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Die '''Frauengasse''' befindet sich im 17. [[Wien]]er Gemeindebezirk, [[Hernals]]. Das Benennungsdatum ist unbekannt. Der Name bezieht sich darauf, dass ein Frauenkloster hier Besitzungen hatte. | Die '''Frauengasse''' befindet sich im 17. [[Wien]]er Gemeindebezirk, [[Hernals]]. Das Benennungsdatum ist unbekannt. Der Name bezieht sich darauf, dass ein Frauenkloster hier Besitzungen hatte. | ||
== Lage und Charakteristik == | == Lage und Charakteristik == | ||
Die Frauengasse verläuft von der Ottakringer Straße in nördlicher Richtung bis zur Geblergasse und ist 287 Meter lang. Sie wird von der Haslingergasse gequert; die Spitzackergasse geht in westlicher Richtung von ihr ab. Im gesamten Verlauf wird die Frauengasse als Einbahnstraße geführt, und zwar von der Geblergasse in Richtung Ottakringer Straße. Zwischen Spitzackergasse und Geblergasse ist für Fahrräder das Fahren gegen die Einbahn auf einem markierten Fahrstreifen möglich. | Die Frauengasse verläuft von der Ottakringer Straße in nördlicher Richtung bis zur Geblergasse und ist 287 Meter lang. Sie wird von der Haslingergasse gequert; die [[Spitzackergasse]] geht in westlicher Richtung von ihr ab. Im gesamten Verlauf wird die Frauengasse als Einbahnstraße geführt, und zwar von der Geblergasse in Richtung Ottakringer Straße. Zwischen Spitzackergasse und Geblergasse ist für Fahrräder das Fahren gegen die Einbahn auf einem markierten Fahrstreifen möglich. Jenseits der Ottakringer Straße setzt sich die Frauengasse im 16. Wiener Gemeindebezirk in der Deinhardsteingasse gegen Süden fort. | ||
Der Autoverkehr ist gering und besteht aus dem Anrainerverkehr sowie jenen Autos, die aus einer unterirdischen Parkgarage und der Parkgarage eines großen Supermarkts kommen. | Der Autoverkehr ist gering und besteht aus dem Anrainerverkehr sowie jenen Autos, die aus einer unterirdischen Parkgarage und der Parkgarage eines großen Supermarkts kommen. | ||
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== Gebäude == | == Gebäude == | ||
=== Nr. 2: Wohnhaus === | === Nr. 2: Wohnhaus === | ||
Das architektonisch interessanteste Gebäude der Frauengasse liegt gleich an deren Beginn auf Nr. 2. Es ist ein Eckhaus zur Ottakringer Straße mit 4 Geschoßen und wurde 1906 von dem namhaften Architekten Emil Hoppe errichtet. In der durch Simse abgesetzen erhöhten Sockelzone befindet sich ein Geschäftslokal. Die Ecke ist abgerundet und durch sparsamen Jugendstildekor hier, an den angrenzenden Fenstern und an der Dachzone akzentuiert. | Das architektonisch interessanteste Gebäude der Frauengasse liegt gleich an deren Beginn auf Nr. 2. Es ist ein Eckhaus zur Ottakringer Straße mit 4 Geschoßen und wurde 1906 von dem namhaften Architekten [[w:Emil Hoppe|Emil Hoppe]] errichtet. In der durch Simse abgesetzen erhöhten Sockelzone befindet sich ein Geschäftslokal. Die Ecke ist abgerundet und durch sparsamen Jugendstildekor hier, an den angrenzenden Fenstern und an der Dachzone akzentuiert. | ||
=== Nr. 14: Wohnhaus mit Relief === | === Nr. 14: Wohnhaus mit Relief === | ||
Das in den 1960er Jahren errichtete Wohnhaus an der Ecke zur Haslingergasse besitzt ein bemerkenswertes Sandsteinrelief des Bildhauers Ernst Wenzelis aus dem Jahr 1967. Es zeigt ein Gitarre spielendes Mädchen oder eine junge Frau vor einem Spinnrad. | Das in den 1960er Jahren errichtete Wohnhaus an der Ecke zur Haslingergasse besitzt ein bemerkenswertes Sandsteinrelief des Bildhauers Ernst Wenzelis aus dem Jahr 1967. Es zeigt ein Gitarre spielendes Mädchen oder eine junge Frau vor einem Spinnrad. | ||
=== Nr. 18: Ehemaliges Brauhaus Hernals === | === Nr. 18: Ehemaliges Brauhaus Hernals === | ||
