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'''Otto Grimsinger''' (* im 13. Jahrhundert; † [[29. Dezember]] [[1362]]) wurde wegen eines Diebstahls von Reliquien und anderen Sakralgegenständen hingerichtet. Zu seiner Beute gehörte das [[Melker Kreuz]], eine der wertvollsten Reliquien des [[Stift Melk|Stiftes Melk]]. | |||
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Als Otto Grimsinger von der Peters Verhaftung erfuhr, flüchtete er zunächst, kehrte aber wenig später wieder in sein Haus in Emmersdorf zurück. Von dort begab er sich nach [[Maria Laach]], wo er den wichtigsten Teil seiner Beute, die Kreuzreliquie versteckt hatte und holte dieser. Dann versteckte er sich bei seiner Schwester in Emmersdorf, wo er schließlich aufgegriffen wurde. Die gestohlenen Kirchenschätze, inklusive die Kreuzreliquie, wurden in einer feierlichen Prozession zurück ins Stift gebracht.<ref name ="ranna92">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna''. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 92</ref> Otto Grimsinger wurde in | Als Otto Grimsinger von der Peters Verhaftung erfuhr, flüchtete er zunächst, kehrte aber wenig später wieder in sein Haus in Emmersdorf zurück. Von dort begab er sich nach [[Maria Laach]], wo er den wichtigsten Teil seiner Beute, die Kreuzreliquie versteckt hatte und holte dieser. Dann versteckte er sich bei seiner Schwester in Emmersdorf, wo er schließlich aufgegriffen wurde. Die gestohlenen Kirchenschätze, inklusive die Kreuzreliquie, wurden in einer feierlichen Prozession zurück ins Stift gebracht.<ref name ="ranna92">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna''. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 92</ref> Otto Grimsinger wurde in Weitenegg auf dem Scheiterhaufen verbrannt.<ref name ="ranna91"/> | ||
Der Scheiber Peter, dem keine Beteiligung an dem Diebstahl nachgewiesen wurde, sondern nur dass er den Brief geschrieben hatte, wurde dennochverurteilt. Zunächst wurde er nur wegen Mithilfe an diesem Diebstahl aus dem Land gewiesen. Da er sich schuldlos fühlte, kehrte er jedoch in den Gerichtsbezirk zurück, wo er aufgegriffen und am Galgen aufgehängt wurde.<ref name ="ranna92"/> | Der Scheiber Peter, dem keine Beteiligung an dem Diebstahl nachgewiesen wurde, sondern nur dass er den Brief geschrieben hatte, wurde dennochverurteilt. Zunächst wurde er nur wegen Mithilfe an diesem Diebstahl aus dem Land gewiesen. Da er sich schuldlos fühlte, kehrte er jedoch in den Gerichtsbezirk zurück, wo er aufgegriffen und am Galgen aufgehängt wurde.<ref name ="ranna92"/> | ||
== Otto Grimsinger in Sage und Legende == | |||
In der Überlieferung wurde der Kriminalfall etwas ausgeschmückt, wobei das etwas merkwürdige Verhalten des Täters erklärt wird. Eine ursprünglich geplante Flucht des Täters die Donau entlang in Richtung Wien scheitert am göttlichen Eingreifen, das nicht zulässt, dass der Kahn dorthin Kurs nimmt. Obwohl niemand Otto Grimsinger verdächtigt, ist es sein schlechtes Gewissen, das ihn verleitet, den Prior und andere mit einem Brief zu denunzieren, wodurch seine Identität letztlich aufgedeckt wird. Dass sich der Täter, nachdem der Schreiber des Briefes seinen Namen preisgegeben hat, in Emmersdorf versteckt, statt zu fliehen, wird ebenfalls mit göttlichen Wirken begründet.<ref name="sagen">vgl. [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/ploeckinger/melker_kreuz.htm Melker Kreuz], Sagen.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021</ref> | |||
== Weblinks == | |||
* [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/ploeckinger/melker_kreuz.htm Melker Kreuz], Sagen.AT | |||
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Aktuelle Version vom 12. Oktober 2022, 13:47 Uhr
Otto Grimsinger (* im 13. Jahrhundert; † 29. Dezember 1362) wurde wegen eines Diebstahls von Reliquien und anderen Sakralgegenständen hingerichtet. Zu seiner Beute gehörte das Melker Kreuz, eine der wertvollsten Reliquien des Stiftes Melk.
