Gebhard von Hirschberg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Graf Gerhard (IV.) von Hirschberg, Herr über das Inntal, Wandbild im Spanischen Saal auf Schloss Ambras.jpg|thumb|Graf Gerhard von Hirschberg, Herr des Inntals, Wandbild im Spanischen Saal auf Schloss Ambras (16. Jahrhundert)]]
[[File:Graf Gerhard (IV.) von Hirschberg, Herr über das Inntal, Wandbild im Spanischen Saal auf Schloss Ambras.jpg|thumb|Graf Gerhard von Hirschberg, Herr des Inntals, Wandbild im Spanischen Saal auf Schloss Ambras (16. Jahrhundert)]]
'''Graf Gebhard (IV.) von Hirschberg''' (* im 13. Jahrhundert, vielleicht um 1220; † im 13. Jahrhundert, um 1275), ziemlich sicher ident mit dem '''Grafen Gebhard (VI.) von Sulzbach und Hirschberg''', herrschte nach dem Tod des [[Albert III. von Tirol|Grafen Albert (III.) von Tirol]] († um 1252) über Teile der [[Grafschaft Tirol]]. Er bezeichnete sich selbst als der "Herr des Inntals".<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 119</ref>
'''Graf Gebhard''' (IV.<ref group="A">In der Literatur ist die Nummerierung der Grafen von Hirschberg nicht einheitlich und hängt davon ab, welche Teile der Familie in die Zählung einbezogen werden.<ref group="A">Angaben zum ungefähren Geburtsdatum und Sterbedatum, vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 304f.</ref>, ziemlich sicher ident mit dem '''Grafen Gebhard (VI.) von Sulzbach und Hirschberg''', herrschte nach dem Tod des [[Albert III. von Tirol|Grafen Albert (III.) von Tirol]] († um 1252) über Teile der [[Grafschaft Tirol]]. Er bezeichnete sich selbst als der "Herr des Inntals".<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 119</ref>


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
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Gebhard (IV.) von Hirschberg war vermutlich einer der Söhne von Graf Gebhard (II.) von Grögling-Hirschberg († 1232) aus dessen Ehe mit Agnes von [[w:Truhendingen (Adelsgeschlecht)|Truhendingen]]. Er war zweimal verheiratet,  
Gebhard (IV.) von Hirschberg war vermutlich einer der Söhne von Graf Gebhard (II.) von Grögling-Hirschberg († 1232) aus dessen Ehe mit Agnes von [[w:Truhendingen (Adelsgeschlecht)|Truhendingen]]. Er war zweimal verheiratet,  
:∞ in 1. Ehe mit [[Elisabeth von Tirol (gest. 1256)|Gräfin Elisabeth von Tirol]] († um 1256/60<ref group="A">zum ungefähren Sterbedatum vgl. Michael Kobler: ''Rechtsgeschichtliche Bemerkungen zur Meraner Teilungsurkunde'', 1974, S. 493 und [[w:Wilhelm Baum (Historiker)|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 59)</ref>, der Witwe von Herzog [[w:Otto VIII. (Meranien)|Otto von Andechs-Meranien]]. Sie war eine der beiden Erbtöchter des Grafen Albert (III.) von Tirol.<ref name ="baum59">vgl. [[w:Wilhelm Baum (Historiker)|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 59</ref> Die andere Erbtochter von Graf Albert (III.), [[Adelheid von Tirol-Görz|Gräfin Adelheid von Tirol]] († Oktober oder November 1278), war die Ehefrau des Grafen [[Meinhard I.|Meinhard (III.) von Görz]].  
:∞ in 1. Ehe mit [[Elisabeth von Tirol (gest. 1256)|Gräfin Elisabeth von Tirol]] († 1256), der Witwe des [[w:Otto VIII. (Meranien)|Grafen Otto (VIII.) von Andechs]], Herzog von Meranien und Pfalzgraf von Burgund. Sie war eine der beiden Erbtöchter des Grafen Albert (III.) von Tirol.<ref name ="baum59">vgl. [[w:Wilhelm Baum (Historiker)|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 59</ref> Die andere Erbtochter von Graf Albert (III.), [[Adelheid von Tirol-Görz|Gräfin Adelheid von Tirol]] († Oktober oder November 1278), war die Ehefrau des Grafen [[Meinhard I.|Meinhard (III.) von Görz]].  
:∞ in 2. Ehe seit ca. 1258 mit Sophie von Baiern<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> (* 1236; † 1289), einer Tochter von [[w:Otto II. (Bayern)|Herzog Otto (II.) von Baiern]] ("''Otto dem Erlauchten''")<ref group="A">Er war somit der Schwager von [[Elisabeth von Bayern (1227–1273)|Königin Elisabeth]], der Witwe von [[w:Konrad IV. (HRR)|König Konrad (IV.)]]. Diese verwandtschaftliche Verbindung könnte eine Erklärung für das Zustandekommen der Ehe zwischen dieser und seinem Neffen, dem Grafen [[Meinhard II.|Meinhard (II.)]] von Görz-Tirol, sein, obwohl diese gerade erst aus der Gefangenschaft des Erzbischofs von Salzburg entlassen worden war.</ref> aus dessen Ehe mit Agnes, einer Enkelin von [[w:Heinrich der Löwe|Herzog Heinrich "''dem Löwen''"]].
:∞ in 2. Ehe mit Sophia von Baiern<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> (* um 1236; † 9. August 1289<ref name ="Jedelhauser304-121">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 304, Fußnote 121</ref>), einer Tochter von [[w:Otto II. (Bayern)|Herzog Otto (II.) von Baiern]] ("''Otto dem Erlauchten''")<ref group="A">Er war somit der Schwager von [[Elisabeth von Bayern (1227–1273)|Königin Elisabeth]], der Witwe von [[w:Konrad IV. (HRR)|König Konrad (IV.)]]. Diese verwandtschaftliche Verbindung könnte eine Erklärung für das Zustandekommen der Ehe zwischen dieser und seinem Neffen, dem Grafen [[Meinhard II.|Meinhard (II.)]] von Görz-Tirol, sein, obwohl diese gerade erst aus der Gefangenschaft des Erzbischofs von Salzburg entlassen worden war.</ref> aus dessen Ehe mit Agnes, einer Enkelin von [[w:Heinrich der Löwe|Herzog Heinrich "''dem Löwen''"]].
:::* Graf Gebhard (V.) von Hirschberg († 2. März 1278)
::- Graf Gebhard (V.) von Hirschberg, auch Gerhard von Hirschberg (* 2. Oktober 1258; im 13. Jahrhundert, nach dem 2. März 1278 und vor oder am 22. Februar 1280)<ref name ="Jedelhauser301">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 301</ref>
:::* Graf Gebhard (VI.) von Hirschberg († 4. März 1305) ∞ Gräfin Sophie von Oettingen, Tochter von Graf Ludwig (V.) von Oettingen<ref group="A">Nach den Stammbäumen auf Internetseiten wird von zwei gleichnamigen Söhnen ausgegangen. Die Möglichkeit, dass es nur einen Sohn gab oder der zweite Sohn in Wirklichkeit der Enkel war, wäre allerdings noch wissenschaftlich zu überprüfen.</ref>
::- Graf Gebhard (VI.) von Hirschberg († 1305, am 27. Februar oder 4. März) ∞ Gräfin Sophie von Oettingen, Tochter von Graf Ludwig (V.) von Oettingen
:::* Gräfin Agnes von Hirschberg († 1296) ∞ Burggraf Konrad von Nürnberg
::* Gräfin Agnes von Hirschberg († 1296) ∞ Burggraf Konrad von Nürnberg


