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Die militärische Geschichte Kaisersteinbruchs begann, im [[Erster Weltkrieg|I. Weltkrieg]] entstand ein [[Kriegsgefangenenlager]] am unteren Ortsende auf der linken Straßenseite. Die Wiener Baufirma Janisch & Schnell errichtete große Holzbaracken, welche zur Unterbringung von 2.000–3.000 Kriegsgefangenen dienten. (Bild der Gloriette) | Die militärische Geschichte Kaisersteinbruchs begann, im [[Erster Weltkrieg|I. Weltkrieg]] entstand ein [[Kriegsgefangenenlager]] am unteren Ortsende auf der linken Straßenseite. Die Wiener Baufirma Janisch & Schnell errichtete große Holzbaracken, welche zur Unterbringung von 2.000–3.000 Kriegsgefangenen dienten. (Bild der Gloriette) | ||
Die Kriegsgefangenen wurden zur Schottererzeugung im ''Blauen Bruch'', zur Gewinnung von Unterbausteinen im ''Kavernenbruch'', zur Betonschotter-Gewinnung aus der Leitha, sowie zur Mitarbeit beim Barackenbau selbst verwendet. Außerdem wurde mit ihnen eine über 5km lange und 8m breite neue Straße zwischen Kaisersteinbruch und [[Winden am See]] errichtet (Russenstraße), eine [[Drahtseilbahn]] vom Blauen Bruch bis mitten in das Lager und ein über 4km langes Feldbahngleise vom Bahnhof [[Wilfleinsdorf]] in das Lager Kaisersteinbruch errichtet. | |||
===1934 - Anhaltelager=== | ===1934 - Anhaltelager=== |
Version vom 23. März 2008, 19:46 Uhr
47.98822716.701794Koordinaten: 47° 59′ 18″ N, 16° 42′ 6″ O
Kaisersteinbruch (ungarisch: Császárkőbánya) ist ein Ortsteil und eine Katastralgemeinde der Großgemeinde Bruckneudorf.
Die an den waldreichen, nordwestlichen Hängen des Leithagebirges errichtete Siedlung war vom harten Kalkstein bestimmt. Mitte des 16. Jahrhunderts berief der Kaiser italienische Steinmetzen, Bildhauer, die in diesen Steinbrüchen arbeiteten. Es entstand ein Zentrum hoher Steinmetzkunst, eine einzigartige Künstlerkolonie. In der Ära des Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach vollzog sich die Ablöse vom italienischen zum deutschen Steinmetzen hin. Mit Elias Hügel erreichte Kaisersteinbruch den künstlerischen Höhepunkt.
Der Ortsstein zeigt die Schwurhand der Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz für Heiligenkreuzer-Steinbruch, den Kaiseradler für Kaiser-Steinbruch, die Steinmetzzeichen v. li. Sebastian Regondi, Elias Hügel, Hans Georg Haresleben, Johann Paul Schilck und Friedrich Opferkuh für die Steinmetzbruderschaft.
Geschichte
Vor 15 Millionen Jahren können wir uns eine Meeresbrandung vorstellen: Im Blauen Bruch finden sich im Küstengestein des heutigen Leithagebirges u.a. von der seinerzeitigen Brandung des warmen Meeres eingespülte Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die damals lebenden Meerestiere erlauben. Hier existierten Haie, Seekühe, Tintenfische, Zahn- und Bartenwale, Seehunde, Meeresschildkröten ... An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse, Sumpfzypressengewächse und Platanen die Flora dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Tapire, Nashörner und Landschildkröten bewegten.
Eine Pfeilspitze in einem Pferdewirbel, gefunden in einer Höhle des Blauen Bruches - ein Beweis für die ältesten schweren Hauspferde - erzählt von ersten Besiedlungsspuren um 800-700 v. Chr.
Auf dem Boden des Öden Klosters fand 1903 Max Groller bei Ausgrabungen drei Siedlungsschichten. Zuunterst Reste eines römischen Gutshofes (Herrenhaus, Baureste mit Heizanlage), an diesen Gebäuden vorbei führte die Römerstraße von Carnuntum über das Leithagebirge. Sie war ein Stück der urgeschichtlichen Bernsteinstraße, die Ostsee und Adria verband. In der Nähe der Villa wurde im 6. Jahrhundert n. Chr. ein langobardischer Friedhof angelegt.
