John Sailer: Unterschied zwischen den Versionen

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Sailer war erster Präsident des Verbandes österreichischer Galerien moderner Kunst, Österreich-Repräsentant im International Advisory Board der [[Art Basel|Kunstmesse Basel]] und Berater der österreichischen Bundesregierung betreffend die Reorganisation der Bundesmuseen und den Ankauf der Sammlungen [[Sammlung Ludwig| Ludwig]] und Hahn für das [[Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien|Museum Moderner Kunst]].
Sailer war erster Präsident des Verbandes österreichischer Galerien moderner Kunst, Österreich-Repräsentant im International Advisory Board der [[Art Basel|Kunstmesse Basel]] und Berater der österreichischen Bundesregierung betreffend die Reorganisation der Bundesmuseen und den Ankauf der Sammlungen [[Sammlung Ludwig| Ludwig]] und Hahn für das [[Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien|Museum Moderner Kunst]].


2002 kuratierte er die Ausstellung ''Kunst, Kunst, Kunst'' im [[Museum des 20. Jahrhunderts Wien|Museum des 20. Jahrhunderts]]. Diese Schau setzte sich mit dem [[Liste der Staatspreise der Republik Österreich|Österreichischen Staatspreis]] und dem [[Österreichischer Kunstsenat|Österreichischen Kunstsenat]] auseinander. 2013 bezog er im Streit um die Restitution des [[Beethovenfries]]es Stellung und befürwortete den Verkauf an die [[Republik Österreich]]. Dies sei durchaus im Sinne des Vorbesitzers Erich Lederer gewesen, den er persönlich gut kannte.
2002 kuratierte er die Ausstellung ''Kunst, Kunst, Kunst'' im [[Museum des 20. Jahrhunderts Wien|Museum des 20. Jahrhunderts]]. Diese Schau setzte sich mit dem [[Liste der Staatspreise der Republik Österreich|Österreichischen Staatspreis]] und dem [[Österreichischer Kunstsenat|Österreichischen Kunstsenat]] auseinander.<ref>[[Literaturhaus Wien]]: ''[https://www.literaturhaus.at/index.php?id=4072 John Sailer (Hrsg.): Kunst Kunst Kunst. Der Große Österreichische Staatspreis.]'', abgerufen am 20. Oktober 2022</ref> 2013 bezog er im Streit um die Restitution des [[Beethovenfries]]es Stellung und befürwortete den Verkauf an die [[Republik Österreich]]. Dies sei durchaus im Sinne des Vorbesitzers Erich Lederer gewesen, den er persönlich gut kannte.


== Zitate ==
== Zitate ==

Version vom 20. Oktober 2022, 21:29 Uhr

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John Sailer (geboren am 30. November 1937) ist ein österreichischer Galerist, Gründer der Galerie Ulysses in Wien.

Leben, Werk

John Sailer, ursprünglich Hans, wuchs in einem sozialistischen Haus auf. Seine Eltern waren der Journalist Karl Hans Sailer und die Juristin und Diplomatin Erna Sailer. Nach der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland im März 1938 war die Familie gezwungen, Österreich zu verlassen. Hans Sailer musste zunächst in Wien zurückgelassen werden, konnte aber noch im Säuglingsalter auf abenteuerliche Weise nachgebracht werden.[1] Seine Kindheit verbrachte er anfangs in Paris, später in New York. Die Familie konnte mit der Nea Hellas, einem der letzten Schiffe, die Europa verließen, ihre Flucht von Lissabon nach New York fortsetzen. Unter den Passagieren fanden sich 280 “important intellectuals”, darunter Heinrich und Golo Mann, Alfred Polgar, Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel. Mit neun Jahren kehrte er mit der Familie nach Wien zurück. Er besuchte das Gymnasium Fichtnergasse, wo er den späteren Nationalrats- und Bundespräsidenten Heinz Fischer kennenlernte, die Freundschaft hält bis heute.[2][3] Bereits als Schüler besuchte John Sailer regelmäßig die Ausstellungen der Galerie nächst St. Stephan und der Galerie Würthle, später verkehrte er im Künstlerlokal Adebar sowie im Umkreis von Wiener Gruppe und Wiener Aktionisten. Er studierte Rechtswissenschaft, schloss aber das Studium nicht ab.

