Adolf Kaipel im Zweiten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Zitat|Mit diesen Zeilen wollte ich Ihnen zeigen, daß vielleicht manches vergessen wird - aber eben nicht alles. Adolf Kaipel - das ist für mich ein nicht unbedeutendes Stück Leben meiner eigenen Jugend; und dafür bin ich ihm für immer eng verbunden. Ich hoffe, daß Ihnen meine Gedanken nicht gänzlich unwillkommen waren, und verbleibe  mit freundlichen Grüßen Ihr Walter Hirschberg.}}
{{Zitat|Mit diesen Zeilen wollte ich Ihnen zeigen, daß vielleicht manches vergessen wird - aber eben nicht alles. Adolf Kaipel - das ist für mich ein nicht unbedeutendes Stück Leben meiner eigenen Jugend; und dafür bin ich ihm für immer eng verbunden. Ich hoffe, daß Ihnen meine Gedanken nicht gänzlich unwillkommen waren, und verbleibe  mit freundlichen Grüßen Ihr Walter Hirschberg.}}


== Einberufung und Ausbildung ==
== Einberufung und Ausbildung - Dezember 1938 bis März 1939 ==
Adolf Kaipel wurde Anfang Dezember [[1938]] zur 2. [[w:Kompanie (Militär)|Kompanie]] des Infanterie-[[w:Regiment|Regiments]] 131 nach [[w:Lundenburg|Lundenburg/Breclav]] einberufen. Das IR 131 gehörte zur [[w:44. Infanterie-Division (Wehrmacht)|44. Infanterie-Division]], welche im Zuge der [[w:Sudetenkrise|Sudetenkrise]] ab [[1. Oktober]] 1938 neue Garnisonsstandorte im [[w:Sudetenland|Sudetenland]] besetzt hatte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 18, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>
Adolf Kaipel wurde Anfang Dezember [[1938]] zur 2. [[w:Kompanie (Militär)|Kompanie]] des Infanterie-[[w:Regiment|Regiments]] 131 nach [[w:Lundenburg|Lundenburg/Breclav]] einberufen. Das IR 131 gehörte zur [[w:44. Infanterie-Division (Wehrmacht)|44. Infanterie-Division]], welche im Zuge der [[w:Sudetenkrise|Sudetenkrise]] ab [[1. Oktober]] 1938 neue Garnisonsstandorte im [[w:Sudetenland|Sudetenland]] besetzt hatte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 18, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>


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Heil Hitler!  Dein Kamerad Johann.}}
Heil Hitler!  Dein Kamerad Johann.}}


== Zerschlagung der Rest-Tschechei ==
== "Zerschlagung der Rest-Tschechei" - März 1939 ==
Die rege Ausbildung der Rekruten bei den neu aufgestellten Einheiten des deutschen Heeres wurde jäh unterbrochen, als für den 14. März 1939 der Sondermobilmachungsfall ''Schneeglöckchen'' bekanntgegeben wurde. Nachdem Hitler bereits im Oktober 1938 das Sudetenland besetzen ließ, sollte nun die [[w:Zerschlagung der Rest-Tschechei|Zerschlagung der Rest-Tschechei]] erfolgen. Auch die Einheiten der 44. Infanterie-Division wurden in Marsch gesetzt und überschritten am Morgen des 15. März die Demarkationslinie bei Lundenburg. Die Einheiten des IR 131 (mit Adolfs 2. Kompanie) bildeten die Vorhut der Division. Der Einmarsch verlief friedlich und nur das schlechte Wetter machte den deutschen Soldaten schwer zu schaffen. Das Tagesziel wurde aber trotz der widrigen Umstände erreicht und bereits am nächsten Tag stießen die vordersten Einheiten der 44. Infanterie-Division auf deutsche Truppen, die von [[w:Schlesien|Schlesien]] aus in die Tschechoslowakei einmarschiert waren. Die Division stellte daher ihren Vormarsch ein und nach einigen Tagen der Ruhe verlegte man die Einheiten wieder in ihre Friedensstandorte zurück. Die Deutsche Wehrmacht hatte noch einmal Glück gehabt, denn ein Teil der eingesetzten Verbände befand sich noch mitten in der Ausbildung. So hatten vor allem die Soldaten, welche die schweren Waffen bedienen sollten, in ihrer kurzen Ausbildung noch keinen einzigen scharfen Schuss abgegeben.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 22 und 23, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>
Die rege Ausbildung der Rekruten bei den neu aufgestellten Einheiten des deutschen Heeres wurde jäh unterbrochen, als für den 14. März 1939 der Sondermobilmachungsfall ''Schneeglöckchen'' bekanntgegeben wurde. Nachdem Hitler bereits im Oktober 1938 das Sudetenland besetzen ließ, sollte nun die [[w:Zerschlagung der Rest-Tschechei|Zerschlagung der Rest-Tschechei]] erfolgen. Auch die Einheiten der 44. Infanterie-Division wurden in Marsch gesetzt und überschritten am Morgen des 15. März die Demarkationslinie bei Lundenburg. Die Einheiten des IR 131 (mit Adolfs 2. Kompanie) bildeten die Vorhut der Division. Der Einmarsch verlief friedlich und nur das schlechte Wetter machte den deutschen Soldaten schwer zu schaffen. Das Tagesziel wurde aber trotz der widrigen Umstände erreicht und bereits am nächsten Tag stießen die vordersten Einheiten der 44. Infanterie-Division auf deutsche Truppen, die von [[w:Schlesien|Schlesien]] aus in die Tschechoslowakei einmarschiert waren. Die Division stellte daher ihren Vormarsch ein und nach einigen Tagen der Ruhe verlegte man die Einheiten wieder in ihre Friedensstandorte zurück. Die Deutsche Wehrmacht hatte noch einmal Glück gehabt, denn ein Teil der eingesetzten Verbände befand sich noch mitten in der Ausbildung. So hatten vor allem die Soldaten, welche die schweren Waffen bedienen sollten, in ihrer kurzen Ausbildung noch keinen einzigen scharfen Schuss abgegeben.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 22 und 23, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>


