Franz Rädler: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Franz Rädler''' [[w:Zisterzienser|OCist]] (Pater Franciscus, * [[1. Mai]] [[1642]] in [[Wien]]; † [[22. Juni]] [[1688]] in [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]]) war Zisterzienser des [[Stift Heiligenkreuz|Stiftes Heiligenkreuz]] und römisch-katholischer Geistlicher in den Pfarren Heiligenkreuz, Kaisersteinbruch, danach [[w:Küster|Sacristan]], in [[Sparbach (Gemeinde Hinterbrühl)|Sparbach]], als Vertreter von Abt [[w:Clemens Schäffer|Clemens Schäffer]] Verwalter der [[w:Schloss Königshof#Stiftsverwaltung im Schloss Königshof|Herrschaft Königshof]]
[[Datei:1683-Türkenkrieg um Wien.JPG|mini|hochkant=1.5|1683 Brennende Dörfer um Wien, aus dem Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth<ref>Grundriß Der Kayserlichen Residentz-Stadt Wien, Mit der Türckischen Belagerung sambt dem Grösserentheil von Unter-Oesterreich und Der Türcken und Tartaren Verübten Verheerung 1683. Bey Johann Hoffmann, Nürnberg. (Aus Sammlung Sturminger, Wien)</ref>]]
[[Datei:Portrait clemens schaeffer1.jpg|mini|hochkant=0.7|Abt Clemens Schäffer]]


== Leben und Wirken ==
Franz Rädler wurde 1660 im [[w:Stift Heiligenkreuz|Stift Heiligenkreuz]] eingekleidet, seine Priesterweihe erfolgte 1666. Danach erkrankte er schwer und wurde nach der Genesung zum [[Baumgartenberg|Stift Baumgartenberg]] geschickt, um sich gänzlich zu erholen. Vom 10. Jänner 1673 bis 5. Jänner 1676 und 10. Jänner 1678 bis 21. Jänner 1679 war er Pfarrverweser in der Pfarre ''Steinbruch'' (heute [[Kaisersteinbruch]]), vom 1. Jänner 1682 – 21. Jänner 1688 [[Geistliche Herrschaftsverwaltung Königshof|Verwalter in der  Herrschaft Königshof]].


== Türkeneinfälle in den ungarischen Stiftsbesitzungen ==
Die Herrschaft Königshof verwaltete ungarische Besitzungen des Stiftes Heiligenkreuz, der jeweilige Verwalter amtierte als Vertreter des Abtes. 


=== Verwalter der Herrschaft Königshof ===
Einige Schriftstücke dokumentieren die drohende Gefahr (stark verkürzt):
==== Vom Pfarrverweser in Mönchhof P. Augustin Liechtenfurth, Brief vom 2. Juli 1683 ====
''Was für eine Confusion und Furcht dieser Orten wegen der umherstreifenden Tartaren ist, ist nicht zu beschreiben.'' ''Gleich von hier hab ich zwei Ortsfeuer brennen sehen. Eines scheint nahe bey Wüst-Sommerein ([[w:Jánossomorja|Puszta Somorja]], [[w:Komitat Wieselburg|Komitat Wieselburg]]) zu sein, das andere aber in (Rabbau-[[w:Hanság|Hanság]], [[w:Komitat Ödenburg|Komitat Ödenburg]]).'' ''Die Leute dieser Orten haben sich mit ihren besten Sachen nacher [[w:Magyaróvár|Ungarisch Altenburg]] gerettet. Ich hab einen reitenden Boten geschickt nachzufragen, wo das nächste Feuer sein müsste.''
''Wäre gut, wann Euer Wohlehrwürden dieses dem gnädigen Herrn Abt Clemens Schäffer berichten täte.''
 
==== Der Richter von [[Winden am See|Winden]] Martin Schrebl schrieb am 2. Juli 1683 ====
''Ehrwürdiger Herr Pater Verwalter, berichte in Eile, dass viele Leute und Schnitter, die von der Feldarbeit nach Hause fliehen, dass der Feind, die Tartaren Rabnitz mit den umliegenden Dörfern alle abgebrannt haben und sehen die Feuersbrunst vor Augen.'' ''Es ist ein solcher Schrecken bei uns und aller Orthen, daß die Leute gleich von zu Hause weglaufen wollen. Bitten deswegen uns mit einem Rath in die Handt zu stehen, was wir tun sollen''.


