Johann II. (Görz): Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Schloss Bruck Lienz.jpg|thumb|Das Schloss Bruck bei Lienz war eine Hauptresidenz der Grafen von Görz. Graf Johann musste sie im "Friedensvertrag von Pusarnitz" (1460), dem Kaiser überlassen.]]
'''Graf Johann (II.) von Görz-Tirol''' (* zwischen 1438 und 1444<ref name ="baum230">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 230</ref>; † [[22. Mai]] [[1462]], in [[Lienz]]), auch Graf '''Johann (II.) von Görz''', herrschte über Teile der heutigen Bundesländer Tirol bzw. Osttirol und Kärnten.  
'''Graf Johann (II.) von Görz-Tirol''' (* zwischen 1438 und 1444<ref name ="baum230">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 230</ref>; † [[22. Mai]] [[1462]], in [[Lienz]]), auch Graf '''Johann (II.) von Görz''', herrschte über Teile der heutigen Bundesländer Tirol bzw. Osttirol und Kärnten.  


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Graf Johann (II.) von Görz(-Tirol) entstammte dem [[Heinrich VI. (Görz)#Herkunft und Familie|"albertinischen" Familienzweig der Grafen von Görz-Tirol]]. Er war ein Sohn des [[Heinrich VI. (Görz)|Grafen Heinrich (IV.) von Görz-Tirol]]<ref group="A">Numerierung nach Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240 und [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien 2001, S. 250</ref> aus dessen zweiter Ehe mit [[Catharina de Gara]]. Er war der ältere Bruder des [[Leonhard von Görz|Grafen Leonhard von Görz-Tirol]].
Graf Johann (II.) von Görz(-Tirol) entstammte dem [[Meinhard I.#Herkunft und Familie|"albertinischen" Familienzweig der Grafen von Görz-Tirol]]. Er war ein Sohn des [[Heinrich VI. (Görz)|Grafen Heinrich (IV.) von Görz-Tirol]]<ref group="A">Numerierung nach Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240 und [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien 2001, S. 250</ref> aus dessen zweiter Ehe mit [[Catharina de Gara]]. Er war der ältere Bruder des [[Leonhard von Görz-Tirol|Grafen Leonhard von Görz-Tirol]].


Graf Johann wurde am 11. Dezember 1443 mit Elisabeth, Tochter des Grafen [[Ulrich II. (Cilli)|Ulrich von Cilli]] verlobt.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234</ref> Eine tatsächliche Eheschließung ist nicht belegt.
Graf Johann wurde am 11. Dezember 1443 mit Elisabeth, einer Tochter des Grafen [[Ulrich II. (Cilli)|Ulrich von Cilli]], verlobt. Eine tatsächliche Eheschließung ist nicht belegt.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234 und S. 251</ref> Eine weitere Verlobung oder Ehe ist nicht bekannt und auch keine ehelichen Nachkommen. Graf Johann soll aber einen unehelichen Sohn mit Namen Zacharias gehabt haben.<ref name ="baum251">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 251</ref>