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Auch dieser Brief enthält sowohl ein Bekenntnis zu den Zielen Adolf Hitlers als auch Beschwichtigungen für die Angehörigen zuhause.
Auch dieser Brief enthält sowohl ein Bekenntnis zu den Zielen Adolf Hitlers als auch Beschwichtigungen für die Angehörigen zuhause.


== Letzte Kriegsvorbereitungen ==
== Letzte Kriegsvorbereitungen - März bis August 1939 ==
Die Monate Mai und Juni wurden bei der 44. Infanterie-Division wieder intensiv für die Ausbildung der Rekruten genutzt. So machten die Soldaten Bekanntschaft mit einigen österreichischen und deutschen Truppenübungsplätzen (z.B. [[w:Truppenübungsplatz Allentsteig|Döllersheim/Allentsteig]]). Anfang Juni verlegte die Division in den Raum [[w:Frýdek-Místek|Fridek-Mistek]] an die polnische Grenze, wo Feldbefestigungen angelegt und taktische Übungen abgehalten wurden. Besonders wertvolle Erfahrungen sammelte die Divisionsführung beim Transport der Einheiten durch die Bahn, schließlich wurden für die Verlegung einer Infanterie-Division bis zu 75 Güterzüge benötigt. Nach dieser Ausbildungszeit an der Grenze ging es wieder zurück in die Friedensstandorte und viele Soldaten erhielten noch einmal Urlaub.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 23, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>  
Die Monate Mai und Juni wurden bei der 44. Infanterie-Division wieder intensiv für die Ausbildung der Rekruten genutzt. So machten die Soldaten Bekanntschaft mit einigen österreichischen und deutschen Truppenübungsplätzen (z.B. [[w:Truppenübungsplatz Allentsteig|Döllersheim/Allentsteig]]). Anfang Juni verlegte die Division in den Raum [[w:Frýdek-Místek|Fridek-Mistek]] an die polnische Grenze, wo Feldbefestigungen angelegt und taktische Übungen abgehalten wurden. Besonders wertvolle Erfahrungen sammelte die Divisionsführung beim Transport der Einheiten durch die Bahn, schließlich wurden für die Verlegung einer Infanterie-Division bis zu 75 Güterzüge benötigt. Nach dieser Ausbildungszeit an der Grenze ging es wieder zurück in die Friedensstandorte und viele Soldaten erhielten noch einmal Urlaub.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 23, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>  


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{{Zitat|Meine Lieben! Wir sind seit gestern wieder in Lundenburg. Haben einen Marsch hinter uns, den wir Gott sei Dank überstanden haben. In drei Marschtagen mußten wir 165 km meistern, die sehr müde Glieder hinterließen. Am vorletzten Tag hatten wir auf freiem Feld unter einem Zeltdach nur drei Stunden Schlafpause und um 12 Uhr nachts war plötzlich Alarm. Wir krochen aus unserem Zeltdach, rein in die Stiefel, bauten das Zeltdach ab, packten unseren Tornister und nach 35 Minuten waren wir schon über alle Dächer. Ich glaube, mancher der langsam spannt, kommt nicht einmal mit dem Schauen mit. Seid nicht bös, daß ich leider nicht kommen kann, was mir selbst sehr unangenehm ist, da ich noch fest hoffte zu den guten Kirschen zurückzukommen. Bis ich komme, werden sie leider nicht mehr sein. Es ist jetzt 3/4 1 Uhr. Wir kommen erst vom Bierabend, wo es sehr heiter war. Die Urlauber bleiben gleich auf und ich gehe schlafen. Gebt meinem Kameraden für mich, wenn es möglich ist, eine Kirschenstrudel mit und seid nicht böse wegen der Wäsche. Ob ich komme, bevor wir an die polnische Grenze verlegt werden, ist noch fraglich, obwohl es mir versprochen wurde. So grüße ich Euch auf das Herzlichste. Euer Adolf Kaipel.}}
{{Zitat|Meine Lieben! Wir sind seit gestern wieder in Lundenburg. Haben einen Marsch hinter uns, den wir Gott sei Dank überstanden haben. In drei Marschtagen mußten wir 165 km meistern, die sehr müde Glieder hinterließen. Am vorletzten Tag hatten wir auf freiem Feld unter einem Zeltdach nur drei Stunden Schlafpause und um 12 Uhr nachts war plötzlich Alarm. Wir krochen aus unserem Zeltdach, rein in die Stiefel, bauten das Zeltdach ab, packten unseren Tornister und nach 35 Minuten waren wir schon über alle Dächer. Ich glaube, mancher der langsam spannt, kommt nicht einmal mit dem Schauen mit. Seid nicht bös, daß ich leider nicht kommen kann, was mir selbst sehr unangenehm ist, da ich noch fest hoffte zu den guten Kirschen zurückzukommen. Bis ich komme, werden sie leider nicht mehr sein. Es ist jetzt 3/4 1 Uhr. Wir kommen erst vom Bierabend, wo es sehr heiter war. Die Urlauber bleiben gleich auf und ich gehe schlafen. Gebt meinem Kameraden für mich, wenn es möglich ist, eine Kirschenstrudel mit und seid nicht böse wegen der Wäsche. Ob ich komme, bevor wir an die polnische Grenze verlegt werden, ist noch fraglich, obwohl es mir versprochen wurde. So grüße ich Euch auf das Herzlichste. Euer Adolf Kaipel.}}