P. Rädler Franz 1642-1688   Pfarrverweser in Stb. 10. Jan. 1673–5. Jan. 1676 u. 10. Jan. 1678–21. Jan. 1679, wird Verwalter der Herrschaft Königshof 1. Jan. 1682–21. Jan. 1688 Am 1. Mai 1642 zu Wien geb., wurde 1660 im Stift H eingekleidet u. feierte 1666 seine Priesterweihe. Bald darauf fiel er in eine schwere Erkrankung, wurde nach seiner Genesung nach Baumgartenberg geschickt, um sich gänzl. zu erholen. In den Pfarren H, Stb., v. wo er auch das Gut Königshof verwaltete. 2. Juli 1683 Brief v. Schrebl Martin, Richter in Winden  Ehrwürdiger Herr Pater Verwalter, berichte in Eyl, da´wür v. gar vielen Leit-hen u.  
==== Der Verwalter in Königshof P. Franz Rädler berichtete am 4. Juli 1683 dem Herrn Abt ====
Der Pfarrer von [[Podersdorf]] P. Georg Strobl war geflohen, er informierte die Mönche im Stift eindringlich, dass der Feind schon mit aller Macht heraufkomme, unser Heer nicht stark genug seie, denselbigen aufzuhalten. Sie haben ihn einen verzagten Hasen gescholten und ausgelacht.


   
Unter dem Hochamt kam Nachricht aus Königshof, ''einer vortrefflichen Mühle oder vielmehr Schloss'', von Pater Franciscus an den hochwürdigen Herrn gerichtet. ''Er habe erfahren, dass man wohl Feuer sehe, diese aber nicht vom Feind, sondern von den Unsrigen angezündet worden.'' <ref>[[Helmuth Furch]], ''Vom Heiligenkreuzer Steinbruch zu Kaisersteinbruch'', „Kleine Chronik“, ''Nahende Türkengefahr'', S. 30 ff, 1981</ref>  
denen Schnittern, die v. der Heyt (Heideboden) alle nach Hauß fliehen, daß der Feindt od. die Tartaren bey Rabnitz u. umb die umliegent Dörffern alle abgebrenndt haben u. sehen die Feuersbrunst vor Augen. Alß ist ein solcher Schrockhen bey unß u. aller Orthen, daß die Leith gleih v. Häußern wöllen lauffen. Bitten derowegen unß mit einem Rath in die Handt zu stehen, waß wür thun sollen....  Während der Zeit der Belagerung Wiens, 1683, hielt er sich in Trautmannsdorf auf.  22. Juni 1688
 
* [[Kaisersteinbruch#Türkeneinfall vom 10. Juli bis 20. September 1683|Türkeneinfall im Steinbruch und Königshof]]
 
==== Chronik der Karmeliter-Einsiedelei St. Anna in der Mannersdorfer Wüste 1683 ====
Alle Ortschaften in der Umgebung hatten die Türken schon längst eingeäschert, nur das feste Schloss [[Mannersdorf  am Leithagebirge]], in welches sich ebenfalls viele Bauern geflüchtet hatten, trotzte ihnen. [[Bruck an der Leitha]], [[Eisenstadt]] und Ödenburg blieben verschont, da sich die Städte unter den Schutz des türkischen Vasallen [[w:Emmerich Thököly|Thököly]] gestellt und ihm geschworen hatten.<ref>Oberst Albert Schatek: Chronik der Wüste 1683, Die Geschichte des Einsiedlerklosters St. Anna bei Mannersdorf. 1935/36</ref>
 
Der Groll auf Mönche war damals allgemein und Misshandlungen flüchtender Ordensleute auf offener Straße waren keine Seltenheit. Besonders die [[w:Jesuiten|Jesuiten]] hatten unter den Verfolgungen der ergrimmten Bauern viel zu leiden, da ihnen, die als Ratgeber des [[w:Leopold I. (HRR)|Kaisers]] bekannt waren, die Schuld am Kriege zugeschrieben wurde.
 