== Herrschaften ==
== Herrschaften ==
Graf Johann (II.) herrschte offiziell von 1454 bis 1462 als gefürsteter Graf von Görz über die Grafschaften Lienz und Görz<ref group="A">Aus der von mir verwendeten Sekundärliteratur lässt sich nicht so recht erkennen, wie es um die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse des Gebietes bestellt war, das als Grafschaft Görz bezeichnet wird. Offensichtlich dürfte der Begriff Grafschaft Görz auch Gebiete umfassen, die im Spätmittelalter noch eigene Grafschaften waren oder deren politische Zugehörigkeit damals noch nicht eindeutig feststand. Mehrmals wird auch zwischen der inneren und der äußeren Grafschaft Görz unterschieden.</ref>In der Sekundärliteratur ist nicht so recht zu  </ref> und versuchte sich außerdem als [[w:Pfalzgraf|Pfalzgraf]] in Kärnten zu behaupten. Im [[w:Frieden von Pusarnitz|"Friedensvertrag von Pusarnitz"]] (25. Jänner 1460) musste er sämtliche Besitzungen und [[w:Lehen|Lehen]] seiner Familie im heutigen Oberkärnten und in Osttirol, darunter die Stadt Lienz und das bei dieser gelegene [[Schloss Bruck (Lienz)|Schloss Bruck]], die frühere Residenz des seines Vaters, an [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] abtreten.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240</ref> Am 9. Mai 1455 wurde er in [[w:Venedig|Venedig]] von der Republik mit jenen Besitzungen belehnt, die seine Familie zuvor vom [[w:Patriarchat von Aquileia|Patriarchat von Aquileia]] zu Lehen gehabt hatte.<ref name ="baum242">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242</ref>
Graf Johann (II.) herrschte offiziell 1454-1462 als gefürsteter Graf von Görz über die Grafschaften Lienz und Görz<ref group="A">Aus der von mir verwendeten Sekundärliteratur lässt sich nicht so recht erkennen, wie es um die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse des Gebietes bestellt war, das als Grafschaft Görz bezeichnet wird. Offensichtlich dürfte der Begriff Grafschaft Görz auch Gebiete umfassen, die im Spätmittelalter noch eigene Grafschaften waren oder deren politische Zugehörigkeit damals noch nicht eindeutig feststand. Mehrmals wird auch zwischen der inneren und der äußeren Grafschaft Görz unterschieden.</ref> und versuchte sich außerdem als [[w:Pfalzgraf|Pfalzgraf]] im Herzogtum Kärnten zu behaupten. Im [[Cillier Erbstreit|Frieden von Pusarnitz]] (1460) musste er sämtliche Besitzungen und [[w:Lehen|Lehen]] seiner Familie im heutigen Oberkärnten und in Osttirol, darunter die Stadt [[Lienz]] und das bei dieser gelegene [[Schloss Bruck (Lienz)|Schloss Bruck]], die frühere Residenz seines Vaters, an [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] abtreten.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240</ref> Am 9. Mai 1455 wurde er in [[w:Venedig|Venedig]] von der Republik mit jenen Besitzungen belehnt, die seine Familie zuvor vom [[w:Patriarchat von Aquileia|Patriarchat von Aquileia]] zu Lehen gehabt hatte.<ref name ="baum242">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242</ref>


Graf Johann führte ein Siegel, das den schreitenden Löwen der Grafen von Görz und die Bänder von [[w:Aquileja|Aquileja]] unter einem Helm mit Federstoß als Helmzier zeigt. Den Löwen umgibt im Vierpass die Umschrift "''s. iohanni comitis - goricie et tyrolis''".<ref name ="baum241">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 241</ref> Da seine Brüder Leonhard und Ludwig während der Zeit seiner Herrschaft keine Urkunden ausgestellt haben und Leonhard in seinen Urkunden seit 1460 nur miterwähnt wird<ref name ="baum241"/>, ist davon auszugehen, dass er die alleinige Herrschaft über die Grafschaft Görz innehatte.
Graf Johann führte ein Siegel, das den schreitenden Löwen der Grafen von Görz und die Bänder von [[w:Aquileja|Aquileja]] unter einem Helm mit Federstoß als Helmzier zeigt. Den Löwen umgibt im Vierpass die Umschrift "''s. iohanni comitis - goricie et tyrolis''".<ref name ="baum241">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 241</ref> Da seine Brüder Ludwig und Leonhard während der Zeit seiner Herrschaft keine eigenen Urkunden ausgestellt haben und Leonhard, der zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung gewesen sein muss<ref>Aufgrund eines Hinweises, der sich in einem Brief von Enea Silvio Piccolomini befindet, gilt 1444 als sein Geburtsjahr, vgl. Christina Antenhofer: ''Briefe zwischen Süd und Nord''. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 39</ref>, in Johanns Urkunden seit 1460 nur miterwähnt wird<ref name ="baum241"/>, ist davon auszugehen, dass Johann letztlich die alleinige Herrschaft über die Görzer Grafschaften ausübte.