== Polenfeldzug ==
== Polenfeldzug und Besatzung - September bis November 1939 ==
Am 1. September 1939 begann um 4.45 Uhr mit dem [[w:Polenfeldzug|Überfall auf Polen]] der 2. Weltkrieg. Die 44. Infanterie-Division überschritt als Teil der [[w:14. Armee (Wehrmacht)|14. Armee]], die zur [[w:Heeresgruppe Süd|Heeresgruppe Süd]] gehörte, die Grenze. Gegen Mittag hatte sie durch einen Artillerieangriff ihren ersten Toten, der zufälligerweise ausgerechnet ein [[w:Unteroffizier|Unteroffizier]] aus Adolf Kaipels 2. Kompanie war.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 26, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Bis zum 7. September stieß die Division bis [[w:Krakau|Krakau]] vor. Am 15. September überschritt das IR 134, eines von zwei Schwestern-Regimentern des IR 131, über eine Kriegsbrücke den [[w:San (Fluss)|San]] und marschierte dabei an Hitler vorbei, der mit seinem Stab den Übergang beobachtete.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 33, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>
Am 1. September 1939 begann um 4.45 Uhr mit dem [[w:Polenfeldzug|Überfall auf Polen]] der 2. Weltkrieg. Die 44. Infanterie-Division überschritt als Teil der [[w:14. Armee (Wehrmacht)|14. Armee]], die zur [[w:Heeresgruppe Süd|Heeresgruppe Süd]] gehörte, die Grenze. Gegen Mittag hatte sie durch einen Artillerieangriff ihren ersten Toten, der zufälligerweise ausgerechnet ein [[w:Unteroffizier|Unteroffizier]] aus Adolf Kaipels 2. Kompanie war.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 26, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Bis zum 7. September stieß die Division bis [[w:Krakau|Krakau]] vor. Am 15. September überschritt das IR 134, eines von zwei Schwestern-Regimentern des IR 131, über eine Kriegsbrücke den [[w:San (Fluss)|San]] und marschierte dabei an Hitler vorbei, der mit seinem Stab den Übergang beobachtete.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 33, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>
    
    
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{{Zitat|Einige Tage später marschierten die Russen in Polen ein. Die Deutschen zogen sich aus der Gegend um Lemberg zurück und ließen meinen Vater in russischer Hand. Er war immer noch sehr böse verletzt und konnte sich nicht bewegen. Ironischerweise hat diese Wunde vermutlich sein Leben gerettet, da Offiziere, die sich in Lemberg ergeben haben, eventuell in [[w:Massaker von Katyn|Katyn]] ermordet und einfache Soldaten in Arbeitslager nach Sibirien verschickt worden sind. Er verblieb in russischer Hand bis ungefähr April/Mai 1941. Es dauerte eine lange Zeit bis er sich von seiner Verwundung erholt hatte. Dann wurde er mit einigen anderen verwundeten Soldaten ausgetauscht und fiel wieder zurück in deutsche Hände. Er konnte schließlich nach Hause gehen. Seine Familie hatte bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt, dass er bei den Kämpfen getötet worden sei. Nachdem er einige Zeit als Zwangsarbeiter bei der Eisenbahn gearbeitet hatte (die Deutschen hatten die Invasion in Russland vorbereitet), wurden er und seine gesamte Familie nach Österreich deportiert. Er verbrachte den Rest des Krieges in Österreich, an einem Ort genannt Oberefellach (vermutlich [[Obervellach]]/Kärnten), um für einen Bauern mit dem Namen Franz Pacher zu arbeiten. Es war dort, wo er meine Mutter traf, die auch als Sklavenarbeiterin von Südpolen deportiert worden ist.}}
{{Zitat|Einige Tage später marschierten die Russen in Polen ein. Die Deutschen zogen sich aus der Gegend um Lemberg zurück und ließen meinen Vater in russischer Hand. Er war immer noch sehr böse verletzt und konnte sich nicht bewegen. Ironischerweise hat diese Wunde vermutlich sein Leben gerettet, da Offiziere, die sich in Lemberg ergeben haben, eventuell in [[w:Massaker von Katyn|Katyn]] ermordet und einfache Soldaten in Arbeitslager nach Sibirien verschickt worden sind. Er verblieb in russischer Hand bis ungefähr April/Mai 1941. Es dauerte eine lange Zeit bis er sich von seiner Verwundung erholt hatte. Dann wurde er mit einigen anderen verwundeten Soldaten ausgetauscht und fiel wieder zurück in deutsche Hände. Er konnte schließlich nach Hause gehen. Seine Familie hatte bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt, dass er bei den Kämpfen getötet worden sei. Nachdem er einige Zeit als Zwangsarbeiter bei der Eisenbahn gearbeitet hatte (die Deutschen hatten die Invasion in Russland vorbereitet), wurden er und seine gesamte Familie nach Österreich deportiert. Er verbrachte den Rest des Krieges in Österreich, an einem Ort genannt Oberefellach (vermutlich [[Obervellach]]/Kärnten), um für einen Bauern mit dem Namen Franz Pacher zu arbeiten. Es war dort, wo er meine Mutter traf, die auch als Sklavenarbeiterin von Südpolen deportiert worden ist.}}