Um 800 wurde quer durch die römischen Grundmauern ein mit Eckturm und Verschanzungen befestigter Königshof angelegt, wie er den Kaisern der Karolingerzeit, die noch über keine feste Residenz verfügten, bei ihren Reisen im Reiche als Quartier und Verpflegungsstätte diente. Später ging das Gebiet in den Besitz ungarischer Könige über.
Die Zisterzienser erhalten königliche Schenkungen
König Imre schenkte es 1203 den Zisterziensern von Heiligenkreuz. Das Kloster war durch königliche und private Stiftungen in Ungarn reicher begütert als in Österreich, so erwog es 1206-1209 eine Transferierung nach Westungarn. Es wurde mit dem Bau einer großen Kirche im Gelände des Königshofes begonnen, doch blieb die Anlage unvollendet.
Die Schenkung von 1203 wurde den Zisterziensern wiederholt neubestätigt. So von König Andreas II. im Jahre 1208, von. König Bela IV. in den Jahren 1230 und 1236. Der Tatarensturm des Jahres 1241 machte die Ansiedlung zu einem Trümmerhaufen. 15 Jahre lag sie öde und verlassen und wurde erst nach einer 38 Jahre währenden Arbeit aufgebaut. König Stephan V. bestätigte den Zisterziensern hierauf den Besitz im Jahre 1270, König Ladislaus IV. anno 1272. Auch König Karl Robert aus dem neuen Hause der Anjou erneuerte 1317 die Rechte und Freiheiten der Niederlassung. Nach der Zerstörung des Königshofes durch die Türken im Jahre 1529 verpfändete Abt Johann V. 1531 das Gut auf 50 Jahre. In dieser Zeit verfiel die Niederlassung bis auf eine Kirchenruine. 1937 ist das letzte gotische Fenster des Öden Klosters eingestürzt.
Experiment: Steinmetzbruderschaft - Stift Heiligenkreuz
Am 13. Juni 1576, beim Bau von Schloss Neugebäude, wurde der neue Steinbruch am Leythaberg erstmals urkundlich erwähnt.
Eigenständige Viertellade, incorporiert Winden und Sommerein
1617 erhielt die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer Viertellade, die der Hauptlade in Wiener Neustadt zugeordnet war. Das kaiserliche Privileg der Handwerksordnung regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden Zusammenkünfte waren ein Ärgernis für die Herrschaft, das Stift Heiligenkreuz. Denn - diese italienischen Meister waren einzig dem Römischen Kaiser untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz wie dem Abt des Stift Heiligenkreuz.
Der so genannte Adlerstreit um die Anbringung des Kaiseradlers im Ort und auf dem Kirchturm gipfelte 1652 bei der Kirchweihe. Eine vom Abt eingesetzte Kommission tagte daraufhin - ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Meister - um sämtliche Forderungen des Abtes zu erfüllen. Die Bewohner, nun Untertanen des Stiftes Heiligenkreuz, und zum Gehorsam verpflichtet, hatten für Steinbrüche, Haus- und Gartengrundstücke Pacht zu zahlen.
Kaiser Ferdinand III. bestätigte am 13. Dez. 1650 die Handwerksordnung mit dem Bild der großen Zunftfahne für die Kaisersteinbrucher Bruderschaft. Die fünf heiligen Schutzpatronen, Claudius mit einem Maßstab, Nicostratus mit dem Winkelmaß, Simphorianus mit dem Zirkel, Cästorius mit dem Gewichtsmaß und Simplicius mit zwei Steinmeißeln in der rechten, und einer Triangel-Bleywaage in der linken Hand haltend. Alle fünf in altrömischer Tracht mit vorwärts gewendetem Gesicht und grünen Lorbeerkränzen auf dem Haupt in gleicher Reihe nebeneinander stehend. Vor welchen auf grünem Rasen eine der quer nach liegende Säule aus rotem Marmor, hinter solcher aber auf drei Staffeln, die erste achteckig, darauf ein aufrecht einfaches Kreuz, alles aus weißem Stein gehauet, erscheinet.
1660 gewährte Kaiser Leopold I. der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das Salva Quardia-Privileg: Frei zu sein, für sich und ihre Nachkommen von jeglicher militärischer Einquartierung.
1661 beschwerte sich die ungarische Hofkammer, dass die Kaisersteinbrucher für ihre Steine keinen Zoll entrichten. So kam es am 14. August 1708 zur Gründung eines Dreißigstamtes in der Ortschaft.
