. Februar 2020</ref>, gewöhnlich nach ihrem Wirkungsort auch '''Hemma von Gurk''' genannt, ist die Landesheilige des Bundeslandes Kärntens. Bekannt ist sie für ihre zahlreichen Kirchen- und Klostergründungen, womit sie nicht nur den Glauben, sondern auch die damalige Wirtschaft und Infrastruktur entsprechend förderte.<ref name ="spitzer">vgl. Bernadette Spitzer: ''Von Bischofsstab bis Besenstil'', 2020, S. 189</ref>.


== Herkunft ==
== Herkunft ==
Hemma gilt als Angehörige der Grafen von Friesach-Zeltschach und Verwandte von [[w:Heinrich II. (HRR)|Kaiser Heinrich II.]]<ref name="Heiligenlexikon"/> Als Hemmas Großmutter gilt Imma, deren Besitz aus Königsschenkungen entstanden war, den ihre Enkelin später erben sollte.<ref name="sabitzer168"/>  
Hemma gilt als Angehörige der Grafen von Friesach-Zeltschach und Verwandte von [[w:Heinrich II. (HRR)|Kaiser Heinrich II.]]<ref name ="spitzer"/> Als Hemmas Großmutter gilt Imma, deren Besitz aus Königsschenkungen entstanden war, den ihre Enkelin später erben sollte.<ref name="sabitzer168"/>  


Um 1010 heiratete Hemma den Grafen [[w:Wilhelm (Sann)|Wilhelm (II.)]] von [[Friesach]] († um 1035), der auch als Markgraf an der Sann bezeichnet wird<ref group="A">In der Legende ist er gewöhnlich Graf Wilhelm von der Sann.</ref>).<ref name="sabitzer168"/>. Aus dieser Ehe hatte sie einen Sohn:
Um 1010 heiratete Hemma den Grafen [[w:Wilhelm (Sann)|Wilhelm (II.)]] von [[Friesach]] († um 1035), der auch als "Markgraf an der Sann" bezeichnet wird<ref group="A">In der Legende ist er gewöhnlich Graf Wilhelm von der Sann.</ref>).<ref name="sabitzer168"/>. Aus dieser Ehe hatte sie mindestens einen Sohn:
:* Markgraf Wilhelm (II.) von Friesach († um 1036)<ref name="sabitzer169">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 169</ref>  
:* Markgraf Wilhelm (II.) von Friesach († um 1036)<ref name="sabitzer169">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 169</ref>  
Vermutlich hatte sie noch einen zweiten Sohn mit Namen Hartwig, der früh verstorben sein dürfte.<ref name="sabitzer169"/>
Vermutlich hatte sie noch einen zweiten Sohn mit Namen Hartwig, der früh verstorben sein dürfte.<ref name="sabitzer169"/>


== Leben / Legende ==
== Leben / Legende ==
Hemmas Leben ist urkundlich nicht belegt. Echte Urkunden haben sich nicht erhalten, Berichte über sie wurden erst später niedergeschrieben, als die Legendenbildung bereits begonnen hatte.<ref name="sabitzer167">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 167</ref>  
Hemmas Leben ist urkundlich insofern nicht belegt, als sich keine Urkunden erhalten haben, die als "echt" gelten. Berichte über sie wurden erst später niedergeschrieben, nachdem die Legendenbildung bereits eingesetzt hatte.<ref name="sabitzer167">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 167</ref> Vermutet wird, dass Hemma am Hof von Kaiser Heinrich II. erzogen wurde. Sie ließ später auf ihren Besitztümern in der Umgebung von [[Gurk]] und [[Sankt Veit an der Glan|St. Veit an der Glan]] Kirchen erbauen. Außerdem gilt sie als Erbauerin einer Kirche in [[Globasnitz]], einer weiteren Kirche in [[Glödnitz]] und der Kirche in Wieting (heute Teil der Gemeinde [[Klein Sankt Paul]]). Weitere Kirchen, als deren Erbauerin sie früher galt, finden sich in den heutigen Bundesländern Kärnten und Steiermark: die Kirche in [[St. Radegund]] bei [[Graz]], die Kirche in Lorenzenberg (heute ein Teil der Gemeinde [[Micheldorf]]), die Kirche St. Lambert in Lampersberg (heute Teil der Gemeinde von [[Baldramsdorf]], die Kirchen in St. Georgen am Weinberg und in St. Margarethen ob Töllerberg (beide heute Teil der Gemeinde [[Völkermarkt]]) und die legendenumwobene Kirche Lieding (auf dem Areal der Stadt [[Straßburg (Kärnten)|Straßburg]]). Diese werden allerdings in der neueren Forschung als Stiftungen ihrer Vorfahrin Imma, die als ihre Großmutter gilt, gesehen.<ref name="Heiligenlexikon"/>


