Ulrich II. von Montfort: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Graf Ulrich (II.) von Montfort zu Feldkirch''' (* im 13. Jahrhundert; † im 14. Jahrhundert, um 1350)<ref group="A">Daten nach [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 23 und S. 308 (Stammtafel)</ref> war viele Jahre Verwalter der Grafschaft Feldkirch. Als solcher traf er einige Entscheidungen, welche die Entwicklung des späteren Bundeslandes Vorarlberg wesentliche prägen sollten.
[[File:Wappen der Grafen von Montfort-Feldkirch, der Edlen von Ems und Reitersiegel des Hugo Graf Werdenberg von 1320.jpg|thumb|Federzeichnung in Schwarz von Karl Ritter von Siegl aus dem 19. Jahrhundert nach einer Vorlage von 1320. Sie zeigt die Wappen des Feldkirchner Zweiges der Grafen von Montfort und der Edlen von Ems sowie das Reitersiegel des Grafen Hugo Werdenberg]]
'''Graf Ulrich (II.) von Montfort zu Feldkirch''' (* im 13. Jahrhundert, um 1266; † im 14. Jahrhundert, vermutlich [[17. Februar]] [[1350]], in [[Bregenz]] oder in [[w:Lindau (Bodensee)|Lindau]])<ref group="A">Zu den Daten vgl. die Argumente von [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 23, S. 145, S. 175, S. 178, S. 187f. und S. 308 (Stammtafel)</ref> war viele Jahre Verwalter der Grafschaft Feldkirch. Als solcher traf er einige Entscheidungen, welche die Rechte der Bürgerschaft der Stadt Feldkirch stärkten und die Entwicklung des späteren Bundeslandes Vorarlberg wesentlich prägten.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Graf Ulrich (II.) von Montfort zu Feldkirch war einer der jüngeren Söhne des Grafen [[Rudolf II. von Montfort|Rudolf (II.) von Montfort zu Feldkirch]] († um 1299/1302) aus dessen Ehe mit Gräfin Agnes von Grieningen. Er war der jüngere Bruder des Grafen [[Hugo IV. von Montfort|Hugo (IV.) von Montfort-Feldkirch]] († 1310) und des Bischofs [[Rudolf III. von Montfort|Rudolf von Konstanz]] († 1334).<ref>vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 307 und 308 (Stammtafeln)</ref>
Graf Ulrich (II.) von Montfort zu Feldkirch war einer der Enkel von [[Hugo I. von Montfort|Graf Hugo (I.) von Montfort]] († um 1237) und einer der Söhne des Grafen [[Rudolf II. von Montfort|Rudolf (II.) von Montfort zu Feldkirch]] († um 1299/1302) aus dessen Ehe mit Gräfin Agnes von Grieningen.<ref>vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 307 und 308 (Stammtafeln)</ref> Er war der Bruder des Grafen [[Hugo IV. von Montfort|Hugo (IV.) von Montfort-Feldkirch]] († 1310) und des Bischofs [[Rudolf III. von Montfort|Rudolf von Chur und Konstanz]] († 1334), außerdem der Onkel der Grafen [[Hugo VII. von Montfort|Hugo (VII.) von Montfort-Feldkirch (zu Tosters)]] († um 1357) und [[Rudolf IV. von Montfort|Rudolf (IV.) von Montfort-Feldkirch (zu Feldkirch)]] († um 1357).<ref name ="Burmeister308">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 308 (Stammtafel)</ref> Ursprünglich Kleriker, kehrte er später in den Laienstand zurück, schloss aber keine Ehe.<ref name ="ndb">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Montfort, Grafen von''. In: ''Neue Deutsche Biographie'', 1997</ref>