== Erster Kriegswinter in Niedersachsen ==
== Erster Kriegswinter in Niedersachsen - November 1939 bis Mai 1940 ==
Die Soldaten der 44. Infanterie-Division rechneten damit, dass sie an den [[w:Westwall|Westwall]] verlegt werden würden. Diese  Verteidigungsanlage war zum Zeitpunkt des Polenfeldzuges nur mit schwachen deutschen Einheiten besetzt, da sich die Masse des Heeres in Polen aufhielt. Als Frankreich und England am [[3. September]] [[1939]] den Deutschen den Krieg erklärten, glaubten viele, dass nun Deutschland in einen Zweifrontenkrieg hineingezogen werden würde. Die Westmächte ließen den Schwächemoment der Deutschen jedoch ungenützt vorüberziehen und nach dem Ende des Feldzuges in Polen wurden sofort die meisten deutschen Kampfdivisionen, die nun Kriegserfahrung gesammelt hatten, in den Westen verlegt. Dort saßen sich nun Deutsche und Franzosen bzw. Engländer in ihren Verteidigungsstellungen gegenüber. Lokale Spähtruppunternehmen führten zwar gelegentlich zu Schießereien, auch gab es immer wieder Unfälle, doch waren es für die eingesetzten Soldaten, ganz allgemein gesehen, ruhige Monate. Diese Zeitspanne zwischen den Feldzügen wurde daher auch [[w:Sitzkrieg|Sitzkrieg]] genannt.       
Die Soldaten der 44. Infanterie-Division rechneten damit, dass sie an den [[w:Westwall|Westwall]] verlegt werden würden. Diese  Verteidigungsanlage war zum Zeitpunkt des Polenfeldzuges nur mit schwachen deutschen Einheiten besetzt, da sich die Masse des Heeres in Polen aufhielt. Als Frankreich und England am [[3. September]] [[1939]] den Deutschen den Krieg erklärten, glaubten viele, dass nun Deutschland in einen Zweifrontenkrieg hineingezogen werden würde. Die Westmächte ließen den Schwächemoment der Deutschen jedoch ungenützt vorüberziehen und nach dem Ende des Feldzuges in Polen wurden sofort die meisten deutschen Kampfdivisionen, die nun Kriegserfahrung gesammelt hatten, in den Westen verlegt. Dort saßen sich nun Deutsche und Franzosen bzw. Engländer in ihren Verteidigungsstellungen gegenüber. Lokale Spähtruppunternehmen führten zwar gelegentlich zu Schießereien, auch gab es immer wieder Unfälle, doch waren es für die eingesetzten Soldaten, ganz allgemein gesehen, ruhige Monate. Diese Zeitspanne zwischen den Feldzügen wurde daher auch [[w:Sitzkrieg|Sitzkrieg]] genannt.       


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Abschließend zu erwähnen ist noch, dass die originalen Briefe von Frau Hirschberg ihrem Sohn nach der Kontaktaufnahme im Jahre 1984 (siehe Einleitung) von den Verwandten der Familie Kaipel retourniert wurden. Es stellte sich nämlich heraus, dass Walter Hirschberg aufgrund der dramatischen Veränderungen in seiner Familie ab 1943 keinerlei persönliche Erinnungsgegenstände an seine Mutter geblieben waren.
Abschließend zu erwähnen ist noch, dass die originalen Briefe von Frau Hirschberg ihrem Sohn nach der Kontaktaufnahme im Jahre 1984 (siehe Einleitung) von den Verwandten der Familie Kaipel retourniert wurden. Es stellte sich nämlich heraus, dass Walter Hirschberg aufgrund der dramatischen Veränderungen in seiner Familie ab 1943 keinerlei persönliche Erinnungsgegenstände an seine Mutter geblieben waren.