An der Stelle des heutigen Sportplatzes befand sich zwischen der Frauengasse und der Ortliebgasse 15-17 auf dem Gelände des einstigen ''Spitzackers'' das Hernalser Brauhaus. 1839 gegründet, gelangte es 1887 in den Besitz von Gottlieb Kuffner und nach dessen Tod 1888 in jenen seines Bruders Adolf Kuffner. Zu dessen Investitionen zählte auch der 1893 erfolgte Kauf der benachbarten Grundstücke Frauengasse 23-27, auf denen heute der Supermarkt steht. An diesem Standort eröffnete Kuffner einen 12.000 m² großen Ausschank, in dem der bekannte Wienerlied-Interpret Edmund Guschelbauer das Lied vom ''Alten Draher'' erstmals sang. Nachdem Ludwig Kuffner 1903 den Betrieb übernommen hatte waren hier über 100 Arbeitnehmer beschäftigt. Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Absatz immer mehr zurück, bis die Brauerei schließlich in den 1930er Jahren von den Vereinigten Brauereien verdrängt wurde und der Betrieb geschlossen wurde. 1938 wurden die Gebäude in der Frauengasse abgebrochen. Nachdem man nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge einer archäologischen Notgrabung noch die Grundmauern der ehemaligen Eiskeller und des Fabrikschlotes sowie einige Gegenstände aus der Brauerei gefunden hatte, wurde auf dem Gelände | An der Stelle des heutigen Sportplatzes befand sich zwischen der Frauengasse und der Ortliebgasse 15-17 auf dem Gelände des einstigen ''Spitzackers'' das Hernalser Brauhaus. 1839 gegründet, gelangte es 1887 in den Besitz von Gottlieb Kuffner und nach dessen Tod 1888 in jenen seines Bruders Adolf Kuffner. Zu dessen Investitionen zählte auch der 1893 erfolgte Kauf der benachbarten Grundstücke Frauengasse 23-27, auf denen heute der Supermarkt steht. An diesem Standort eröffnete Kuffner einen 12.000 m² großen Ausschank, in dem der bekannte Wienerlied-Interpret Edmund Guschelbauer das Lied vom ''Alten Draher'' erstmals sang. Nachdem Ludwig Kuffner 1903 den Betrieb übernommen hatte waren hier über 100 Arbeitnehmer beschäftigt. Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Absatz immer mehr zurück, bis die Brauerei schließlich in den 1930er Jahren von den Vereinigten Brauereien verdrängt wurde und der Betrieb geschlossen wurde. 1938 wurden die Gebäude in der Frauengasse abgebrochen. Nachdem man nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge einer archäologischen Notgrabung noch die Grundmauern der ehemaligen Eiskeller und des Fabrikschlotes sowie einige Gegenstände aus der Brauerei gefunden hatte, wurde auf dem Gelände die Tiefgarage Parhamerplatz und darüber 1969 ein Sportplatz für die benachbarte Schule auf dem Parhamerplatz geschaffen. Ein schmaler Streifen entlang der Geblergasse wurde zum [[Adelheid-Popp-Park]] umgestaltet und steht allgemein der Bevölkerung zur Verfügung. | ||
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Frauengasse 02.jpg|die Frauengasse nach Norden | Frauengasse 02.jpg|die Frauengasse nach Norden | ||
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Frauengasse 04 Nr. 8.jpg|Haus Nr. 8 | Frauengasse 04 Nr. 8.jpg|Haus Nr. 8 | ||
Frauengasse 05 Nr. 14.jpg|Relief von Ernst Wenzelis (1967) auf Nr. 14 | Frauengasse 05 Nr. 14.jpg|Relief von Ernst Wenzelis (1967) auf Nr. 14 | ||
Frauengasse 06.jpg|Sportplatz Parhamerplatz auf Nr. 18 | |||
Frauengasse 07.jpg|Bundessporthalle Parhamerplatz auf Nr. 27 | |||
Frauengasse 08.jpg|die Frauengasse nach Süden | |||
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== Literatur == | == Literatur == |
Aktuelle Version vom 18. April 2023, 12:26 Uhr
Die Frauengasse befindet sich im 17. Wiener Gemeindebezirk, Hernals. Das Benennungsdatum ist unbekannt. Der Name bezieht sich darauf, dass ein Frauenkloster hier Besitzungen hatte.
Lage und Charakteristik
Die Frauengasse verläuft von der Ottakringer Straße in nördlicher Richtung bis zur Geblergasse und ist 287 Meter lang. Sie wird von der Haslingergasse gequert; die Spitzackergasse geht in westlicher Richtung von ihr ab. Im gesamten Verlauf wird die Frauengasse als Einbahnstraße geführt, und zwar von der Geblergasse in Richtung Ottakringer Straße. Zwischen Spitzackergasse und Geblergasse ist für Fahrräder das Fahren gegen die Einbahn auf einem markierten Fahrstreifen möglich. Jenseits der Ottakringer Straße setzt sich die Frauengasse im 16. Wiener Gemeindebezirk in der Deinhardsteingasse gegen Süden fort.
