Leopold I. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Leopold I of Babenberg.jpg|thumb|Markgraf Leopold (I.) von Österreich, (nicht authentisches) Porträt aus dem 16. Jahrhundert von Antoni Boys (* um 1530 / 1550; † nach 1593)]]
[[File:Leopold I of Babenberg.jpg|thumb|Markgraf Leopold (I.) von Österreich, (nicht authentisches) Porträt aus dem 16. Jahrhundert von Antoni Boys (* um 1530 / 1550; † nach 1593)]]
'''Markgraf Leopold (I.) "der Erlauchte"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 10. Jahrhundert; † [[10. Juli]] [[994]], in [[w:Würzburg|Würzburg]]), auch '''Markgraf Leopold (I.) von Österreich''' oder '''Markgraf Luitpold von Österreich''', herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Er begründete auf dem Areal des heutigen Bundeslandes Niederösterreich die längere Herrschaft (976-1246) einer Adelsfamilie, die heute in der Forschung als die "[[Babenberger|Babenberger (Luitpoldiner)]]" bezeichnet wird.
'''Markgraf Leopold (I.) "der Erlauchte"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 10. Jahrhundert; † [[10. Juli]] [[994]], in [[w:Würzburg|Würzburg]]), auch '''Markgraf Leopold (I.) von Österreich''' oder '''Markgraf Luitpold von Österreich''', herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Er begründete auf dem Areal des heutigen Bundeslandes Niederösterreich die längere Herrschaft (976-1246) einer Adelsfamilie, die in der jetzigen Geschichtsforschung als die "[[Babenberger|Babenberger (Luitpoldiner)]]" bezeichnet wird.


