Der Wiener Meerfahrt (Schwanklied): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der Wiener Meerfahrt''' ist ein [[w:Schwank|Schwanklied]] aus dem 13. Jahrhundert, das interessante Einblicke in das Leben der Stadt [[Wien]] gibt. Wiener Bürger veranstalten ein Trinkgelage, bei dem sie unter dem Einfluss des Weins eine fiktive Fahrt über das Meer ins Heilige Land unternehmen.
'''Der Wiener Meerfahrt''' ist ein [[w:Schwank|Schwanklied]] aus dem 13. Jahrhundert, das interessante Einblicke in das Leben der Stadt [[Wien]] gibt. Wiener Bürger veranstalten ein Trinkgelage, bei dem sie unter dem Einfluss des Weins eine fiktive Fahrt über das Meer ins Heilige Land unternehmen.
 
== Überlieferung ==
== Autorenschaft ==
Das Schwanklied "Der Wiener Meerfahrt" dürfte zwischen 1260-1270 entstanden sein. Der Autor ist unbekannt.<ref>vgl. Ferdinand Opll: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'', 1995, S. 38</ref>  
Über den Autor, der sich selbst als der "Der Freudenleere" bezeichnet, ist nichts bekannt.<ref name ="czeike">vgl. {{Czeike|4|228||Der Wiener Meerfahrt}}</ref> Als Quelle bzw. Gewährsmann für seine Geschichte beruft er sich auf einen Burggrafen Hermann, womit der aus [[w:Thüringen|Thüringen]] stammende [[Heinrich von Dewin|Burggraf Heinrich von Dewin]], Graf von Hardegg ("''Heinricus comes de Hardecke''") († 1270) gemeint sein dürfte.<ref>Hinweise dazu, vgl. Ferdinand Opll: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'', 1995, S. 39 und S. 40</ref> Dieser hatte um 1261/62 [[Willbirg von Hardegg|Gräfin Wilbirgis von Helfenstein]] († 1314), die Witwe und Erbin des im Juni 1260 in der Schlacht bei [[Staatz]] gefallenen Grafen Otto (II.) von [[Werigand von Plain#Herkunft und Familie|Plain und Hardegg]] geheiratet.


== Handlung ==
== Handlung ==
Nach einer Schilderung über die Stadt Wien wird über Gespräche der Wiener Bürger berichtet, die gesellig zusammensitzen und es sich bei Wein und Speise gut gehen lassen. In den Gesprächen kommen sie auf Reisen zu sprechen, was letztlich zur Folge hat, dass alle eine Pilgerfahrt ins Heilige Land geloben. Nachdem der Wirt noch weiteren Wein gebracht hat, wird diese in der vom Wein inspirierten Phantasie der Wiener Bürger auch gleich angetreten wird. Bald glauben sich diese bereits auf hoher See und sogar in Seenot, obwohl sie in Wirklichkeit nur in "Weinnot" sind. Am Ende des Liedes warnt der anonyme Autor zwar nachdrücklich vor dem maßlosen Trinken von Weinen, aber das  maßvolle Trinken wird von ihm ausdrücklich gut geheißen.<ref>vgl. Ferdinand Opll: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'', 1995, S. 39f.</ref>
Nach einer lobenden Schilderung der Stadt Wien, wobei besonders die dortige Badekultur hervorgehoben wird, berichtet der unbekannte Autor über Gespräche der Wiener Bürger, die gesellig zusammensitzen und es sich bei Wein und Speise gut gehen lassen. In den Gesprächen kommen sie auf Pilger- und Kreuzzugsreisen (Preußenfahrt, Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela) zu sprechen, was letztlich zur Folge hat, dass alle in Weinlaune eine Pilgerfahrt ins Heilige Land geloben. Nachdem der Wirt noch weiteren Wein gebracht hat, wird diese in der durch den Rausch inspirierten Phantasie auch gleich angetreten. Bald glauben sich die Bürger bereits auf hoher See und sogar in Seenöten, obwohl sie in Wirklichkeit nur in "Weinnot" sind. Schließlich wird einer von ihnen aus dem Fenster geworfen, während die anderen glauben, sie würden ihn ins Meer werfen. Dass er dabei verletzt wurde, merken sie erst, nachdem sie ihren Rausch ausgeschlafen haben. Am Ende des Liedes warnt der anonyme Autor zwar nachdrücklich vor dem maßlosen Wein-Trinken. Doch ist er nicht grundsätzlich gegen Weingenuss, denn maßvolles Trinken wird von ihm ausdrücklich gutgeheißen.<ref name ="czeike"/><ref>vgl. Ferdinand Opll: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'', 1995, S. 39f.</ref>


== Rezeptionsgeschichte ==
== Historisch interessante Details der Dichtung ==
Das Schwanklied bietet Einblicke in das kulinarische Alltagsleben der Wiener Bürger im 13. Jahrhundert. Interessant sind besonders die Hinweise zum Badewesen im damaligen Wien. Daneben gibt es auch Hinweise zu den Handelsbeziehungen mit Böhmen und Italien beziehungsweise der Levante.<ref>vgl. Ferdinand Opll: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'', 1995, S. 40f.</ref>


