Leopold V. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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1190-1192 nahm Herzog Leopold (V.) am sogenannten "[[w:Dritten Kreuzzug|Dritten Kreuzzug]]" teil.<ref name="neukam70"/> Dieser sollte sich für ihn als ziemlich problematisch erweisen. War er zunächst ein wichtiger Verbündeter von Kaiser Friedrich I. gewesen, dessen Heer er sich jedoch in Wien nicht wegen Grenzstreitigkeiten mit dem ungarischen König nicht sofort in Wien hatte anschließen können, wurde seine Teilnahme wenig später beinahe verhindert, als [[w:Heinrich VI. (HRR)|König Heinrich VI.]] seine Heerfolge für einen Feldzug nach Sizilien angefordert hatte. Erst nachdem sein jüngerer Bruder, Herzog Heinrich, für ihn diese Heerfolge übernommen hatte, konnte Leopold (V.) mit einem relativ bescheidenen Gefolge erst im Spätherbst 1190 ins Heilige Land aufbrechen. Er wählte den Seeweg, wobei er wegen Schwierigkeiten mit der [[w:Republik Venedig|Republik Venedig]] mit seinen Leuten in [[w:Zara|Zara]] überwinterte und erst im Frühjahr 1191 die Hafenstadt Akkon erreichte, welche zu dieser Zeit von den Kreuzfahrern belagert wurde. Mit dem Tod von Kaiser Friedrich I. hatte nicht nur die Auflösung von dessen Kreuzfahrerheer eingesetzt, sondern sich auch die Stellung der Reichsfürsten wesentlich verschlechtert. In einem regulären kaiserlichen Heer hätte Leopold (V.) zu den angesehensten Fürsten gehört, aufgrund der Entwicklungen befand er sich nun mit seinen ohnehin nicht allzu zahlreichen Gefolge in einer eher prekären Lage. Dass es vor diesem Hintergrund tatsächlich zu einem persönlichen, ehrverletzenden Vorfall durch den englischen König Richard I. Löwenherz, der die Führung des Kreuzzugs "de facto" übernommen hatte, gekommen ist, wird von der neueren Geschichtsforschung im 21. Jahrhundert angezweifelt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 248ff.</ref> Fakt ist, dass Leopold (V.) noch 1191 ins Herzogtum Österreich zurückkehrte.<ref name ="scheibelreiter252">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 252</ref>
1190-1192 nahm Herzog Leopold (V.) am sogenannten "[[w:Dritten Kreuzzug|Dritten Kreuzzug]]" teil.<ref name="neukam70"/> Dieser sollte sich für ihn als ziemlich problematisch erweisen. War er zunächst ein wichtiger Verbündeter von Kaiser Friedrich I. gewesen, dessen Heer er sich jedoch in Wien nicht wegen Grenzstreitigkeiten mit dem ungarischen König nicht sofort in Wien hatte anschließen können, wurde seine Teilnahme wenig später beinahe verhindert, als [[w:Heinrich VI. (HRR)|König Heinrich VI.]] seine Heerfolge für einen Feldzug nach Sizilien angefordert hatte. Erst nachdem sein jüngerer Bruder, Herzog Heinrich, für ihn diese Heerfolge übernommen hatte, konnte Leopold (V.) mit einem relativ bescheidenen Gefolge erst im Spätherbst 1190 ins Heilige Land aufbrechen. Er wählte den Seeweg, wobei er wegen Schwierigkeiten mit der [[w:Republik Venedig|Republik Venedig]] mit seinen Leuten in [[w:Zara|Zara]] überwinterte und erst im Frühjahr 1191 die Hafenstadt Akkon erreichte, welche zu dieser Zeit von den Kreuzfahrern belagert wurde. Mit dem Tod von Kaiser Friedrich I. hatte nicht nur die Auflösung von dessen Kreuzfahrerheer eingesetzt, sondern sich auch die Stellung der Reichsfürsten wesentlich verschlechtert. In einem regulären kaiserlichen Heer hätte Leopold (V.) zu den angesehensten Fürsten gehört, aufgrund der Entwicklungen befand er sich nun mit seinen ohnehin nicht allzu zahlreichen Gefolge in einer eher prekären Lage. Dass es vor diesem Hintergrund tatsächlich zu einem persönlichen, ehrverletzenden Vorfall durch den englischen König Richard I. Löwenherz, der die Führung des Kreuzzugs "de facto" übernommen hatte, gekommen ist, wird von der neueren Geschichtsforschung im 21. Jahrhundert angezweifelt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 248ff.</ref> Fakt ist, dass Leopold (V.) noch 1191 ins Herzogtum Österreich zurückkehrte.<ref name ="scheibelreiter252">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 252</ref>


