Otakar I. (Steier): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. April 2022, 23:28 Uhr

Darstellung der Gründung des Benediktinerinnenklosters von Traunkirchen auf einem Ölgemälde aus dem 16. Jahrhundert. Der steirische Markgraf Otakar (I.), der hier als Gründer des Klosters dargestellt ist, überreicht, gemeinsam mit dem österreichischen Markgrafen Leopold, der Jungfrau Maria das "Kloster". Gleichzeitig werden seiner Verwandten Ata, der ersten Äbtissin, Stab und Schlüssel übergeben.

Otakar (I.) von Steier (* im 11. Jahrhundert; † im 11. Jahrhundert, vermutlich 1075 in Rom)[A 1] war Graf im Ennstal und Markgraf an der Mur beziehungsweise der "Karantanischen Mark". Der Geschichtsforschung gilt er als der erste Markgraf von Steier.

Herkunft und Familie

Markgraf Otakar (I.) war aus der Familie der Traungauer. Gewöhnlich gilt er als ein Enkel des Grafen Arnold (II.) von Wels-Lambach († vermutlich 1050) und als Bruder von Ata, der ersten Äbtissin des Benediktinerinnenklosters von Traunkirchen.[1] In der neueren Forschung gilt er allerdings als Schwager des Markgrafen Gottfried, der einer der Söhne des Grafen Arnold war.[2]

Als Ehefrau von Markgraf Otakar (I.) gilt gewöhnlich eine Willibirg, deren Herkunft bisher in der Geschichtsforschung nicht eindeutig geklärt ist. Neben der Möglichkeit, dass sie eine Tochter des Grafen Arnold (II.) von Wels-Lambach war, wird sie in der Geschichtsforschung auch häufig für eine Tochter des um 1035 abgesetzten Herzogs Adalbero von Kärnten aus der Familie der Eppensteiner gehalten..[3] Diese Willibirg gilt außerdem als Witwe des Grafen Luitold (Leotold) von Raschenberg und Reichenhall.[4]

Aus seiner Ehe mit Willibirg hatte Markgraf Otakar (I.) mindestens zwei Söhne:

Leben

Otakar (I.) war Mitte des 11. Jahrhunderts ein Graf im Chiemgau. Nach dem Tod seines Schwagers, des Markgrafen Gottfried, erbte er Teile der in den heutigen Bundesländern Oberösterreich und Steiermark gelegenen Besitzungen der Grafenfamilie von Wels-Lambach, darunter die im heutigen Bundesland Oberösterreich gelegene Feste Styria (heute Teil der Stadt Steyr), nach welcher sich er und seine Nachkommen benannten. Weitere Besitzungen, die er von dieser Familie erbte, waren Enns und die Erbvogtei über das Stift von Lambach sowie im heutigen Oberösterreich gelegene Besitzungen des Hochstiftes Würzburg, darunter die Stadt Wels, außerdem Güter und zahlreiche Dienstleute im Gebiet zwischen den Flüssen Traun und Krems sowie im Hausruck. Otakar (I.) folgte Gottfrieds Vater Arnold (II.) als Markgraf an der Mur[A 2] nach, wo er aber nur wenig eigenen Besitz übernehmen konnte.[2] Zu diesem gehörte das im Osten der Mark gelegene Gebiet um Hartberg, der südlich anschließende Grenzbezirk und zwei Königshuben bei Gösting (heute Teil der Stadt Graz).[5] Der einstige Mittelpunkt der Mark, die Hengistburg, sie wird auf dem Schlossberg von Wildon vermutet, verblieb jedoch im Besitz der Familie der Eppensteiner.[3]

Otakar (I.), der sich selbst als Markgraf von Steyr oder steirischer Markgraf bezeichnete[2] , war nicht nur Vogt des Stiftes von Lambach, sondern auch der Vogt der Stifte von Traunkirchen und Persenbeug. Sein Hauptsitz war die Feste Steyr, ein weiter wichtiger Sitz war die am Nordrand des Ennstals gelegene Burg Grauscharn (heute Teil der Gemeinde Stainach).[2].

Markgraf Otakar (I.) hatte offensichtlich gute Beziehungen zu Erzbischof Gebhard von Salzburg († 1088). 1074 war er an dessen Gründung des Benediktinerstiftes von Admont beteiligt. Wenig später dürfte er während einer Pilgerfahrt in Rom gestorben sein. Kurz vor seinem Tod bedachte er die Kirche in Garsten mit Schenkungen. In der neueren Geschichtsforschung wird diskutiert, ob er nach Rom gereist war, um dort über eine geplante Klostergründung in Garsten zu verhandeln.[3] In der älteren Forschung gilt er dagegen als Stifter eines Kollegiatstiftes in Garsten, welches unter seinem gleichnamigen Sohn und dessen Ehefrau in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde.

Literatur

Weblinks

 Otakar I. (Steier) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 272 (Stammtafel)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 271
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 273
  4. vgl. OOeLA Traunkirchen OSB, eingesehen am 4. August 2017
  5. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 271 und S. 273

Anmerkungen

  1. Im Internet wird als sein Sterbedatum gewöhnlich der 29. März 1075 angeführt und dass er in Rom gestorben ist. Diese Information findet sich auch in einschlägigen Fachbüchern. Vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 272 (Stammtafel) und S. 273 (Hinweis)
  2. Um 1035 war die Karantanische Mark" nach dem Sturz des Kärntner Herzogs Adalbero von Eppenstein († 1039) aus dem Verband mit dem Herzogtum Kärnten gelöst worden. Das Verwaltungsgebiet dieser Mark, die auch als Markgrafschaft an der Mur bezeichnet wird, befand sich im heutigen Bundesland Steiermark und gilt als das ursprüngliche Zentrum der späteren Markgrafschaft beziehungsweise des Herzogtums Steier.
VorgängerAmtNachfolger
Graf Arnold (II.) von Wels-Lambach als Markgraf an der MurHerrscher über die Karantanische Mark bzw. die spätere Markgrafschaft Steier
Blason Ducs de Styrie.svg
um 1056-1075
Markgraf Adalbero von Steier
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