== Leben ==
== Leben ==
In der Urkunde aus dem Jahr 1240, in welcher der Pfalzgraf Rapoto (III.) von Ortenburg nach seiner Gefangennahme durch den Bischof von Regensburg mehrere in der späteren Grafschaft Tirol gelegene Besitzungen und Burgen an das [[w:Hochstift Regensburg|Hochstift Regensburg]] abtreten musste, ist Gebhard von Hirschberg erstmals urkundlich als Zeuge genannt. Nach dem Tod des Grafen [[w:Otto VIII. (Andechs)|Otto (VIII.) von Andechs]], Herzog von Meranien und Pfalzgraf von Burgund († 1248) heiratete Ende des Jahres 1249 oder Anfang des Jahres 1250 dessen Witwe Elisabeth. Gemeinsam mit ihr kaufte er 1250 im Stubei gelegenen Besitz des Stiftes St. Georgenberg. Als Schwiegersohn des Grafen Albert (III.) von Tirol musste Graf Gebhart im [[w:Frieden von Lieserhofen|"Unterwerfungsfrieden" von Lieserhofen]] (1252) dem [[w:Philipp von Spanheim|Erzbischof von Salzburg]] und dessen Verbündeten Urfehde schwören. Am 4. September 1253 bestätigte er dem Benediktinerkloster Benediktbeuren Schenkungen, welche es vom ersten Ehemann seiner Ehefrau Elisabeth und seinem Schwiegervater erhalten hatte. Gebhard von Hirschberg zählte zu jenen Angehörigen von Graf Albert (III.), welche mit ihm am 15. Juli 1253 durch den [[w:Egno von Eppan|Bischof von Trient]] mit den Lehen des verstorbenen Graf Ulrich von Ulten belehnt wurden.<ref name ="Jedelhauser299">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 299</ref>
In der Urkunde aus dem Jahr 1240, in welcher der Pfalzgraf Rapoto (III.) von Ortenburg nach seiner Gefangennahme durch den Bischof von Regensburg mehrere in der späteren Grafschaft Tirol gelegene Besitzungen und Burgen an das [[w:Hochstift Regensburg|Hochstift Regensburg]] abtreten musste, ist Gebhard von Hirschberg erstmals urkundlich als Zeuge genannt. Nach dem Tod des Grafen [[w:Otto VIII. (Andechs)|Otto (VIII.) von Andechs]], Herzog von Meranien und Pfalzgraf von Burgund († 1248) heiratete Ende des Jahres 1249 oder Anfang des Jahres 1250 dessen Witwe Elisabeth. Gemeinsam mit ihr kaufte er 1250 im Stubei gelegenen Besitz des Stiftes St. Georgenberg. Als Schwiegersohn des Grafen Albert (III.) von Tirol musste Graf Gebhart im [[w:Frieden von Lieserhofen|"Unterwerfungsfrieden" von Lieserhofen]] (1252) dem [[w:Philipp von Spanheim|Erzbischof von Salzburg]] und dessen Verbündeten Urfehde schwören. Am 4. September 1253 bestätigte er dem Benediktinerkloster Benediktbeuren Schenkungen, welche es vom ersten Ehemann seiner Ehefrau Elisabeth und seinem Schwiegervater erhalten hatte. Gebhard von Hirschberg zählte zu jenen Angehörigen von Graf Albert (III.), welche mit ihm am 15. Juli 1253 durch den [[w:Egno von Eppan|Bischof von Trient]] mit den Lehen des verstorbenen Graf Ulrich von Ulten belehnt wurden.<ref name ="Jedelhauser299">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 299</ref> Nach dem bald darauf erfolgten Tod seines Schwiegervaters wurden er und seine Ehefrau Elisabeth 1254 vom [[w:Hochstift Chiemsee|Hochstift Chiemsee]] mit weiteren Lehen belehnt, welche einst dem Grafen Ulrich von Ulten gehört hatten.<ref name ="Jedelhauser300">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 300</ref>
 