== Herkunft und Familie ==  
== Herkunft und Familie ==  
[[File:NÖ, Melk 160819 - Tafel auf dem Weg zum Bahnhof, Anfänge.jpg|thumb|Erinnerungstafel in einer Melker Straße auf dem Weg zum Bahnhof]]
[[File:NÖ, Melk 160819 - Tafel auf dem Weg zum Bahnhof, Anfänge.jpg|thumb|Erinnerungstafel auf der Strecke zwischen Bahnhof und "Hauptstraße"]]
Leopold ''der Erlauchte'' entstammte einer Adelsfamilie, die dem bairischen Hochadel zugerechnet wird.<ref name ="kleindel31">vgl. Walter Kleindel: ''Österreich Chronik'', 1978, S. 31</ref>. Als Name seines Vaters ist Heinrich überliefert. Leopold gilt als Stammvater einer Familie, die später in der Forschung als "Leopoldiner", "Luitpoldiner" oder "Babenberger" bezeichnet wird.<ref name ="kleindelstammtafel">vgl. Walter Kleindel: ''Österreich Chronik'', 1978, Stammtafel der Babenberger im Anhang</ref> Verheiratet war er mit [[Richwara vom Sualafeldgau|Richardis]], Tochter des Grafen Ernst (IV.) vom [[w:Sualafeldgau|Sualafeldgau]] aus der Familie der [[w:Ernste|Ernste]]. Aus dieser Ehe sind mehrere Kinder belegt<ref name ="kleindelstammtafel"/>:
Leopold ''der Erlauchte'' entstammte einer Adelsfamilie, die dem bairischen Hochadel zugerechnet wird.<ref name ="kleindel31">vgl. Walter Kleindel: ''Österreich Chronik'', 1978, S. 31</ref>. Als Name seines Vaters ist Heinrich überliefert. Leopold gilt als Stammvater einer Familie, die später in der Forschung als "Leopoldiner", "Luitpoldiner" oder "Babenberger" bezeichnet wurde.<ref name ="kleindelstammtafel">vgl. Walter Kleindel: ''Österreich Chronik'', 1978, Stammtafel der Babenberger im Anhang</ref> Verheiratet war er mit [[Richwara vom Sualafeldgau|Richardis]], Tochter des Grafen Ernst (IV.) vom [[w:Sualafeldgau|Sualafeldgau]] aus der Familie der [[w:Ernste|Ernste]]. Aus dieser Ehe sind mehrere Kinder belegt<ref name ="kleindelstammtafel"/>:
* [[Heinrich I. (Österreich)|Heinrich (I.) "der Starke"]], Markgraf von Österreich
* [[Heinrich I. (Österreich)|Heinrich (I.) "''der Starke''"]], Markgraf von Österreich
* Judith<ref name ="kleindelstammtafel"/>
* Judith<ref name ="kleindelstammtafel"/>
* Erzbischof [[w:Poppo von Babenberg|Poppo]] von [[w:Erzbistum Trier|Trier]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
* Erzbischof [[w:Poppo von Babenberg|Poppo]] von [[w:Erzbistum Trier|Trier]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
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:* [[w:Ernst II. (Schwaben)|Ernst (II.)]] († 1030), 1012-1030 Herzog von Schwaben  
:* [[w:Ernst II. (Schwaben)|Ernst (II.)]] († 1030), 1012-1030 Herzog von Schwaben  
:* [[w:Hermann IV. (Schwaben)|Hermann]] († 1038), 1030-1038 Herzog von Schwaben
:* [[w:Hermann IV. (Schwaben)|Hermann]] († 1038), 1030-1038 Herzog von Schwaben
* [[Adalbert der Siegreiche]], Markgraf von Österreich<ref name ="kleindelstammtafel"/>
* [[Adalbert der Siegreiche|Adalbert "''der Siegreiche''"]], Markgraf von Österreich<ref name ="kleindelstammtafel"/>
* Kunigunde<ref name ="kleindelstammtafel"/>
* Kunigunde<ref name ="kleindelstammtafel"/>
* Hemma<ref name ="kleindelstammtafel"/> ∞ mit Graf Rapoto von [[w:Grafschaft Dießen|Dießen]]
* Hemma<ref name ="kleindelstammtafel"/> ∞ mit Graf Rapoto von [[w:Grafschaft Dießen|Dießen]]
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== Herrschaften ==
== Herrschaften ==
Leopold ''der Erlauchte'' war ein Gefolgsmann von [[w:Otto II. (HRR)|Kaiser Otto (II.)]], nahm an dessen Kaiserkrönung in Rom (962) teil und war zunächst Graf im unteren Donaugau (im Gebiet um [[w:Straubing|Straubing]]), ehe er von Kaiser Otto 976 mit der [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]<ref group="A">Aus dieser Markgrafschaft, die zum Zeitpunkt seiner Belehnung ein Gebiet zwischen den Flüssen [[w:Enns (Fluss)|Enns]] und [[w:Traisen|Traisen]] umfasste, ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehörte und teilweise außerdem dem [[w:Erzstift Salzburg|Erzstift Salzburg]] und dessen Suffraganbistum [[w:Bistum Passau|Bistum Passau]] unterstand, wurde 1156 das von Baiern unabhängige [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]], aus dem später Staaten und Staatenteile mit Namen Österreich hervorgingen. Die Mark umfasste damals aber nur Teile im heutigen Bundesland Niederösterreich, wobei sie unter den Markgrafen aus der Familie der Babenbergern wesentlich vergrößert wurde.</ref> belehnt wurde.<ref name ="kleindel31"/> Die Mark lag damals im Grenzgebiet zwischen den späteren Königreichen [[w:Königreich Böhmen|Böhmen]] und [[w:Königreich Ungarn|Ungarn]] und dem "[[Herzogtum Kärnten|Stammesherzogtum Kärnten]]". Es handelte sich um ein Grenzgebiet des [[Heiliges Römisches Reich|Reiches]] mit relativ strittiger und wechselhafter Herrschaftsverteilung.<ref name ="Neukam212f.">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 212f.</ref> Leopold der Erlauchte herrschte über die Mark als [[w:Markgraf|Markgraf]], erweiterte ihr ursprüngliches Areal bis an die Grenzen des [[Wienerwald|Wienerwaldes]] und förderte die Besiedlung.<ref name ="krenn133">vgl. Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens'', 1955, S. 133</ref> Als Markgraf besaß er "de jure" die militärische Befehlsgewalt über den in seinem Amtsgebiet lebenden Adel und den Vorsitz im markgräflichen Gericht.<ref name ="zehetmayer">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: S. Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= ''Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung''. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 432</ref>
Leopold "''der Erlauchte''" war ein Gefolgsmann von [[w:Otto II. (HRR)|Kaiser Otto (II.)]], nahm an dessen Kaiserkrönung in Rom (962) teil und war zunächst Graf im unteren Donaugau (im Gebiet um [[w:Straubing|Straubing]]), ehe er von Kaiser Otto 976 mit der [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]<ref group="A">Aus dieser Mark, die zum Zeitpunkt seiner Belehnung ein Gebiet zwischen den Flüssen [[w:Enns (Fluss)|Enns]] und [[w:Traisen|Traisen]] umfasste, ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehörte und teilweise außerdem dem [[w:Erzstift Salzburg|Erzstift Salzburg]] und dessen Suffraganbistum [[w:Bistum Passau|Passau]] unterstand, wurde 1156 das vom Herzogtum Baiern unabhängige [[Herzogtum Österreich]], aus dem später Länder und Staatenteile mit Namen Österreich hervorgingen. Die Mark umfasste zur Zeit von Markgraf Leopold aber nur Teile im heutigen Bundesland Niederösterreich, wobei sie unter ihm und seinen Nachfolgern wesentlich vergrößert wurde.</ref> belehnt wurde.<ref name ="kleindel31"/> Die Mark lag damals im Grenzgebiet zwischen den späteren Königreichen [[w:Königreich Böhmen|Böhmen]] und [[w:Königreich Ungarn|Ungarn]] und dem "[[Herzogtum Kärnten|Stammesherzogtum Kärnten]]". Es handelte sich um ein Grenzgebiet des [[Heiliges Römisches Reich|Reiches]] mit relativ strittiger und wechselhafter Herrschaftsverteilung.<ref name ="Neukam212f.">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 212f.</ref> Leopold "''der Erlauchte''" herrschte über die Mark als [[w:Markgraf|Markgraf]], erweiterte ihr ursprüngliches Areal bis an die Grenzen des [[Wienerwald|Wienerwaldes]] und förderte die Besiedlung.<ref name ="krenn133">vgl. Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens'', 1955, S. 133</ref> Als Markgraf besaß er "de jure" die militärische Befehlsgewalt über den in seinem Amtsgebiet lebenden Adel und den Vorsitz im markgräflichen Gericht.<ref name ="zehetmayer">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: S. Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= ''Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung''. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 432</ref>


