Traudl Engelhorn-Vechiatto: Unterschied zwischen den Versionen
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Traudl Vechiatto | Traudl Vechiatto war Verlagsbuchhändlerin und Lektorin. Im Jahre 1955 heiratete sie Peter Engelhorn (1924–1991), Gesellschafter und langjähriger Vorstand der [[Boehringer Mannheim|Boehringer-Mannheim]]-Gruppe.<ref name=Serif >Moritz Serif: [https://www.fr.de/panorama/traudl-engelhorn-vechiatto-ist-tot-marlene-engelhorn-wird-millionen-erben-91818109.html ''Traudl Engelhorn-Vechiatto ist tot: Enkelin Marlene Engelhorn wird Millionen erben''], fr.de, 28. September 2022</ref> Das Paar hatte vier Töchter, darunter Ariane, später verehelichte Binder.<ref name=MPG >[[Max-Planck-Gesellschaft]]: ''[https://www.mpg.de/foerdererportrait-engelhorn-vechiatto Das Ganze erfassen]'', abgerufen am 28. Januar 2023</ref> | ||
Ihr Mann war einer der Urenkel von [[Friedrich Engelhorn]] (1821–1902), des Gründers der ''Badischen Anilin- & Soda-Fabrik AG'' ([[BASF]]), der 1883 aus dem Vorstand der BASF austrat und größere Beträge in das Mannheimer Pharmaunternehmen ''C. F. Boehringer und Söhne'', später [[Boehringer Mannheim]], investierte. Peter Engelhorns Großvater, Friedrich jun., trat in die Geschäftsleitung ein und machte die Firma in den folgenden Jahren zu einem der führenden Chininhersteller der Welt. Boehringer Mannheim stand in den Nachkriegsjahren im Besitz der vier Linien der Familie Engelhorn – anführt von drei Cousins und einer Cousine, Christa, [[Christof Engelhorn|Christof]], [[Curt Engelhorn|Curt]] und [[Peter Engelhorn|Peter]] bzw. nach dessen Tod Traudl Engelhorn-Vecchiato. Langjährige Friktionen zwischen den verschiedenen Linien führten in den 1990er Jahren zu Turbulenzen, mehrfachen Vorstandswechseln und schließlich zum Verkauf des Unternehmens an den Schweizer Konzern [[Roche Holding|Hoffmann-La Roche]]. Der Erlös betrug elf Milliarden Dollar und blieb in Deutschland unversteuert, weil die Familienholding Corange Ltd. ihren Sitz auf den Bermudas hatte. Der Anteil von Traudl Engelhorn-Vecchiato betrug zwischen 19 und 22 Prozent.<ref>[[Der Spiegel]]: ''[https://www.spiegel.de/wirtschaft/wir-neigen-zum-geiz-a-39a8de5a-0002-0001-0000-000008720167 »Wir neigen zum Geiz«]'', 1. Juni 1997</ref> Sie soll durch den Verkauf 2,45 Milliarden Dollar erhalten haben.<ref name=moment /> | Ihr Mann war einer der Urenkel von [[Friedrich Engelhorn]] (1821–1902), des Gründers der ''Badischen Anilin- & Soda-Fabrik AG'' ([[BASF]]), der 1883 aus dem Vorstand der BASF austrat und größere Beträge in das Mannheimer Pharmaunternehmen ''C. F. Boehringer und Söhne'', später [[Boehringer Mannheim]], investierte. Peter Engelhorns Großvater, Friedrich jun., trat in die Geschäftsleitung ein und machte die Firma in den folgenden Jahren zu einem der führenden Chininhersteller der Welt. Boehringer Mannheim stand in den Nachkriegsjahren im Besitz der vier Linien der Familie Engelhorn – anführt von drei Cousins und einer Cousine, Christa, [[Christof Engelhorn|Christof]], [[Curt Engelhorn|Curt]] und [[Peter Engelhorn|Peter]] bzw. nach dessen Tod Traudl Engelhorn-Vecchiato. Langjährige Friktionen zwischen den verschiedenen Linien führten in den 1990er Jahren zu Turbulenzen, mehrfachen Vorstandswechseln und schließlich zum Verkauf des Unternehmens an den Schweizer Konzern [[Roche Holding|Hoffmann-La Roche]]. Der Erlös betrug elf Milliarden Dollar und blieb in Deutschland unversteuert, weil die Familienholding Corange Ltd. ihren Sitz auf den Bermudas hatte. Der Anteil von Traudl Engelhorn-Vecchiato betrug zwischen 19 und 22 Prozent.<ref>[[Der Spiegel]]: ''[https://www.spiegel.de/wirtschaft/wir-neigen-zum-geiz-a-39a8de5a-0002-0001-0000-000008720167 »Wir neigen zum Geiz«]'', 1. Juni 1997</ref> Sie soll durch den Verkauf 2,45 Milliarden Dollar erhalten haben.<ref name=moment /> | ||