==== Schuldscheine vom 10. November 1684 ====
''Schuldschein  von [[w:Benedict Annon|Benedict Annon]] und Marc Hutter, beide Steinmetz im [[w:Leithagebirge|Leythaberger]] Steinbruch''
''Auf mein demütiges Bitten in meiner allerhöchsten Notlage, dahin ich durch die grausame Ruinierung des Erbfeindes geraten, von Ihro Hochwürden und Gnaden Herrn Prälaten zum Heiligenkreuz, als meiner gnädigen Grundobrigkeit solches ich von Herrn Pater Francisco (P. Franz Rädler), wohlverordneter Verwalter empfangen, mir vorgestreckt worden, Betrag 15 Gulden. Solches Geld verspreche ich sobald es möglich sein wird fleißig abstatten.''<ref>[[w:Stift Heiligenkreuz|Stift Heiligenkreuz]] Archiv: ''Kirchenbücher, Register, Schuldschein''.</ref>
 
== Literatur ==
* {{Watzl|Franz Rädler|528|107|270|source=528. Franz Rädler}}
* [[w:Hermann Norbert Watzl|Hermann Watzl]], ''Flucht und Zuflucht. Das Tagebuch des Priesters [[w:Balthasar Kleinschroth|Balthasar Kleinschroth]]<ref>Steinmetzmeister [[w:Antonius Pery|Antonius Pery]] aus dem kayserlichen Steinbruch wird als sein Schwager genannt, er hatte in zweiter Ehe Anna Kleinschrothin, seine Schwester geheiratet.</ref>aus dem Türkenjahr 1683,'' in: Nachforschungen zur [[w:Landeskunde von Niederösterreich|Landeskunde von Niederösterreich]] 8, Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz 1956.
* Hermann Watzl, ''Drei Briefe aus Mönchhof, Podersdorf und Winden vom 2. Juli 1683'', in [[w:Sancta Crux]] XVII, 1954/55
 
== Weblinks ==
* [http://www.ribera-philosophie.at/lexikon-kaisersteinbruch-bd1.pdf Helmuth Furch 2002, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 1] Index: Abt Clemens Schäffer, Annon Benedict, Gruber Heinrich, Hutter Marc.
* [http://www.ribera-philosophie.at/lexikon-kaisersteinbruch-bd2.pdf 2004, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 2] Index: Königshof, Liechtenfurth August, Pery Antonius sen., Rädler Franz, Siber Wolfgang, Strobl Georg, Türkennot in Ungarn, Zierl Roman.
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
{{SORTIERUNG:Rädler, Franz}}
[[Kategorie:Zisterzienser|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Theologe (17. Jahrhundert)|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Verwalter]]
[[Kategorie:Person (Stift Heiligenkreuz)|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Geboren 1642|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Geboren in Wien|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Gestorben 1688|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Gestorben in Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Kaisersteinbruch|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Pfarrseelsorger (Kaisersteinbruch)|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Königshof]]
[[Kategorie:Pfarrseelsorger (Heiligenkreuz, Niederösterreich)|Rädler Franz]]
[[Kategorie:Zweite Wiener Türkenbelagerung]]
[[Kategorie:Mann|Mann]]

Aktuelle Version vom 9. März 2022, 23:22 Uhr

Franz Rädler OCist (Pater Franciscus, * 1. Mai 1642 in Wien; † 22. Juni 1688 in Heiligenkreuz) war Zisterzienser des Stiftes Heiligenkreuz und römisch-katholischer Geistlicher in den Pfarren Heiligenkreuz, Kaisersteinbruch, danach Sacristan, in Sparbach, als Vertreter von Abt Clemens Schäffer Verwalter der Herrschaft Königshof

1683 Brennende Dörfer um Wien, aus dem Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth[1]
Abt Clemens Schäffer

Leben und Wirken

Franz Rädler wurde 1660 im Stift Heiligenkreuz eingekleidet, seine Priesterweihe erfolgte 1666. Danach erkrankte er schwer und wurde nach der Genesung zum Stift Baumgartenberg geschickt, um sich gänzlich zu erholen. Vom 10. Jänner 1673 bis 5. Jänner 1676 und 10. Jänner 1678 bis 21. Jänner 1679 war er Pfarrverweser in der Pfarre Steinbruch (heute Kaisersteinbruch), vom 1. Jänner 1682 – 21. Jänner 1688 Verwalter in der Herrschaft Königshof.

Türkeneinfälle in den ungarischen Stiftsbesitzungen

Die Herrschaft Königshof verwaltete ungarische Besitzungen des Stiftes Heiligenkreuz, der jeweilige Verwalter amtierte als Vertreter des Abtes.

Verwalter der Herrschaft Königshof

Einige Schriftstücke dokumentieren die drohende Gefahr (stark verkürzt):

Vom Pfarrverweser in Mönchhof P. Augustin Liechtenfurth, Brief vom 2. Juli 1683

Was für eine Confusion und Furcht dieser Orten wegen der umherstreifenden Tartaren ist, ist nicht zu beschreiben. Gleich von hier hab ich zwei Ortsfeuer brennen sehen. Eines scheint nahe bey Wüst-Sommerein (Puszta Somorja, Komitat Wieselburg) zu sein, das andere aber in (Rabbau-Hanság, Komitat Ödenburg). Die Leute dieser Orten haben sich mit ihren besten Sachen nacher Ungarisch Altenburg gerettet. Ich hab einen reitenden Boten geschickt nachzufragen, wo das nächste Feuer sein müsste. Wäre gut, wann Euer Wohlehrwürden dieses dem gnädigen Herrn Abt Clemens Schäffer berichten täte.