Leopolds wirtschaftliche Basis dürften noch seine bairischen Besitzungen gewesen sein. Ehe er mit der Mark Ostarrichi belehnt wurde, war er zudem bereits ein Graf im Traungau gewesen. Er dürfte daher mit dem Grenzraum, in welchem sich die Mark damals befand, bereits Erfahrungen gehabt haben. Seine Herrschaft wird in der neueren Forschung als der Beginn einer langen, mühevollen Entwicklungsarbeit gesehen, die immer wieder wegen der Grenzkonflikte, besonders mit dem späteren Königreich Ungarn, unterbrochen werden musste. Noch zu seinen Lebzeiten dürfte er die Grenze seines Herrschaftsgebietes bis in den heutigen [[Wienerwald]] ausgedehnt haben.<ref name ="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/?tx_gdl_gdl%5Bperson%5d=71 Leopold der Erlauchte], GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020</ref>
Leopolds wirtschaftliche Basis dürften seine bairischen Besitzungen gewesen sein. Ehe er mit der Mark Ostarrichi belehnt wurde, war er bereits ein Graf im Traungau gewesen. Er dürfte mit dem Grenzraum, in welchem sich die Mark damals befand, bereits Erfahrungen gehabt haben. Seine Herrschaft wird in der neueren Forschung als der Beginn einer langen, mühevollen Entwicklungsarbeit gesehen, die immer wieder wegen der Grenzkonflikte, besonders mit dem späteren ungarischen Königreich, unterbrochen werden musste. Noch zu seinen Lebzeiten dürfte er die Grenze seines Herrschaftsgebietes bis in den heutigen [[Wienerwald]] ausgedehnt haben.<ref name ="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/?tx_gdl_gdl%5Bperson%5d=71 Leopold der Erlauchte], GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020</ref>


== Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich ==
== Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich ==
* [[Melk]]: Melk, das bereits 977 in einer Urkunde als "civitas" bezeichnet wird, war zur Zeit von Markgraf Leopold bereits eine befestigte Ansiedlung oder Burg. Zu einem Drittel soll sie damals dem [[Erzstift Salzburg]] gehört haben.<ref name ="gedaechtnis"/> Markgraf Leopold dürfte Melk für seine Markgrafschaft gewonnen haben. Seine Nachfahren hatten dort ihren ersten Herrschaftssitz.<ref name ="krenn133"/>  
* [[Melk]]: Melk, das bereits 977 in einer Urkunde als "civitas" bezeichnet wird, war zur Zeit von Markgraf Leopold bereits eine befestigte Ansiedlung mit einer Burg. Mindestens zu einem Drittel soll Melk damals dem [[w:Erzstift Salzburg|Erzstift Salzburg]] gehört haben.<ref name ="gedaechtnis"/> In der Geschichtsforschung wird davon ausgegangen, dass Markgraf Leopold Melk für seine Mark gewinnen beziehungsweise "erobern" konnte. Seine Nachfolger hatten dort ihren ersten Herrschaftssitz.<ref name ="krenn133"/>  


== Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich ==
== Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich ==
* [[Klosterneuburg]]: Im [[Stift Klosterneuburg]] befindet sich der bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem Leopold "''der Erlauchte''" dargestellt ist.
* [[Klosterneuburg]]: Im [[Stift Klosterneuburg]] befindet sich der bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem Leopold "''der Erlauchte''" dargestellt ist.
* [[Melk]]: Ein Historienbild von Markgraf Leopold ''dem Erlauchten'' befindet sich in der "Babenberger-Galerie" in Stift Melk. In einer Straße erinnert eine Gedenktafel an die "Eroberung" der Stadt durch den Markgrafen.
* [[Melk]]: Ein Historienbild von Markgraf Leopold "''dem Erlauchten''" befindet sich in der "Babenberger-Galerie" in Stift Melk. Eine Gedenktafel erinnert an die "Eroberung" der Stadt durch den Markgrafen.


== Quellenlage ==
== Quellenlage ==
Über Leopold "''dem Erlauchten''" gibt es fast keine zeitgenössischen Nachrichten und die wenigen, welche existieren, sind fast ausnahmsloser amtlicher Natur: Nennungen über die Teilnahme an königlichen Rechtsgeschäften und Erwähnungen im Rahmen herzoglicher Versammlungen.<ref name ="scheibelreiter73">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 73</ref> Nur über den Tod des Markgrafen ist relativ viel überliefert. Er wurde 994 auf der Kiliansmesse in [[w:Würzburg|Würzburg]] Opfer eines Attentates, das seinem Cousin [[w:Heinrich von Schweinfurt|Heinrich von Schweinfurt]] gegolten hatte.<ref name ="neukam206">Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 206</ref>
Über Leopold "''dem Erlauchten''" gibt es fast keine zeitgenössischen Nachrichten. Die wenigen, welche existieren, sind fast ausnahmslos amtlich: Nennungen über die Teilnahme an königlichen Rechtsgeschäften, Erwähnungen im Rahmen herzoglicher Versammlungen.<ref name ="scheibelreiter73">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 73</ref> Nur über den Tod des Markgrafen ist relativ viel überliefert. Er wurde 994 auf der Kiliansmesse in [[w:Würzburg|Würzburg]] Opfer eines Attentates, das seinem Cousin [[w:Heinrich von Schweinfurt|Heinrich von Schweinfurt]] gegolten hatte.<ref name ="neukam206">Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 206</ref>