Nach dem Tod seines Schwiegervaters vermittelte Graf Gebhard nach einer Urkunde, welche am 13. September 1254 ausgestellt wurde, in der Stadt [[Innsbruck]] in einem Streit zwischen den Edlen von Baumkirchen und Heinrich Mühlhäuser. In diesem Zusammenhang bezeichnet er sich selbst als Graf von Hirschberg und Herr des Inntals.<ref name ="Jedelhauser300">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 300</ref> 1256 kam es zu Streitigkeiten zwischen ihm und dem Bischof von Trient, die möglicherweise damit zusammenhingen, dass dieser die Lehen des Grafen Ulrich, welche dem Hochstift Trient gehörten, bereits 1254 sowie die Trienter Kirchenlehen, die einst Gebhards Schwiegervater gehört hatten, 1256 nur an seine Schwägerin Adelheid und ihre Familie vergeben hatte. Als kurz darauf seine Ehefrau Elisabeth starb, heiratete er wenig später Ende des Jahres 1257 oder Anfang des Jahres 1258 Sophia von Baiern. Nach den Annalen des bairischen Klosters Niederaltaich verdankte er diese Ehe dem Umstand, dass er Sophias Brüder, die Herzöge [[w:Ludwig II. (Bayern)|Ludwig (II.)]] und [[w:Heinrich XIII. (Bayern)|Heinrich (XIII.)]], im Kampf gegen den "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönig]]" [[Ottokar Přemysl II.|Ottokar Přemysl]] unterstützt hatte.<ref name ="Jedelhauser301"/>