Der Richter von Winden Martin Schrebl schrieb am 2. Juli 1683

Ehrwürdiger Herr Pater Verwalter, berichte in Eile, dass viele Leute und Schnitter, die von der Feldarbeit nach Hause fliehen, dass der Feind, die Tartaren Rabnitz mit den umliegenden Dörfern alle abgebrannt haben und sehen die Feuersbrunst vor Augen. Es ist ein solcher Schrecken bei uns und aller Orthen, daß die Leute gleich von zu Hause weglaufen wollen. Bitten deswegen uns mit einem Rath in die Handt zu stehen, was wir tun sollen.

Der Verwalter in Königshof P. Franz Rädler berichtete am 4. Juli 1683 dem Herrn Abt

Der Pfarrer von Podersdorf P. Georg Strobl war geflohen, er informierte die Mönche im Stift eindringlich, dass der Feind schon mit aller Macht heraufkomme, unser Heer nicht stark genug seie, denselbigen aufzuhalten. Sie haben ihn einen verzagten Hasen gescholten und ausgelacht.

Unter dem Hochamt kam Nachricht aus Königshof, einer vortrefflichen Mühle oder vielmehr Schloss, von Pater Franciscus an den hochwürdigen Herrn gerichtet. Er habe erfahren, dass man wohl Feuer sehe, diese aber nicht vom Feind, sondern von den Unsrigen angezündet worden. [2]

Chronik der Karmeliter-Einsiedelei St. Anna in der Mannersdorfer Wüste 1683

Alle Ortschaften in der Umgebung hatten die Türken schon längst eingeäschert, nur das feste Schloss Mannersdorf am Leithagebirge, in welches sich ebenfalls viele Bauern geflüchtet hatten, trotzte ihnen. Bruck an der Leitha, Eisenstadt und Ödenburg blieben verschont, da sich die Städte unter den Schutz des türkischen Vasallen Thököly gestellt und ihm geschworen hatten.[3]

Der Groll auf Mönche war damals allgemein und Misshandlungen flüchtender Ordensleute auf offener Straße waren keine Seltenheit. Besonders die Jesuiten hatten unter den Verfolgungen der ergrimmten Bauern viel zu leiden, da ihnen, die als Ratgeber des Kaisers bekannt waren, die Schuld am Kriege zugeschrieben wurde.

Schuldscheine vom 10. November 1684

Schuldschein von Benedict Annon und Marc Hutter, beide Steinmetz im Leythaberger Steinbruch Auf mein demütiges Bitten in meiner allerhöchsten Notlage, dahin ich durch die grausame Ruinierung des Erbfeindes geraten, von Ihro Hochwürden und Gnaden Herrn Prälaten zum Heiligenkreuz, als meiner gnädigen Grundobrigkeit solches ich von Herrn Pater Francisco (P. Franz Rädler), wohlverordneter Verwalter empfangen, mir vorgestreckt worden, Betrag 15 Gulden. Solches Geld verspreche ich sobald es möglich sein wird fleißig abstatten.[4]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Grundriß Der Kayserlichen Residentz-Stadt Wien, Mit der Türckischen Belagerung sambt dem Grösserentheil von Unter-Oesterreich und Der Türcken und Tartaren Verübten Verheerung 1683. Bey Johann Hoffmann, Nürnberg. (Aus Sammlung Sturminger, Wien)
  2. Helmuth Furch, Vom Heiligenkreuzer Steinbruch zu Kaisersteinbruch, „Kleine Chronik“, Nahende Türkengefahr, S. 30 ff, 1981
  3. Oberst Albert Schatek: Chronik der Wüste 1683, Die Geschichte des Einsiedlerklosters St. Anna bei Mannersdorf. 1935/36
  4. Stift Heiligenkreuz Archiv: Kirchenbücher, Register, Schuldschein.
  5. Steinmetzmeister Antonius Pery aus dem kayserlichen Steinbruch wird als sein Schwager genannt, er hatte in zweiter Ehe Anna Kleinschrothin, seine Schwester geheiratet.