== Leben ==
== Leben ==
Im Vertrag, den sein Vater am 11. Dezember 1443 mit den Grafen [[Friedrich (Cilli)|Friedrich]] und Ulrich von Cilli geschlossen hatte, war vereinbart, dass Heinrich die Vormundschaft über seine Söhne bereits zu seinen Lebzeiten dem Grafen Ulrich übertrug. Graf Johann wurde bis ca. 1451 am Hof der Grafen von Cilli erzogen.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234 und S. 239</ref> 1452 soll seine Mutter seinen Vater gezwungen haben, zu seinen Gunsten abzudanken. Gesichert scheint jedenfalls, dass Johann die Herrschaft über die Grafschaft Görz offiziell am 8. Juni 1454 übernahm, wobei seine Mutter zunächst als Regentin fungierte.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240</ref> Schon zu Beginn des Jahres 1454 dürfte es bereits zu Differenzen zwischen ihm und seiner Mutter gekommen sein, die sich noch im selben Jahr mit seinem Bruder Leonhard in die "innere" Grafschaft Görz zurückzog, wo sie versuchte eine Art Gegenregierung zu errichten. Hinzu kamen Schulden an die [[w:Republik Venedig|Republik Venedig]], die sein Vater hinterlassen hatte und für die Graf Johann aufzukommen hatte.<ref name ="baum241"/>  
In dem Vertrag, den sein Vater am 11. Dezember 1443 mit den Grafen [[Friedrich (Cilli)|Friedrich]] und [[Ulrich II. (Cilli)|Ulrich]] von Cilli geschlossen hatte, wurde vereinbart, dass Heinrich die Vormundschaft über seine Söhne noch zu seinen Lebzeiten dem Grafen Ulrich übertrug. Graf Johann wurde daher bis ca. 1451 am Hof der Grafen von Cilli erzogen.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234 und S. 239</ref> 1452 soll seine Mutter seinen Vater gezwungen haben, zu seinen Gunsten abzudanken. Gesichert scheint jedenfalls, dass Johann die Herrschaft über die Grafschaft Görz offiziell am 8. Juni 1454 übernahm, wobei seine Mutter zunächst als Regentin fungierte.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240</ref> Schon zu Beginn des Jahres 1454 dürfte es zu Differenzen zwischen ihm und seiner Mutter gekommen sein. Noch im selben Jahren zog sich diese mit seinem Bruder Leonhard in die "innere" Grafschaft Görz zurück, wo sie versuchte, eine Art Gegenregierung zu errichten. Eine weitere Belastung für Graf Johann waren außerdem Schulden an die [[w:Republik Venedig|Republik Venedig]], die sein Vater hinterlassen und für er aufzukommen hatte.<ref name ="baum241"/>  


Politisch gehörte Graf Johann zu den Gegnern Kaiser Friedrichs III., am 25. Jänner 1455 schloss er in Lienz ein gegenseitiges "Schutzbündnis" gegen diesen mit dem Tiroler Landesfürsten [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Siegmund ''dem Münzreichen'') und dem Grafen Ulrich von Cilli. Dabei dürfte es auch Planungen gegeben haben, die Besitzungen der Grafen von Görz in [[w:Friaul|Friaul]] mit denen der Grafen von Cilli in Unterkärnten zu tauschen. Außerdem wurde eine Vereinbarung geschlossen, die Johann für den Fall, dass die Grafen von Cilli aussterben sollten, Rechte auf ihr Erbe, das betraf vor allem die [[w:Grafschaft Ortenburg|Grafschaft Ortenburg]] eröffnete.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242f. und S. 245</ref>  
Politisch gehörte Graf Johann zu den Gegnern von Kaiser Friedrich III. Am 25. Jänner 1455 schloss er in Lienz ein gegenseitiges "Schutzbündnis" gegen diesen mit dem Tiroler Landesfürsten [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Siegmund (''dem Münzreichen'')]] und dem Grafen Ulrich von Cilli. Dabei dürfte auch Pläne verhandelt worden sein, die Besitzungen der Grafen von Görz in [[w:Friaul|Friaul]] mit denen der Grafen von Cilli in Unterkärnten zu tauschen. Außerdem wurde eine Vereinbarung geschlossen, die Johann für den Fall, dass die Grafen von Cilli aussterben sollten, Rechte auf ihr Erbe, das betraf vor allem die im heutigen Kärnten gelegene [[Friedrich von Ortenburg|Grafschaft Ortenburg]], sicherte.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242f. und S. 245</ref>  