== Leopold (I.) "''der Erlauchte''" in Sage und Legende ==
== Leopold (I.) "''der Erlauchte''" in Sage und Legende ==
[[File:Legende der Belehnung mit der Mark Österreich - Leopold I. von Babenberg.jpg|thumb|Leopold "''der Erlauchte''" wird mit der "Mark Österreich" belehnt. Ausschnitt aus einer Legende, die sich um diese Belehnung gebildet hat. Darstellung im "Babenberger Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg, entstanden zwischen 1489 und 1492]]
[[File:Legende der Belehnung mit der Mark Österreich - Leopold I. von Babenberg.jpg|thumb|Leopold "''der Erlauchte''" wird mit der "Mark Österreich" belehnt. Ausschnitt aus einer Legende, die sich um diese Belehnung gebildet hat. Darstellung im "Babenberger Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg, entstanden zwischen 1489 und 1492]]
Als Ahnherr einer Dynastie, die mehr als 200 Jahre im heutigen Niederösterreich herrschte, zu Herzögen erhoben wurde und enge verwandtschaftliche Beziehungen zu den sogenannten drei "Kaiserdynastien", die im Mittelalter über das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] herrschten, hatte, erstaunt es nicht, dass sich um Leopolds Aufstieg zum Markgrafen einige Sagen entwickelten. In diesen ist er ein Verwandter von [[w:Otto II. (HRR)|Kaiser Otto II.]] und ein Erbe des Grafen [[w:Adalbert von Babenberg|Adalbert von Babenberg]] ("''Adalbert des Bösen''") († 906) aus der Familie der [[w:Popponen|Popponen]], die auch als die "älteren" Linie der Babenberger bezeichnet wird. Auf einer Jagd rettet er Kaiser Otto das Leben und ist ihm bei der Tötung eines Ebers behilflich, wofür er von Otto mit der Mark Österreich, belehnt wird.<ref name ="sagenbogen">vgl. [http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/bogendeskaisers.html Der gebrochene Bogen des Kaisers], Sagen.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021</ref><ref name ="sagenostmark">vgl. [http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/luitpold_ostmark.html Wie Luitpold die Ostmark gewann], Sagen.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021</ref>
Als Ahnherr einer Dynastie, die mehr als 200 Jahre im heutigen Niederösterreich herrschte, zu Herzögen erhoben wurde und enge verwandtschaftliche Beziehungen zu den sogenannten drei "Kaiserdynastien", die im Mittelalter über das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] herrschten, hatte, erstaunt es nicht, dass sich um Leopolds Aufstieg zum Markgrafen einige Sagen entwickelten. In diesen ist er ein Verwandter von [[w:Otto II. (HRR)|Kaiser Otto II.]] und ein Erbe des Grafen [[w:Adalbert von Babenberg|Adalbert von Babenberg]] ("''Adalbert des Bösen''") († 906) aus der Familie der [[w:Popponen|Popponen]], die auch als die "älteren" Linie der Babenberger bezeichnet wird. Auf einer Jagd rettet er Kaiser Otto das Leben und ist ihm bei der Tötung eines Ebers behilflich, wofür er von Otto mit der Mark Österreich belehnt wird.<ref name ="sagenbogen">vgl. [http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/bogendeskaisers.html Der gebrochene Bogen des Kaisers], Sagen.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021</ref><ref name ="sagenostmark">vgl. [http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/luitpold_ostmark.html Wie Luitpold die Ostmark gewann], Sagen.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 21. November 2021, 08:28 Uhr