Auf der "Kleinen Niederösterreichkarte" des Jahres 1687 von Georg Matthäus Vischer ist der Ort Kaisersteinbruch erstmals eingetragen. (NÖ-Landesbibliothek, Kartensammlung A IV 78)
Richter in Kaisersteinbruch
Andre Ruffini 1634–1648, Pietro Maino Maderno 1649-1652, Ambrosius Regondi 1652–1679, Ambrosius Ferrethi 1680–1696, Reichardt Fux 1696–1699, Giov. Battista Passerini 1699–1709, Sebastian Regondi 1710–1711, Joh. Paul Schilck 1711-1722, Elias Hügel 1722–1735, Joseph Winkler 1735–1747, Joh. Baptist Regondi 1747-1749 Elias Hügel 1749–1751, Joh. Michael Strickner 1752–1765, Johann Gehmacher 1766-1777, Gregor Nagl 1777-1793, Michael Gehmacher 1793-1808, Peter Mayer 1808-1819, Carl Gehmacher 1820-1830, Joseph Winkler 1830-1843, Franz Pansipp 1844-1851, Peregrin Teuschl 1852-1859, Franz Winkler 1860-1872, Joseph Amelin 1873-1890, Carl Teuschl 1891-1893, Ferdinand Krukenfellner 1894–1895, Karl Wolf 1896–1903, Ferdinand Krukenfellner 1904-1912, Ferdinand Amelin 1913-
Gregor Nagl und Peter Mayer waren Weber-, alle anderen Steinmetzmeister.
Königshof, der Herrschaftssitz, wird Ortsteil von Kaisersteinbruch
Ein jahrelanger Prozeß führte dazu, dass das an Grund und Boden wohl dreitausendmal größere und Jahrhunderte länger bestehende Königshof, der von ihm gegründeten Ortschaft Kaisersteinbruch untergeordnet und Kaisersteinbruch selbst zur Gemeinde erhoben wurde. 1903 wurde durch ministerielle Verordnung die Selbständigkeit der Gemeinde Königshof - als Sitz der Herrschaft - aufgehoben und der Gemeindeverwaltung Kaisersteinbruch einverleibt. Das war für die Zisterzienser der undenkbare Fall.
Experiment wird beendet
Das um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Bruck an der Leitha errichtete Lager war bestrebt, sich immer weiter auszudehnen. Ein riesiger Truppenübungsplatz mit aller erforderlichen Einrichtung zur Ausbildung eines modernen, schlagkräftigen Heeres sollte angeschlossen werden. Das k. u. k. Militärärar ging daher schrittweise daran, alle in Betracht kommenden Ländereien anzukaufen. Schon längere Zeit wurde auch Königshofer Stiftsgut in Erwägung gezogen und an das Stift mit dem Ersuchen um Überlassung von 60 Joch herangetreten. Die eigentliche Ursache war der Wassermangel. Nach langen Verhandlungen kam es zum Verkauf dieser Quelle.
Stift Heiligenkreuz verkauft Kaisersteinbruch an das Militär
Am 31. Oktober 1912 verkaufte das Stift Heiligenkreuz das Gebiet der Steinbrüche - das sie vor über 700 Jahren ... auf ewige Zeiten, zum Wohle der Menschen ... von König Emmerich geschenkt erhielten - an das k. u. k. Kriegsministerium um 3.500.000 Kronen. Ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Bewohner wurde verhandelt, die Akten im Kriegsarchiv bezeugen das. Das Stift erhielt auch steirische Waldgebiete. Die Forderungen des Brucker Lagers nach mehr Übungsgelände waren erfüllt. An Stelle der Ordensbrüder verwalteten Offiziere das mehr als dreitausend Joch umfassende Gut, das seinen landwirtschaftlichen Charakter nur insofern verlor, indem einige Wald- und Wiesengebiete als Schießplätze verwendet wurden. Die Besitzungen in Winden am See blieben weiterhin Heiligenkreuzer Stiftsgut und das Patronat der Kaisersteinbrucher Kirche war auch herausgehoben. Ein zugrunde gerichteter Ort Kaisersteinbruch war übrig geblieben.