Graf Johann stand außerdem mehrmals in landeshoheitlichen Konflikten mit [[w:Nikolaus von Kues|Nikolaus von Kues]], die sich nach 1460 besserten, da dieser ihn als Verbündeten gegen Herzog Siegmund ''den Münzreichen'' benötigte. Über die Herrschaftsgebiete des Grafen Johann hatte er weiterhin Zugang in das [[w:Hochstift Brixen|Hochstift Brixen]], in diesen konnte er zudem die Bannbullen und päpstlichen Strafmandate publizieren.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242 und S. 244f.</ref> Zu seinen bedeutenden Leistungen zählt die Straffung der Landesorganisation in seinem Herrschaftsgebiet. Auf dem Landtag vom 28. August 1456 erließ Graf Johann die älteste bisher erhaltene Landesordnung der Grafschaft Görz.<ref name ="baum243">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 243</ref>  
Graf Johann war mehrmals in landeshoheitliche Konflikte mit [[w:Nikolaus von Kues|Nikolaus von Kues]], dem Fürstbischof von Brixen, verwickelt. Erst nach 1460 besserte sich ihr Verhältnis, da der Fürstbischof ihn als Verbündeten gegen Herzog Siegmund benötigte. Um weiterhin über einen Zugang in sein [[w:Hochstift Brixen|Hochstift Brixen]] zu verfügen, war Nikolaus von Kues auf den freien Durchzug durch die Herrschaftsgebiete des Grafen Johann angewiesen. Nur in diesen konnte er außerdem seine Bannbullen und päpstlichen Strafmandate gegen die [[Grafschaft Tirol]] und Herzog Siegmund  publizieren.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242 und S. 244f.</ref>  


Zum Verhängnis wurde Graf Johann die [[Cillier Erbfolgekrieg|Kriege um das Erbe der Grafen von Cilli]], als diese mit dem Tod von Graf Ulrich (9. November 1456) tatsächlich ausstarben. Gestützt auf Erbrechte, die er besonders aus dem Vertrag von 1455 ableitete, versuchte Graf Johann Besitzungen und Lehen aus ihrer Hinterlassenschaft im Herzogtum Kärnten für sich zu sichern, was zum endgültigen Verlust Kärntner Herrschaften (Gailtal, Moosburg, Eberstein, Mölltal, Drautal) führte und den vorübergehenden Verlust der Grafschaft Lienz zur Folge hatte.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 245-252</ref> Nach dem "Frieden von Pusarnitz" verlegte Graf Johann seine Residenz auf die [[Burg Heinfels]] und die Lienzer Münzstätte nach [[w:Toblach|Toblach]].<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 249</ref>  
Auf dem Landtag vom 28. August 1456 erließ Graf Johann die älteste bisher erhaltene Landesordnung der Grafschaft Görz. Diese sah eine wesentliche Straffung der Landesorganisation in seinen Herrschaftsgebieten vor und wird gewöhnlich als seine bedeutendste Leistung gezählt.<ref name ="baum243">vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 243</ref> Der erneute Aufstieg der Familie, der sich unter Graf Johanns Herrschaft abzuzeichnen begann, wurde durch dessen Verstrickung in die [[Cillier Erbstreit|Kriege um das Erbe der Grafen von Cilli]] jäh beendet. Gestützt auf Erbrechte, die Graf Johann vor allem aus dem Vertrag von 1455 ableitete, versuchte er Besitzungen und Lehen aus ihrer Hinterlassenschaft der Grafen von Cilli im Herzogtum Kärnten für sich zu sichern, was zum endgültigen Verlust seiner Kärntner Herrschaften (Gailtal, [[Schloss Moosburg|Moosburg]], Eberstein, Mölltal, Drautal) führte und den Verlust der Grafschaft Lienz zur Folge hatte.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 245-252</ref> Selbst das Kloster [[Millstatt]], das als Hauskloster seiner Familie galt, musste er Friedrich III. überlassen.<ref name ="Antenhofer39">vgl. Christina Antenhofer: ''Briefe zwischen Süd und Nord''. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 39</ref>