== Der Westfeldzug ==
== Der Westfeldzug - Mai bis Juni 1940 ==
Am [[10. Mai]] 1940 begann der [[w:Westfeldzug|Westfeldzug]]. Während die motorisierten Teile der französischen Armee und das Britische Expeditionskorps durch die Angriffe der Deutschen Wehrmacht auf die [[w:Niederlande|Niederlande]] und [[w:Belgien|Belgien]] aus ihren Versammlungsräumen in Nordfrankeich nach Belgien gelockt wurden, um dort die deutsche Offensive aufzuhalten, brachen zur Überraschung der alliierten Kommandeure mehrere deutsche Panzer-Divisionen in ihrem Rücken in Richtung Kanalküste durch und schnitten die alliierten Truppen von ihren Nachschubbasen ab. Der Vater dieses tollkühnen Planes, der später von [[w:Winston Churchill|Winston Churchill]] [[w:Sichelschnittplan|Sichelschnittplan]] genannt wurde, war der deutsche General [[w:Erich von Manstein|Erich von Manstein]], der die deutschen Panzer durch das schwer befahrbare Gelände der [[w:Ardennen|Ardennen]] schickte und so den Feldzug in wenigen Tagen für Deutschland entschied. Hinter den Panzer-Divisionen wurden in Eilmärschen Infanterie-Divisionen herangeführt, welche nach und nach in eine Front nach Süden eingegliedert wurden um die linke Flanke des Vorstoßes zu sichern.
Am [[10. Mai]] 1940 begann der [[w:Westfeldzug|Westfeldzug]]. Während die motorisierten Teile der französischen Armee und das Britische Expeditionskorps durch die Angriffe der Deutschen Wehrmacht auf die [[w:Niederlande|Niederlande]] und [[w:Belgien|Belgien]] aus ihren Versammlungsräumen in Nordfrankeich nach Belgien gelockt wurden, um dort die deutsche Offensive aufzuhalten, brachen zur Überraschung der alliierten Kommandeure mehrere deutsche Panzer-Divisionen in ihrem Rücken in Richtung Kanalküste durch und schnitten die alliierten Truppen von ihren Nachschubbasen ab. Der Vater dieses tollkühnen Planes, der später von [[w:Winston Churchill|Winston Churchill]] [[w:Sichelschnittplan|Sichelschnittplan]] genannt wurde, war der deutsche General [[w:Erich von Manstein|Erich von Manstein]], der die deutschen Panzer durch das schwer befahrbare Gelände der [[w:Ardennen|Ardennen]] schickte und so den Feldzug in wenigen Tagen für Deutschland entschied. Hinter den Panzer-Divisionen wurden in Eilmärschen Infanterie-Divisionen herangeführt, welche nach und nach in eine Front nach Süden eingegliedert wurden um die linke Flanke des Vorstoßes zu sichern.


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Heil Hitler! }}
Heil Hitler! }}


== Zwischen den Feldzügen ==
== Zwischen den Feldzügen - Juli 1940 bis März 1941 ==
Nach Beendigung der Kämpfe verblieb ein Großteil des deutschen Heeres in Frankreich als Besatzungstruppe. Die 44. Infanterie-Division von Adolf Kaipel bezog eine Sicherungsstellung im Westen an der Atlantikküste. Städte wie [[w:Marennes (Charente-Maritime)|Marennes]] oder [[w:Rochefort (Charente-Maritime)|Rochefort]] dienten dabei als Garnisonsstandorte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 107 bis 116, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Die Soldaten lebten wie ''Gott in Frankreich'' und schickten Pakete mit vielen Kostbarkeiten in die Heimat. Hans Nickas 297. Infanterie-Division wurde hingegen in das [[w:Generalgouvernement|Generalgouvernement]] verlegt und dort unter anderem für den Straßenbau eingesetzt.   
Nach Beendigung der Kämpfe verblieb ein Großteil des deutschen Heeres in Frankreich als Besatzungstruppe. Die 44. Infanterie-Division von Adolf Kaipel bezog eine Sicherungsstellung im Westen an der Atlantikküste. Städte wie [[w:Marennes (Charente-Maritime)|Marennes]] oder [[w:Rochefort (Charente-Maritime)|Rochefort]] dienten dabei als Garnisonsstandorte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 107 bis 116, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Die Soldaten lebten wie ''Gott in Frankreich'' und schickten Pakete mit vielen Kostbarkeiten in die Heimat. Hans Nickas 297. Infanterie-Division wurde hingegen in das [[w:Generalgouvernement|Generalgouvernement]] verlegt und dort unter anderem für den Straßenbau eingesetzt.   