Ihr Ehemann war [[Philanthrop]], er gründete das [[Konrad-Lorenz-Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung]] in Wien, förderte das Museè des art decoratifs de la Ville de Lausanne und stiftete Stipendien für Studierende der Musik in Mannheim. Nach seinem Tod rief die Witwe die ''Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung'' mit Sitz in [[Weilheim in Oberbayern]] ins Leben, ursprünglich für Stipendien in den Bereichen [[Biotechnologie]] und [[Gentechnik]], heute auch für [[Biophysik]], [[Systembiologie]] und [[Bioinformatik]].<ref>Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung: ''[https://engelhorn-stiftung.de/index.php/stiftunsvita.php Nachruf auf Frau Traudl Engelhorn-Vechiatto]'', 20. Oktober 2022</ref> Traudl Engelhorn- | Zum Freundeskreis des Ehepaares zählten der Verhaltensforscher [[Konrad Lorenz]] und der Biochemiker [[Benno Hess]].<ref name=MPG /> Ihr Ehemann war [[Philanthrop]], er gründete das [[Konrad-Lorenz-Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung]] in Wien, förderte das Museè des art decoratifs de la Ville de Lausanne und stiftete Stipendien für Studierende der Musik in Mannheim. Nach seinem Tod rief die Witwe die ''Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung'' mit Sitz in [[Weilheim in Oberbayern]] ins Leben, ursprünglich für Stipendien in den Bereichen [[Biotechnologie]] und [[Gentechnik]], heute auch für [[Biophysik]], [[Systembiologie]] und [[Bioinformatik]].<ref>Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung: ''[https://engelhorn-stiftung.de/index.php/stiftunsvita.php Nachruf auf Frau Traudl Engelhorn-Vechiatto]'', 20. Oktober 2022</ref> Die Förderungen, die Traudl Engelhorn-Vecchiatto in den Bereichen Wissenschaft und Kunst leistete, sind schwer überblickbar. Beispielsweise wurde sie auf einen finanziellen Engpass am [[Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht]] aufmerksam und half mit einem substantiellen Betrag aus, um ein fächerübergreifendes Projekt zum Rechtsvergleich von über 30 islamischen Familien- und Erbrechtsordnungen zu sichern.<ref name=MPG /> Sie unterstützte weiters eine Reihe von Einrichtungen in Mannheim, dem Firmensitz von Boehringer Mannheim, beispielsweise die [[Christuskirche (Mannheim)|Christuskirche]] und die [[Reiss-Engelhorn-Museen]]. Im Januar 2023 wurde am Toulonplatz in Mannheim das ''Peter und Traudl Engelhornhaus'' eröffnet, ein Neubau für Ausstellungen zur [[Glaskunst]], zugehörig zu den Reiss-Engelhorn-Museen. Die Philanthropin hatte den Bau mit einer Spende von 10,5 Millionen Euro ermöglicht.<ref>[[Mannheimer Morgen]]: ''[https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-neubau-der-reiss-engelhorn-museen-wird-im-november-eroeffnet-spenderin-feiert-95-geburtsta-_arid,1904227.html Neubau der Reiss-Engelhorn-Museen wird im November eröffnet - Spenderin feiert 95. Geburtstag]'', 18. Januar 2022</ref> Das Wirtschaftsmagazin [[Forbes (Zeitschrift)|Forbes]] schätzte ihr Vermögen auf 4,2 Milliarden Dollar, zuletzt lag sie auf Platz 687 der [[The World’s Billionaires|Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt]].<ref name=moment /> | ||
Sie lebte im [[Kanton Waadt]] am [[Genfer See]]. | Sie lebte im [[Kanton Waadt]] am [[Genfer See]]. |
Version vom 28. Januar 2023, 12:11 Uhr
Traudl Engelhorn-Vechiatto (19. Januar 1927 – 22. September 2022) war eine aus Wien stammende Milliardenerbin und Philanthropin.