I. Weltkrieg - Kriegsgefangenenlager
Die militärische Geschichte Kaisersteinbruchs begann, im I. Weltkrieg entstand ein Kriegsgefangenenlager am unteren Ortsende auf der linken Straßenseite. Die Wiener Baufirma Janisch & Schnell errichtete große Holzbaracken, welche zur Unterbringung von 2.000–3.000 Kriegsgefangenen dienten. (Bild der Gloriette)
Die Kriegsgefangenen wurden zur Schottererzeugung im Blauen Bruch, zur Gewinnung von Unterbausteinen im Kavernenbruch, zur Betonschotter-Gewinnung aus der Leitha, sowie zur Mitarbeit beim Barackenbau selbst verwendet. Außerdem wurde mit ihnen eine über 5km lange und 8m breite neue Straße zwischen Kaisersteinbruch und Winden am See errichtet (Russenstraße), eine Drahtseilbahn vom Blauen Bruch bis mitten in das Lager und ein über 4km langes Feldbahngleise vom Bahnhof Wilfleinsdorf in das Lager Kaisersteinbruch errichtet.
1934 - Anhaltelager
Ab Januar 1934 wurde ein Teil des hiesigen Militärlagers zu einem Anhaltelager für Nationalsozialisten eingerichtet und am 12. Februar brachte man die im Burgenland verhafteten Vertrauensmänner der sozialdemokratischen und kommunistischen Partei, sowie des Gewerkschaftsbundes hier unter. Aus Kaisersteinbruch selbst waren 7 sozialdemokratische Vertrauensmänner in Haft. Im Mai löste man dieses Lager auf und Baracken wurden der Heeresökonomie zur Fohlen-, Kälber- und Schafzucht zur Verfügung gestellt.
II. Weltkrieg - Absiedlung - Kriegsgefangenenlager STALAG XVII A
1938 wurde das Anhaltelager Kaisersteinbruch (Lager I) zusammen mit der Kaserne von der Deutschen Wehrmacht übernommen und in der Folgezeit dramatisch ausgebaut und erweitert. Die Ortsbevölkerung musste infolge Platzbedarfs der Wehrmacht ihre Häuser verlassen und wurde umgesiedelt zur Errichtung des Kriegsgefangenenlagers Stalag XVII A. Kaisersteinbruch stellte das erste Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der "Ostmark" dar, zugleich auch eines der ersten Lager des gesamten Reichsgebietes. Der maximale Bestand war im Februar 1941 mit 73.583 Soldaten, 970 Offizieren und 220 Zivilisten. Danach durch die Lager Wolfsberg und Spittal/Drau ein starker Rückgang an Insassen.
Lagerfriedhof
Aufgrund der gewaltigen Zahlen von toten Kriegsgefangenen ab Winter 1941/42 wurde in einer Entfernung von einigen hundert Metern vom Lager ein Lagerfriedhof mit Massengräbern errichtet. Ein Dokument vom 15. Mai 1955 (Österreichischer Staatsvertrag) spricht von 9.584 Sowjet-Soldaten, die zu Tode gekommen waren. (Auszug)
Aus Ruinen entsteht das neue Kaisersteinbruch
Am 7. März 1951 beschloss der burgenländische Landtag erneut die Gemeinde Kaisersteinbruch. Josef Wolf schreibt in diesem Zusammenhang ... es wirkte sehr befremdend, dass man die Gemeindeverwaltung zu dieser bedeutsamen Landtagssitzung gar nicht eingeladen hatte. Noch befremdender war es, nach monatelangem Zuwarten von diesem Landtagsbeschluss in keinem Gesetzblatt zu lesen und die Gemeinde von der burgenländischen Landesregierung nicht in Kenntnis gesetzt wurde. Erst 1952 wurde das beschlossene Gesetz im Landesgesetzblatt verlautbart.
Einen großen Verdienst um die Gemeinde Kaisersteinbruch hatte sich der Grundbuchs-Richter Dr. Spath dadurch erworben, dass er den Antrag des Gauleiters von Niederdonau, die Liegenschaften der aufgelösten Gemeinde Kaisersteinbruch grundbücherlich für das "Deutsche Reich" einzuverleiben, jahrelang liegen ließ und die Erledigung solang hinauszögerte, bis der Krieg zu Ende war und sich die Angelegenheit von selber erledigte. Durch diese mutige Tat ist die Gemeinde Kaisersteinbruch unumschränkte Eigentümerin ihrer Liegenschaften geblieben. So konnte die Gemeinde - trotz großer Widerstände - neu errichtet werden.
Bereits 1956/57 wurden die Baracken des Lagers für viele tausende Flüchtlinge des ungarischen Volksaufstandes verwendet. Der Ort war weitgehend zerstört, die Dokumente des Archivs größtenteils verheizt, oder abtransportiert. Umso wichtiger die Schriften des Bürgermeisters Josef Wolf, die auf mündlicher Überlieferung beruhen und gute Quellen sind.
Gemeindezusammenlegung mit Winden, Sommerein oder Bruckneudorf ?