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== Überfall auf die Sowjetunion ==
== Überfall auf die Sowjetunion ==
=== Verlegung und Aufmarsch April bis Juni 1941 ===
=== Verlegung und Aufmarsch - April bis Juni 1941 ===
Am [[30. März]] trafen die ersten Transportzüge der 44. Infanterie-Division im Großraum [[w:Tschenstochau|Tschenstochau]] ein. Man war nun Teil des gewaltigen Aufmarsches für den [[w:Unternehmen Barbarossa|Fall Barbarossa]], den [[w:Deutsch-Sowjetischer Krieg|Überfall auf die Sowjetunion]]. In den Wochen bis zum Beginn des Feldzuges, am [[22. Juni]] 1941, führte die Division zahlreiche Übungen durch. In den letzten Tagen vor dem Überfall marschierten die Einheiten der Division meist in der Nacht an ihre Bereitstellungsräume im Raum [[w:Hrubieszów|Hrubieszów]] heran. Die Division gehörte zur [[w:6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]], welche als Teil der Heeresgruppe Süd in die Ukraine einfallen sollte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 116 bis 122, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>
Am [[30. März]] trafen die ersten Transportzüge der 44. Infanterie-Division im Großraum [[w:Tschenstochau|Tschenstochau]] ein. Man war nun Teil des gewaltigen Aufmarsches für den [[w:Unternehmen Barbarossa|Fall Barbarossa]], den [[w:Deutsch-Sowjetischer Krieg|Überfall auf die Sowjetunion]]. In den Wochen bis zum Beginn des Feldzuges, am [[22. Juni]] 1941, führte die Division zahlreiche Übungen durch. In den letzten Tagen vor dem Überfall marschierten die Einheiten der Division meist in der Nacht an ihre Bereitstellungsräume im Raum [[w:Hrubieszów|Hrubieszów]] heran. Die Division gehörte zur [[w:6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]], welche als Teil der Heeresgruppe Süd in die Ukraine einfallen sollte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 116 bis 122, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>


=== Vormarschkämpfe und Kesselschlachten Juli bis September 1941 ===
=== Vormarschkämpfe und Kesselschlachten - Juli bis September 1941 ===
Nachdem die Grenzstellungen überwunden waren, gewannen die Divisionen der Heeresgruppe Süd langsamer Bewegungsfreiheit als die Einheiten der beiden anderen Heeresgruppen [[w:Heeresgruppe Mitte|Mitte]] und [[w:Heeresgruppe Nord|Nord]]. Der Grund dafür war, dass die Rote Armee im Süden der Front relativ viele Truppenkontingente stationiert hatte, die sich nicht davor scheuten, die kriegserfahrenen deutschen Divisionen anzugreifen. Aus einem dieser sowjetischen Gegenstöße entwickelte sich die [[w:Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne|Panzerschlacht bei Dubno]], an deren Ende auch die 44. Infanterie-Division am [[1. Juli]] verwickelt wurde, nachdem sie als Verstärkung für die schwer ringenden deutschen Panzer-Divisionen herbei beordert worden war. Den verschiedenen Einheiten der Division gelang es in den nun sich entwickelten Kämpfen annähernd 100 sowjetische Panzer abzuschießen.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 137 bis 141, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>  Die Schlacht endete mit einer schweren Niederlage der Roten Armee, sie zeigte den deutschen Soldaten aber, dass sie es mit einer anderen Art von Krieg zu tun hatten als im Westen, denn obwohl Hunderttausende Rotarmisten in deutsche Gefangenschaft gingen, gab es Abertausende, die sich lieber totschießen oder erschlagen ließen als sich zu ergeben. Dementsprechend groß waren in diesem gnadenlosen Kampf auch die deutschen Verluste. Außerdem war der Schock für die deutschen Soldaten groß als sie im Laufe der Schlacht zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem sowjetischen "Wunderpanzer" [[w:T-34|T-34]] machten.
Nachdem die Grenzstellungen überwunden waren, gewannen die Divisionen der Heeresgruppe Süd langsamer Bewegungsfreiheit als die Einheiten der beiden anderen Heeresgruppen [[w:Heeresgruppe Mitte|Mitte]] und [[w:Heeresgruppe Nord|Nord]]. Der Grund dafür war, dass die Rote Armee im Süden der Front relativ viele Truppenkontingente stationiert hatte, die sich nicht davor scheuten, die kriegserfahrenen deutschen Divisionen anzugreifen. Aus einem dieser sowjetischen Gegenstöße entwickelte sich die [[w:Panzerschlacht bei Dubno-Luzk-Riwne|Panzerschlacht bei Dubno]], an deren Ende auch die 44. Infanterie-Division am [[1. Juli]] verwickelt wurde, nachdem sie als Verstärkung für die schwer ringenden deutschen Panzer-Divisionen herbei beordert worden war. Den verschiedenen Einheiten der Division gelang es in den nun sich entwickelten Kämpfen annähernd 100 sowjetische Panzer abzuschießen.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 137 bis 141, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>  Die Schlacht endete mit einer schweren Niederlage der Roten Armee, sie zeigte den deutschen Soldaten aber, dass sie es mit einer anderen Art von Krieg zu tun hatten als im Westen, denn obwohl Hunderttausende Rotarmisten in deutsche Gefangenschaft gingen, gab es Abertausende, die sich lieber totschießen oder erschlagen ließen als sich zu ergeben. Dementsprechend groß waren in diesem gnadenlosen Kampf auch die deutschen Verluste. Außerdem war der Schock für die deutschen Soldaten groß als sie im Laufe der Schlacht zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem sowjetischen "Wunderpanzer" [[w:T-34|T-34]] machten.