Es wird vermutet, dass Hemma am Hof von Kaiser Heinrich II. erzogen wurde. Sie ließ später auf ihren Besitztümern in der Umgebung von [[Gurk]] und [[Sankt Veit an der Glan|St. Veit an der Glan]] Kirchen erbauen. Sie gilt als Erbauerin einer Kirche in [[Globasnitz]], einer weiteren Kirche in [[Glödnitz]] und der Kirche in Wieting (heute Teil der Gemeinde [[Klein Sankt Paul]]). Weitere Kirchen in den heutigen Bundesländern Kärnten und Steiermark, als deren Erbauerin sie früher galt: die Kirche in [[St. Radegund]] bei [[Graz]], die Kirche in Lorenzenberg (heute ein Teil der Gemeinde [[Micheldorf]]), die Kirche St. Lambert in Lampersberg (heute Teil der Gemeinde von [[Baldramsdorf]], die Kirchen in St. Georgen am Weinberg und in St. Margarethen ob Töllerberg (beide heute Teil der Gemeinde [[Völkermarkt]]) und die legendenumwobene Kirche Lieding (auf dem Areal der Stadt [[Straßburg (Kärnten)|Straßburg]]) werden in der neueren Forschung als Stiftungen ihrer Vorfahrin Imma, die als ihre Großmutter gilt, gesehen.<ref name="Heiligenlexikon"/>
Hemmas Ehemann war ein Gefolgsmann des späteren Kaisers [[w:Konrad II. (HRR)|Konrad II.]] und Opfer eines Konfliktes zwischen diesem und dem Grafen [[w:Adalbero von Eppenstein|Adalbero von Eppenstein]]. Nachdem Kaiser Konrad den Eppensteiner 1035 wegen einer Verschwörung gegen ihn als [[Herzogtum Kärnten|Herzog von Kärnten]] abgesetzt hatte, kam es zum Krieg, bei dem Markgraf Wilhelm (I.) und vermutlich auch sein gleichnamiger Sohn getötet wurden.<ref>vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 168f.</ref>


Hemmas Ehemann war ein Gefolgsmann des späteren Kaisers [[w:Konrad II. (HRR)|Konrad II.]] und Opfer eines Konfliktes zwischen diesem und dem Grafen [[w:Adalbero von Eppenstein|Adalbero von Eppenstein]]. Nachdem Konrad den Eppensteiner 1035 wegen einer Verschwörung gegen ihn als [[Herzogtum Kärnten|Herzog von Kärnten]] abgesetzt hatte, kam es zum Krieg, bei dem Markgraf Wilhelm (I.) und vermutlich auch sein gleichnamiger Sohn getötet wurden.<ref>vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 168f.</ref> 
1036 gründete Hemma das Benedikterinnen-Kloster in Gurk, dass sie der Jungfrau Maria weihen ließ und für das Nonnen aus dem Kloster am Nonnberg in Salzburg geholt wurden. Als 1043 die Gurker Kirche geweiht wurde, trat Hemma, vermutlich als Laienschwester<ref name="sabitzer169">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 169</ref>, in das von ihr gegründete Kloster ein, das damals der Äbtissin Ida unterstand. Ihre umfangreichen Besitzungen im heutigen Kärnten und [[w:Slowenien|Slowenien]] vermachte sie dem von ihr gestifteten Kloster in Gurk und angeblich auch dem [[w:Gebhard (Salzburg)|Bischof von Salzburg]], der seinen Teil zur Dotation des Benediktinerklosters des 1074 von ihm gestifteten Kloster in [[Admont]] verwendete. Das von Hemma gegründete Kloster soll bereits um 1043 wieder aufgehoben worden sein<ref name="sabitzer167"/>. Seine Güter verwendete der Bischof von Salzburg für die Gründung des von Salzburg abhängigen [[w:Diözese Gurk-Klagenfurt|Suffraganbistums Gurk]]. Die Erbvogtei über dieses Bistums verblieb jedoch bis ca. 1130 bei Hemmas Verwandten.<ref name="Heiligenlexikon"/>
 