== Das Erbe des Grafen Albert von Tirol ==
== Das Erbe des Grafen Albert von Tirol ==
Nach dem Tod seines Schwiegervaters schlossen Gebhard und Elisabeth am 10. November 1254 mit Adelheid und Meinhard (I.) einen Vertrag, in dem das Erbe geteilt wurde.<ref name ="kobler493">vgl. Michael Kobler: ''Rechtsgeschichtliche Bemerkungen zur Meraner Teilungsurkunde'', 1974, S. 493</ref> Gebhard und Elisabeth erhielten die Tiroler Besitzungen im Inntal mit der Stadt [[Innsbruck]] und das [[w:Wipptal|Wipptal]] bis [[w:Sterzing|Sterzing]] (Gegend um den [[w:Brenner|Brenner]]). Meinhard und Adelheid erhielten den südlichen Teil der Tiroler Besitzungen mit dem Inntal bis [[Landeck (Tirol)|Landeck]] (darunter die Grafschaft im Pustertal und die Vogtei über das Freisinger Gebiet zu [[w:Innichen|Innichen]]) und in [[w:Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Friaul|Friaul]]. Die Holzbrücke bei [[Oberau]] südlich von Sterzing wurde als Grenze festgelegt. Die Vogtei über das [[w:Stift Brixen|Hochstift Brixen]] sollte von Schiedsrichtern vergeben werden, wobei zumindest ein Teil an Gebhard und Elisabeth fallen sollte.<ref>vgl. [[w:Wilhelm Baum (Historiker)|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50</ref>  
Nach dem Tod seines Schwiegervaters schlossen Gebhard und Elisabeth am 10. November 1254 in [[w:Meran|Meran]] mit Adelheid und Meinhard (I.) einen Vertrag, in dem das Erbe geteilt wurde.<ref name ="kobler493">vgl. Michael Kobler: ''Rechtsgeschichtliche Bemerkungen zur Meraner Teilungsurkunde'', 1974, S. 493</ref> Gebhard und Elisabeth erhielten die Tiroler Besitzungen im Inntal mit der Stadt Innsbruck und das [[w:Wipptal|Wipptal]] bis [[w:Sterzing|Sterzing]] (Gegend um den [[w:Brenner|Brenner]]). Meinhard und Adelheid erhielten den südlichen Teil der Tiroler Besitzungen mit dem Inntal bis [[Landeck (Tirol)|Landeck]] (darunter die Grafschaft im Pustertal und die Vogtei über das Freisinger Gebiet zu [[w:Innichen|Innichen]]) und in [[w:Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Friaul|Friaul]]. Die Holzbrücke bei [[Oberau]] südlich von Sterzing wurde als Grenze festgelegt. Die Vogtei über das [[w:Stift Brixen|Hochstift Brixen]] sollte von Schiedsrichtern vergeben werden, wobei zumindest ein Teil an Gebhard und Elisabeth fallen sollte.<ref>vgl. [[w:Wilhelm Baum (Historiker)|Wilhelm Baum]]: ''Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters''. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50</ref>  


Dieser Teilungsvertrag wurde nach Elisabeths Tod hinfällig beziehungsweise von ihrem Neffen Meinhard (II.) nicht mehr anerkannt. Am 5. Jänner 1263 wurde in Sterzing ein Vergleich zwischen Gebhard, Meinhard und dessen Bruder Albert geschlossen, den Meinhards Schwager [[w:Ludwig der Strenge|Ludwig (II.) ''der Strenge'']], der als Herzog von [[w:Bayern|Bayern]] eine Oberhoheit über die Grafschaft Tirol beanspruchte, vermittelt hatte.<ref name ="baum59"/>
Dieser Teilungsvertrag wurde nach Elisabeths Tod hinfällig beziehungsweise von ihrem Neffen Meinhard (II.) nicht mehr anerkannt. Am 5. Jänner 1263 wurde in Sterzing ein Vergleich zwischen Gebhard, Meinhard und dessen Bruder Albert geschlossen, den Herzog Ludwig (II.) von Baiern ("''Ludwig der Strenge''"), der als Herzog von [[w:Bayern|Baiern]] eine Oberhoheit über die Grafschaft Tirol beanspruchte und außerdem der Schwager von Gebhard und Meinhard war, vermittelt hatte.<ref name ="baum59"/> Der Großteil des Erbes von Elisabeth, so der wichtige Übergang über den Brenner, ging dabei an die Grafen Meinhard und Albert. Graf Gebhard behielt die Burgen [[Burg Schlossberg|Schlossberg]], [[Burgruine Fragenstein|Fragenstein]], [[Thaur]] und [[Rottenburg]] sowie die Saline von [[Thaur]] mit Zubehör und Rechten aus diesen Besitzungen rechts und links des Inns. Der Schiedsspruch von Herzog Ludwig betonte ausdrücklich, dass sich die Grafen nur gegenseitig beerben und nur aneinander verkaufen sollten. Eine künftige "Entfremdung" der Tiroler Güter und Rechte von Gebharts Familie war damit ausgeschlossen.<ref>vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 302f.</ref> Aufgrund des Schiedsspruches übertrug der [[w:Hartmann von Dillingen|Bischof von Augsburg]] im Juni 1263 den Brüdern Meinhard und Albert jene Lehen seines Hochstiftes, welche Graf Albert besessen hatte, wobei er allerdings jene Lehen, welche im Inntal lagen, dem Grafen Gebhard verlieh. Im Februar 1267 schloss Graf Gebhard mit Graf Meinhard auf Schloss Thaur außerdem einen Bündnisvertrag.<ref name ="Jedelhauser303">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 303</ref> In den Teilungsverträgen zwischen den Brüdern Meinhard und Albert vom 2. März 1271 ist Graf Gebhard nicht erwähnt.<ref name ="Jedelhauser304">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 304</ref>


