Georg Rinnerthaler: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Georg Rinnerthaler''' war ein Fleischhauer, Wirt und Kritiker der Nationalsozialisten aus [[Neumarkt am Wallersee]].
{{österreichbezogen}}
'''Georg Rinnerthaler''' (* [[1882]]; † [[3. März]] [[1957]]) war ein [[österreich]]ischer Gastwirt und Fleischhauer.


==Widerstand und Verhaftung==
== Leben ==
Nachdem Georg Rinnerthaler bereits im Jahr 1934 Anschlägen von damals noch [[w:Nationalsozialismus|illegalen Nationalsozialisten]] ausgesetzt war, wurden er und sein Sohn am 12. März 1938, dem Tag des österreichischen [[w:Anschluss Österreichs|Anschlusses]] an Hitlers Deutschland, verhaftet und in das Konzentrationslager nach Dachau gebracht.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.sn.at/salzburg/chronik/neumarkter-wirt-von-nachbarn-denunziert-und-beraubt-106278592|titel=Neumarkter Wirt von Nachbarn denunziert und beraubt|zugriff=2021-07-08|werk=Salzburger Nachrichten}}</ref> Dort waren sie ein Jahr lang inhaftiert.<ref name="orf">[https://salzburg.orf.at/stories/3111734/ NS-Widerstand: Bezirke erhalten Gedenkorte] auf ORF-Salzburg vom 8. Juli 2021 abgerufen am 8. Juli  2021</ref>
Der Gastwirt und Fleischhauer Georg Rinnerthaler lebte und arbeitete in [[Neumarkt am Wallersee]].


Die Ereignisse um Rinnerthaler in Neumarkt – dem Heimatort des späteren Salzburger Landeshauptmanns [[w:Wilfried Haslauer junior|Wilfried Haslauer]] – waren Teil einer größeren Begeisterung für den Nationalsozialismus. Die zwei Rinnerthalers wurden von Verwandten und Nachbaren denunziert. Auch der Ortspfarrer Josef Hausberger wurde auf offener Straße von einem überzeugten Nationalsozialisten aus Neumarkt geohrfeigt.<ref>{{Internetquelle|url=https://neumarkterstadtschreiber.wordpress.com/2017/05/09/zivilcourage-handeln-und-widerstand-thema-der-sonderausstellung-2017-im-museum-fronfeste/|titel=Zivilcourage: Handeln und Widerstand – Thema der Sonderausstellung 2017 im Museum Fronfeste|zugriff=2021-07-08|datum=2017-05-09|autor=Peter Krackowizer|werk=Stadtschrei(b)er Neumarkt am Wallersee|archiv-url=https://perma.cc/M2N3-GPWR}}</ref>
Georg Rinnerthaler war mit Barbara Karl verheiratet, sie hatten vier Kinder.


==Würdigung==
== Politik ==
Im Rahmen eines Kunstprojektes wurde der Schauplatz, die Gemeinde Neumarkt, zum ersten von sechs ''Orten des Gedenkens'' im Land Salzburg.<ref name="orf" />
Bei der [[Landtagswahl in Salzburg 1932]] wählten in Neumarkt am Wallersee fast 50% der Wahlberechtigten die [[NSDAP]]. Georg Rinnerthaler war [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|Christlichsozialer]] und zur Zeit des [[Austrofaschismus]] Amtswalter der [[Vaterländische Front|Vaterländischen Front]]. Am 14. Jänner 1934 wurde ein Papierböller vor Rinnerthalers Gasthaus zur Explosion gebracht und dadurch eine Fensterscheibe des Gebäudes zertrümmert. Zwei Tage später explodierte ein weiterer Papierböller vor der Haustür Rinnerthalers. Dies war der Auftrakt der ganzen Serie von Anschlägen der ab 1933 in Österreich verbotenen NSDAP. Dem folgte ein gerichtlicher Prozess wegen Ehrenbeleidigung gegen die von Rinnerthaler vermuteten Anstifter dieser Anschläge, welchen Rinnerthaler mit Rückendeckung des Landeshauptmannes [[Franz Rehrl]] in zweiter Instanz gewann.
==Einzelnachweise==
 
Beim „[[Anschluss Österreichs]]“ an Hitler-Deutschland wurde Georg Rinnerthaler und sein Sohn Johann auf Initiative seines Neffen Matthias Karl und einer großen Gruppe der Bevölkerung „verhaftet“ und beide wurden in das [[KZ Dachau]] deportiert. Aufgrund einer sogenannten Amnestie zum Jahrestag des „Anschlusses“ wurden beide nach Bemühungen der Ehefrau Barbara mit Unterstützung des Salzburger Gauleiters [[Friedrich Rainer]] im März 1939 entlassen.
 
In Neumarkt angekommen, entstand unter den örtlichen Nazis eine Verärgerung, wo in der folgenden Nacht von einer Gruppe alle Fensterscheiben des Gasthofes mit Steinen eingeschlagen wurden. In Verhandlungen wurde der Verkauf des Gasthaus an den Nationalsozialisten Fritz Gerbl gefordert, ansonsten eine erneute Einweisung in der KZ Dachau angedroht wurde. Die nicht abgesprochenen Ereignisse beschäftigte höchster NS-Kreise, Gauleiter Rainer wies den Ortsgruppenleiter an, weitere Aktionen zu unterlassen. In weiterer Folge entstand ein [[Gauverbot]], Georg Rinnerthaler und sein Sohn Johann fanden im bayrischen [[Freilassing]] im sogenannten Altreich eine Unterkunft und Arbeit. Das Gasthaus mußte nicht verkauft aber an Fritz Gerbl verpachtet werden.
 