Anfang der 1960er Jahre stieg er in den Kunsthandel ein. Der erste Schritt erfolgte, als er auf dem Sperrmüll Sessel von Thonet entdeckte, deren Wert offenbar nicht erkannt worden war. Binnen kurzer Zeit baute er eine Sammlung von Thonet-Stühlen auf und stellte sie im Palais Liechtenstein in Wien aus. Die Ausstellung war recht erfolgreich, sie wurde in mehreren Museen und Ausstellungshäusern Europas gezeigt, unter anderem in München, Hamburg, Oslo und zuletzt im Victoria and Albert Museum in London. Auch die New York Times berichtete über die Sammlung – auf einer Doppelseite in ihrem Sunday Magazine.[1] In Sailers Atelier in der Operngasse entstand 1964 die Selbstbemalung I von Günter Brus.[4] Am 5. Juli 1965 chauffierte Sailer in einer Ente den Künstler auf den Heldenplatz, Ausgangspunkt von dessen aktionistischem Spaziergang als bemalter Mann.[5]

Im November 1974 eröffnete er in der vormaligen Garage des Hanuschhofes in der Goethegasse die Galerie Ulysses. Während der McCarthy-Ära war der Roman Ulysses von James Joyce derart in Verruf geraten, dass er sogar aus der Bibliothek des Wiener Amerika-Hauses verbannt wurde. Das Lieblingsbuch des jungen Kunsthändlers wurde zum Namensgeber seiner Galerie.[6] Die erste Ausstellung war eine Hommage an Monsignore Otto Mauer (1907–1973), der als Kunstsammler, Mäzen und Galerist die österreichischen Künstler der Nachkriegs-Avantgarde gefördert hatte. Zu den Künstlern dieser Ausstellung zählten Joannis Avramidis, Bruno Gironcoli, Wolfgang Hollegha, Hans Hollein, Walter Pichler, Markus Prachensky, Arnulf Rainer, Andreas Urteil und Fritz Wotruba. 1977 wurde Gabriele Wimmer Geschäftspartnerin der Galerie Ulysses. Im selben Jahr erfolgte die Übersiedlung in Dachgeschossräume am Opernring 21. Die erste Ausstellung in den neuen Räumen war der internationalen Avantgarde gewidmet, gezeigt wurden Werke von Wassily Kandinsky, Paul Klee und František Kupka. In der Folge konnten John Sailer und Gabriele Wimmer die Galerie Ulysses als Ort der Klassischen Moderne in Wien etablieren. Bundeskanzler Bruno Kreisky gab John Sailer Ende der 1970er-Jahre den Auftrag, eine österreichische Avantgarde-Schau für die USA zu erstellen, doch das Projekt scheiterte.[7]

1986 portraitierte ihn Maria Lassnig, eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Galerie, wie ein sechs Jahre später erschienener Katalog der Galerie belegt.[8][9] 1989 gründete er in New York die Ulysses Gallery New York, in der Folge organisierte er eine Arnulf-Rainer-Ausstellung im Guggenheim Museum. In Wien zeigte und verkaufte er Werke der Maler der École de Paris (Hans Hartung, Serge Poliakoff und Pierre Soulages), von Jean Arp, Julio Gonzàlez oder Roy Lichtenstein, dem 1992 eine Personale in neuen, zusätzlichen Galerieräumen im 1. Stock des Hauses gewidmet war. International kooperierte die Galerie mit den Galerien Beyeler in Basel, Michael Werner in Köln, der Galerie de France in Paris sowie mit André Emmerich und Leo Castelli in New York. Man vertrat Karel Appel, Milton Avery, Georg Baselitz, Eduardo Chillida, Stuart Davis, Helen Frankenthaler, Anselm Kiefer, Per Kirkeby, Markus Lüpertz, Kenneth Noland, Jules Olitski, A. R. Penck, Cy Twombly, Emilio Vedova und Andy Warhol.[10] John Sailer vertrat die Galerie auf zahlreichen Kunstmessen, beispielsweise in Basel, Bologna, Brüssel, Chicago, Köln und Paris. Der Verlag der Galerie, geleitet vom Galeristen, hat zahlreiche Kataloge und Kunstbücher herausgegeben.