== Gebhard von Hirschberg als Graf von Tirol ==
== Gebhard von Hirschberg als Herr des Inntals ==
Gebhard stützte seine Landesherrschaft in Tirol auf die Burgen [[Thaur]], [[Burgruine Vellenberg|Vellenberg]] (seit 1263 Lehen des Tiroler Landesfürsten<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 82</ref>) und [[Burgruine Fragenstein|Fragenstein]]. Unter ihm wurde Thaur, das er von seinem Schwiegervater geerbt hatte und wo er häufig residierte, zur größten Burganlage des Inntals ausgebaut. 1283 wurde dort das Gericht eingerichtet, das bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1809 für das Gebiet zwischen [[Hötting]] und [[Terfens|Vomperbach]] zuständig war.<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 118f.</ref> Mit dem ersten Teilungsvertrag kam Gebhard außerdem in den Besitz der [[w:Burg Hirschberg (Wenns)|Burg Straßberg]] bei [[Wenns]] im [[w:Pitztal|Pitztal]], die daraufhin den Namen Hirschberg erhielt.
Graf Gebhard stützte seine Landesherrschaft in Tirol auf die Burgen Thaur, [[Burgruine Vellenberg|Vellenberg]] (seit 1263 Lehen des Tiroler Landesfürsten<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 82</ref>) und Fragenstein. Unter ihm wurde Thaur, das er von seinem Schwiegervater geerbt hatte und wo er häufig residierte, zur größten Burganlage des Inntals ausgebaut. 1283 wurde dort das Gericht eingerichtet, das bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1809 für das Gebiet zwischen [[Hötting]] und [[Terfens|Vomperbach]] zuständig war.<ref>vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: ''Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol''. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 118f.</ref> Mit dem ersten Teilungsvertrag kam Gebhard außerdem in den Besitz der [[w:Burg Hirschberg (Wenns)|Burg Straßberg]] bei [[Wenns]] im [[w:Pitztal|Pitztal]], die daraufhin den Namen Hirschberg erhielt.


Gebhard dürfte bereits um 1275 gestorben sein. Jener Gebhard von Hirschberg, der um 1383/84 die zur Grafschaft Tirol gehörigen Herrschaften und Besitzungen an den Grafen [[Meinhard II.|Meinhard (II.) von Tirol]] († 30. Okt. 1295) verkaufte, war bereits ein gleichnamiger Sohn von ihm. Nach dem Verkauf seiner Tiroler Herrschaften übersiedelte dieser Gebhard auf die Burg oberhalb von [[w:Beilngries|Beilngries]], wo er seine letzten Lebensjahre verbracht haben dürfte.
== Das Erbe des Grafen Gebhard ==
Graf Gebhard wird zum letzten Mal urkundlich am 17. Juni 1275 genannt. Bald darauf dürfte er gestorben sein.<ref name ="Jedelhauser304"/> Nach seinem Tod werden seine beiden gleichnamigen Söhne zwischen 1276 und 1278 einige Male in Urkunden gemeinsam genannt. Sein ältester Sohn dürfte, nachdem er letztmals am 2. März 1278 genannt wird, bald danach ebenfalls verstorben sein.<ref name ="Jedelhauser304"/> Jener Gebhard von Hirschberg, der um 1383/84 die zur Grafschaft Tirol gehörigen Herrschaften und Besitzungen an den Grafen [[Meinhard II.|Meinhard (II.) von Tirol]] († 30. Okt. 1295) verkaufte, gilt als dessen jüngerer Bruder. Nach dem Verkauf seiner Tiroler Herrschaften übersiedelte er auf die Burg oberhalb von [[w:Beilngries|Beilngries]] im Altmühltal, wo er seine letzten Lebensjahre verbracht haben dürfte.
1297 ist ein weiterer Graf Gebhard von Hirschberg, möglicherweise dessen gleichnamiger Bruder oder Sohn, belegt, der die im [[Herzogtum Österreich]] gelegene Grafschaft [[Litschau]]-[[Heidenreichstein]] an [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrecht (I.) von Österreich]] abtrat.<ref>vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, S. 104</ref>  
1297 ist ein weiterer Graf Gebhard von Hirschberg, möglicherweise dessen gleichnamiger Bruder oder Sohn, belegt, der die im [[Herzogtum Österreich]] gelegene Grafschaft [[Litschau]]-[[Heidenreichstein]] an [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrecht (I.) von Österreich]] abtrat.<ref>vgl. [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, S. 104</ref>  



Version vom 26. Dezember 2021, 03:16 Uhr

Graf Gerhard von Hirschberg, Herr des Inntals, Wandbild im Spanischen Saal auf Schloss Ambras (16. Jahrhundert)

Graf Gebhard (IV.Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag., ziemlich sicher ident mit dem Grafen Gebhard (VI.) von Sulzbach und Hirschberg, herrschte nach dem Tod des Grafen Albert (III.) von Tirol († um 1252) über Teile der Grafschaft Tirol. Er bezeichnete sich selbst als der "Herr des Inntals".[1]

Herkunft und Familie

Graf Gebhard von Hirschberg stammte aus der Familie der Grafen von Grögling-Hirschberg, einem oberpfälzisch-mittelfränkischem Adelsgeschlecht, das vom 12. bis Anfang des 14. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich belegt ist. Seine Familie war im Altmühltal in Franken beheimatet[2]. Sie waren Vögte des Hochstiftes Eichstätt und stellen 1125-1141 mit Gebhard und 1196-1223 mit Hartwig auch zwei Bischöfe von Eichstätt.[3]

