Ulrich II. von Pernegg: Unterschied zwischen den Versionen

K
Zeile 6: Zeile 6:
Graf Ulrich gilt als Angehöriger der Grafen von Pernegg, die in der heutigen Forschung zu den Familienzweigen der Grafen von Vornbach (Formbach) gezählt werden. Seine Familie war zunächst edelfrei<ref group="A">Die [[w:Edelfrei|Edelfreien oder Hochfreien]] waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Edelfreie oder Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Edel- und Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den [[w:Ministeriale|Ministerialen]] verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.</ref>, ehe sie in den Grafenstand aufstieg.<ref name ="Österr.Geschichte223">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 223</ref> Als Stammburg dieser Grafenfamilie gilt die im Waldviertel gelegene [[w:Stift Pernegg|Burgruine Pernegg]] (heute Teil der Gemeinde [[Pernegg (Niederösterreich)|Pernegg]]), die erstmals 1112 genannt wird.<ref name ="noeburgen">vgl. [http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/2164 Burg Pernegg], Noeburgen.Imareal.Sbg.AT, abgerufen am 3. Dezember 2021</ref> Ihr Herrschaftsgebiet befand sich um [[Pernegg (Niederösterreich)|Pernegg]], [[Geras]] und [[Drosendorf-Zissersdorf|Drosendorf]].<ref name ="Österr.Geschichte223"/> Nach dem Aussterben von Graf Ulrichs Familie um 1218 erbte [[Leopold VI. (Österreich)|Herzog Leopold (VI.) "''der Glorreiche''"]] ihre Besitzungen.<ref name="Kreuzer9">vgl. Anton Kreuzer: ''Die Besiedlung des Raumes von Zlabings und  Neubistritz'' (Die Herren von Tierna) (= Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Südmährens. Heft IV.). Verlag des Südmähr. Landschaftsrates, Geislingen/Steige, 1973, S. 13</ref> Ihre Ministerialen<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> gingen in den Herrschaftsverbänden anderer Herren auf.<ref name ="Österr.Geschichte223"/>
Graf Ulrich gilt als Angehöriger der Grafen von Pernegg, die in der heutigen Forschung zu den Familienzweigen der Grafen von Vornbach (Formbach) gezählt werden. Seine Familie war zunächst edelfrei<ref group="A">Die [[w:Edelfrei|Edelfreien oder Hochfreien]] waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Edelfreie oder Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Edel- und Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den [[w:Ministeriale|Ministerialen]] verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.</ref>, ehe sie in den Grafenstand aufstieg.<ref name ="Österr.Geschichte223">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 223</ref> Als Stammburg dieser Grafenfamilie gilt die im Waldviertel gelegene [[w:Stift Pernegg|Burgruine Pernegg]] (heute Teil der Gemeinde [[Pernegg (Niederösterreich)|Pernegg]]), die erstmals 1112 genannt wird.<ref name ="noeburgen">vgl. [http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/2164 Burg Pernegg], Noeburgen.Imareal.Sbg.AT, abgerufen am 3. Dezember 2021</ref> Ihr Herrschaftsgebiet befand sich um [[Pernegg (Niederösterreich)|Pernegg]], [[Geras]] und [[Drosendorf-Zissersdorf|Drosendorf]].<ref name ="Österr.Geschichte223"/> Nach dem Aussterben von Graf Ulrichs Familie um 1218 erbte [[Leopold VI. (Österreich)|Herzog Leopold (VI.) "''der Glorreiche''"]] ihre Besitzungen.<ref name="Kreuzer9">vgl. Anton Kreuzer: ''Die Besiedlung des Raumes von Zlabings und  Neubistritz'' (Die Herren von Tierna) (= Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Südmährens. Heft IV.). Verlag des Südmähr. Landschaftsrates, Geislingen/Steige, 1973, S. 13</ref> Ihre Ministerialen<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> gingen in den Herrschaftsverbänden anderer Herren auf.<ref name ="Österr.Geschichte223"/>


== Leben ==
== Die Klostergründungen des Grafen Ulrich von Pernegg ==
Graf Ulrich von Pernegg holte den Prämonstratenserorden ins Waldviertel, für welchen er um 1149/59 ein Doppelkloster stiftete. Den Prämonstratenserinnen soll er die Stammburg seiner Familie überlassen haben, das Kloster für die Prämonstratenser ließ er im in der Nähe gelegenen Geras ein weiteres Kloster erbauen.<ref name ="scheibelreiter189">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 189</ref><ref name ="noeburgen"/>
Graf Ulrich von Pernegg holte, gemeinsam mit dem Grafen Ekbert von Pernegg<ref name ="seebauer26">vgl. Renate Seebauer: ''Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich''. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 26</ref>, Prämonstratenser Chorherren und Chorfrauen ins Waldviertel, für welche er um 1149/59 ein Doppelkloster stiftete. Den Prämonstratenser Chorfrauen überließ er die Stammburg seiner Familie. Für die Prämonstratenser Chorherren wurde im in der Nähe gelegenen Geras ein weiteres Kloster erbaut.<ref name ="scheibelreiter189">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 189</ref><ref name ="noeburgen"/> 1585 wurde das Prämonstratenser Chorfrauenstift aufgelassen und von den Prämonstratenser Chorherren in Geras übernommen. 1700 wurde das Prämonstratenser Chorherrenstift zu einer Abtei erhoben. 1783 wurde die Prämonstratenserabtei in Pernegg im Rahmen der Kirchenreform von [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] († 1790) aufgehoben. Die Anlage wurde 1992-1997 generalsaniert.<ref name ="seebauer26"/>


== Erinnerungen an Graf Ulrich von Pernegg im heutigen Österreich ==
== Erinnerungen an Graf Ulrich von Pernegg im heutigen Österreich ==
48.827

Bearbeitungen