Rudolf I. (Böhmen): Unterschied zwischen den Versionen

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== Herrschaften - ein Überblick ==
== Herrschaften - ein Überblick ==
1298 wurde Rudolf zusammen mit seinen Brüdern [[Friedrich der Schöne|Friedrich]] und [[Leopold I. (Habsburg)|Leopold]] und weiteren nicht namentlich genannten Nachkommen seines Vaters mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark, der [[w:Krain|Mark Krain]], der [[w:Windische Mark|Windischen Mark]] und [[w:Pordenone|Portenau]] belehnt. Dabei handelte es sich um eine Belehnung zur "gesamten Hand", doch soll sein Vater gegenüber den österreichischen und steirischen Landesständen mündliche Äußerungen gemacht haben, wonach Rudolf ihr alleiniger Herr wäre. Als diesem wurde Rudolf im Februar und März 1299 von den österreichischen und steirischen Landesherren gehuldigt.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 113</ref> Im Zusammenhang mit Rudolfs Eheschließung zu Pfingsten 1300 verzichteten Rudolfs jüngere Brüder offiziell auf Ansprüche, die ihnen aus der Belehnung mit den beiden Herzogtümern und den anderen Territorien entstanden waren.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 113f.</ref><ref>vgl. Gerald Schwedler: ''Familienmodell im Wandel''. Zu kooperativen und dynastischen Vorstellung der Habsburger zur Zeit Friedrichs des Schönen. In: [[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] - [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] (Hrsg.): ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 134f.</ref> Anlässlich seiner Erhebung zum böhmischen König gingen die Herzogtümer Österreich und Steiermark auf seinen Bruder Friedrich über.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 114</ref> Rudolf wurde Mitte Oktober 1306 zum böhmischen König gewählt. Am 18. Jänner 1307 wurde ihm das böhmische Königreich außerdem noch offiziell von seinem Vater in dessen Funktion als "römischer König" als Lehen übertragen, wobei König Albrecht I. in der Lehensurkunde die Übernahme des Lehens durch einen seiner weiteren Söhne festlegte, für den Fall, dass Rudolf kinderlos sterben sollte.<ref>vgl. Lenka Bobková: ''Das Königspaar Johann und Elisabeth''. Die Träume von der Herrlichkeit in den Wirren der Realität. In: [[w:Michel Pauly|Michel Pauly]] (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land.'' Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 49f.</ref>
1298 wurde Rudolf zusammen mit seinen Brüdern [[Friedrich der Schöne|Friedrich]] und [[Leopold I. (Habsburg)|Leopold]] und weiteren nicht namentlich genannten Nachkommen seines Vaters mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark, der [[w:Krain|Mark Krain]], der [[w:Windische Mark|Windischen Mark]] und [[w:Pordenone|Portenau]] belehnt. Dabei handelte es sich um eine Belehnung zur "gesamten Hand", doch soll sein Vater gegenüber den österreichischen und steirischen Landesständen mündliche Äußerungen gemacht haben, wonach Rudolf ihr alleiniger Herr wäre. Als diesem wurde Rudolf im Februar und März 1299 von den österreichischen und steirischen Landesherren gehuldigt.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 113</ref> Im Zusammenhang mit Rudolfs Eheschließung zu Pfingsten 1300 verzichteten Rudolfs jüngere Brüder offiziell auf Ansprüche, die ihnen aus der Belehnung mit den beiden Herzogtümern und den anderen Territorien entstanden waren.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 113f.</ref><ref>vgl. Gerald Schwedler: ''Familienmodell im Wandel''. Zu kooperativen und dynastischen Vorstellung der Habsburger zur Zeit Friedrichs des Schönen. In: [[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] - [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] (Hrsg.): ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 134f.</ref> Anlässlich seiner Erhebung zum böhmischen König gingen die Herzogtümer Österreich und Steiermark auf seinen Bruder Friedrich über.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 114</ref> Rudolf wurde Mitte Oktober 1306 zum böhmischen König gewählt. Am 18. Jänner 1307 wurde ihm das böhmische Königreich außerdem noch offiziell von seinem Vater in dessen Funktion als "römischer König" als Lehen übertragen, wobei König Albrecht I. in der Lehensurkunde die Übernahme des Lehens durch einen seiner weiteren Söhne festlegte, für den Fall, dass Rudolf kinderlos sterben sollte.<ref>vgl. Lenka Bobková: ''Das Königspaar Johann und Elisabeth''. Die Träume von der Herrlichkeit in den Wirren der Realität. In: [[w:Michel Pauly|Michel Pauly]] (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land.'' Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 49f.</ref> Nach seinem Tod wurde Rudolf 1307 im Veitsdom in Prag beigesetzt.<ref name ="sauter299">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 299</ref>


