Kolpingsfamilie Dornbirn: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Kolpingwerk in Dornbirn begann wie in anderen Ländern als katholische Gemeinschaft für [[w:Handwerk|Handwerksgesellen]].<ref>Die weiteren Ausführungen ohne eigene Zitation sind aus „150 Jahre Kolpingsfamilie Dornbirn“ von Andreas Natter, Dornbirner Schriften, Beiträge zur Stadtkunde 40, übernommen.</ref> Der Verein wurde als „katholische Gesellenverein“ in Dornbirn 1860 von Martin Jochum (Lehrer) und Jakob Künz (Lehrer) initiiert.<ref>Beide sowie der erste Präses, Alois Berchtold, waren politisch dem katholisch-konservativen Lager zugewandt. Jochum und Künz Vorstandsmitglieder des 1868 gegründeten [[w:Casino (Fraktion)|Kasinos]].</ref> Es handelt sich dabei, nach der [[w:Kolpingfamilie Feldkirch|Kolpingsfamilie in Feldkirch]] und in Bregenz um den dritten in dieser Form bestehenden Gesellenverein in Vorarlberg.<ref>Siehe auch hierzu: [http://www.malingesellschaft.at/pdf/barnay-arbeiterbewegung Im Prinzip: Hoffnung. Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870-1946 Bregenz 1984], S. 6, da bis zum Vereinsgesetz von 1867 jeder Versuch einer Selbstorganisierung der Arbeiterschaft von den Behörden streng bekämpft wurde und es 1877 in Österreich zum Verbot fast aller Arbeiterbildungsvereine wegen ihrer „[[w:Sozialdemokratie|socialdemokratischen]] Richtung“ kam. Katholische Gesellenvereine nach dem Muster Adolf Kolpings waren Arbeitervereinigungen, die hingegen bestehen bleiben durften.</ref> Bei der Gründungssitzung waren mehr als 40 Gesellen anwesend. Erster Präses wurde Alois Berchtold (vom 16. Dezember 1860 bis 19. Oktober 1869), der ursprünglich für dieses Amt gewählte Pfarrer Martin Fußenegger lehnte es wegen Arbeitsüberlastung ab. Die Genehmigung der Vereinssatzungen erfolgte am 10. Jänner 1861, als eigentliches Gründungsdatum gilt daher 1861.
Das Kolpingwerk in Dornbirn begann wie in anderen Ländern als katholische Gemeinschaft für [[w:Handwerk|Handwerksgesellen]].<ref>Die weiteren Ausführungen ohne eigene Zitation sind aus „150 Jahre Kolpingsfamilie Dornbirn“ von Andreas Natter, Dornbirner Schriften, Beiträge zur Stadtkunde 40, übernommen.</ref> Der Verein wurde als „katholische Gesellenverein“ in Dornbirn 1860 von Martin Jochum (Lehrer) und Jakob Künz (Lehrer) initiiert.<ref>Beide sowie der erste Präses, Alois Berchtold, waren politisch dem katholisch-konservativen Lager zugewandt. Jochum und Künz Vorstandsmitglieder des 1868 gegründeten [[w:Casino (Fraktion)|Kasinos]].</ref> Es handelt sich dabei, nach der [[w:Kolpingfamilie Feldkirch|Kolpingsfamilie in Feldkirch]] und in Bregenz um den dritten in dieser Form bestehenden Gesellenverein in Vorarlberg.<ref>Siehe auch hierzu: [http://www.malingesellschaft.at/pdf/barnay-arbeiterbewegung Im Prinzip: Hoffnung. Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870-1946 Bregenz 1984], S. 6, da bis zum Vereinsgesetz von 1867 jeder Versuch einer Selbstorganisierung der Arbeiterschaft von den Behörden streng bekämpft wurde und es 1877 in Österreich zum Verbot fast aller Arbeiterbildungsvereine wegen ihrer „[[w:Sozialdemokratie|socialdemokratischen]] Richtung“ kam. Katholische Gesellenvereine nach dem Muster Adolf Kolpings waren Arbeitervereinigungen, die hingegen bestehen bleiben durften.</ref> Bei der Gründungssitzung waren mehr als 40 Gesellen anwesend. Erster Präses wurde Alois Berchtold (vom 16. Dezember 1860 bis 19. Oktober 1869), der ursprünglich für dieses Amt gewählte Pfarrer Martin Fußenegger lehnte es wegen Arbeitsüberlastung ab. Die Genehmigung der Vereinssatzungen erfolgte am 10. Jänner 1861, als eigentliches Gründungsdatum gilt daher 1861.


