Otakar II. (Steier): Unterschied zwischen den Versionen

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Otakar (II.) folgte seinem älteren Bruder [[Adalbero (Steier)|Adalbero]] um 1082/86 als steirischer Markgraf nach. Ca. vier Jahrzehnte (bis 1122) war er Markgraf der Mark an der Mur (Karantanische Mark) und Graf im Ennstal . Seine Herrschaftsgebiete konnte er durch wichtige Besitzerweiterungen in den heutigen Bundesländern Oberösterreich (um [[Steyr]]) und Niederösterreich (um [[Pitten]] erweitern. Aus ihnen entstand eine Markgrafschaft, die nach seiner Familie beziehungsweise seinem Hauptsitz, der Styraburg (Steier), benannt wurde. Diese Markgrafschaft Steier wurde um 1122 endgültig vom [[Herzogtum Kärnten]] gelöst und dem Reich beziehungsweise dem "Stammesherzogtum" Bayern unterstellt.<ref>vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die Babenberger und ihre Nachbarn'', 2020, S. 197f.</ref>
Otakar (II.) folgte seinem älteren Bruder [[Adalbero (Steier)|Adalbero]] um 1082/86 als steirischer Markgraf nach. Ca. vier Jahrzehnte (bis 1122) war er Markgraf der Mark an der Mur (Karantanische Mark) und Graf im Ennstal . Seine Herrschaftsgebiete konnte er durch wichtige Besitzerweiterungen in den heutigen Bundesländern Oberösterreich (um [[Steyr]]) und Niederösterreich (um [[Pitten]] erweitern. Aus ihnen entstand eine Markgrafschaft, die nach seiner Familie beziehungsweise seinem Hauptsitz, der Styraburg (Steier), benannt wurde. Diese Markgrafschaft Steier wurde um 1122 endgültig vom [[Herzogtum Kärnten]] gelöst und dem Reich beziehungsweise dem "Stammesherzogtum" Bayern unterstellt.<ref>vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die Babenberger und ihre Nachbarn'', 2020, S. 197f.</ref>


Markgraf Otakar (II.) stand während des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] auf der päpstlichen Seite und unterstützte die [[w:Erzstift Salzburg|Salzburger Erzbischöfe]] [[Seliger Gebhard|Gebhard]] († 1088), [[w:Thiemo von Salzburg|Tiemo]] († um 1101/02) und [[Konrad von Österreich|Konrad]] († 1168). Der Letztere war einer ein Bruder seiner Ehefrau Elisabeth.<ref name ="Lohrmann223">vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die Babenberger und ihre Nachbarn'', 2020, S. 223</ref><ref name ="Österr.Geschichte273">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 273</ref> Nachdem er aus dem Bistum Salzburg flüchten musste, unterstellte er sich dem Schutz des steirischen Markgrafen und hielt sich 1115-1117 in der heutigen Steiermark auf dessen Herrschaftsgebiet auf. Bei seiner Rückkehr nach Salzburg im Jahr 1121 wurde er Otakars Sohn Leopold dorthin geleitet.<ref name ="Österr.Geschichte274">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 274</ref>
Markgraf Otakar (II.) stand während des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] auf der päpstlichen Seite und unterstützte die [[w:Erzstift Salzburg|Salzburger Erzbischöfe]] [[Seliger Gebhard|Gebhard]] († 1088), [[w:Thiemo von Salzburg|Tiemo]] († um 1101/02) und [[Konrad II. von Babenberg|Konrad]] († 1168). Der Letztere war einer ein Bruder seiner Ehefrau Elisabeth.<ref name ="Lohrmann223">vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die Babenberger und ihre Nachbarn'', 2020, S. 223</ref><ref name ="Österr.Geschichte273">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 273</ref> Nachdem er aus dem Bistum Salzburg flüchten musste, unterstellte er sich dem Schutz des steirischen Markgrafen und hielt sich 1115-1117 in der heutigen Steiermark auf dessen Herrschaftsgebiet auf. Bei seiner Rückkehr nach Salzburg im Jahr 1121 wurde er Otakars Sohn Leopold dorthin geleitet.<ref name ="Österr.Geschichte274">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 274</ref>