1186 war die "Georgenberger Handfeste" geschlossen, wodurch Herzog Leopold (V.) 1192 auch die Herrschaft über das [[Herzogtum Steier]] übernehmen konnte. Mit seinem Anteil an dem Lösegeld für den englischen König Richard Löwenherz finanzierte er den Bau einer im Grenzbereich seiner Herzogtümer Österreich und Steier gelegenen Stadt, die heute unter dem Namen [[Wiener Neustadt]] bekannt ist. Diese gewann als "Grenzfestung" und Herrschersitz im Spätmittelalter noch große Bedeutung und war im 15. Jahrhundert vorübergehend der Sitz des Kaisers. Leopold wird außerdem nachgesagt, dass er mit seinem Anteil an dem Lösegeld noch weitere Bauprojekte finanziert haben soll.
Im Gegensatz zum relativ unerfreulichen Kreuzzug waren die Jahre danach für Herzog Leopold (V.) eine erfolgreiche Zeit. 1186 war die "Georgenberger Handfeste" mit dem letzten Herzog von Steier aus der Familie der Traungauer geschlossen, wodurch Herzog Leopold (V.) nach dessen Tod 1192 die Herrschaft über das [[Herzogtum Steier]] tatsächlich übernehmen konnte.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 253f.</ref> Die Gefangennahme von Richard I. Löwenherz und der herzogliche Anteil an dem Lösegeld, das dieser für seine Freilassung Kaiser Heinrich zahlen musste, verschafften dem Herzog enorme Geldmittel, die er sinnvoll und erfolgsorientiert verwendete. Mit dem Lösefeld finanzierte er den Bau einer im Grenzbereich seiner Herzogtümer Österreich und Steier gelegenen Stadt, die heute unter dem Namen [[Wiener Neustadt]] bekannt ist. Diese gewann als "Grenzfestung" und Herrschersitz im Spätmittelalter noch große Bedeutung und war im 15. Jahrhundert vorübergehend der Sitz des Kaisers. Inwieweit das Lösegeld noch für weitere Bauprojekte ausgereicht hat, ist in der Geschichtsforschung nicht eindeutig geklärt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 269ff.</ref>


Wegen der Gefangennahme des englischen Königs, die vermutlich mit [[w:Heinrich (VI.) (HRR)|Kaiser Heinrich (VI.)]] abgesprochen war, wurde Herzog Leopold allerdings exkommuniziert. Als er wenig später mit ca. 37 Jahren an den Folgen eines unglücklichen Reitunfalls starb, erlangte er noch vor seinem Tod die Aufhebung der Exkommunikation. Für die Einhaltung der Gelöbnisse, die er für die Aufhebung zu machen hatte, bürgte sein älterer Sohn und Nachfolger Friedrich, der sie nach dem Tod seines Vaters auch umsetzte.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 197 und S. 198</ref> Herzog Leopold hatte vor seinem Tod noch genug Zeit, die Nachfolge in seinen beiden Herzogtümern zu regeln. Obwohl die "Georgenberger Handfeste" eine gemeinsame Herrschaft für die Herzogtümer Österreich und Steier vorsah, entschied er, dass ihm sein älterer Sohn Friedrich als Herzog von Österreich nachfolgen sollte und der gleichnamige jüngere Sohn Leopold als Herzog von Steier. Diese Regelung wurde auch befolgt, wenn gleich der jüngere Leopold nach dem frühen Tod seines Bruders Friedrich 1198 auch die Herrschaft über das Herzogtum Österreich übernahm.<ref name="neukam199">Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 199</ref>
Wegen der Gefangennahme des englischen Königs, die vielleicht mit [[w:Heinrich (VI.) (HRR)|Kaiser Heinrich (VI.)]] abgesprochen war, wurde Herzog Leopold allerdings exkommuniziert. Als er wenig später mit ca. 37 Jahren an den Folgen eines unglücklichen Reitunfalls starb, erlangte er noch vor seinem Tod die Aufhebung der Exkommunikation. Für die Einhaltung der Gelöbnisse, die er für die Aufhebung zu machen hatte, bürgte sein älterer Sohn und Nachfolger Friedrich, der sie nach dem Tod seines Vaters auch umsetzte.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 197 und S. 198</ref> Herzog Leopold hatte vor seinem Tod noch genug Zeit, die Nachfolge in seinen beiden Herzogtümern zu regeln. Obwohl die "Georgenberger Handfeste" eine gemeinsame Herrschaft für die Herzogtümer Österreich und Steier vorsah, entschied er, dass ihm sein älterer Sohn Friedrich als Herzog von Österreich nachfolgen sollte und der gleichnamige jüngere Sohn Leopold als Herzog von Steier. Diese Regelung wurde auch befolgt, wenn gleich der jüngere Leopold nach dem frühen Tod seines Bruders Friedrich 1198 auch die Herrschaft über das Herzogtum Österreich übernahm.<ref name="neukam199">Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 199</ref>


==Leopold bei seinen Zeitgenossen und in der aktuellen Geschichtsforschung==
==Leopold bei seinen Zeitgenossen und in der aktuellen Geschichtsforschung==
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