1036 gründete Hemma das Benedikterinnen-Kloster in Gurk, dass sie der Jungfrau Maria weihen ließ und für das Nonnen aus dem Kloster am Nonnberg in Salzburg geholt wurden. Als 1043 die Gurker Kirche geweiht wurde, trat Hemma, vermutlich als Laienschwester<ref name="sabitzer169">vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 169</ref>, in das von ihr gegründete Kloster ein, das damals der Äbtissin Ida unterstand. Ihre umfangreichen Besitzungen im heutigen Kärnten und [[w:Slowenien|Slowenien]] vermachte sie dem von ihr gestifteten Kloster in Gurk und angeblich auch dem [[w:Gebhard (Salzburg)|Bischof von Salzburg]], der seinen Teil zur Dotation des Benediktinerklosters des 1074 von ihm gestifteten Kloster in [[Admont]] verwendete. Das von Hemma gegründete Kloster soll bereits um 1043 wieder aufgehoben worden sein<ref name="sabitzer167"/>. Seine Güter verwendete der Bischof von Salzburg für die Gründung des von Salzburg abhängigen [[w:Diözese Gurk-Klagenfurt|Suffraganbistums Gurk]]. Die Erbvogtei über dieses Bistums verblieb jedoch bis ca. 1130 bei Hemmas Verwandten.<ref name="Heiligenlexikon"/>


== Hemmas Nachleben und Verehrung ==
== Hemmas Nachleben und Verehrung ==
[[File:Hemma Krainer Wallfahrt.jpg|thumb|Das Verzeichnis des Opfergeldes einer Krainer Wallfahrt aus dem Jahr 1607 befindet sich heute im Archiv des Gurker Domkapitels in Klagenfurt]]
[[File:Hemma Krainer Wallfahrt.jpg|thumb|Das Verzeichnis des Opfergeldes einer Krainer Wallfahrt aus dem Jahr 1607 befindet sich heute im Archiv des Gurker Domkapitels in Klagenfurt]]
Der Kult um Hemma entstand im 12. Jahrhundert und hatte politische Gründe. Indem das Bistum Gurk Hemma zu seiner Gründerin und zur Gründerin des Gurker Domkapitels machte, versuchte es, sich aus der Oberhoheit des Bistums Salzburg zu lösen, reichsunmittelbar zu werden. In diesem Zusammenhang entstanden die "Gurker Fälschungen", mehrere gefälschte Urkunden, von Kaplan Conrad (belegt zwischen 1155 und 1178), einen Kanzleiangestellten des Gurker Bischofs.<ref>vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 172f.</ref> Hemmas Reliquien wurden 1174 in der Krypta des Doms in Gurk beigesetzt, 1228 wurde damit begonnen, ihre Wundertaten aufzulisten, darunter zwei wundersame Erweckungen von Kindern. Um 1287 wurde sie als Selige anerkannt, Mitte des 15. Jahrhunderts wurde ein erster Heiligsprechungsprozess für sie eingeleitet, der bereits 1469 wieder eingestellt wurde. Ihre Heiligsprechung erfolgte erst 1938 nach einigen weiteren Versuchen. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts sind Wallfahrten überliefert. Bekannt wurde vor besonders die "Krainer Wallfahrten" der Menschen aus dem heutigen Slowenien, die über den Loiblpass nach Gurk pilgerten und die bis in die 1930er-Jahre belegt sind. 2004 wurde auf dieser Route ein "Hemma-Pilgerweg" eröffnet.<ref name="Heiligenlexikon"/>.
Der Kult um Hemma entstand im 12. Jahrhundert und hatte politische Gründe. Indem das Bistum Gurk Hemma zu seiner Gründerin und zur Gründerin des Gurker Domkapitels machte, versuchte es, sich aus der Oberhoheit des Bistums Salzburg zu lösen und reichsunmittelbar zu werden. In diesem Zusammenhang entstanden die "Gurker Fälschungen", mehrere gefälschte Urkunden, von Kaplan Conrad (belegt zwischen 1155 und 1178), einen Kanzleiangestellten des Gurker Bischofs.<ref>vgl. Werner Sabitzer: ''Land der Hemma'', 2013, S. 172f.</ref> Hemmas Reliquien wurden 1174 in der Krypta des Doms in Gurk beigesetzt, 1228 wurde damit begonnen, ihre Wundertaten aufzulisten, darunter zwei wundersame Erweckungen von Kindern. Um 1287 wurde sie als Selige anerkannt, Mitte des 15. Jahrhunderts wurde ein erster Heiligsprechungsprozess für sie eingeleitet, der bereits 1469 wieder eingestellt wurde. Ihre Heiligsprechung erfolgte erst 1938 nach einigen weiteren Versuchen. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts sind Wallfahrten überliefert. Bekannt wurde vor besonders die "Krainer Wallfahrten" der Menschen aus dem heutigen Slowenien, die über den Loiblpass nach Gurk pilgerten und die bis in die 1930er-Jahre belegt sind. 2004 wurde auf dieser Route ein "Hemma-Pilgerweg" eröffnet.<ref name="Heiligenlexikon"/>.


== Verehrung als Heilige ==
== Verehrung als Heilige ==
49.689

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