Leopold II. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Markgraf Leopold (II.) "der Schöne"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 10. Jahrhundert; † um 1095), auch '''Markgraf Leopold (II.) von Österreich''', herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich.
[[File:Herzog Leopold II. Babenberg.jpg|thumb|Markgraf Leopold (II.) "''der Schöne''" in der Schlacht bei Mailberg. Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum im Stift Klosterneuburg, entstanden zwischen 1489 und 1492]]
'''Markgraf Leopold (II.) "der Schöne"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 10. Jahrhundert, um 1050; † [[12. Oktober]] [[1095]]<ref group="A">Angaben nach [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 150 und S. 154</ref>), auch '''Markgraf Leopold (II.) von Österreich''', herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Ihm gelang eine wesentliche Ausdehnung seines Herrschaftsbereiches. Indem er die starke, direkte Abhängigkeit vom König beziehungsweise Kaiser zu lockerte, schuf er eine erste wichtige Voraussetzung für die Entstehung eines späteren Landesfürstentums.


== Ehe und Nachkommen ==  
== Ehe und Nachkommen ==  
Leopold ''der Schöne'' entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die [[Babenberger]] bezeichnet wird. Er war der Sohn von [[Ernst (Österreich)|Markgraf Ernst "''dem Tapferen''"]]. Verheiratet war er mit [[Itha von Babenberg|Itha]] († vermutlich 1101), deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist. Aus dieser Ehe sind mehrere Kinder belegt:<ref name ="kleindelstammtafel">vgl. Walter Kleindel: ‚''Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur''. Ueberreuter Verlag, Wien / Heidelberg, 1978. Stammtafel der Babenberger (im Anhang)</ref>
Leopold ''der Schöne'' entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die [[Babenberger]] bezeichnet wird. Er war der Sohn von [[Ernst (Österreich)|Markgraf Ernst "''dem Tapferen''"]]. Verheiratet war er mit [[Itha von Babenberg|Itha]] († vermutlich 1101), deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist<ref name ="Weller328">vgl. [[w:Tobias Weller (Historiker)|Tobias Weller (Historiker)]]: ''Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert'' (=  (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 328</ref>. Für diese Ehe sind mehrere Kinder belegt:<ref name ="kleindelstammtafel">vgl. Walter Kleindel: ‚''Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur''. Ueberreuter Verlag, Wien / Heidelberg, 1978. Stammtafel der Babenberger (im Anhang)</ref>
:* [[Elisabeth von Babenberg-Steier|Elisabeth]]
:* [[Elisabeth von Babenberg-Steier|Elisabeth]] mit Markgraf [[Otakar II. (Steier)|Otakar (II.)]] († 1122), Graf im [[w:Traungau|Traungau]] und [[w:Chiemgau|Chiemgau]] sowie Markgraf von [[w:Herzogtum Steiermark|Steier]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:::∞ mit Markgraf [[w:Ottokar II. (Steiermark)|Otakar (II.)]] († 1122), Graf im [[w:Traungau|Traungau]] und im [[w:Chiemgau|Chiemgau]], 1082-1122 Markgraf von[[w:Herzogtum Steiermark|Steier]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:* Juditta<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:* Juditta<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:* Gerberga († 1142)
:* [[Gerberga von Österreich|Gerberga]] († 1142) mit Herzog [[w:Bořivoj II.|Bořivoj (II.)]] von [[w:Königreich Böhmen|Böhmen]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:::∞ mit Herzog [[w:Bořivoj II.|Bořivoj (II.)]] von [[w:Königreich Böhmen|Böhmen]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:* [[Leopold III. (Österreich)|Markgraf Leopold (III.) "der Heilige"]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:* [[Leopold III. (Österreich)|Markgraf Leopold (III.) "der Heilige"]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:* Ida
:* [[Ida von Znaim|Ida]] ⚭ mit [[w:Lutold von Znaim|Luitold von Znaim]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:::∞ mit [[w:Lutold von Znaim|Luitold von Znaim]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:* (unsicher) [[Sophie von Schala|Sophie]] († 1154) ⚭ (1. Ehe) mit [[Heinrich III. (Kärnten)|Herzog Heinrich (III.) von Kärnten]] († 1122); (2. Ehe) mit Graf Sighard (X.) von [[w:Grafschaft Burghausen-Schala|Schala-Burghausen]]<ref name ="kleindelstammtafel"/><ref name ="Weller343">vgl. [[w:Tobias Weller (Historiker)|Tobias Weller (Historiker)]]: ''Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert'' (=  (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 343</ref>
:* Sophie († 1154)
:* (unsicher) [[Euphemia von Peilstein|Euphemia]] ⚭ mit Graf Konrad (I.) von [[w:Peilstein (Adelsgeschlecht)|Peilstein]]<ref name ="kleindelstammtafel"/><ref name ="Weller343"/>
:::∞ in 1. Ehe mit Graf [[w:Heinrich III. (Kärnten)|Heinrich]] von [[w:Eppenstein|Eppenstein]], Markgraf der Marken [[w:Mark Krain|Krain]], [[w:Mark Friaul|Friaul]], [[w:Mark Istrien|Istrien]] und [[w:Mark Verona|Verona]], Herzog von [[w:Herzogtum Kärnten|Kärnten]]
:::in 2. Ehe mit Graf Sighard von [[w:Grafschaft Burghausen-Schala|Schala-Burghausen]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>
:* Euphemia
:::∞ mit Konrad von [[w:Peilstein (Adelsgeschlecht)|Peilstein]]<ref name ="kleindelstammtafel"/>