== Überlieferung und Rezeptionsgeschichte ==
Das Schwanklied "Der Wiener Meerfahrt" dürfte zwischen 1260-1270 entstanden sein.<ref>vgl. Ferdinand Opll: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'', 1995, S. 38</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
=== Primärliteratur, Nacherzählungen und Bearbeitungen ===
* Ulrich Pretzel: ''Deutsche Erzählungen des Mittelalters''. Ins Neuhochdeutsche übertragen (= Beck'sche Schwarze Reihe 170), München, 1978 (2. Auflage), S. 227-238
* [[w:Alfred Walheim|Alfred Walheim]]: ''Der Wiener Meerfahrt von dem Freudenleeren''. Ein altdeutscher Schwank des 13. Jahrhunderts. Österreichische Staatsdruckerei, Wien, 1922 (eine Übertragung ins Nachhochdeutsche)
=== Sekundärliteratur ===
* {{Czeike|4|228||Der Wiener Meerfahrt}}
* [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten, Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 38-41
* [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten, Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 38-41
== Weblinks ==
* [https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Der_Wiener_Meerfahrt Der Wiener Meerfahrt], WienWiki


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 5. Februar 2023, 13:39 Uhr

Der Wiener Meerfahrt ist ein Schwanklied aus dem 13. Jahrhundert, das interessante Einblicke in das Leben der Stadt Wien gibt. Wiener Bürger veranstalten ein Trinkgelage, bei dem sie unter dem Einfluss des Weins eine fiktive Fahrt über das Meer ins Heilige Land unternehmen.

Autorenschaft

Über den Autor, der sich selbst als der "Der Freudenleere" bezeichnet, ist nichts bekannt.[1] Als Quelle bzw. Gewährsmann für seine Geschichte beruft er sich auf einen Burggrafen Hermann, womit der aus Thüringen stammende Burggraf Heinrich von Dewin, Graf von Hardegg ("Heinricus comes de Hardecke") († 1270) gemeint sein dürfte.[2] Dieser hatte um 1261/62 Gräfin Wilbirgis von Helfenstein († 1314), die Witwe und Erbin des im Juni 1260 in der Schlacht bei Staatz gefallenen Grafen Otto (II.) von Plain und Hardegg geheiratet.

Handlung

Nach einer lobenden Schilderung der Stadt Wien, wobei besonders die dortige Badekultur hervorgehoben wird, berichtet der unbekannte Autor über Gespräche der Wiener Bürger, die gesellig zusammensitzen und es sich bei Wein und Speise gut gehen lassen. In den Gesprächen kommen sie auf Pilger- und Kreuzzugsreisen (Preußenfahrt, Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela) zu sprechen, was letztlich zur Folge hat, dass alle in Weinlaune eine Pilgerfahrt ins Heilige Land geloben. Nachdem der Wirt noch weiteren Wein gebracht hat, wird diese in der durch den Rausch inspirierten Phantasie auch gleich angetreten. Bald glauben sich die Bürger bereits auf hoher See und sogar in Seenöten, obwohl sie in Wirklichkeit nur in "Weinnot" sind. Schließlich wird einer von ihnen aus dem Fenster geworfen, während die anderen glauben, sie würden ihn ins Meer werfen. Dass er dabei verletzt wurde, merken sie erst, nachdem sie ihren Rausch ausgeschlafen haben. Am Ende des Liedes warnt der anonyme Autor zwar nachdrücklich vor dem maßlosen Wein-Trinken. Doch ist er nicht grundsätzlich gegen Weingenuss, denn maßvolles Trinken wird von ihm ausdrücklich gutgeheißen.[1][3]

Historisch interessante Details der Dichtung

Das Schwanklied bietet Einblicke in das kulinarische Alltagsleben der Wiener Bürger im 13. Jahrhundert. Interessant sind besonders die Hinweise zum Badewesen im damaligen Wien. Daneben gibt es auch Hinweise zu den Handelsbeziehungen mit Böhmen und Italien beziehungsweise der Levante.[4]

Überlieferung und Rezeptionsgeschichte

Das Schwanklied "Der Wiener Meerfahrt" dürfte zwischen 1260-1270 entstanden sein.[5]

Literatur

Primärliteratur, Nacherzählungen und Bearbeitungen

  • Ulrich Pretzel: Deutsche Erzählungen des Mittelalters. Ins Neuhochdeutsche übertragen (= Beck'sche Schwarze Reihe 170), München, 1978 (2. Auflage), S. 227-238
  • Alfred Walheim: Der Wiener Meerfahrt von dem Freudenleeren. Ein altdeutscher Schwank des 13. Jahrhunderts. Österreichische Staatsdruckerei, Wien, 1922 (eine Übertragung ins Nachhochdeutsche)

Sekundärliteratur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Der Wiener Meerfahrt. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 228.
  2. Hinweise dazu, vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien, 1995, S. 39 und S. 40
  3. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien, 1995, S. 39f.
  4. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien, 1995, S. 40f.
  5. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien, 1995, S. 38