Markgraf Leopold (I.) von Österreich, (nicht authentisches) Porträt aus dem 16. Jahrhundert von Antoni Boys (* um 1530 / 1550; † nach 1593)

Markgraf Leopold (I.) "der Erlauchte"[A 1] (* im 10. Jahrhundert; † 10. Juli 994, in Würzburg), auch Markgraf Leopold (I.) von Österreich oder Markgraf Luitpold von Österreich, herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Er begründete auf dem Areal des heutigen Bundeslandes Niederösterreich die längere Herrschaft (976-1246) einer Adelsfamilie, die in der jetzigen Geschichtsforschung als die "Babenberger (Luitpoldiner)" bezeichnet wird.

Herkunft und Familie

Erinnerungstafel auf der Strecke zwischen Bahnhof und "Hauptstraße"

Leopold der Erlauchte entstammte einer Adelsfamilie, die dem bairischen Hochadel zugerechnet wird.[1]. Als Name seines Vaters ist Heinrich überliefert. Leopold gilt als Stammvater einer Familie, die später in der Forschung als "Leopoldiner", "Luitpoldiner" oder "Babenberger" bezeichnet wurde.[2] Verheiratet war er mit Richardis, Tochter des Grafen Ernst (IV.) vom Sualafeldgau aus der Familie der Ernste. Aus dieser Ehe sind mehrere Kinder belegt[2]:

  • Ernst (II.) († 1030), 1012-1030 Herzog von Schwaben
  • Hermann († 1038), 1030-1038 Herzog von Schwaben

Die Karrieren seiner Söhne sind bemerkenswert und belegen, dass seine Familie im Reich sehr angesehen war.[3]

Herrschaften

Leopold "der Erlauchte" war ein Gefolgsmann von Kaiser Otto (II.), nahm an dessen Kaiserkrönung in Rom (962) teil und war zunächst Graf im unteren Donaugau (im Gebiet um Straubing), ehe er von Kaiser Otto 976 mit der Mark Ostarrichi (Österreich)[A 2] belehnt wurde.[1] Die Mark lag damals im Grenzgebiet zwischen den späteren Königreichen Böhmen und Ungarn und dem "Stammesherzogtum Kärnten". Es handelte sich um ein Grenzgebiet des Reiches mit relativ strittiger und wechselhafter Herrschaftsverteilung.[4] Leopold "der Erlauchte" herrschte über die Mark als Markgraf, erweiterte ihr ursprüngliches Areal bis an die Grenzen des Wienerwaldes und förderte die Besiedlung.[5] Als Markgraf besaß er "de jure" die militärische Befehlsgewalt über den in seinem Amtsgebiet lebenden Adel und den Vorsitz im markgräflichen Gericht.[6]

Leopolds wirtschaftliche Basis dürften seine bairischen Besitzungen gewesen sein. Ehe er mit der Mark Ostarrichi belehnt wurde, war er bereits ein Graf im Traungau gewesen. Er dürfte mit dem Grenzraum, in welchem sich die Mark damals befand, bereits Erfahrungen gehabt haben. Seine Herrschaft wird in der neueren Forschung als der Beginn einer langen, mühevollen Entwicklungsarbeit gesehen, die immer wieder wegen der Grenzkonflikte, besonders mit dem späteren ungarischen Königreich, unterbrochen werden musste. Noch zu seinen Lebzeiten dürfte er die Grenze seines Herrschaftsgebietes bis in den heutigen Wienerwald ausgedehnt haben.[7]

Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich

  • Melk: Melk, das bereits 977 in einer Urkunde als "civitas" bezeichnet wird, war zur Zeit von Markgraf Leopold bereits eine befestigte Ansiedlung mit einer Burg. Mindestens zu einem Drittel soll Melk damals dem Erzstift Salzburg gehört haben.[7] In der Geschichtsforschung wird davon ausgegangen, dass Markgraf Leopold Melk für seine Mark gewinnen beziehungsweise "erobern" konnte. Seine Nachfolger hatten dort ihren ersten Herrschaftssitz.[5]

Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich

  • Klosterneuburg: Im Stift Klosterneuburg befindet sich der bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem Leopold "der Erlauchte" dargestellt ist.
  • Melk: Ein Historienbild von Markgraf Leopold "dem Erlauchten" befindet sich in der "Babenberger-Galerie" in Stift Melk. Eine Gedenktafel erinnert an die "Eroberung" der Stadt durch den Markgrafen.