== Herrschaften ==
== Herrschaft ==
Leopold ''der Schöne'' herrschte 1075-1095 als Graf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]<ref group="A">Aus dieser Markgrafschaft, die ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehörte, entstand 1156 das eigenständige [[Herzogtum Österreich]], aus dem später Staaten und Staatenteile mit Namen Österreich hervorgingen. Die Mark umfasste damals aber nur Teile im heutigen Bundesland Niederösterreich, wobei sie unter den Markgrafen aus der Familie der Babenbergern wesentlich vergrößert wurde.</ref>.<ref name ="krenn133">Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens'', 1955, S. 133</ref> Im Unterschied zu den bisherigen Markgrafen von Österreich aus dem [[Babenberger|Haus Babenberg]], die sich mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des [[Heiliges Römisches Reich|Reichs]] verheiratet hatten, heiratete er als erster eine "innerösterreichische" Adlige. Dies wird als Indiz dafür gedeutet, dass für ihn politisch die Festigung seiner Herrschaft über die Markgrafschaft im Inneren Priorität hatte.<ref name ="Neukam219">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219</ref> Im [[w:Investiturstreit|Investiturstreit]] stand er zudem, ein weiterer Unterschied zu seinem Vorgängern, zeitweise auf der Seite der Päpste, weswegen ihm um 1082 der Verlust seiner Herrschaften drohte.<ref name ="krenn133"/>
Leopold ''der Schöne'' herrschte 1075-1095 als Graf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]. Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für [[w:Heinrich IV. (HRR)|König Heinrich IV.]] († 1106) gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn die Belehnung mit der Mark Österreich zu verweigern. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "''der Schöne''" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark und damit die Grenzen zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Reich]], dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen zu sichern und außerdem die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Markgrafschaft Österreich noch immer sozusagen "im Aufbau". Unter Markgraf Leopold (II.) "''dem Schönen''" wurde die herrschaftliche Durchdringung der Mark und ihre Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass der Markgraf dieser Aufgabe Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.<ref name="scheibelreiter133">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 133</ref> Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem [[Babenberger|Haus Babenberg]], die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.<ref name ="Neukam219">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219</ref> Die Besitzungen, welche ihm seine Markgräfin Itha zubrachte, hatten zur Folge, dass er seine Machtposition bis auf das Areal der heutigen Stadt Wien ausdehnen konnte.<ref name ="scheibelreiter151">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 151</ref>
 
Zu Beginn des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] befand sich der Markgraf auf der Seite von König Heinrich IV. Dies bezeugt zum Beispiel eine
Königsurkunde über eine Schenkung, die am 27. Juli 1076 für den Markgrafen ausgestellt wurde. Noch 1077 nahm er an dem Hoftag von König Heinrich in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] teil. Wenig später dürfte es allerdings zwischen ihm und den König zu Unstimmigkeiten gekommen sein, der konkrete Grund dafür ist bisher unbekannt. Nachdem Markgraf Leopold dem König eine Absage erteilte, unternahm dieser einen Kriegszug ins östliche Bayern, worauf sich der Markgraf ihm wieder unterwarf oder unterwerfen musste.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 134f. und S. 136f. Nach [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die Babenberger und ihre Nachbarn'', 2020, S. 202 handelte es sich dabei um eine "[[w:deditio|deditio]]".</ref>
 