Leben, Werk
Traudl Vechiatto war Verlagsbuchhändlerin und Lektorin. Im Jahre 1955 heiratete sie Peter Engelhorn (1924–1991), Gesellschafter und langjähriger Vorstand der Boehringer-Mannheim-Gruppe.[1] Das Paar hatte vier Töchter, darunter Ariane, später verehelichte Binder.[2]
Ihr Mann war einer der Urenkel von Friedrich Engelhorn (1821–1902), des Gründers der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik AG (BASF), der 1883 aus dem Vorstand der BASF austrat und größere Beträge in das Mannheimer Pharmaunternehmen C. F. Boehringer und Söhne, später Boehringer Mannheim, investierte. Peter Engelhorns Großvater, Friedrich jun., trat in die Geschäftsleitung ein und machte die Firma in den folgenden Jahren zu einem der führenden Chininhersteller der Welt. Boehringer Mannheim stand in den Nachkriegsjahren im Besitz der vier Linien der Familie Engelhorn – anführt von drei Cousins und einer Cousine, Christa, Christof, Curt und Peter bzw. nach dessen Tod Traudl Engelhorn-Vecchiato. Langjährige Friktionen zwischen den verschiedenen Linien führten in den 1990er Jahren zu Turbulenzen, mehrfachen Vorstandswechseln und schließlich zum Verkauf des Unternehmens an den Schweizer Konzern Hoffmann-La Roche. Der Erlös betrug elf Milliarden Dollar und blieb in Deutschland unversteuert, weil die Familienholding Corange Ltd. ihren Sitz auf den Bermudas hatte. Der Anteil von Traudl Engelhorn-Vecchiato betrug zwischen 19 und 22 Prozent.[3] Sie soll durch den Verkauf 2,45 Milliarden Dollar erhalten haben.[4]
Zum Freundeskreis des Ehepaares zählten der Verhaltensforscher Konrad Lorenz und der Biochemiker Benno Hess.[2] Ihr Ehemann war Philanthrop, er gründete das Konrad-Lorenz-Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung in Wien, förderte das Museè des art decoratifs de la Ville de Lausanne und stiftete Stipendien für Studierende der Musik in Mannheim. Nach seinem Tod rief die Witwe die Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung mit Sitz in Weilheim in Oberbayern ins Leben, ursprünglich für Stipendien in den Bereichen Biotechnologie und Gentechnik, heute auch für Biophysik, Systembiologie und Bioinformatik.[5] Die Förderungen, die Traudl Engelhorn-Vecchiatto in den Bereichen Wissenschaft und Kunst leistete, sind schwer überblickbar. Beispielsweise wurde sie auf einen finanziellen Engpass am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht aufmerksam und half mit einem substantiellen Betrag aus, um ein fächerübergreifendes Projekt zum Rechtsvergleich von über 30 islamischen Familien- und Erbrechtsordnungen zu sichern.[2] Sie unterstützte weiters eine Reihe von Einrichtungen in Mannheim, dem Firmensitz von Boehringer Mannheim, beispielsweise die Christuskirche und die Reiss-Engelhorn-Museen. Im Januar 2023 wurde am Toulonplatz in Mannheim das Peter und Traudl Engelhornhaus eröffnet, ein Neubau für Ausstellungen zur Glaskunst, zugehörig zu den Reiss-Engelhorn-Museen. Die Philanthropin hatte den Bau mit einer Spende von 10,5 Millionen Euro ermöglicht.[6] Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzte ihr Vermögen auf 4,2 Milliarden Dollar, zuletzt lag sie auf Platz 687 der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt.[4]
Sie lebte im Kanton Waadt am Genfer See.
Die Germanistik-Studentin und Buchautorin Marlene Engelhorn, ihr Enkelkind, setzt sich für die Besteuerung von Vermögen und hohen Erbschaften ein und will ihr Erbteil zu 90% der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.[7][4] Sie gehört den Netzwerken Millionairs for Humanity und Tax Me Now an.
Einzelnachweise
- ↑ Moritz Serif: Traudl Engelhorn-Vechiatto ist tot: Enkelin Marlene Engelhorn wird Millionen erben, fr.de, 28. September 2022
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Max-Planck-Gesellschaft: Das Ganze erfassen, abgerufen am 28. Januar 2023
- ↑ Der Spiegel: »Wir neigen zum Geiz«, 1. Juni 1997
- ↑ 4,0 4,1 4,2 „Ich habe für mein Erbe keinen Tag gearbeitet und zahle keinen Cent dafür. Besteuert mich endlich!“: Wer ist Marlene Engelhorn?, moment.at, 27. Mai 2021
- ↑ Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung: Nachruf auf Frau Traudl Engelhorn-Vechiatto, 20. Oktober 2022
- ↑ Mannheimer Morgen: Neubau der Reiss-Engelhorn-Museen wird im November eröffnet - Spenderin feiert 95. Geburtstag, 18. Januar 2022
- ↑ Die Zeit: Unfaßbar, dass man mich nicht besteuert, Die Pharmaerbin Marlene Engelhorn will die Millionen ihrer Vorfahren loswerden. Aber das ist einfacher gesagt als getan, 28. Juni 2021
Personendaten | |
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NAME | Engelhorn-Vechiatto, Traudl |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Milliardenerbin und Philanthropin |
GEBURTSDATUM | 19. Januar 1927 |
STERBEDATUM | 22. September 2022 |