Graf Gebhard (I.) von Grögling († 1188), vermutlich sein Großvater, hatte Gräfin Sophie von Sulzbach, eine Tochter des Grafen Gebhard (III.) von Sulzbach verheiratet, eine Verwandter der Welfen und Staufer. Ihr Vater war mit König Konrad III. verschwägert, ihre Mutter eine Tochter von Herzog Heinrich "dem Schwarzen".[4] Nach dem Tod ihres Vaters erbte Graf Gebhard (I.) Teile von dessen im heutigen südlichen Deutschland gelegenen umfangreichen Allodialbesitz.[5] Als Teil dieser Erbschaft dürfte er außerdem in den Besitz der Vogtei über die Propstei Hainburg und der Burg Ebbs, beide ursprünglich Lehen des Hochstiftes Bamberg, gelangt sein.[6]

Gebhard (IV.) von Hirschberg war vermutlich einer der Söhne von Graf Gebhard (II.) von Grögling-Hirschberg († 1232) aus dessen Ehe mit Agnes von Truhendingen. Er war zweimal verheiratet,

∞ in 1. Ehe mit Gräfin Elisabeth von Tirol († 1256), der Witwe des Grafen Otto (VIII.) von Andechs, Herzog von Meranien und Pfalzgraf von Burgund. Sie war eine der beiden Erbtöchter des Grafen Albert (III.) von Tirol.[7] Die andere Erbtochter von Graf Albert (III.), Gräfin Adelheid von Tirol († Oktober oder November 1278), war die Ehefrau des Grafen Meinhard (III.) von Görz.
∞ in 2. Ehe mit Sophia von Baiern[A 1] (* um 1236; † 9. August 1289[8]), einer Tochter von Herzog Otto (II.) von Baiern ("Otto dem Erlauchten")[A 2] aus dessen Ehe mit Agnes, einer Enkelin von Herzog Heinrich "dem Löwen".
- Graf Gebhard (V.) von Hirschberg, auch Gerhard von Hirschberg (* 2. Oktober 1258; † im 13. Jahrhundert, nach dem 2. März 1278 und vor oder am 22. Februar 1280)[9]
- Graf Gebhard (VI.) von Hirschberg († 1305, am 27. Februar oder 4. März) ∞ Gräfin Sophie von Oettingen, Tochter von Graf Ludwig (V.) von Oettingen
  • Gräfin Agnes von Hirschberg († 1296) ∞ Burggraf Konrad von Nürnberg

Leben

In der Urkunde aus dem Jahr 1240, in welcher der Pfalzgraf Rapoto (III.) von Ortenburg nach seiner Gefangennahme durch den Bischof von Regensburg mehrere in der späteren Grafschaft Tirol gelegene Besitzungen und Burgen an das Hochstift Regensburg abtreten musste, ist Gebhard von Hirschberg erstmals urkundlich als Zeuge genannt. Nach dem Tod des Grafen Otto (VIII.) von Andechs, Herzog von Meranien und Pfalzgraf von Burgund († 1248) heiratete Ende des Jahres 1249 oder Anfang des Jahres 1250 dessen Witwe Elisabeth. Gemeinsam mit ihr kaufte er 1250 im Stubei gelegenen Besitz des Stiftes St. Georgenberg. Als Schwiegersohn des Grafen Albert (III.) von Tirol musste Graf Gebhart im "Unterwerfungsfrieden" von Lieserhofen (1252) dem Erzbischof von Salzburg und dessen Verbündeten Urfehde schwören. Am 4. September 1253 bestätigte er dem Benediktinerkloster Benediktbeuren Schenkungen, welche es vom ersten Ehemann seiner Ehefrau Elisabeth und seinem Schwiegervater erhalten hatte. Gebhard von Hirschberg zählte zu jenen Angehörigen von Graf Albert (III.), welche mit ihm am 15. Juli 1253 durch den Bischof von Trient mit den Lehen des verstorbenen Graf Ulrich von Ulten belehnt wurden.[3] Nach dem bald darauf erfolgten Tod seines Schwiegervaters wurden er und seine Ehefrau Elisabeth 1254 vom Hochstift Chiemsee mit weiteren Lehen belehnt, welche einst dem Grafen Ulrich von Ulten gehört hatten.[10]