== Leben ==
== Anfänge ==
Während sein älterer Bruder Hugo (IV.) nach dem Tod des Vaters die Herrschaft über die Grafschaft [[Feldkirch]] übernahm, war für Graf Ulrich (II.) von Montfort eine Klerikerkarriere vorgesehen. Nach der Ermordung von Hugo (IV.) übernahm er jedoch mit seinem Bruder Rudolf (III.), der es bis zum Bischof von Konstanz brachte, die Verwaltung der Grafschaft Feldkirch.<ref name ="Burmeister21">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 21</ref> Gemeinsam mit Bischof Rudolf holte er Juden nach Feldkirch und sorgte dafür, dass das Stadtrecht von [[Feldkirch]] erstmals kodifiziert wurde.<ref name ="Burmeister21"/> Politisch stand er im Krieg zwischen den Königen [[w:Ludwig IV. (HRR)|Ludwig IV. "''dem Bayern''"]] († 1347) und [[Friedrich der Schöne|Friedrich (III.) "''dem Schönen''")]] († 1330) auf Seiten der [[Habsburger]], mit denen er seit 1330 mehrmals Bündnisse schloss.<ref name ="Burmeister22">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 22</ref> Nach dem Tod von Bischof Rudolf gewährte er der Bürgerschaft von Feldkirch das Bündnisrecht, indem er den "ewigen Bund", eines seiner Bündnisse mit den Habsburgern am 21. November 1337 mit dieser als Vertragspartner schloss.<ref name ="Burmeister21"/>
Während sein älterer Bruder Hugo (IV.) nach dem Tod des Vaters die Herrschaft über die Grafschaft [[Feldkirch]] übernahm, war für Graf Ulrich (II.) von Montfort eine Klerikerkarriere vorgesehen.<ref name ="Burmeister21">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 21</ref> Wie auch sein älterer Bruder Rudolf (III.), der es als Kleriker bis zum Bischof von [[w:Hochstift Chur|Chur]] und  [[w:Hochstift Konstanz|Konstanz]] brachte, hatte Ulrich(II.) vermutlich die Stiftsschule in [[w:Chur|Chur]] besucht und studierte seit 1303 die Rechte an der Hochschule zu [[w:Bologna|Bologna]].<ref name ="ndb"/><ref name ="Burmeister179">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 179</ref> 1310 und 1315 wird er ausdrücklich in Urkunden als Domherr zu [[w:Hochstift Chur|Chur]] bezeichnet. Da er in späteren Urkunden nicht mehr als Domherr, sondern nur mehr als Graf genannt ist und sich eine Karriere im Dienste der Kirche auch sonst nicht nachweisen lässt, dürfte er wohl nach 1315 wieder in den Laienstand zurückgekehrt sein.<ref name ="Burmeister178">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 178</ref>


In den Jahren danach geriet Ulrich (II.) mehr und mehr durch seine Politik, die einerseits die Rechte seiner Untertanen förderte, andererseits aber sich immer mehr und mehr an die Habsburger anlehnte, in Konflikt mit den inzwischen mündigen Söhnen seines Bruders Hugo (IV.). 1343 wurde er von ihnen gefangen gesetzt und zur Abdankung gezwungen. Sein Versuch, die Grafschaft Feldkirch durch eine Schenkung an den Kaiser reichsfrei zu machen und so die Herrschaft seiner Neffen dort wieder zu beenden, scheiterte. Um 1350 starb er im Exil.<ref name ="Burmeister23">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 23</ref>
== Herrscher über die Grafschaft Feldkirch ==
[[File:Schattenburg.jpg|thumb|Die Schattenburg bei Feldkirch, heute. Sie war viele Jahre der Sitz des Grafen Ulrich (II.) von Montfort. Hier wurde er 1343 gefangen gesetzt und zur Abtretung der Herrschaft über Feldkirch gezwungen.]]
Nach der Ermordung von Hugo (IV.) übernahm er gemeinsam mit Rudolf (III.) die Verwaltung der Grafschaft Feldkirch.<ref name ="Burmeister21"/> Gemeinsam mit diesem holte er Juden nach Feldkirch und sorgte dafür, dass das Stadtrecht von [[Feldkirch]] erstmals kodifiziert wurde.<ref name ="Burmeister21"/> Politisch stand er im Krieg zwischen den Königen [[w:Ludwig IV. (HRR)|Ludwig IV. "''dem Bayern''"]] († 1347) und [[Friedrich der Schöne|Friedrich (III.) "''dem Schönen''"]] († 1330), wie auch sein Bruder Rudolf (III.) auf Seiten der [[Habsburger]], mit denen er seit 1330 mehrmals Bündnisse schloss.<ref name ="Burmeister22">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 22</ref> Nachdem 1315 fungierte er in der Grafschaft Feldkirch gewöhnlich als Statthalter seines Bruders.<ref name ="Burmeister151">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 151</ref> Ulrich (II.) beteiligte sich bei Konfliktbeilegungen als Schiedsrichter und nahm aktiv an der Hauspolitik der Montforter teil, wobei er in späteren Jahren aufgrund seines Alters lange Zeit besonderes Ansehen genoß.<ref name ="Burmeister186">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 186</ref>
 