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  Euer Adolf}}
  Euer Adolf}}


=== Schlammperiode und Vormarsch auf Charkow Oktober bis Dezember 1941 ===
=== Schlammperiode und Vormarsch auf Charkow - Oktober bis Dezember 1941 ===
Nach dem Abschluss der Kämpfe im Kessel von Kiew wurde der Division ab 2. Oktober der Weitermarsch Richtung Osten mit dem Ziel [[w:Ochtyrka|Achtyrka]] befohlen. In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1941 fiel der erste Schnee, der die Straßen unpassierbar machte. Die deutsche Wehrmacht machte Bekanntschaft mit der [[w:Rasputiza|Rasputiza]], der Schlammperiode, die keinen LKW-Verkehr mehr zuließ. Auch Panzer konnten sich in dieser Schlammwüste nur sehr langsam vorwärts quälen. Am besten erging es noch der Infanterie, die sich abseits der zerfahrenen Straßen etwas besser bewegen konnte. Adolf Kaipels Infanterieregiment 131 kämpfte ab 10. Oktober vier Tage lang im Raum Achtyrka bis sie die Stadt vollständig vom Feind gesäubert hatte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 180 bis 182, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Adolf musste in ein Lazarett und schrieb am 10. Oktober folgenden Brief an seine Eltern:
Nach dem Abschluss der Kämpfe im Kessel von Kiew wurde der Division ab 2. Oktober der Weitermarsch Richtung Osten mit dem Ziel [[w:Ochtyrka|Achtyrka]] befohlen. In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1941 fiel der erste Schnee, der die Straßen unpassierbar machte. Die deutsche Wehrmacht machte Bekanntschaft mit der [[w:Rasputiza|Rasputiza]], der Schlammperiode, die keinen LKW-Verkehr mehr zuließ. Auch Panzer konnten sich in dieser Schlammwüste nur sehr langsam vorwärts quälen. Am besten erging es noch der Infanterie, die sich abseits der zerfahrenen Straßen etwas besser bewegen konnte. Adolf Kaipels Infanterieregiment 131 kämpfte ab 10. Oktober vier Tage lang im Raum Achtyrka bis sie die Stadt vollständig vom Feind gesäubert hatte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 180 bis 182, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Adolf musste in ein Lazarett und schrieb am 10. Oktober folgenden Brief an seine Eltern:
{{Zitat|Liebe Mutter!  
{{Zitat|Liebe Mutter!  
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Euer Adolf}}
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=== Winterkämpfe am oberen Donez Dezember 1941 bis April 1942 ===
=== Winterkämpfe am oberen Donez - Dezember 1941 bis April 1942 ===
Die Rote Armee hatte unbemerkt von der deutschen Führung aus [[w:Sibirien|Sibirien]] große Truppenkontingente vor allem an die [[w:Schlacht um Moskau|Front vor Moskau]] herangeführt. Am 5. Dezember begann die sowjetische Gegenoffensive, welche die ausgelaugten, nicht auf den russischen Winter vorbereiteten, deutschen Divisionen völlig überraschend traf. Besonders bei der Heeresgruppe Mitte kam es dadurch zu existenzgefährdeten Krisen bei vielen deutschen Einheiten.  
Die Rote Armee hatte unbemerkt von der deutschen Führung aus [[w:Sibirien|Sibirien]] große Truppenkontingente vor allem an die [[w:Schlacht um Moskau|Front vor Moskau]] herangeführt. Am 5. Dezember begann die sowjetische Gegenoffensive, welche die ausgelaugten, nicht auf den russischen Winter vorbereiteten, deutschen Divisionen völlig überraschend traf. Besonders bei der Heeresgruppe Mitte kam es dadurch zu existenzgefährdeten Krisen bei vielen deutschen Einheiten.  