Damit ist der Dornbirner Gesellenverein auch im gesamten Kolpingwerk in Österreich einer der am frühesten gegründeten.<ref>Siehe auch: [https://books.google.at/books?id=pn_YH6iWqbEC&pg=PA341&lpg=PA341&dq=katholischer+gesellenverein+Feldkirch&source=bl&ots=By9NdVturi&sig=37rAalH1Y8LkS3RfwXnV4gLUew4&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjKjv_K9eHRAhUFCSwKHXDECUUQ6AEIIzAA#v=onepage&q=katholischer%20gesellenverein%20Dornbirn&f=false Industrie-Provinz: Vorarlberg in der Frühindustrialisierung 1740-1870], S. 341.</ref> Nach der Gründung und Genehmigung durch die [[w:Statthalterei|Statthalterei]] in [[Innsbruck]] und dem [[w:Generalvikariat|Generalvikariat]] in [[Feldkirch]]  begann die erfolgreiche Suche nach Geldmitteln bei vermögenden Dornbirnern und die Einrichtung des ersten Hauses in einer leerstehenden Schule in der Mozartstraße inkl. einer kleinen Bibliothek. Am 19. Mai 1861 erfolgte die offizielle Gründungsfeier. Bereits 1861 kam es zu einer Differenzierung zwischen Handwerksgesellen und Arbeiter. Die bisher geduldeten Arbeiter (z. B. Weber und Drucker) wurden nunmehr ausgeschlossen und nur mehr „wirkliche“ Handwerksgesellen im Verein aufgenommen. Bereits im ersten Vereinsjahr waren mehr als 90 Gesellen Mitglieder. Bis März 1877 waren 784 Gesellen Mitglieder, bis 1914 waren es 2257 Gesellen.
Damit ist der Dornbirner Gesellenverein auch im gesamten Kolpingwerk in Österreich einer der am frühesten gegründeten.<ref>Siehe auch: [https://books.google.at/books?id=pn_YH6iWqbEC&pg=PA341&lpg=PA341&dq=katholischer+gesellenverein+Feldkirch&source=bl&ots=By9NdVturi&sig=37rAalH1Y8LkS3RfwXnV4gLUew4&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjKjv_K9eHRAhUFCSwKHXDECUUQ6AEIIzAA#v=onepage&q=katholischer%20gesellenverein%20Dornbirn&f=false Industrie-Provinz: Vorarlberg in der Frühindustrialisierung 1740-1870], S. 341.</ref> Nach der Gründung und Genehmigung durch die [[w:Statthalterei|Statthalterei]] in [[Innsbruck]] und dem [[w:Ordinariat (Behörde)|Generalvikariat]] in [[Feldkirch]]  begann die erfolgreiche Suche nach Geldmitteln bei vermögenden Dornbirnern und die Einrichtung des ersten Hauses in einer leerstehenden Schule in der Mozartstraße inkl. einer kleinen Bibliothek. Am 19. Mai 1861 erfolgte die offizielle Gründungsfeier. Bereits 1861 kam es zu einer Differenzierung zwischen Handwerksgesellen und Arbeiter. Die bisher geduldeten Arbeiter (z. B. Weber und Drucker) wurden nunmehr ausgeschlossen und nur mehr „wirkliche“ Handwerksgesellen im Verein aufgenommen. Bereits im ersten Vereinsjahr waren mehr als 90 Gesellen Mitglieder. Bis März 1877 waren 784 Gesellen Mitglieder, bis 1914 waren es 2257 Gesellen.


Als 1882 das Schulhaus in der Mozartstraße, indem sich der Gesellenverein befand, von der Stadt Dornbirn wieder selbst benötigt wurde, errichtete der Gesellverein 1882 in der Bahnhofstraße Nr. 5 ein eigenes Gebäude (dieses wurde 1888 aufgestockt). Der Grundstückskauf wurde wesentlich von [[w:Adolf Rhomberg|Adolf Rhomberg]] unterstützt, dessen Frau, Anna Rhomberg, Fahnenpatin des Vereins war. 1936 wurde das Haus verkauft und der ehemalige Gasthof Hirschen in der Jahngasse 20 erworben und bis 2008 immer weiter ausgebaut (z. B. Restaurant und Wohnheim). Mit dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] an [[w:Nationalsozialismus|Nazi-Deutschland]] wurde auch der katholische Gesellverein in Dornbirn verboten und am 7. September 1938 von der [[w:Gestapo|Gestapo]] aufgelöst. Das Eigentum am Haus des Gesellenvereins wurde an die [[w:Hitlerjugend|Hitlerjugend]] und den [[w:Bund deutscher Mädchen|Bund deutscher Mädchen]] übertragen, das Vereinsvermögen an die [[w:NSDAP|NSDAP]] übergeben.