Nach dem Tod von Bischof Rudolf gewährte er der Bürgerschaft von Feldkirch das Bündnisrecht, indem er den "ewigen Bund", eines seiner Bündnisse mit den Habsburgern am 21. November 1337 mit dieser als Vertragspartner schloss.<ref name ="Burmeister21"/> In den Jahren danach geriet Ulrich (II.) mehr und mehr durch seine Politik, die einerseits die Rechte seiner Untertanen förderte, andererseits aber sich immer mehr und mehr an die Habsburger anlehnte, in Konflikt mit den inzwischen mündigen Söhnen seines Bruders Hugo (IV.). Im Oktober 1343 wurde er von ihnen in seiner eigenen Burg gefangen gesetzt und zur Abdankung bzw. gewissen Zugeständnissen gezwungen.<ref>vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 23, S. 173 und S. 186</ref>
 
== Letzte Lebensjahre ==
Nach seiner Freilassung zog sich Ulrich (II.) in die [[w:Lindau (Bodensee)|Reichsstadt Lindau]] zurück, wo er am 13. März 1344 seinen gesamten Besitz mit der Stadt Feldkirch dem Kaiser übertrug.<ref name ="Burmeister173">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 173</ref> Sein Versuch, die Grafschaft Feldkirch durch diese Schenkung reichsfrei zu machen und so die Herrschaft seiner Neffen dort wieder zu beenden. Nachdem es zu Ende des Jahre 1345 dem kaiserlichen Reichsheer nicht gelang, die Stadt Feldkirch trotz einer längeren Belagerung einzunehmen, musste Ulrich (II.) seine Übertragung wieder rückgängig machen.<ref name ="Burmeister54">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 54</ref> Am 21. Juli 1346 verzichtete er zu Gunsten seiner Neffen auf seinen gesamten Bezirk.<ref name ="Burmeister186"/>
 
Ulrich (II.), noch am 24. Juli 1346 in Lindau nachgewiesen, begab sich dann ins Hochstift Chur. Dort war er vom 10. November 1348 bis zum 10. Juli 1349 bischöflicher Generalvikar und als solcher für geistliche und weltliche Angelegenheiten des Hochstiftes zuständig.<ref name ="Burmeister186"/> Da es nach dem 10. Juli 1349 keine urkundlichen Zeugnisse mehr zu seiner Person gibt, dürfte er um 1350 gestorben sind.<ref>vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 23 und S. 187f.</ref> Der Historiker [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]] (1936-2014) hält es für möglich, dass Ulrich (II.) seine letzten Lebenstage im Kloster Mehrerau (heute Teil der Stadt Bregenz) verbracht hat.<ref name ="Burmeister188">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 188</ref>
 
== Besitzerweiterungen der Herrschaft Feldkirch unter Graf Ulrich (II.) von Montfort ==
Zu der Zeit, als er eindeutig dem geistlichen Stand angehörte, bewohnte Graf Ulrich (II.) von Montfort ein Bürgerhaus in der Stadt Feldkirch bei der Kirche St. Nikolaus (heute: Herrengasse), das er 1340 mit Keller und Baumgarten zum Pfarrhof für die Pfarrer der Kirche St. Nikolaus bestimmte. Nach der Teilungsurkunde mit seinem Bruder Rudolf (III.) und seinen Neffen übernahm er 1319 gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf (III.) die Burg und die Stadt Feldkirch sowie die Burgen Jagdberg, Horwa (später Schwartzenhorn bei [[Satteins]]) und Neu-Montfort, einen Teil des Dorfes [[Fußach]] und den Kirchensatz in [[Thüringen (Vorarlberg)|Thüringen]], [[w:Schaan|Schaan]] und [[Götzis]] und weitere Grafschaftsrechte. Die übrige Herrschaft Feldkirch fiel an seine Neffen Friedrich (III.) († um 1321), Hugo (VII.) († um 1357) und Rudolf (IV.) († um 1357).<ref name ="Burmeister181">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 181</ref>
 