Am 9. April 1461 schoss Graf Johann, gemeinsam mit seinem Bruder Leonhard, in [[Innsbruck]] ein auf fünf Jahre befristetes Bündnis mit [[Albrecht VI. (Österreich)|Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich]].<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 250</ref> Im April 1462 starb Graf Johann nach längerer Krankheit. Es wird vermutet, dass er in [[Sillian]] beigesetzt wurde.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 251</ref>
1459 verkaufen er und sein Bruder Leonhard die von ihrer Großmutter geerbte Grafschaft Kirchberg an Vogt Ulrich (IX.) von Matsch, der die Grafschaft wenig später an Konrad und Eberhard von Kirchberg weiterverkaufte. Damit ging der "nördlichste" "Außenposten" der Grafschaft Görz verloren.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 248</ref>
 
Nach dem "Frieden von Pusarnitz" verlegte Graf Johann seine Residenz auf die [[Burg Heinfels]] und seine Lienzer Münzstätte nach [[w:Toblach|Toblach]].<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 249</ref> Am 9. April 1461 schoss Graf Johann, gemeinsam mit seinem Bruder Leonhard, in [[Innsbruck]] ein auf fünf Jahre befristetes Bündnis mit [[Albrecht VI. (Österreich)|Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich]].<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 250</ref> Im April 1462 starb Graf Johann nach längerer Krankheit. Es wird vermutet, dass er in [[Sillian]] beigesetzt ist.<ref name ="baum251"/>


== Orte mit Bezug zu Graf Johann in der heutigen Republik Österreich ==
== Orte mit Bezug zu Graf Johann in der heutigen Republik Österreich ==
=== Kärnten ===
Nach der "Cillierchronik" (entstanden im späten 15. Jahrhundert) soll Graf Johann im ersten "Cillier Erbfolgekrieg" [[Oberdrauburg]] erobert und die [[w:Ruine Ortenburg|Ortenburg]] bei [[Spittal an der Drau]] belagert haben.<ref>vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 245</ref>
=== Osttirol ===
=== Osttirol ===
Lienz: Im März 1455 verpachtete Graf Johann die "Lienzer Münze" an Hans Mätz aus [[w:Augsburg|Augsburg]].<ref name ="baum243"/>
Lienz: Im März 1455 verpachtete Graf Johann die "Lienzer Münze" an Hans Mätz aus [[w:Augsburg|Augsburg]].<ref name ="baum243"/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Wilhelm Baum|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045<ref group="A">Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind leider Abstriche zu machen.</ref>
* [[w:Wilhelm Baum (Historiker)|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045<ref group="A">Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind leider Abstriche zu machen.</ref>
 
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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== Anmerkungen ==
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Aktuelle Version vom 25. Dezember 2021, 23:17 Uhr

Das Schloss Bruck bei Lienz war eine Hauptresidenz der Grafen von Görz. Graf Johann musste sie im "Friedensvertrag von Pusarnitz" (1460), dem Kaiser überlassen.

Graf Johann (II.) von Görz-Tirol (* zwischen 1438 und 1444[1]; † 22. Mai 1462, in Lienz), auch Graf Johann (II.) von Görz, herrschte über Teile der heutigen Bundesländer Tirol bzw. Osttirol und Kärnten.

Herkunft und Familie

Graf Johann (II.) von Görz(-Tirol) entstammte dem "albertinischen" Familienzweig der Grafen von Görz-Tirol. Er war ein Sohn des Grafen Heinrich (IV.) von Görz-Tirol[A 1] aus dessen zweiter Ehe mit Catharina de Gara. Er war der ältere Bruder des Grafen Leonhard von Görz-Tirol.