Kaisersteinbruch ist seit 1971 Ortsteil der Großgemeinde Bruckneudorf, Bez. Neusiedl am See, Burgenland. Vorher eigenständige Gemeinde, ja selbst Großgemeinde durch den Ortsteil Königshof. Letzter Bürgermeister war Karl Vorderdörfler. Mit 14 km² Fläche ist Kaisersteinbruch eine große Gemeinde, auf der lediglich 280 Einwohner (Stand 31. Dez. 2005) leben. Das ergibt eine Bevölkerungsdichte von 20. Das entspricht dem Wert der Republik Äquatorialguinea. Die Erklärung ist, dass Teile dieses Gebietes durch den Truppenübungsplatz mit Verbotstafeln - Lebensgefahr - abgetrennt sind. Der jeweilige Ortsvorsteher wird vom Bürgermeister der Großgemeinde bestellt, seither waren dies Otto Lahner, Josef Hofer, Andreas Reigner, nach der Wahl im Oktober 2007 Ronald Urban.
Steinbrüche
Die Ausgrabung des römischen Gutshofs, Grabsteine, u.a. im Schloss Königshof, bezeugen, dass bereits die Römer hier Steine gebrochen und bearbeitet haben. Besonderes Beispiel ist der Grabstein des Titus Calidius Severus in der Antikensammlung des KHM in Wien. Nach dem Schock der Türkenbelagerung 1529 benötigte man Material für Befestigungsbauten. Der hier, in der Nähe Wiens gefundene harte Kalkstein war dafür besonders geeignet. Der Stein, mit einer Farbgebung von weiß bis ocker - oft mit blauen Farbschlüssen - offenbarte seine Qualität bei Renaissance- und Barockarchitektur. In seiner dichtesten Form war er Marmor gleichwertig.
Es handelt sich um einen sehr dichten, harten, geschichteten weißen bis bläulichen, teilweise polierfähigen Kalkrotalgenkalk unterschiedlicher Korngröße (Grobsand bis Feinkies), das immer wieder kleine Gerölle von grauem Quarz und rostig verwittertem Glimmerschieder, aber untergeordnet auch graue Dolomitkomponenten aufweist. Die dichten Varietäten des Kaisersteines sind frostbeständig und unempfindlich gegenüber Salzbeanspruchung.
Der Kaisersteinbrucher Stein erhielt als Privileg die Bezeichnung Kaiserstein. Portale, Treppen, Säulen, usw. aus Kaiserstein in Palästen und Kirchen, Beispiele: Hofburg mit Schweizerhof-Brunnen von 1552, Brunnen im Hof des Amalientraktes, Architektursteine des Leopoldinischen Traktes, Stufensteine der Säulen-, Botschafter-, Kaiser- und Adlerstiege. Im Schloss Neugebäude, bedeutendster Renaissancebau nördlich der Alpen und im Schloss Schönbrunn. Die Karlskirche, hervorragendes Kunstwerk abendländischer Kultur, deren Formen wir in den Altären der Kaisersteinbrucher Kirche wiederfinden. Aber auch im nüchternen Bau der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, die 1821-1823 errichtet wurde, im ausgedehnten Gebäudekomplex des Schottenstiftes von 1826-1832.
Unter dem Kaisersteinbruch versteht man nicht einen Steinbruch, sondern je nach Auftragslage mehrere. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts lassen sich die Pächter der - nicht näher bezeichneten - Steinbrüche gut dokumentieren. Ausnahmen sind der Steinbruch beim Haus, der Hausbruch und der Steinbruch beim Wald, der Waldbruch. Erst viel später sind die Namen bekannt. 1901 und 1912 wurden die technischen Kennwerte folgender Brüche erhoben. Buchthal-Bruch, Wald-Bruch (Ödenkloster-Bruch), Kapellen-Bruch, Haus-Bruch und Teuschl-Bruch. Weiters wurden genannt Zeiler-Bruch (Pansipp-Bruch), Amelin-Bruch, Kaiserstein-Bruch, Blauer-Bruch, Schwarzer Marmor-Bruch, Kavernen-Bruch und Winkler-Bruch.