Mit Kriegsende kehrten Georg und Johann nach Neumarkt zurück.
 
== Zitat ==
„Die Schutzhaft in Dachau hat [Georg Rinnerthaler] … noch widerstandsfähiger gemacht.“ aus einem Brief des Salzburger Gauleiters [[Friedrich Rainer]] an den „[[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus#Verwaltung|Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich]]“ [[Josef Bürckel]] vom Mai 1939.
 
== Rezeption ==
* 2022 Orte des Gedenkens. Bernhard Gwiggner Kunstaktion ''Einwurf.''<ref>[https://www.ortedesgedenkens.at/kustprojekte/neumarkt-einwurf/ Bernhard Gwiggner “Einwurf”] ortedesgedenkens.at, Abgerufen am 14. Juli 2023.</ref> Kuratiert von den Historikern [[Albert Lichtblau]] und Robert Obermair sowie der Kunsthistorikerin Hildegard Fraueneder.
 
== Weblinks ==
* SalzburgWIKI: [https://www.sn.at/wiki/Georg_Rinnerthaler Artikel zu Georg Rinnerthaler]
* Orte des Gedenkens: [https://www.ortedesgedenkens.at/geschichte/georg-rinnerthaler/ Neumarkt am Wallersee: Georg Rinnerthaler]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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{{Personendaten
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Version vom 17. Juli 2023, 17:59 Uhr

Georg Rinnerthaler (* 1882; † 3. März 1957) war ein österreichischer Gastwirt und Fleischhauer.

Leben

Der Gastwirt und Fleischhauer Georg Rinnerthaler lebte und arbeitete in Neumarkt am Wallersee.

Georg Rinnerthaler war mit Barbara Karl verheiratet, sie hatten vier Kinder.

Politik

Bei der Landtagswahl in Salzburg 1932 wählten in Neumarkt am Wallersee fast 50% der Wahlberechtigten die NSDAP. Georg Rinnerthaler war Christlichsozialer und zur Zeit des Austrofaschismus Amtswalter der Vaterländischen Front. Am 14. Jänner 1934 wurde ein Papierböller vor Rinnerthalers Gasthaus zur Explosion gebracht und dadurch eine Fensterscheibe des Gebäudes zertrümmert. Zwei Tage später explodierte ein weiterer Papierböller vor der Haustür Rinnerthalers. Dies war der Auftrakt der ganzen Serie von Anschlägen der ab 1933 in Österreich verbotenen NSDAP. Dem folgte ein gerichtlicher Prozess wegen Ehrenbeleidigung gegen die von Rinnerthaler vermuteten Anstifter dieser Anschläge, welchen Rinnerthaler mit Rückendeckung des Landeshauptmannes Franz Rehrl in zweiter Instanz gewann.

Beim „Anschluss Österreichs“ an Hitler-Deutschland wurde Georg Rinnerthaler und sein Sohn Johann auf Initiative seines Neffen Matthias Karl und einer großen Gruppe der Bevölkerung „verhaftet“ und beide wurden in das KZ Dachau deportiert. Aufgrund einer sogenannten Amnestie zum Jahrestag des „Anschlusses“ wurden beide nach Bemühungen der Ehefrau Barbara mit Unterstützung des Salzburger Gauleiters Friedrich Rainer im März 1939 entlassen.

In Neumarkt angekommen, entstand unter den örtlichen Nazis eine Verärgerung, wo in der folgenden Nacht von einer Gruppe alle Fensterscheiben des Gasthofes mit Steinen eingeschlagen wurden. In Verhandlungen wurde der Verkauf des Gasthaus an den Nationalsozialisten Fritz Gerbl gefordert, ansonsten eine erneute Einweisung in der KZ Dachau angedroht wurde. Die nicht abgesprochenen Ereignisse beschäftigte höchster NS-Kreise, Gauleiter Rainer wies den Ortsgruppenleiter an, weitere Aktionen zu unterlassen. In weiterer Folge entstand ein Gauverbot, Georg Rinnerthaler und sein Sohn Johann fanden im bayrischen Freilassing im sogenannten Altreich eine Unterkunft und Arbeit. Das Gasthaus mußte nicht verkauft aber an Fritz Gerbl verpachtet werden.

Mit Kriegsende kehrten Georg und Johann nach Neumarkt zurück.

Zitat

„Die Schutzhaft in Dachau hat [Georg Rinnerthaler] … noch widerstandsfähiger gemacht.“ aus einem Brief des Salzburger Gauleiters Friedrich Rainer an den „Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen ReichJosef Bürckel vom Mai 1939.

Rezeption

  • 2022 Orte des Gedenkens. Bernhard Gwiggner Kunstaktion Einwurf.[1] Kuratiert von den Historikern Albert Lichtblau und Robert Obermair sowie der Kunsthistorikerin Hildegard Fraueneder.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bernhard Gwiggner “Einwurf” ortedesgedenkens.at, Abgerufen am 14. Juli 2023.