== Landesfürst der Herzogtümer Österreich und Steier ==
== Landesfürst der Herzogtümer Österreich und Steier ==
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* 1300 bereitete die Stadt Wien ihm und seiner Mutter einen feierlichen Empfang. 1305 gründete er dort im Bereich des heutigen Albertinaplatzes das [[Clarakloster]], das in der Folge zu den bedeutendsten Klosterstiftungen des mittelalterlichen Wiens zählte.<ref>vgl. {{Czeike|1|41|42|Albrecht I.)}}</ref>
* 1300 bereitete die Stadt Wien ihm und seiner Mutter einen feierlichen Empfang. 1305 gründete er dort im Bereich des heutigen Albertinaplatzes das [[Clarakloster]], das in der Folge zu den bedeutendsten Klosterstiftungen des mittelalterlichen Wiens zählte.<ref>vgl. {{Czeike|1|41|42|Albrecht I.)}}</ref>
* 1302 bestätigte Rudolf den Bürgern von [[Knittelfeld]] in einer Urkunde, die in deutscher Sprache abgefasst ist, ihr Privileg, das das ihnen das "Judenburger Recht" zugesichert hatte. Die ursprüngliche Urkunde war bei einem Brand zerstört worden.<ref name ="stelzer491">vgl. [[w:Winfried Stelzer|Winfried Stelzer]]: ''Steirische Bildungsverhältnisse und schriftliche Kultur im späten Mittelalter''. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): ''Die Steiermark im Spätmittelalter'' (= ''Geschichte der Steiermark''. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 491</ref>
* 1302 bestätigte Rudolf den Bürgern von [[Knittelfeld]] in einer Urkunde, die in deutscher Sprache abgefasst ist, ihr Privileg, das das ihnen das "Judenburger Recht" zugesichert hatte. Die ursprüngliche Urkunde war bei einem Brand zerstört worden.<ref name ="stelzer491">vgl. [[w:Winfried Stelzer|Winfried Stelzer]]: ''Steirische Bildungsverhältnisse und schriftliche Kultur im späten Mittelalter''. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): ''Die Steiermark im Spätmittelalter'' (= ''Geschichte der Steiermark''. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 491</ref>
* [[Judenburg]]: Ende April des Jahres 1304 hielt Herzog Rudolf dort ein großes Taiding ab.<ref name ="doblinger33">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee''. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= ''Archiv für österreichische Geschichte''. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906, S. 33</ref>
* 1305 verlieh Rudolf den Bürgern von [[Leoben]] ein Privileg, das in lateinischer Sprache abgefasst war.<ref name ="stelzer491"/>
* 1305 verlieh Rudolf den Bürgern von [[Leoben]] ein Privileg, das in lateinischer Sprache abgefasst war.<ref name ="stelzer491"/>
* Nach "''De actis iudeorum sub duce Rudolfo''" des Magisters Ambrosius von [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]] schützte Rudolf im Jahr 1305 oder 1306 die jüdische Bevölkerung in Wien, nach es zu einem Volksauflauf gegen sie gekommen war. Auslöser dafür soll ein Hostiendiebstahl in der [[w:Michaelerkirche (Wien)|Michaelerkirche]] gewesen sein, den ein Bauer verübt hatte, der versuchte, diese Tat einem jüdischen Einwohner anzuhängen.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 64</ref>
* Nach "''De actis iudeorum sub duce Rudolfo''" des Magisters Ambrosius von [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]] schützte Rudolf im Jahr 1305 oder 1306 die jüdische Bevölkerung in Wien, nach es zu einem Volksauflauf gegen sie gekommen war. Auslöser dafür soll ein Hostiendiebstahl in der [[w:Michaelerkirche (Wien)|Michaelerkirche]] gewesen sein, den ein Bauer verübt hatte, der versuchte, diese Tat einem jüdischen Einwohner anzuhängen.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 64</ref>
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== Rudolfs Wirken im heutigen Österreich außerhalb der Herzogtümer Österreich und Steier ==
== Rudolfs Wirken im heutigen Österreich außerhalb der Herzogtümer Österreich und Steier ==
* [[Judenburg]]: Ende April des Jahres 1304 hielt Herzog Rudolf dort ein großes Taiding ab.<ref name ="doblinger33">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee''. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= ''Archiv für österreichische Geschichte''. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906, S. 33</ref>
* [[Metnitz]]: Nach der Gefangennahme von drei Bürgern der Stadt [[Steyr]] durch die Herren von Metnitz im Jahr 1301, die Lehnsleute des [[w:Erzdiözese Gurk|Bistums Gurk]] waren, wurde Herzog Rudolf in die Auseinandersetzungen zwischen dem Bistum und seinen Lehnsleuten verwickelt. 1302 wurde die [[Burg Metnitz]] auf Rudolfs Befehl zerstört.<ref name ="Sabitzer24">vgl. [[Werner Sabitzer]]: ''Land der Hemma''. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6, S. 24</ref>
* [[Metnitz]]: Nach der Gefangennahme von drei Bürgern der Stadt [[Steyr]] durch die Herren von Metnitz im Jahr 1301, die Lehnsleute des [[w:Erzdiözese Gurk|Bistums Gurk]] waren, wurde Herzog Rudolf in die Auseinandersetzungen zwischen dem Bistum und seinen Lehnsleuten verwickelt. 1302 wurde die [[Burg Metnitz]] auf Rudolfs Befehl zerstört.<ref name ="Sabitzer24">vgl. [[Werner Sabitzer]]: ''Land der Hemma''. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6, S. 24</ref>


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