Josef Wolf nannte in seinen Schriften, Alter Teuschl-Bruch Pächter Josef Teuschl; Kapellen-, oder Neuer Teuschl-Bruch Pächter Ferdinand Amelin, zuvor Karl Teuschl und Franz Nunkowitsch; Gesellschafts-Bruch, Pächter Franz Abt; Haus-Bruch, nördlicher Teil, Pächter Ferdinand Amelin, Haus-Bruch, südlicher Teil, Pächter Josef Amelin; Kowel-Bruch, Pächter Ferdinand Amelin; Blauer Schotterbruch, Pächter Ferdinand Amelin; Theresien-Bruch, Pächter Franz Stimpfl; Salzleck-Bruch, Pächter Franz Stimpfl; Kobaldischer Bruch, Pächter Franz Stimpfl; Wald-Bruch, Pächter Alexander Krukenfellner, vormals Ferdinand Krukenfellner; Zeiler-Bruch, Pächter Alexander Krukenfellner, dieser riesige ausgedehnte Steinbruch wurde ehemals von mehreren Pächtern betrieben: Winkler, Pansipp, Krasny, Heischmann usw.
Steinmetzmeister
Als Meister sind überliefert: Antonius Gardesoni vor 1560 bis nach 1590, Antonius Pozzo 1560-, Bartholomäus Pethan 1560-, Antonius Solari †1586, Pietro Solari 1587-, Elias Payos 1590, Alexius Payos †1591, Augustin Rigobello 1592-, Vinzenz Schmidl †1596.
Im 17. Jahrhundert waren es Giacomo Murato 1603-, Ulrich Payos 1603-, Antonius Crivelli 1615-, Pietro di Magistri 1618, Nicola di Nuovo 1618, Antonius Bregno 1618, Leonhardt Holzäpfl †1620, Bernhard Tencalla †1627, Antonius Tencalla †1628, Pongratz Rosso 1633-, Francesco Maderno 1633- Peter Concorz 1642, Mathias Edlinger †1645, Antonius Purisol †1645, Hans Eder 1647, Andre Ruffini †1648, Hieronymus Bregno †1651, Pietro Bussi 1652-, Ambrosius Petruzzy †1652, Thomas Ruffini †1652, Pietro Maino Maderno 1592-1653, Mathias Lorentisch †1654, Hans Herstorffer †1655, Simon Andrieth †1658, Andre de Lucca †1658, Paul Cleritz †1659, Camillo Retti 1660-, Hans Milleschitz, Domenicus Morelli †1662, Nicolaus Marx †1665, Johann Lorentisch †1666, Andreas Sämmer 1679-, Ambrosius Regondi 1614-1680, Giorgio Regondi 1616-1681, Antonius Pery 1644-1683, Domenicus Petruzzy †1683, Francesco della Torre 1627-1687, Ambrosius Ferrethi 1627-1696, Reichardt Fux 1654-1699, Benedict Annon 1627-1702, Martin Trumler 1651-1705, Giov. Battista Passerini 1658-1710, Giovanni Pietro della Torre 1660-1711
Im 18. Jahrhundert dann Ambrosius Regondi (2) 1661-1729, Maria Elisabetha Hügelin, geb. Ferrethi 1662-1728, Joseph Winkler 1665-1748, Joh. Paul Schilck 1667-1745, Johannes Pery 1670-1705, Hans Georg Haresleben 1671-1716, Sebastian Regondi 1672-1717, Joh. Sebastian Hillebrand 1716, Joh. Bapt. Kral †1732, Ambrosius Hutter 1655-1735, Simon Sasslaber 1672-1740, Elias Hügel 1681-1755, Franz Trumler 1687-1743, Maria Regina Synnin, geb. Trumler 1689-, Johann Wieser 1697-, Joh. Bapt. Regondi 1703-1762, Max Trumler 1705-1749, Joh. Paul Schilck jun. 1709-1740, Johann Gehmacher 1716-1782, Joh. Michael Strickner 1720-1782, Max Koch 1722-1750, Andreas Kowalt 1750-, Johann Cassar 1724-, Martin Trumler 1732-1760, Leopold Cassar 1730-1780, Joseph Annon 1731-, Franz Leopold Winkler 1737-1784, Joseph Stockmayer 1736-1804, Martin Madle sen. 1739-1811, Albert Prokopofsky 1750-1804, Mathias Glasel 1755-1803
Während des 19. Jahrhunderts Laurenz Pansipp 1752-1827, Michael Gehmacher 1763-1829, Carl Gehmacher 1766-1844, Joseph Madle 1769-1816, Johann Stockmayer 1769-1818, Georg Abt 1769-1855, Joh. Evangelist Pansipp 1778-1833, Franz Xaver Edelmann 1781-1839, Joseph Winkler 1784-1853, Michael Gehmacher 1786-1847, Anton Teuschl 1787-1859, Anton Gehmacher 1790-1829, Mathias Drexler 1790-1850, Johann Amelin 1799-1888, Laurenz Prokopofsky 1799-, Johann Krasny 1800-1864, Johann Pansipp 1800-1866, Franz Wanderl 1802-1864, Ferdinand Krukenfellner 1803-1884, Michael Weidbacher 1805-1871, Franz Abt 1805-1880, Michael Tiefenbrunner 1808-1859, Franz Pansipp 1809-1886, Caspar Niergl 1816-1873, Franz Nunkowitsch 1818-1882, Franz Winkler 1819-1873, Joseph Putz 1819-1876, Peregrin Teuschl 1822-1870, Eduard Gehmacher 1823-1845, Stephan Heischmann 1822-1872, Georg Koppitsch 1825-1880, Michael Winkler 1827-1899, Franz Putz 1828-, Joseph Amelin 1835-1905, Ferdinand Krukenfellner 1837-1927, Carl Teuschl 1840-1915, Joseph Niergl 1843-1882, Franz Winkler 1846-, Franz Teuschl 1847-1876, Ferdinand Nunkowitsch 1851-1884, Heinrich Winkler 1853-1896, Carl Winkler 1856.