Am 6. Dezember 1338 schloss UIrich (II.) einen Vertrag, durch welchen er bis ca. 1342 im Besitz von Burg und Herrschaft [[w:Vaduz|Vaduz]] als "Leibgedinge" war.<ref>vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 181f.</ref> 1338 erweiterte Ulrich (II.)  seine Besitzungen durch [[Dornbirn]]. Nachdem der benachbarte Ort [[Hohenems|Ems]] 1333 aufgrund eines königlichen Privilegs zur Stadt erhoben wurde, führte Ulrich (II.) mit ihren Besitzern, den Herren von Ems, bis 1343 eine für beide Seiten verlustreiche Fehde. Immerhin konnte er so, den tatsächlichen Ausbau von Ems zu einer Stadt aufschieben.<ref name ="Burmeister182">vgl. [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort'', 1996, S. 182</ref> Nach dem Aussterben des Bregenzer Familienzweiges der Grafenfamilie von Montfort in "männlicher Linie" versuchte Ulrich (II.) bis 1340 außerdem die Grafschaft Bregenz unter seine Herrschaft zu bringen.<ref name ="Burmeister188"/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort''. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]] (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, besonders S. 21ff.
* [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Die Grafen von Montfort''. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]] (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3
:- Karl Heinz Burmeister: ''Graf Rudolf III. von Montfort und die Anfänge der Vorarlberger Freiheitsrechte. S. 161-175
:- Karl Heinz Burmeister: ''Ulrich II. von Montfort-Feldkirch (1266-1350)''. S. 177-188
* [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Montfort, Grafen von''. In: ''Neue Deutsche Biographie''. Duncker & Humblot, Berlin, 1997. ISBN 3-428-00199-0. Bd. 18, S. 51-54 [https://www.deutsche-biographie.de/sfz65143.html digital]
* [[w:Karl Heinz Burmeister|Karl Heinz Burmeister]]: ''Montfort, Grafen von''. In: ''Neue Deutsche Biographie''. Duncker & Humblot, Berlin, 1997. ISBN 3-428-00199-0. Bd. 18, S. 51-54 [https://www.deutsche-biographie.de/sfz65143.html digital]
== Weblinks ==
* [[Stammtafel der Grafenfamilie von Montfort#Linie Montfort-Feldkirch|Stammtafel der Grafenfamilie von Montfort]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Geschichte (Vorarlberg)]]
[[Kategorie:Geschichte (Vorarlberg)]]
[[Kategorie:Montfort (Adelsfamilie)]]
[[Kategorie:Montfort (Adelsfamilie)|Feldkirch Ulrich2]]

Aktuelle Version vom 15. September 2023, 18:56 Uhr

Federzeichnung in Schwarz von Karl Ritter von Siegl aus dem 19. Jahrhundert nach einer Vorlage von 1320. Sie zeigt die Wappen des Feldkirchner Zweiges der Grafen von Montfort und der Edlen von Ems sowie das Reitersiegel des Grafen Hugo Werdenberg

Graf Ulrich (II.) von Montfort zu Feldkirch (* im 13. Jahrhundert, um 1266; † im 14. Jahrhundert, vermutlich 17. Februar 1350, in Bregenz oder in Lindau)[A 1] war viele Jahre Verwalter der Grafschaft Feldkirch. Als solcher traf er einige Entscheidungen, welche die Rechte der Bürgerschaft der Stadt Feldkirch stärkten und die Entwicklung des späteren Bundeslandes Vorarlberg wesentlich prägten.