Sailer war erster Präsident des Verbandes österreichischer Galerien moderner Kunst, Österreich-Repräsentant im International Advisory Board der Kunstmesse Basel und Berater der österreichischen Bundesregierung betreffend die Reorganisation der Bundesmuseen und den Ankauf der Sammlungen Ludwig und Hahn für das Museum Moderner Kunst.

2002 kuratierte er die Ausstellung Kunst, Kunst, Kunst im Museum des 20. Jahrhunderts. Diese Schau setzte sich mit dem Österreichischen Staatspreis und dem Österreichischen Kunstsenat auseinander.[11] 2013 bezog er im Streit um die Restitution des Beethovenfrieses Stellung und befürwortete den Verkauf an die Republik Österreich. Dies sei durchaus im Sinne des Vorbesitzers Erich Lederer gewesen, den er persönlich gut kannte.

Zitate

„Die ersten Jahre der Zweiten Republik habe ich als spannend und dynamisch erlebt. Es herrschte Aufbruchstimmung. Ich habe das Gefühl, dass man mit mehr Elan und kreativer an die Lösung von Problemen herangegangen ist als heute. Der respektvolle Umgang mit Gegnern war ausgeprägter. Es gab ein ehrlicheres Bekenntnis zur Gesinnung, eine weniger von Lobbyisten und PR-Firmen geschmiedete Politik.“

John Sailer: Ich bin ein steckengebliebener Minimalist[12]

„That’s what I admire: Ulysses is always thinking about alternatives; he never gives up; he wants to understand.“

John Sailer: Gallerist of The Austrian Avant-Garde[1]

Publikationen (Auswahl)

  • (Hrsg.): Kunst Kunst Kunst. Der Große Österreichische Staatspreis. Salzburg: Jung und Jung 2003, 467 Seiten, ISBN 3-902144-55-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 The Vienna Review: John Sailer: Gallerist of The Austrian Avant-Garde, 17. April 2013
  2. Herbert Lackner: Zeitgeschichte: Dichter und Denker auf der Flucht vor den Nazis, in: Profil (Wien), 9. April 2015
  3. Kurier (Wien): "Viele waren nicht erpicht darauf, die Juden zurückzuholen", 13. Mai 2021
  4. Mutual Art: Selbstbemalung I, Operngasse, Atelier John Sailer, abgerufen am 20. Oktober 2022
  5. Deutschlandfunk Kultur: Clevere Strategie oder Störung der Ordnung?, 30. Juni 2021
  6. Vienna.at: Wiener Pionier-Galerist John Sailer wird 80, 28. November 2017
  7. Der Standard: "Es war die Quadratur des Kreisky", 14. Jänner 2011
  8. Mutual Art: Maria Lassnig: Portrait of a man (John Sailer), abgerufen am 20. Oktober 2022
  9. Maria Lassnig: Zeichnungen und Aquarelle. Hg. von Oswald Wiener, Gabriele Wimmer und der Künstlerin. Galerie Ulysses 1992, ISBN 3851270134
  10. KunstNet: Galerie Ulysses, abgerufen am 18. Oktober 2022
  11. Literaturhaus Wien: John Sailer (Hrsg.): Kunst Kunst Kunst. Der Große Österreichische Staatspreis., abgerufen am 20. Oktober 2022
  12. Der Standard (Wien): Ich bin ein steckengebliebener Minimalist, 27. April 2015