Familie und Herkunft
Über Otto Grimsinger ist nur bekannt, dass er ein wohlhabender Bürger aus Emmersdorf war.[1]
Leben
Otto Grimsinger dürfte gute Beziehungen zu den Stiftherren in Stift Melk gehabt haben. Jedenfalls hielt er sich mehrmals im Stift Melk auf. Am 11. November 1362 öffnete er dort mit einem Nachschlüssel die Sakristei der Stiftskirche und entnahm dort die Kreuzreliquie, das Pektoralkreuz des Prälaten, die Infel, einen Kelch und sonstiges kostbares Altargerät. Mit diesen Kostbarkeiten flüchtete er nach Schönbühel, von wo er einige Tage dem Stiftbediensteten Gottschalk von Haselbach einen Brief übermitteln ließ, in welchem der Prior und seine Günstlinge des Diebstahls bezichtigt wurden. Durch eine zufällige Schriftprobe wurde der Schreiber des Briefes, ein gewisser Peter, jedoch identifiziert. Nachdem zunächst überlegt wurde, ihn sofort erschlagen zu lassen, wurde er dann verhaftet und im Verlies zu Weitenegg eingekerkert, wo er schließlich gestand, in welchem Auftrag er den Brief geschrieben hatte.[1]
Als Otto Grimsinger von der Peters Verhaftung erfuhr, flüchtete er zunächst, kehrte aber wenig später wieder in sein Haus in Emmersdorf zurück. Von dort begab er sich nach Maria Laach, wo er den wichtigsten Teil seiner Beute, die Kreuzreliquie versteckt hatte und holte dieser. Dann versteckte er sich bei seiner Schwester in Emmersdorf, wo er schließlich aufgegriffen wurde. Die gestohlenen Kirchenschätze, inklusive die Kreuzreliquie, wurden in einer feierlichen Prozession zurück ins Stift gebracht.[2] Otto Grimsinger wurde in Weitenegg auf dem Scheiterhaufen verbrannt.[1]
Der Scheiber Peter, dem keine Beteiligung an dem Diebstahl nachgewiesen wurde, sondern nur dass er den Brief geschrieben hatte, wurde dennochverurteilt. Zunächst wurde er nur wegen Mithilfe an diesem Diebstahl aus dem Land gewiesen. Da er sich schuldlos fühlte, kehrte er jedoch in den Gerichtsbezirk zurück, wo er aufgegriffen und am Galgen aufgehängt wurde.[2]
Otto Grimsinger in Sage und Legende
In der Überlieferung wurde der Kriminalfall etwas ausgeschmückt, wobei das etwas merkwürdige Verhalten des Täters erklärt wird. Eine ursprünglich geplante Flucht des Täters die Donau entlang in Richtung Wien scheitert am göttlichen Eingreifen, das nicht zulässt, dass der Kahn dorthin Kurs nimmt. Obwohl niemand Otto Grimsinger verdächtigt, ist es sein schlechtes Gewissen, das ihn verleitet, den Prior und andere mit einem Brief zu denunzieren, wodurch seine Identität letztlich aufgedeckt wird. Dass sich der Täter, nachdem der Schreiber des Briefes seinen Namen preisgegeben hat, in Emmersdorf versteckt, statt zu fliehen, wird ebenfalls mit göttlichen Wirken begründet.[3]
Weblinks
- Melker Kreuz, Sagen.AT