Quellenlage

Über Leopold "dem Erlauchten" gibt es fast keine zeitgenössischen Nachrichten. Die wenigen, welche existieren, sind fast ausnahmslos amtlich: Nennungen über die Teilnahme an königlichen Rechtsgeschäften, Erwähnungen im Rahmen herzoglicher Versammlungen.[8] Nur über den Tod des Markgrafen ist relativ viel überliefert. Er wurde 994 auf der Kiliansmesse in Würzburg Opfer eines Attentates, das seinem Cousin Heinrich von Schweinfurt gegolten hatte.[9]

Leopold (I.) "der Erlauchte" in Sage und Legende

Leopold "der Erlauchte" wird mit der "Mark Österreich" belehnt. Ausschnitt aus einer Legende, die sich um diese Belehnung gebildet hat. Darstellung im "Babenberger Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg, entstanden zwischen 1489 und 1492

Als Ahnherr einer Dynastie, die mehr als 200 Jahre im heutigen Niederösterreich herrschte, zu Herzögen erhoben wurde und enge verwandtschaftliche Beziehungen zu den sogenannten drei "Kaiserdynastien", die im Mittelalter über das Heilige Römische Reich herrschten, hatte, erstaunt es nicht, dass sich um Leopolds Aufstieg zum Markgrafen einige Sagen entwickelten. In diesen ist er ein Verwandter von Kaiser Otto II. und ein Erbe des Grafen Adalbert von Babenberg ("Adalbert des Bösen") († 906) aus der Familie der Popponen, die auch als die "älteren" Linie der Babenberger bezeichnet wird. Auf einer Jagd rettet er Kaiser Otto das Leben und ist ihm bei der Tötung eines Ebers behilflich, wofür er von Otto mit der Mark Österreich belehnt wird.[10][11]

Literatur

  • Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
  • Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955
  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 3-205-98569-9
  • Walter Koch: Leopold I. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1985. ISBN 3-428-00195-8. Band 14, S. 274f. digital
  • Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6

Weblinks

 Leopold I. (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik, 1978, S. 31
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik, 1978, Stammtafel der Babenberger im Anhang
  3. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 213
  4. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 212f.
  5. 5,0 5,1 vgl. Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens, 1955, S. 133
  6. vgl. Roman Zehetmayer: Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich. In: S. Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 432
  7. 7,0 7,1 vgl. Leopold der Erlauchte, GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020
  8. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 73
  9. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 206
  10. vgl. Der gebrochene Bogen des Kaisers, Sagen.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021
  11. vgl. Wie Luitpold die Ostmark gewann, Sagen.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021

Anmerkungen

  1. In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
  2. Aus dieser Mark, die zum Zeitpunkt seiner Belehnung ein Gebiet zwischen den Flüssen Enns und Traisen umfasste, ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehörte und teilweise außerdem dem Erzstift Salzburg und dessen Suffraganbistum Passau unterstand, wurde 1156 das vom Herzogtum Baiern unabhängige Herzogtum Österreich, aus dem später Länder und Staatenteile mit Namen Österreich hervorgingen. Die Mark umfasste zur Zeit von Markgraf Leopold aber nur Teile im heutigen Bundesland Niederösterreich, wobei sie unter ihm und seinen Nachfolgern wesentlich vergrößert wurde.
VorgängerAmtNachfolger
Markgraf BurchardHerrscher über die Markgrafschaft Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg
976-994
Markgraf Heinrich (I.) der Starke
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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Leopold I. (Österreich) behandelt.
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