Herkunft und Familie

Graf Ulrich (II.) von Montfort zu Feldkirch war einer der Enkel von Graf Hugo (I.) von Montfort († um 1237) und einer der Söhne des Grafen Rudolf (II.) von Montfort zu Feldkirch († um 1299/1302) aus dessen Ehe mit Gräfin Agnes von Grieningen.[1] Er war der Bruder des Grafen Hugo (IV.) von Montfort-Feldkirch († 1310) und des Bischofs Rudolf von Chur und Konstanz († 1334), außerdem der Onkel der Grafen Hugo (VII.) von Montfort-Feldkirch (zu Tosters) († um 1357) und Rudolf (IV.) von Montfort-Feldkirch (zu Feldkirch) († um 1357).[2] Ursprünglich Kleriker, kehrte er später in den Laienstand zurück, schloss aber keine Ehe.[3]

Anfänge

Während sein älterer Bruder Hugo (IV.) nach dem Tod des Vaters die Herrschaft über die Grafschaft Feldkirch übernahm, war für Graf Ulrich (II.) von Montfort eine Klerikerkarriere vorgesehen.[4] Wie auch sein älterer Bruder Rudolf (III.), der es als Kleriker bis zum Bischof von Chur und Konstanz brachte, hatte Ulrich(II.) vermutlich die Stiftsschule in Chur besucht und studierte seit 1303 die Rechte an der Hochschule zu Bologna.[3][5] 1310 und 1315 wird er ausdrücklich in Urkunden als Domherr zu Chur bezeichnet. Da er in späteren Urkunden nicht mehr als Domherr, sondern nur mehr als Graf genannt ist und sich eine Karriere im Dienste der Kirche auch sonst nicht nachweisen lässt, dürfte er wohl nach 1315 wieder in den Laienstand zurückgekehrt sein.[6]

Herrscher über die Grafschaft Feldkirch

Die Schattenburg bei Feldkirch, heute. Sie war viele Jahre der Sitz des Grafen Ulrich (II.) von Montfort. Hier wurde er 1343 gefangen gesetzt und zur Abtretung der Herrschaft über Feldkirch gezwungen.

Nach der Ermordung von Hugo (IV.) übernahm er gemeinsam mit Rudolf (III.) die Verwaltung der Grafschaft Feldkirch.[4] Gemeinsam mit diesem holte er Juden nach Feldkirch und sorgte dafür, dass das Stadtrecht von Feldkirch erstmals kodifiziert wurde.[4] Politisch stand er im Krieg zwischen den Königen Ludwig IV. "dem Bayern" († 1347) und Friedrich (III.) "dem Schönen" († 1330), wie auch sein Bruder Rudolf (III.) auf Seiten der Habsburger, mit denen er seit 1330 mehrmals Bündnisse schloss.[7] Nachdem 1315 fungierte er in der Grafschaft Feldkirch gewöhnlich als Statthalter seines Bruders.[8] Ulrich (II.) beteiligte sich bei Konfliktbeilegungen als Schiedsrichter und nahm aktiv an der Hauspolitik der Montforter teil, wobei er in späteren Jahren aufgrund seines Alters lange Zeit besonderes Ansehen genoß.[9]

Nach dem Tod von Bischof Rudolf gewährte er der Bürgerschaft von Feldkirch das Bündnisrecht, indem er den "ewigen Bund", eines seiner Bündnisse mit den Habsburgern am 21. November 1337 mit dieser als Vertragspartner schloss.[4] In den Jahren danach geriet Ulrich (II.) mehr und mehr durch seine Politik, die einerseits die Rechte seiner Untertanen förderte, andererseits aber sich immer mehr und mehr an die Habsburger anlehnte, in Konflikt mit den inzwischen mündigen Söhnen seines Bruders Hugo (IV.). Im Oktober 1343 wurde er von ihnen in seiner eigenen Burg gefangen gesetzt und zur Abdankung bzw. gewissen Zugeständnissen gezwungen.[10]

Letzte Lebensjahre

Nach seiner Freilassung zog sich Ulrich (II.) in die Reichsstadt Lindau zurück, wo er am 13. März 1344 seinen gesamten Besitz mit der Stadt Feldkirch dem Kaiser übertrug.[11] Sein Versuch, die Grafschaft Feldkirch durch diese Schenkung reichsfrei zu machen und so die Herrschaft seiner Neffen dort wieder zu beenden. Nachdem es zu Ende des Jahre 1345 dem kaiserlichen Reichsheer nicht gelang, die Stadt Feldkirch trotz einer längeren Belagerung einzunehmen, musste Ulrich (II.) seine Übertragung wieder rückgängig machen.[12] Am 21. Juli 1346 verzichtete er zu Gunsten seiner Neffen auf seinen gesamten Bezirk.[9]