Nach der neueren Forschung soll Otakar (II.) und nicht sein gleichnamiger Vater das Kollegialstift in [[Garsten]] gegründet haben, womit er vielleicht Pläne, die bereits sein Vater verfolgt hatte, verwirklichen ließ. So soll es Otakar (II.) gewesen sein, der um 1082die Kirche von [[Garsten]] , die damals noch im Besitz des [[w:Hochstift Passau|Hochstiftes Passau]] war, durch einen Tausch mit dem Passauer Bischof [[Heiliger Altmann|Altmann]] († 1091) erwarb und dort eine Vereinigung von Weltklerikern (Kanonikern) errichtete, welchen er die Seelsorge übertrug. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth wandelte er um 1107 dieses Kanonikerstift in ein Benediktinerkloster um. Die Kanoniker, die zum größten Teil seine Hörigen waren, zwang er zum Eintritt in den Benediktinerorden.<ref name ="Österr.Geschichte273"/> Das Benediktinerkloster unterstellte der Markgraf zunächst dem [[Stift Göttweig]], in dessen Schenkungsbüchern er häufig belegt ist.<ref>vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die Babenberger und ihre Nachbarn'', 2020, S. 223f.</ref> 1110/11 machte Otakar (II.) Berthold, den Prior von Stift Göttweig, zum ersten Abt des Garstener Klosters, womit dieses eine selbständige Benediktinerabtei und aus der Unterstellung unter Stift Göttweig gelöst wurde. Solange seine Familie ihr Herrschaftszentrum auf der Styraburg hatte, war Garsten ihr Hauskloster.<ref name ="Österr.Geschichte274"/>
Nach der neueren Forschung soll Otakar (II.) und nicht sein gleichnamiger Vater das Kollegialstift in [[Garsten]] gegründet haben, womit er vielleicht Pläne, die bereits sein Vater verfolgt hatte, verwirklichen ließ. So soll es Otakar (II.) gewesen sein, der um 1082die Kirche von [[Garsten]] , die damals noch im Besitz des [[w:Hochstift Passau|Hochstiftes Passau]] war, durch einen Tausch mit dem Passauer Bischof [[Heiliger Altmann|Altmann]] († 1091) erwarb und dort eine Vereinigung von Weltklerikern (Kanonikern) errichtete, welchen er die Seelsorge übertrug. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth wandelte er um 1107 dieses Kanonikerstift in ein Benediktinerkloster um. Die Kanoniker, die zum größten Teil seine Hörigen waren, zwang er zum Eintritt in den Benediktinerorden.<ref name ="Österr.Geschichte273"/> Das Benediktinerkloster unterstellte der Markgraf zunächst dem [[Stift Göttweig]], in dessen Schenkungsbüchern er häufig belegt ist.<ref>vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die Babenberger und ihre Nachbarn'', 2020, S. 223f.</ref> 1110/11 machte Otakar (II.) Berthold, den Prior von Stift Göttweig, zum ersten Abt des Garstener Klosters, womit dieses eine selbständige Benediktinerabtei und aus der Unterstellung unter Stift Göttweig gelöst wurde. Solange seine Familie ihr Herrschaftszentrum auf der Styraburg hatte, war Garsten ihr Hauskloster.<ref name ="Österr.Geschichte274"/>

Version vom 21. April 2022, 19:16 Uhr

Otakar (II.) von Steier (* im 11. Jahrhundert; † 28. November 1122)[A 1], auch Markgraf Ottokar oder "Otakar marchio", war Graf im Ennstal und Markgraf der Mark an der Mur (Karantanischen Mark), die er mit seinen Besitzungen in den heutigen Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich zur Markgrafschaft Steier ausbaute. Während seiner Herrschaft wurde sie endgültig vom Herzogtum Kärnten gelöst und dem Reich beziehungsweise dem Herzogtum Bayern unterstellt. Sein Hauptsitz war die Styraburg (heute Teil der Stadt Steyr), nach der sich seine Familie benannt und auf die der Name seiner späteren Markgrafschaft zurückgeht. Er gilt als einer der bedeutendsten päpstlichen Parteigänger im Ostalpenraum und als Schutzherr mehrere Salzburger Erzbischöfe.

Herkunft und Familie

Markgraf Otakar (II.) entstammte einer Familie, die gewöhnlich als die Traungauer bezeichnet wird. Er war einer der Söhne des Markgrafen Otakar I. (Steier) Otakar (I.) aus dessen Ehe mit einer Willibirg, deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist[A 2] Verheiratet war er mit Elisabeth († 1226), einer Tochter des österreichischen Markgrafen Leopold (II.) "des Schönen" aus dessen Ehe mit Itha.[1] Markgraf Otakar (II.) hatte mindestens drei eheliche Kinder:

Leben

Otakar (II.) folgte seinem älteren Bruder Adalbero um 1082/86 als steirischer Markgraf nach. Ca. vier Jahrzehnte (bis 1122) war er Markgraf der Mark an der Mur (Karantanische Mark) und Graf im Ennstal . Seine Herrschaftsgebiete konnte er durch wichtige Besitzerweiterungen in den heutigen Bundesländern Oberösterreich (um Steyr) und Niederösterreich (um Pitten erweitern. Aus ihnen entstand eine Markgrafschaft, die nach seiner Familie beziehungsweise seinem Hauptsitz, der Styraburg (Steier), benannt wurde. Diese Markgrafschaft Steier wurde um 1122 endgültig vom Herzogtum Kärnten gelöst und dem Reich beziehungsweise dem "Stammesherzogtum" Bayern unterstellt.[2]

Markgraf Otakar (II.) stand während des Investiturstreits auf der päpstlichen Seite und unterstützte die Salzburger Erzbischöfe Gebhard († 1088), Tiemo († um 1101/02) und Konrad († 1168). Der Letztere war einer ein Bruder seiner Ehefrau Elisabeth.[3][4] Nachdem er aus dem Bistum Salzburg flüchten musste, unterstellte er sich dem Schutz des steirischen Markgrafen und hielt sich 1115-1117 in der heutigen Steiermark auf dessen Herrschaftsgebiet auf. Bei seiner Rückkehr nach Salzburg im Jahr 1121 wurde er Otakars Sohn Leopold dorthin geleitet.[5]

Nach der neueren Forschung soll Otakar (II.) und nicht sein gleichnamiger Vater das Kollegialstift in Garsten gegründet haben, womit er vielleicht Pläne, die bereits sein Vater verfolgt hatte, verwirklichen ließ. So soll es Otakar (II.) gewesen sein, der um 1082die Kirche von Garsten , die damals noch im Besitz des Hochstiftes Passau war, durch einen Tausch mit dem Passauer Bischof Altmann († 1091) erwarb und dort eine Vereinigung von Weltklerikern (Kanonikern) errichtete, welchen er die Seelsorge übertrug. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth wandelte er um 1107 dieses Kanonikerstift in ein Benediktinerkloster um. Die Kanoniker, die zum größten Teil seine Hörigen waren, zwang er zum Eintritt in den Benediktinerorden.[4] Das Benediktinerkloster unterstellte der Markgraf zunächst dem Stift Göttweig, in dessen Schenkungsbüchern er häufig belegt ist.[6] 1110/11 machte Otakar (II.) Berthold, den Prior von Stift Göttweig, zum ersten Abt des Garstener Klosters, womit dieses eine selbständige Benediktinerabtei und aus der Unterstellung unter Stift Göttweig gelöst wurde. Solange seine Familie ihr Herrschaftszentrum auf der Styraburg hatte, war Garsten ihr Hauskloster.[5]

Nach dem Tod seines Schwiegervaters hieOtakar (II.) oft im Umfeld seines Schwagers, des Markgrafen Leopold (III.) von Österreich ("Leopold des Heiligen"), auf, woran auch der Tod seiner Ehefrau nichts ändern sollte. Allerdings ist über das Verhältnis der beiden Schwäger zueinander nichts Genaues überliefert, weder Konflikte noch gemeinsame Aktivitäten.[7]

Orte mit Bezug zu Markgraf Otakar (II.) im heutigen Österreich

Das Hochgrab von Markgraf Otakar (II.) in der früheren Klosterkirche von Stift Garsten

Oberösterreich

  • Garsten: Markgraf Otakar (II.) wurde im Stift Garsten beigesetzt, wo heute sein Hochgrab besichtigt werden kann.

Literatur

Weblinks

 Ottokar II. (Steiermark) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 95
  2. vgl. Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 197f.
  3. vgl. Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 223
  4. 4,0 4,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 273
  5. 5,0 5,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 274
  6. vgl. Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 223f.
  7. vgl. Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 224

Anmerkungen

  1. Sterbedatum nach Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 272 (Stammtafel)
  2. Während sie in der älteren Geschichtsforschung meistens für eine Tochter von Albero von Eppenstein († um 1039), dem Herzog von Kärnten und eine Schwester des Bischofs Adalbero von Bamberg († um 1057) gehalten wurde, war sie nach der neueren Forschung eine Angehörige der Grafen von Wels-Lambach. Der Name ihres Sohnes Adalbero wird als Indiz gesehen, dass sie eine Eppensteinerin war.
VorgängerAmtNachfolger
Markgraf Adalbero von SteierHerrscher über die Karantanische Mark bzw. die spätere Markgrafschaft Steier
Blason Ducs de Styrie.svg
1082–1122
Markgraf Leopold (I.) von Steier
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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ottokar II. (Steiermark) behandelt.
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