Im 20. Jahrhundert dann Ferdinand Amelin 1868-1947, Eduard Krukenfellner 1874-1932, Alexander Krukenfellner 1877-, Eduard Richter 1895-1968. Alois Richter 1907-2001 war der letzte Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister.
Siegel des Handwerks
Siegel des KAISER STEINBRUCH, 18. Jh.
- 1801.JPG
Siegel d. ehrsamen Steinmetzen u. Maurer im HEIL.KREUZER STEINBRUCH 1801
- 1801-1.JPG
Siegel d. ehrsamen Steinmetzen u. Maurer im HEIL.KREUZER STEINBRUCH 1801
Die beiden Siegel von 1801 zeigen auf, dass die Herrschaft statt Kaisersteinbruch die Bezeichnung HEILIGENKREUZER STEINBRUCH für das Handwerk durchsetzen konnte.
Sehenswürdigkeiten
Barockes Friedhofsportal, Ambrosius Ferrethi
Sonnenuhr-Pfeiler 1992, Friedrich Opferkuh
- Kirchenplatz1a.jpg
Blick auf Europabrunnen, Helmuth Furch
- Pfarrhof1.jpg
Kirchenplatz, das HAUS KAISERSTEINBRUCH
- Kaisersteinbrucher Kirche
- Kuruzzenkreuz, 1646, Stifter Paul Cleritz, ein Pestkreuz.
- Pestkreuz, 1648, Stifter Ambrosius Regondi, mit Wappen.
- Ehem. Pfarrhof, 1649 Residenz für den ersten kath. Orts-Pfarrer
- Barockes Friedhofs-Portal, aus verschiedenen Teilen in der 2. Hälfte 17. Jahrhundert zusammengesetzt, Marienstatue, darüber die Dreifaltigkeit, seitlich Sebastian und Rochus.
- Steinmetzmuseum, 1990 gegründet, Forschungszentrum und Archiv, Kartensammlung - ab 1590, Lapidarium mit Zitaten von: St. Stephan Leihgabe der Wiener Dombauhütte, Schloss Neugebäude, Schloss Schönbrunn, Albertina-Hofburg, Steinmuster der Brüche, Steinmetzwerkzeuge, Fotoalben
- Sonnenuhr-Pfeiler, 1992, Leitung Friedrich Opferkuh, Sonnenuhr-Stein von 1590, Reliefs Ciutureanu.
- Ortsstein, Bildhauer Ciutureanu, Fassung Ava Pelnöcker, 1997
- Europabrunnen, 1998 auf dem Kirchenplatz errichtet, entlang der Steinmauer des ehemaligen Pfarrgartens. In den 10 Jahren stellten Bildhauer ihr Land durch Steinreliefs dar. Davor der Rosengarten "Stein und Rose".
- Abgang zum Gewölbekeller aus Kaiserstein-Stufen der Albertina in der Hofburg, die Burghauptmannschaft übergab dem Museum Stufen der Sphingenstiege nach dem Umbau zur Marmortreppe. Eine Meisterleistung von Georg Zsalacz.