Nach dem Tod seines Schwiegervaters vermittelte Graf Gebhard nach einer Urkunde, welche am 13. September 1254 ausgestellt wurde, in der Stadt Innsbruck in einem Streit zwischen den Edlen von Baumkirchen und Heinrich Mühlhäuser. In diesem Zusammenhang bezeichnet er sich selbst als Graf von Hirschberg und Herr des Inntals.[10] 1256 kam es zu Streitigkeiten zwischen ihm und dem Bischof von Trient, die möglicherweise damit zusammenhingen, dass dieser die Lehen des Grafen Ulrich, welche dem Hochstift Trient gehörten, bereits 1254 sowie die Trienter Kirchenlehen, die einst Gebhards Schwiegervater gehört hatten, 1256 nur an seine Schwägerin Adelheid und ihre Familie vergeben hatte. Als kurz darauf seine Ehefrau Elisabeth starb, heiratete er wenig später Ende des Jahres 1257 oder Anfang des Jahres 1258 Sophia von Baiern. Nach den Annalen des bairischen Klosters Niederaltaich verdankte er diese Ehe dem Umstand, dass er Sophias Brüder, die Herzöge Ludwig (II.) und Heinrich (XIII.), im Kampf gegen den "Böhmenkönig" Ottokar Přemysl unterstützt hatte.[9]

Das Erbe des Grafen Albert von Tirol

Nach dem Tod seines Schwiegervaters schlossen Gebhard und Elisabeth am 10. November 1254 in Meran mit Adelheid und Meinhard (I.) einen Vertrag, in dem das Erbe geteilt wurde.[11] Gebhard und Elisabeth erhielten die Tiroler Besitzungen im Inntal mit der Stadt Innsbruck und das Wipptal bis Sterzing (Gegend um den Brenner). Meinhard und Adelheid erhielten den südlichen Teil der Tiroler Besitzungen mit dem Inntal bis Landeck (darunter die Grafschaft im Pustertal und die Vogtei über das Freisinger Gebiet zu Innichen) und in Kärnten und Friaul. Die Holzbrücke bei Oberau südlich von Sterzing wurde als Grenze festgelegt. Die Vogtei über das Hochstift Brixen sollte von Schiedsrichtern vergeben werden, wobei zumindest ein Teil an Gebhard und Elisabeth fallen sollte.[12]

Dieser Teilungsvertrag wurde nach Elisabeths Tod hinfällig beziehungsweise von ihrem Neffen Meinhard (II.) nicht mehr anerkannt. Am 5. Jänner 1263 wurde in Sterzing ein Vergleich zwischen Gebhard, Meinhard und dessen Bruder Albert geschlossen, den Herzog Ludwig (II.) von Baiern ("Ludwig der Strenge"), der als Herzog von Baiern eine Oberhoheit über die Grafschaft Tirol beanspruchte und außerdem der Schwager von Gebhard und Meinhard war, vermittelt hatte.[7] Der Großteil des Erbes von Elisabeth, so der wichtige Übergang über den Brenner, ging dabei an die Grafen Meinhard und Albert. Graf Gebhard behielt die Burgen Schlossberg, Fragenstein, Thaur und Rottenburg sowie die Saline von Thaur mit Zubehör und Rechten aus diesen Besitzungen rechts und links des Inns. Der Schiedsspruch von Herzog Ludwig betonte ausdrücklich, dass sich die Grafen nur gegenseitig beerben und nur aneinander verkaufen sollten. Eine künftige "Entfremdung" der Tiroler Güter und Rechte von Gebharts Familie war damit ausgeschlossen.[13] Aufgrund des Schiedsspruches übertrug der Bischof von Augsburg im Juni 1263 den Brüdern Meinhard und Albert jene Lehen seines Hochstiftes, welche Graf Albert besessen hatte, wobei er allerdings jene Lehen, welche im Inntal lagen, dem Grafen Gebhard verlieh. Im Februar 1267 schloss Graf Gebhard mit Graf Meinhard auf Schloss Thaur außerdem einen Bündnisvertrag.[14] In den Teilungsverträgen zwischen den Brüdern Meinhard und Albert vom 2. März 1271 ist Graf Gebhard nicht erwähnt.[15]

Gebhard von Hirschberg als Herr des Inntals

Graf Gebhard stützte seine Landesherrschaft in Tirol auf die Burgen Thaur, Vellenberg (seit 1263 Lehen des Tiroler Landesfürsten[16]) und Fragenstein. Unter ihm wurde Thaur, das er von seinem Schwiegervater geerbt hatte und wo er häufig residierte, zur größten Burganlage des Inntals ausgebaut. 1283 wurde dort das Gericht eingerichtet, das bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1809 für das Gebiet zwischen Hötting und Vomperbach zuständig war.[17] Mit dem ersten Teilungsvertrag kam Gebhard außerdem in den Besitz der Burg Straßberg bei Wenns im Pitztal, die daraufhin den Namen Hirschberg erhielt.