Als 1882 das Schulhaus in der Mozartstraße, indem sich der Gesellenverein befand, von der Stadt Dornbirn wieder selbst benötigt wurde, errichtete der Gesellverein 1882 in der Bahnhofstraße Nr. 5 ein eigenes Gebäude (dieses wurde 1888 aufgestockt). Der Grundstückskauf wurde wesentlich von [[w:Adolf Rhomberg|Adolf Rhomberg]] unterstützt, dessen Frau, Anna Rhomberg, Fahnenpatin des Vereins war. 1936 wurde das Haus verkauft und der ehemalige Gasthof Hirschen in der Jahngasse 20 erworben und bis 2008 immer weiter ausgebaut (z. B. Restaurant und Wohnheim). Mit dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] an [[w:Nationalsozialismus|Nazi-Deutschland]] wurde auch der katholische Gesellverein in Dornbirn verboten und am 7. September 1938 von der [[w:Gestapo|Gestapo]] aufgelöst. Das Eigentum am Haus des Gesellenvereins wurde an die [[w:Hitlerjugend|Hitlerjugend]] (HJ) und den [[w:Bund Deutscher Mädel|Bund Deutscher Mädel]] (BDM) übertragen, das Vereinsvermögen an die [[w:NSDAP|NSDAP]] übergeben.


Nach der Befreiung Vorarlbergs von der nationalsozialistischen Diktatur durch [[w:Frankreich|französische]] Truppen Anfang Mai 1945 wurden im Gesellenhaus vorübergehend [[w:Marokko|marokkanische]] Armeeangehörige einquartiert. Am 4. März 1946 konnte der katholische Gesellenverein in Dornbirn sein Vereinsleben wieder aufnehmen, nachdem die französische Kommandantur dem zugestimmt hatte. Am 2. Februar 1948 wurde das Vermögen des katholischen Gesellenvereins in Dornbirn zurückgegeben. Am 14. März 1946 wurde Kaplan Anton Nenning zum Präses gewählt. In weiterer Folge wurde das Gesellenhaus in den folgenden Jahrzehnten immer weiter ausgebaut und renoviert, was auch zu starken finanziellen Belastungen des Vereins unter der Leitung von Präses Franz Winsauer führte, der ohne öffentliche Unterstützung nicht weiter existieren konnte. 1970 wurden die ersten weiblichen Mitglieder im Verein aufgenommen, 1973 wurde die erste Mädchengruppe im Rahmen der Kolpingsfamilie Dornbirn  gegründet. 1976 wurde das Kolping-Mädchenwohnheim in Dornbirn gegründet. Unter der Leitung von Franz Winsauer wurde auch ab 1966 bis 1970 Pläne für das [[Kolping-Feriendorf Ebnit-Heumöser]] zusammen mit dem Zentralverband der Deutschen Kolpingsfamilie und der Stadt Dornbirn ausgearbeitet und ab 1970 umgesetzt. Seit 1995 ist auch für die Mitgliedschaft in der Kolpingfamilie Dornbirn es nicht mehr erforderlich, der [[w:Römisch-katholische Kirche|Römisch-katholischen Kirche]] als Mitglied anzugehören.
Nach der Befreiung Vorarlbergs von der nationalsozialistischen Diktatur durch [[w:Frankreich|französische]] Truppen Anfang Mai 1945 wurden im Gesellenhaus vorübergehend [[w:Marokko|marokkanische]] Armeeangehörige einquartiert. Am 4. März 1946 konnte der katholische Gesellenverein in Dornbirn sein Vereinsleben wieder aufnehmen, nachdem die französische Kommandantur dem zugestimmt hatte. Am 2. Februar 1948 wurde das Vermögen des katholischen Gesellenvereins in Dornbirn zurückgegeben. Am 14. März 1946 wurde Kaplan Anton Nenning zum Präses gewählt. In weiterer Folge wurde das Gesellenhaus in den folgenden Jahrzehnten immer weiter ausgebaut und renoviert, was auch zu starken finanziellen Belastungen des Vereins unter der Leitung von Präses Franz Winsauer führte, der ohne öffentliche Unterstützung nicht weiter existieren konnte. 1970 wurden die ersten weiblichen Mitglieder im Verein aufgenommen, 1973 wurde die erste Mädchengruppe im Rahmen der Kolpingsfamilie Dornbirn  gegründet. 1976 wurde das Kolping-Mädchenwohnheim in Dornbirn gegründet. Unter der Leitung von Franz Winsauer wurde auch ab 1966 bis 1970 Pläne für das [[Kolping-Feriendorf Ebnit-Heumöser]] zusammen mit dem Zentralverband der Deutschen Kolpingsfamilie und der Stadt Dornbirn ausgearbeitet und ab 1970 umgesetzt. Seit 1995 ist auch für die Mitgliedschaft in der Kolpingfamilie Dornbirn es nicht mehr erforderlich, der [[w:Römisch-katholische Kirche|Römisch-katholischen Kirche]] als Mitglied anzugehören.
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