Der Autoverkehr ist gering und besteht aus dem Anrainerverkehr sowie jenen Autos, die aus einer unterirdischen Parkgarage und der Parkgarage eines großen Supermarkts kommen.
In der Frauengasse selbst verkehren keine öffentlichen Verkehrsmittel, doch besitzt die auf der Ottakringer Straße fahrende Straßenbahn der Linie 44 hier eine Haltestelle, die den Namen Frauengasse trägt.
Die Verbauung besteht fast ausschließlich aus Wohngebäuden, die zum Großteil in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts oder später entstanden sind. Es existieren heute nur mehr wenige ältere Häuser. Die Baulinie der neueren Gebäude tritt gegenüber derjenigen der älteren zurück und verbreitert so die Gehsteige. Unmittelbar vor der Geblergasse befindet sich die Rückfront eines Billa Plus-Supermarktes mit Lieferantenzugang und Garagenausfahrt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt ein Sportplatz, der vom nahegelegenen Gymnasium Parhamerplatz genützt wird. Ansonsten gibt es in der Frauengasse keine Gaststätten oder Geschäftslokale mit Ausnahme einzelner Lokale des Rotlichtmilieus.
Gebäude
Nr. 2: Wohnhaus
Das architektonisch interessanteste Gebäude der Frauengasse liegt gleich an deren Beginn auf Nr. 2. Es ist ein Eckhaus zur Ottakringer Straße mit 4 Geschoßen und wurde 1906 von dem namhaften Architekten Emil Hoppe errichtet. In der durch Simse abgesetzen erhöhten Sockelzone befindet sich ein Geschäftslokal. Die Ecke ist abgerundet und durch sparsamen Jugendstildekor hier, an den angrenzenden Fenstern und an der Dachzone akzentuiert.
Nr. 14: Wohnhaus mit Relief
Das in den 1960er Jahren errichtete Wohnhaus an der Ecke zur Haslingergasse besitzt ein bemerkenswertes Sandsteinrelief des Bildhauers Ernst Wenzelis aus dem Jahr 1967. Es zeigt ein Gitarre spielendes Mädchen oder eine junge Frau vor einem Spinnrad.
Nr. 18: Ehemaliges Brauhaus Hernals
An der Stelle des heutigen Sportplatzes befand sich zwischen der Frauengasse und der Ortliebgasse 15-17 auf dem Gelände des einstigen Spitzackers das Hernalser Brauhaus. 1839 gegründet, gelangte es 1887 in den Besitz von Gottlieb Kuffner und nach dessen Tod 1888 in jenen seines Bruders Adolf Kuffner. Zu dessen Investitionen zählte auch der 1893 erfolgte Kauf der benachbarten Grundstücke Frauengasse 23-27, auf denen heute der Supermarkt steht. An diesem Standort eröffnete Kuffner einen 12.000 m² großen Ausschank, in dem der bekannte Wienerlied-Interpret Edmund Guschelbauer das Lied vom Alten Draher erstmals sang. Nachdem Ludwig Kuffner 1903 den Betrieb übernommen hatte waren hier über 100 Arbeitnehmer beschäftigt. Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Absatz immer mehr zurück, bis die Brauerei schließlich in den 1930er Jahren von den Vereinigten Brauereien verdrängt wurde und der Betrieb geschlossen wurde. 1938 wurden die Gebäude in der Frauengasse abgebrochen. Nachdem man nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge einer archäologischen Notgrabung noch die Grundmauern der ehemaligen Eiskeller und des Fabrikschlotes sowie einige Gegenstände aus der Brauerei gefunden hatte, wurde auf dem Gelände die Tiefgarage Parhamerplatz und darüber 1969 ein Sportplatz für die benachbarte Schule auf dem Parhamerplatz geschaffen. Ein schmaler Streifen entlang der Geblergasse wurde zum Adelheid-Popp-Park umgestaltet und steht allgemein der Bevölkerung zur Verfügung.
Literatur
- Hernals. Ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Wien 1924, S. 319.
- Helmut Kretschmer: Wiener Bezirkskulturführer Hernals. Jugend & Volk, Wien 1983, ISBN 3-224-16241-4.
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 2. Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2.
Weblinks
Frauengasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Frauengasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
48.2151216.329036Koordinaten: 48° 12′ 54″ N, 16° 19′ 45″ O