Das Erbe des Grafen Gebhard

Graf Gebhard wird zum letzten Mal urkundlich am 17. Juni 1275 genannt. Bald darauf dürfte er gestorben sein.[15] Nach seinem Tod werden seine beiden gleichnamigen Söhne zwischen 1276 und 1278 einige Male in Urkunden gemeinsam genannt. Sein ältester Sohn dürfte, nachdem er letztmals am 2. März 1278 genannt wird, bald danach ebenfalls verstorben sein.[15] Jener Gebhard von Hirschberg, der um 1383/84 die zur Grafschaft Tirol gehörigen Herrschaften und Besitzungen an den Grafen Meinhard (II.) von Tirol († 30. Okt. 1295) verkaufte, gilt als dessen jüngerer Bruder. Nach dem Verkauf seiner Tiroler Herrschaften übersiedelte er auf die Burg oberhalb von Beilngries im Altmühltal, wo er seine letzten Lebensjahre verbracht haben dürfte. 1297 ist ein weiterer Graf Gebhard von Hirschberg, möglicherweise dessen gleichnamiger Bruder oder Sohn, belegt, der die im Herzogtum Österreich gelegene Grafschaft Litschau-Heidenreichstein an Herzog Albrecht (I.) von Österreich abtrat.[18]

Schloss Thaur, heute eine Burgruine, war für Graf Gebhard ein wichtiger Stützpunkt seiner Tiroler Landesherrschaft.

Erinnerungen in Österreich bzw. in Tirol

An Gebhards Herrschaft in Tirol erinnert sein Porträt aus dem 16. Jahrhundert, das sich gemeinsam mit den Porträts anderer Tiroler Landesfürsten im "Spanischen Saal" in Schloss Ambras befindet.[10]

Gebhard von Hirschberg in Literatur und Bellestristik

Literatur

  • Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth von Graf Albert III. von Tirol bei der territorialen Zusammenführung des Landes. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 30, April / September 2020, Heft 6-7, S. 281-312
  • Michael Kobler: Rechtsgeschichtliche Bemerkungen zur Meraner Teilungsurkunde von 1254 November 10. In: Louis Carlen - Fritz Steinegger: Festschrift Nikolaus Grass zum 60. Geburtstag dargebracht von Fachgenossen, Freunden und Schülern (= Abendländische und deutsche Rechtsgeschichte. Geschichte und Recht der Kirche. Geschichte und Recht Österreichs. Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck / München, 1974. ISBN 3-7030-0010-4. S. 493-497

Einzelnachweise

  1. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 119
  2. vgl. Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 282
  3. 3,0 3,1 vgl. Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 299
  4. vgl. Jürgen Dendorfer: Die Grafen von Sulzbach. In: Ferdinand Kramer - Wilhelm Störmer (Hrsg.): Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben (= Studien zur bayerischen verfassungs- und Sozialgeschichte- Bd. 20). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München, 2005, S. 188 digital
  5. vgl. Jürgen Dendorfer: Die Grafen von Sulzbach. In: Ferdinand Kramer - Wilhelm Störmer (Hrsg.): Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben (= Studien zur bayerischen verfassungs- und Sozialgeschichte- Bd. 20). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München, 2005, S. 192 digital
  6. vgl. Jürgen Dendorfer: Die Grafen von Sulzbach. In: Ferdinand Kramer - Wilhelm Störmer (Hrsg.): Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben (= Studien zur bayerischen verfassungs- und Sozialgeschichte- Bd. 20). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München, 2005, S. 197 digital
  7. 7,0 7,1 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 59
  8. vgl. Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 304, Fußnote 121
  9. 9,0 9,1 vgl. Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 301
  10. 10,0 10,1 10,2 vgl. Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 300
  11. vgl. Michael Kobler: Rechtsgeschichtliche Bemerkungen zur Meraner Teilungsurkunde, 1974, S. 493
  12. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Klagenfurt: Kitab, 2000, ISBN 3-902005-04-1, S. 50
  13. vgl. Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 302f.
  14. vgl. Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 303
  15. 15,0 15,1 15,2 vgl. Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth, 2020, S. 304
  16. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 82
  17. vgl. Beatrix Pinzer – Egon Pinzer: Burgen, Schlösser und Ruinen in Nordtirol, und Osttirol. Edition Löwenzahn, Innsbruck, 1996, ISBN 3-7006-2122-3, S. 118f.
  18. vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, S. 104

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  2. Er war somit der Schwager von Königin Elisabeth, der Witwe von König Konrad (IV.). Diese verwandtschaftliche Verbindung könnte eine Erklärung für das Zustandekommen der Ehe zwischen dieser und seinem Neffen, dem Grafen Meinhard (II.) von Görz-Tirol, sein, obwohl diese gerade erst aus der Gefangenschaft des Erzbischofs von Salzburg entlassen worden war.
  3. Mit Blick auf das Erscheinungsjahr hat die Autorin, abgesehen davon, dass Gebhard von Hirschberg im Roman nur einen Sohn hat und dessen zweifelhafter Charakter dichterische Freiheit ist, die Familienverhältnisse von Gebhard von Hirschberg recht genau recherchiert.
VorgängerAmtNachfolger
Graf Albert (III.) von TirolHerrscher über die Grafschaft Tirol
ca. 1253-1275
mit den Grafen Meinhard (I.), Meinhard (II.) und Albert (IV.)
Graf Meinhard (II.) von Tirol