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Euer Adolf }}
Euer Adolf }}


=== Frühjahrsschlacht bei Charkow Mai 1942 ===
=== Frühjahrsschlacht bei Charkow - Mai 1942 ===
Der Frontbogen von Isjum beflügelte die Phantasie der Militärstrategen auf beiden Seiten der Front. Die deutsche Führung beabsichtigte im Jahr 1942 die Entscheidung auf dem Südflügel der Ostfront zu suchen und in Richtung [[w:Stalingrad|Stalingrad]] und [[w:Kaukasus|Kaukasus]] vorzustoßen. Zuvor mussten jedoch die sowjetischen Armeen im Isjumer Frontbogen vernichtet werden. Der Plan sah vor, am 18. Mai von Norden und Süden den Frontbogen abzuschneiden und die so eingekesselten Divisionen der Roten Armee zu vernichten. Auch der Gegner blieb nicht untätig. Er wollte den Frontbogen nutzen und in nordwestlicher Richtung nach Charkow vorzustoßen um es von Süden zu umfassen. Weiter im Norden sollte bei [[w:Woltschansk|Woltschansk]] ein zweite Offensive starten, die zu einer Nordumfassung von Charkow führen sollte. Die Rote Armee kam der Wehrmacht mit ihren Planungen zuvor und startete bereits am 9. Mai ihre Offensive, die vor allem im Süden beträchtliche Geländegewinne brachte. Die sich daraus entwickelnde [[w:Schlacht bei Charkow (1942)|Frühjahrsschlacht bei Charkow]] endete aber trotzdem mit einer herben Niederlage der Roten Armee, weil die Panzerverbände der Heeresgruppe Süd von Süden in den Frontbogen von Isjum hinein stießen und so die sowjetischen Angriffsdivisionen von ihren Nachschubbasen abschnitten und bis Ende Mai vernichteten. Im Norden gelang es den Stoß bei Woltschansk abzufangen und auch an dieser Stelle der Front wieder die Initiative zu gewinnen.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 212 bis 214, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>   
Der Frontbogen von Isjum beflügelte die Phantasie der Militärstrategen auf beiden Seiten der Front. Die deutsche Führung beabsichtigte im Jahr 1942 die Entscheidung auf dem Südflügel der Ostfront zu suchen und in Richtung [[w:Stalingrad|Stalingrad]] und [[w:Kaukasus|Kaukasus]] vorzustoßen. Zuvor mussten jedoch die sowjetischen Armeen im Isjumer Frontbogen vernichtet werden. Der Plan sah vor, am 18. Mai von Norden und Süden den Frontbogen abzuschneiden und die so eingekesselten Divisionen der Roten Armee zu vernichten. Auch der Gegner blieb nicht untätig. Er wollte den Frontbogen nutzen und in nordwestlicher Richtung nach Charkow vorzustoßen um es von Süden zu umfassen. Weiter im Norden sollte bei [[w:Woltschansk|Woltschansk]] ein zweite Offensive starten, die zu einer Nordumfassung von Charkow führen sollte. Die Rote Armee kam der Wehrmacht mit ihren Planungen zuvor und startete bereits am 9. Mai ihre Offensive, die vor allem im Süden beträchtliche Geländegewinne brachte. Die sich daraus entwickelnde [[w:Schlacht bei Charkow (1942)|Frühjahrsschlacht bei Charkow]] endete aber trotzdem mit einer herben Niederlage der Roten Armee, weil die Panzerverbände der Heeresgruppe Süd von Süden in den Frontbogen von Isjum hinein stießen und so die sowjetischen Angriffsdivisionen von ihren Nachschubbasen abschnitten und bis Ende Mai vernichteten. Im Norden gelang es den Stoß bei Woltschansk abzufangen und auch an dieser Stelle der Front wieder die Initiative zu gewinnen.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 212 bis 214, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref>   


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Euer Adolf }}
Euer Adolf }}


=== Deutsche Sommeroffensive ab Juni 1942 ===
=== Deutsche Sommeroffensive - ab Juni 1942 ===
Nach den Verlusten des Winters war es dem deutschen Ostheer nicht mehr möglich an allen Frontabschnitten offensiv zu werden. Der Schwerpunkt wurde daher zu Heeresgruppe Süd verlegt, die man in die [[w:Heeresgruppe A|Heeresgruppen A]] (mit dem Fernziel Kaukasus) und [[w:Heeresgruppe B|B]] (Fernziel Stalingrad) teilte. Für die 44. Infanterie-Division begann die Sommeroffensive am 10. Juni 1942. Zunächst gelang es die sowjetischen Stellungen zu durchbrechen und etwa 30 km Raumgewinn zu erzielen. Am 11.6. wurde die Division aber von 50 feindlichen Panzern angegriffen, welche durch herbei gerufene [[w:Junkers Ju 87|Stukas]] im letzten Moment vernichtet werden konnten. Weitere Panzerangriffe führten dazu, dass sich die Division fast zehn Tage lang in diesem Raum aufhalten musste.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 216 bis 219, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Adolf Kaipel gelang es in der Nacht von 11. auf den 12. Juni einen sowjetischen Panzer zu zerstören, wobei drei Sowjetsoldaten den Tod fanden, wie der am 30. Juni ausgestellte Regimentstagesbefehl bezeugte:   
Nach den Verlusten des Winters war es dem deutschen Ostheer nicht mehr möglich an allen Frontabschnitten offensiv zu werden. Der Schwerpunkt wurde daher zu Heeresgruppe Süd verlegt, die man in die [[w:Heeresgruppe A|Heeresgruppen A]] (mit dem Fernziel Kaukasus) und [[w:Heeresgruppe B|B]] (Fernziel Stalingrad) teilte. Für die 44. Infanterie-Division begann die Sommeroffensive am 10. Juni 1942. Zunächst gelang es die sowjetischen Stellungen zu durchbrechen und etwa 30 km Raumgewinn zu erzielen. Am 11.6. wurde die Division aber von 50 feindlichen Panzern angegriffen, welche durch herbei gerufene [[w:Junkers Ju 87|Stukas]] im letzten Moment vernichtet werden konnten. Weitere Panzerangriffe führten dazu, dass sich die Division fast zehn Tage lang in diesem Raum aufhalten musste.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 216 bis 219, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Adolf Kaipel gelang es in der Nacht von 11. auf den 12. Juni einen sowjetischen Panzer zu zerstören, wobei drei Sowjetsoldaten den Tod fanden, wie der am 30. Juni ausgestellte Regimentstagesbefehl bezeugte:   


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