Der Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch hatte es sich seit 1990 zur Aufgabe gestellt die zerstörte Kultur im Ort wieder zu beleben. Mit zwei Künstlern des 1. Kaisersteinbrucher Bildhauer-Symposiums - zur Wiederbelebung des Kaisersteins - Alexandru Ciutureanu aus Bukarest und Ferenc Gyurcsek aus Budapest entwickelten sich künstlerische, aber auch herzliche menschliche Kontakte. In den folgenden Jahren restaurierten und gestalteten sie Kunstwerke, die jetzt Sehenswürdigkeiten sind.
Daraus entwickelte sich das Europa-Symposium-Kaisersteinbruch und das bislang geschlossene Kulturleben begann sich zu öffnen
Europabrunnen-Galerie
Die Länderplatten in der zeitlichen Reihenfolge von 1998 bis 2007.
- -Europa-.JPG
Brunnenplastik "Zeus entführt Europa" von Ferenc Gyurcsek
Deutschland Mainfranken, Olga Knoblach-Wolff
Quellen und Literatur
- Stift Heiligenkreuz Archiv, Rubrik 49 Dokumente der Verwaltung in Königshof Register Nr. 1 von hierin begriffene Fleckhen Wilfersdorf, Stainbruch, Höflein, Arbesthal und Göttlesbrunn 1603-1714. Rubrik 51 Kaisersteinbrucher Dokumente.
- Hofkammerarchiv Wien, Herrschaftsakten 1576 Erstnennung: Steinbruch am Leithaberg, 1660–1667 Cassa des kaysl. Burggebäude (Leopoldinischer Trakt)
- Wiener Neustadt Stadtarchiv, Steinmetzakten
- Kriegsarchiv Wien, 1912 Verkauf von Königshof an das Militärärar.
- 2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen / MGW 2004, Helmut Reichenauer, © 2005 / E-Mail: helmut.reichenauer@aon.at
- A. Hanisch & H. Schmid, Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern, Wien 1901.
- A. Hanisch, Prüfungsergebnisse mit natürlichen Bausteinen, Wien 1912.
- Horst Adler, Langobardische Fibel aus Kaisersteinbruch, Burgenland. ARCHAELOGIA AUSTRIACA, Band 65,1981
- Czeike, Historisches Lexikon Wien, Bde.3-5, 1994-1996 Texte zu Elias Högl, Fam. Högl, Kaisersteinbruch, J. Lorentisch, Pietro Maino Maderno, Friedrich Opferkuh, G. B. Passerini, A. Payos, A. Pery, S. Sasslaber, M. Trumler.
- Helmuth Furch, Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade - 17./18. Jh., in IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium Veszprém, 9.-11.1994, hg. v.d.Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest/Veszprém 1995, 99-102.
- Herbert Haupt, Das hof- und hofbefreite Handwerk im barocken Wien 1620-1770, er ordnet Kaisersteinbruch die kaiserlichen Hofsteinmetzmeister Elias Hügel, Pietro Maino Maderno, Giorgio Regondi und Johann Baptist Regondi zu. Somit werden Helmuth Furchs Ergebnisse durch diese neuesten Forschungen (2007) zur Wiener Stadtgeschichte bestätigt.
- Harald Prickler, Zisterzienser als Grundherren im burgenländisch-westungarischen Raum, in 800 Jahre Zisterzienser im Pannonischen Raum, 1996.
- Werner Richter, Verwendung von Kaiserstein im Stift Heiligenkreuz, Bauamt des Stiftes.
- Helmuth Furch, 400 Jahre Kaisersteinbruch, 1990.
- Derselbe, Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, Auflistung 1650-1730. 2007
- Derselbe, Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister, 1992
- Derselbe, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, 2004.
- Derselbe, Mitt. des Mus.- u. Kulturvereines Kaisersteinbruch, 1990-2000, 59 Bde.
- Hans Hahnenkamp, Burgenländische Industrie, 1. Teil, 1986.
- Manfred Alois Niegl, Die archäologische Erforschung der Römerzeit in Österreich, Kaisersteinbruch S 158, Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1980.
- Steinerkundungen mit a.o. Univ. Prof. Mag. Dr. Andreas Rohatsch, TU-Wien, Ingenieurgeologie.
- A.F. Tauber, Die geologischen und paläontologischen Resultate der Ausgrabungen in der Höhle im Blauen Bruch bei Kaisersteinbruch. In BHbl. Jg. 11, 1949.
- Josef Wolf, Die Geschichte der Gemeinde Kaisersteinbruch, aus mündlicher Überlieferung, in den Mitteilungen und Ein Kaisersteinbrucher Leben: Josef Wolf, 1892-1966, besonders 1938-1955, Sonderdruck 2005.