Ulrich (II.), noch am 24. Juli 1346 in Lindau nachgewiesen, begab sich dann ins Hochstift Chur. Dort war er vom 10. November 1348 bis zum 10. Juli 1349 bischöflicher Generalvikar und als solcher für geistliche und weltliche Angelegenheiten des Hochstiftes zuständig.[9] Da es nach dem 10. Juli 1349 keine urkundlichen Zeugnisse mehr zu seiner Person gibt, dürfte er um 1350 gestorben sind.[13] Der Historiker Karl Heinz Burmeister (1936-2014) hält es für möglich, dass Ulrich (II.) seine letzten Lebenstage im Kloster Mehrerau (heute Teil der Stadt Bregenz) verbracht hat.[14]

Besitzerweiterungen der Herrschaft Feldkirch unter Graf Ulrich (II.) von Montfort

Zu der Zeit, als er eindeutig dem geistlichen Stand angehörte, bewohnte Graf Ulrich (II.) von Montfort ein Bürgerhaus in der Stadt Feldkirch bei der Kirche St. Nikolaus (heute: Herrengasse), das er 1340 mit Keller und Baumgarten zum Pfarrhof für die Pfarrer der Kirche St. Nikolaus bestimmte. Nach der Teilungsurkunde mit seinem Bruder Rudolf (III.) und seinen Neffen übernahm er 1319 gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf (III.) die Burg und die Stadt Feldkirch sowie die Burgen Jagdberg, Horwa (später Schwartzenhorn bei Satteins) und Neu-Montfort, einen Teil des Dorfes Fußach und den Kirchensatz in Thüringen, Schaan und Götzis und weitere Grafschaftsrechte. Die übrige Herrschaft Feldkirch fiel an seine Neffen Friedrich (III.) († um 1321), Hugo (VII.) († um 1357) und Rudolf (IV.) († um 1357).[15]

Am 6. Dezember 1338 schloss UIrich (II.) einen Vertrag, durch welchen er bis ca. 1342 im Besitz von Burg und Herrschaft Vaduz als "Leibgedinge" war.[16] 1338 erweiterte Ulrich (II.) seine Besitzungen durch Dornbirn. Nachdem der benachbarte Ort Ems 1333 aufgrund eines königlichen Privilegs zur Stadt erhoben wurde, führte Ulrich (II.) mit ihren Besitzern, den Herren von Ems, bis 1343 eine für beide Seiten verlustreiche Fehde. Immerhin konnte er so, den tatsächlichen Ausbau von Ems zu einer Stadt aufschieben.[17] Nach dem Aussterben des Bregenzer Familienzweiges der Grafenfamilie von Montfort in "männlicher Linie" versuchte Ulrich (II.) bis 1340 außerdem die Grafschaft Bregenz unter seine Herrschaft zu bringen.[14]

Literatur

  • Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3
- Karl Heinz Burmeister: Graf Rudolf III. von Montfort und die Anfänge der Vorarlberger Freiheitsrechte. S. 161-175
- Karl Heinz Burmeister: Ulrich II. von Montfort-Feldkirch (1266-1350). S. 177-188

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 307 und 308 (Stammtafeln)
  2. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 308 (Stammtafel)
  3. 3,0 3,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Montfort, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie, 1997
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 21
  5. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 179
  6. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 178
  7. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 22
  8. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 151
  9. 9,0 9,1 9,2 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 186
  10. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 23, S. 173 und S. 186
  11. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 173
  12. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 54
  13. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 23 und S. 187f.
  14. 14,0 14,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 188
  15. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 181
  16. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 181f.
  17. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 182

Anmerkungen

  1. Zu den Daten vgl. die Argumente von Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 23, S. 145, S. 175, S. 178, S. 187f. und S. 308 (Stammtafel)