Graf Johann wurde am 11. Dezember 1443 mit Elisabeth, einer Tochter des Grafen Ulrich von Cilli, verlobt. Eine tatsächliche Eheschließung ist nicht belegt.[2] Eine weitere Verlobung oder Ehe ist nicht bekannt und auch keine ehelichen Nachkommen. Graf Johann soll aber einen unehelichen Sohn mit Namen Zacharias gehabt haben.[3]

Herrschaften

Graf Johann (II.) herrschte offiziell 1454-1462 als gefürsteter Graf von Görz über die Grafschaften Lienz und Görz[A 2] und versuchte sich außerdem als Pfalzgraf im Herzogtum Kärnten zu behaupten. Im Frieden von Pusarnitz (1460) musste er sämtliche Besitzungen und Lehen seiner Familie im heutigen Oberkärnten und in Osttirol, darunter die Stadt Lienz und das bei dieser gelegene Schloss Bruck, die frühere Residenz seines Vaters, an Kaiser Friedrich III. abtreten.[4] Am 9. Mai 1455 wurde er in Venedig von der Republik mit jenen Besitzungen belehnt, die seine Familie zuvor vom Patriarchat von Aquileia zu Lehen gehabt hatte.[5]

Graf Johann führte ein Siegel, das den schreitenden Löwen der Grafen von Görz und die Bänder von Aquileja unter einem Helm mit Federstoß als Helmzier zeigt. Den Löwen umgibt im Vierpass die Umschrift "s. iohanni comitis - goricie et tyrolis".[6] Da seine Brüder Ludwig und Leonhard während der Zeit seiner Herrschaft keine eigenen Urkunden ausgestellt haben und Leonhard, der zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung gewesen sein muss[7], in Johanns Urkunden seit 1460 nur miterwähnt wird[6], ist davon auszugehen, dass Johann letztlich die alleinige Herrschaft über die Görzer Grafschaften ausübte.

Leben

In dem Vertrag, den sein Vater am 11. Dezember 1443 mit den Grafen Friedrich und Ulrich von Cilli geschlossen hatte, wurde vereinbart, dass Heinrich die Vormundschaft über seine Söhne noch zu seinen Lebzeiten dem Grafen Ulrich übertrug. Graf Johann wurde daher bis ca. 1451 am Hof der Grafen von Cilli erzogen.[8] 1452 soll seine Mutter seinen Vater gezwungen haben, zu seinen Gunsten abzudanken. Gesichert scheint jedenfalls, dass Johann die Herrschaft über die Grafschaft Görz offiziell am 8. Juni 1454 übernahm, wobei seine Mutter zunächst als Regentin fungierte.[9] Schon zu Beginn des Jahres 1454 dürfte es zu Differenzen zwischen ihm und seiner Mutter gekommen sein. Noch im selben Jahren zog sich diese mit seinem Bruder Leonhard in die "innere" Grafschaft Görz zurück, wo sie versuchte, eine Art Gegenregierung zu errichten. Eine weitere Belastung für Graf Johann waren außerdem Schulden an die Republik Venedig, die sein Vater hinterlassen und für er aufzukommen hatte.[6]

Politisch gehörte Graf Johann zu den Gegnern von Kaiser Friedrich III. Am 25. Jänner 1455 schloss er in Lienz ein gegenseitiges "Schutzbündnis" gegen diesen mit dem Tiroler Landesfürsten Siegmund (dem Münzreichen) und dem Grafen Ulrich von Cilli. Dabei dürfte auch Pläne verhandelt worden sein, die Besitzungen der Grafen von Görz in Friaul mit denen der Grafen von Cilli in Unterkärnten zu tauschen. Außerdem wurde eine Vereinbarung geschlossen, die Johann für den Fall, dass die Grafen von Cilli aussterben sollten, Rechte auf ihr Erbe, das betraf vor allem die im heutigen Kärnten gelegene Grafschaft Ortenburg, sicherte.[10]

Graf Johann war mehrmals in landeshoheitliche Konflikte mit Nikolaus von Kues, dem Fürstbischof von Brixen, verwickelt. Erst nach 1460 besserte sich ihr Verhältnis, da der Fürstbischof ihn als Verbündeten gegen Herzog Siegmund benötigte. Um weiterhin über einen Zugang in sein Hochstift Brixen zu verfügen, war Nikolaus von Kues auf den freien Durchzug durch die Herrschaftsgebiete des Grafen Johann angewiesen. Nur in diesen konnte er außerdem seine Bannbullen und päpstlichen Strafmandate gegen die Grafschaft Tirol und Herzog Siegmund publizieren.[11]

Auf dem Landtag vom 28. August 1456 erließ Graf Johann die älteste bisher erhaltene Landesordnung der Grafschaft Görz. Diese sah eine wesentliche Straffung der Landesorganisation in seinen Herrschaftsgebieten vor und wird gewöhnlich als seine bedeutendste Leistung gezählt.[12] Der erneute Aufstieg der Familie, der sich unter Graf Johanns Herrschaft abzuzeichnen begann, wurde durch dessen Verstrickung in die Kriege um das Erbe der Grafen von Cilli jäh beendet. Gestützt auf Erbrechte, die Graf Johann vor allem aus dem Vertrag von 1455 ableitete, versuchte er Besitzungen und Lehen aus ihrer Hinterlassenschaft der Grafen von Cilli im Herzogtum Kärnten für sich zu sichern, was zum endgültigen Verlust seiner Kärntner Herrschaften (Gailtal, Moosburg, Eberstein, Mölltal, Drautal) führte und den Verlust der Grafschaft Lienz zur Folge hatte.[13] Selbst das Kloster Millstatt, das als Hauskloster seiner Familie galt, musste er Friedrich III. überlassen.[14]

1459 verkaufen er und sein Bruder Leonhard die von ihrer Großmutter geerbte Grafschaft Kirchberg an Vogt Ulrich (IX.) von Matsch, der die Grafschaft wenig später an Konrad und Eberhard von Kirchberg weiterverkaufte. Damit ging der "nördlichste" "Außenposten" der Grafschaft Görz verloren.[15]

Nach dem "Frieden von Pusarnitz" verlegte Graf Johann seine Residenz auf die Burg Heinfels und seine Lienzer Münzstätte nach Toblach.[16] Am 9. April 1461 schoss Graf Johann, gemeinsam mit seinem Bruder Leonhard, in Innsbruck ein auf fünf Jahre befristetes Bündnis mit Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich.[17] Im April 1462 starb Graf Johann nach längerer Krankheit. Es wird vermutet, dass er in Sillian beigesetzt ist.[3]

Orte mit Bezug zu Graf Johann in der heutigen Republik Österreich

Kärnten

Nach der "Cillierchronik" (entstanden im späten 15. Jahrhundert) soll Graf Johann im ersten "Cillier Erbfolgekrieg" Oberdrauburg erobert und die Ortenburg bei Spittal an der Drau belagert haben.[18]

Osttirol

Lienz: Im März 1455 verpachtete Graf Johann die "Lienzer Münze" an Hans Mätz aus Augsburg.[12]

Literatur

Weblinks

 Johann (II.) von Görz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 230
  2. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234 und S. 251
  3. 3,0 3,1 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 251
  4. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240
  5. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242
  6. 6,0 6,1 6,2 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 241
  7. Aufgrund eines Hinweises, der sich in einem Brief von Enea Silvio Piccolomini befindet, gilt 1444 als sein Geburtsjahr, vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 39
  8. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234 und S. 239
  9. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240
  10. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242f. und S. 245
  11. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 242 und S. 244f.
  12. 12,0 12,1 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 243
  13. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 245-252
  14. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 39
  15. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 248
  16. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 249
  17. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 250
  18. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 245

Anmerkungen

  1. Numerierung nach Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240 und Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien 2001, S. 250
  2. Aus der von mir verwendeten Sekundärliteratur lässt sich nicht so recht erkennen, wie es um die tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse des Gebietes bestellt war, das als Grafschaft Görz bezeichnet wird. Offensichtlich dürfte der Begriff Grafschaft Görz auch Gebiete umfassen, die im Spätmittelalter noch eigene Grafschaften waren oder deren politische Zugehörigkeit damals noch nicht eindeutig feststand. Mehrmals wird auch zwischen der inneren und der äußeren Grafschaft Görz unterschieden.
  3. Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind leider Abstriche zu machen.
VorgängerAmtNachfolger
Heinrich (IV.) von GörzHerrscher über Teile des späteren Osttirols
ca. 1454-1462
Leonhard von Görz
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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Johann II. (Görz) behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).
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