Anders als seine Vorgänger, die, soweit es sich nach den bisher erschlossenen Quellen beurteilen lässt, stets bei Konflikten im Reich den König beziehungsweise Kaiser unterstützt hatten, stand Markgraf Leopold "''der Schöne''" auch in den Folgejahren zeitweise auf der Seite der Päpste.<ref name ="krenn133">vgl. Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens''. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955. S. 133</ref> 1081 unterstützte er außerdem Hermann von Salm († 1088), der als Gegenkönig Heinrich IV. herausgefordert hatte, bei der Belagerung der Stadt [[w:Augsburg|Augsburg]].<ref name ="Weller329">vgl. [[w:Tobias Weller (Historiker)|Tobias Weller (Historiker)]]: ''Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert'' (=  (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 329</ref> Deswegen drohte ihm um 1082 sogar der Verlust seiner Herrschaften durch König Heinrich IV.<ref name ="krenn133"/>
 
Dass Leopold, der um diese Zeit in der Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen König als Verbündeten von Heinrich IV. eine schwere Niederlage erlitt, aber nicht als Markgraf abgesetzt werden konnte, bestätigt, dass seine Stellung ziemlich gefestigt war. Dafür spricht auch, dass sich für die Markgrafschaft Österreich zu dieser Zeit keine inneren Unruhen belegen lassen, obwohl es dort auch Anhänger des Königs gab.<ref name ="zehetmayer434mF">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434, mit Fußnote 36 und 37</ref>
 
Inwieweit das politische Agieren von Markgraf Leopold "''dem Schönen''" von seinem politischen Umfeld und dessen Interaktionen im Konflikt zwischen Kaiser und Papst bestimmt wurde, ob es sich um einen lokalen Konflikt handelte, der möglicherweise keineswegs eine Parteinahme für den Papst bedeutete, ob dies auf Leopolds Persönlichkeit zurückzuführen ist oder ob eine andere Ursache vorliegt, lässt sich nach der bisher erschlossenen Quellenlage nicht entscheiden.<ref name="scheibelreiter140">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 140</ref> Auffallend ist in diesem Kontext, dass der Markgraf, so weit es sich beurteilen lässt, ein eher angespanntes Verhältnis zum [[w:Welf IV. (Bayern)|Herzog von Bayern]] hatte, das sich erst in seinem Sterbejahr gebessert zu haben scheint. Der Herzog von Bayern zählte nämlich zu den einflussreichsten Gegnern des Kaisers, er sollte sich erst in den 1090er-Jahren mit dem Kaiser aussöhnen.<ref name ="scheibelreiter151">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 151</ref>
 
In den Jahren nach 1085 dürfte sich Markgraf Leopold "''der Schöne''" weitgehend von der Reichspolitik ferngehalten haben.<ref name ="scheibelreiter150">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 150</ref> Aus den bisher erschlossenen Quellen geht nicht hervor, ob es noch Leopold "''der Schöne''" oder schon sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger war, der sich mit Heinrich IV. aussöhnte.<ref name ="zehetmayer435">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 435</ref>


== Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich ==
== Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich ==
* [[Gars am Kamp]]: Nach dem Fürstenbuch des Chronisten [[w:ans der Enikel/|Jans Enenkels]] hatte Markgraf Leopold "''der Schöne'' auf der [[Burgruine Gars am Kamp|Burg Gars]] seinen Sitz. Sie gilt als sein Sterbeort, und hier soll er ursprünglich auch beigesetzt worden sein.<ref name ="schöndorfer88">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen''. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88</ref>
* [[Gars am Kamp]]: Unter Markgraf Leopold "''dem Schönen''" wurde Gars Mittelpunkt eines markgräflichen Forstbezirks und Sitz einer eigenen Pfarre. Außerdem ist es als Tagungsort von markgräflichen Gerichtstagen belegt.<ref name ="scheibelreiter151"/> Nach dem Fürstenbuch des Chronisten [[w:Jans der Enikel|Jans Enenkels]] hatte Markgraf Leopold auf der [[Burgruine Gars am Kamp|Burg Gars]] seinen Sitz. Sie gilt als sein Sterbeort, und hier soll er ursprünglich auch beigesetzt worden sein.<ref name ="schöndorfer88">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen''. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88</ref><ref name ="lechnerLeopold12">vgl. [[w:Karl Lechner (Historiker, 1897)|Karl Lechner]]: ''Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 12</ref>
* [[Göttweig]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer des [[Stift Göttweig|Stiftes Göttweig]].<ref name ="krenn133"/>
* [[Furth bei Göttweig]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer beziehungsweise Mitbegründer des [[Stift Göttweig|Stiftes Göttweig]].<ref name ="krenn133"/>
* [[Mailberg]]: Hier fand am 12. Mai 1082 die für Leopold ''dem Schönen'' verhängnisvolle [[w:Schlacht bei Mailberg|Schlacht bei Mailberg]] gegen den [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Herzog]] [[w:Vratislav II.|Wratislav (II.)]] statt.<ref name ="krenn133"/> Diese Schlacht hatte außer einer Grenzverschiebung der [[w:Markgrafschaft Mähren|Markgrafschaft Mähren]] bis Mailberg, die allerdings nicht allzu lange Bestand hatte, keine unmittelbaren politischen Folgen, da Markgraf Leopold seine Herrschaft über die Markgrafschaft Österreich trotzdem behaupten konnte. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung der "Schlacht von Mailberg" später überschätzt wurde.<ref>vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/mailberg.html?tx_gdl_gdl%5Bbesonderheit%5D=7&cHash=0130f8988e45c00d53fdbc941f12b501 Schlacht bei Mailberg], GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 16. Juli 2019</ref> In der Folge dürfte Markgraf Leopold seine damaligen Herrschaftsgebiete im Wald- und Weinviertel neu strukturiert haben.<ref>vgl. [[w:Kurt Klaudy|Kurt Klaudy]]: ''Das Werden Wiens und seines Stephandoms''. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 92</ref>
* [[Mailberg]]: Hier fand am 12. Mai 1082 die für Leopold ''dem Schönen'' verhängnisvolle [[w:Schlacht bei Mailberg|Schlacht bei Mailberg]] gegen den [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Herzog]] [[w:Vratislav II.|Wratislav (II.)]] statt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 144</ref> Diese Schlacht hatte außer einer Grenzverschiebung der [[w:Markgrafschaft Mähren|Markgrafschaft Mähren]] bis Mailberg, die allerdings nicht allzu lange Bestand hatte, keine unmittelbaren politischen Folgen, da Markgraf Leopold seine Herrschaft über die Markgrafschaft Österreich trotzdem behaupten konnte. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung der "Schlacht von Mailberg" später überschätzt wurde.<ref>vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/mailberg.html?tx_gdl_gdl%5Bbesonderheit%5D=7&cHash=0130f8988e45c00d53fdbc941f12b501 Schlacht bei Mailberg], GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 16. Juli 2019</ref> In der Folge dürfte Markgraf Leopold seine damaligen Herrschaftsgebiete im Wald- und Weinviertel neu strukturiert haben.<ref>vgl. [[w:Kurt Klaudy|Kurt Klaudy]]: ''Das Werden Wiens und seines Stephandoms''. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 92</ref>
* [[Melk]]: Hier befand sich eine der Hauptresidenzen von Leopold ''dem Schönen''. Er gilt als Gründer von Stift Melk.<ref name ="krenn133"/>  
* [[Melk]]: Hier befand sich eine der Hauptresidenzen von Leopold ''dem Schönen''. Nach einer Quelle aus dem 12. Jahrhundert wird er als Gründer von Stift Melk genannt. Diese Information findet sich aber nicht in den "Melker Annalen", die bereits früher begonnen wurden. Das könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass es in Melk bereits vor 1089 eine Kleriker-Gemeinschaft gegeben haben dürfte, welche der Markgraf, vielleicht unter dem Einfluss des Bischofs [[Heiliger Altmann|Altmann von Passau]] durch das Benediktinerkloster ersetzen ließ. Nach einem Privileg von [[w:Paschalis II.|Papst Paschalis II.]] aus dem Jahr 1110 sollen der Markgraf und seine Frau<ref group="A">Der Historiker [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]] merkt allerdings an, dass der in diesem Kontext verwendete lateinische Ausdruck "''''parentes''''" nicht nur die Eltern des Markgrafen [[Leopold der Heilige|Leopold (III.) "''des Heiligen''"]], sondern auch nähere Verwandte oder Vorfahren meinen könnte.</ref> außerdem den Bau der Peterskirche und der Klostergebäude des Stiftes veranlasst haben.<ref name ="scheibelreiter149">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 149</ref>
* [[St. Pölten]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer des ehemaligen Stiftes.<ref name ="krenn133"/>
* [[Raabs an der Thaya]]: Die Schenkung im Gebiet um Raabs an der Thaya, die König Heinrich IV., Leopolds Vater kurz vor seinem Tod gemacht hatte, wurde für Leopold "''den Schöne''" 1076 um weitere Hufen vergrößert.<ref name ="Lohrmann236">vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1, S. 236</ref> In der neueren Forschung wird diskutiert, ob diese Schenkung und auch weitere Besitzungen um Raabs als Folge der Niederlage von Mailberg an den Grafen [[Gottfried von Gosham|Gottfried (I.) von Raabs]] verloren gingen.<ref>vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1, S. 236f.</ref>
* [[Tulln]]: Hier befand sich eine weitere Hauptresidenzen von Leopold ''dem Schönen''.<ref name ="krenn133"/>
* [[St. Pölten]]: Leopold "''der Schöne''" gilt als Gründer des ehemaligen Stiftes von St. Pölten.<ref name ="krenn133"/>
* [[Tulln]]: Hier befand sich eine weitere Hauptresidenzen von Leopold ''dem Schönen''.<ref name ="krenn133"/> Nach der "Vita Altmanni" (verfasst um 1135) soll Leopold, nachdem es 1081 zum Bruch mit König Heinrich IV. gekommen war, wenig später die "Großen" seiner Mark zu einer Versammlung nach Tulln geladen haben, um sie zu einem Schwur und zum Abfall von König Heinrich zu bewegen.<ref>vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434f.</ref>


== Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich ==
== Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich ==
* [[Melk]]: Ein Historienbild von Markgraf Leopold ''dem Schönen'' befindet sich in der "Babenberger-Galerie" in Stift Melk.
* [[Melk]]: Eine Grabinschrift aus dem 13. Jahrhundert nimmt Bezug auf Markgraf Leopold "''dem Schönen''".<ref name ="scheibelreiter150/"> Ein im 19. Jahrhundert entstandenes historistisches Porträt von ihm hängt in der "Babenberger-Galerie" des Stiftes.
 
== Zeitgenössische Quellen zu Markgraf Leopold (II.) "''dem Schönen''" ==
Der Geschichtsschreiber [[w:Bernold von Konstanz|Bernold von St. Blasien]] († 1100), ein Zeitgenosse von Markgraf Leopold (II.) "''dem Schönen''", widmete ihm einen Nachruf, in dem der Markgraf als treuester Kämpfer für die Sache des Papstes bezeichnet wird und als jemand, der sehr reich war. Diese Aussagen werden durch die bisher erschlossenen Quellen nicht bestätigt, aber von diesen auch nicht widerlegt.<ref name ="scheibelreiter151"/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Walter Kleindel: ''Österreich Chronik''. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
* Walter Kleindel: ''Österreich Chronik''. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
* Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens''. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955
* [[Karl Lechner]]: ''Die Babenberger''. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246 (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 23). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 978-3205982296
* [[Karl Lechner]]: ''Die Babenberger''. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 3-205-98569-9
* [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1
* [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6
* [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6
== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references />


== Anmerkungen ==
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Aktuelle Version vom 17. Dezember 2023, 14:29 Uhr

Markgraf Leopold (II.) "der Schöne" in der Schlacht bei Mailberg. Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum im Stift Klosterneuburg, entstanden zwischen 1489 und 1492

Markgraf Leopold (II.) "der Schöne"[A 1] (* im 10. Jahrhundert, um 1050; † 12. Oktober 1095[A 2]), auch Markgraf Leopold (II.) von Österreich, herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Ihm gelang eine wesentliche Ausdehnung seines Herrschaftsbereiches. Indem er die starke, direkte Abhängigkeit vom König beziehungsweise Kaiser zu lockerte, schuf er eine erste wichtige Voraussetzung für die Entstehung eines späteren Landesfürstentums.

Ehe und Nachkommen

Leopold der Schöne entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Er war der Sohn von Markgraf Ernst "dem Tapferen". Verheiratet war er mit Itha († vermutlich 1101), deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist[1]. Für diese Ehe sind mehrere Kinder belegt:[2]

Herrschaft

Leopold der Schöne herrschte 1075-1095 als Graf über die Mark Ostarrichi (Österreich). Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für König Heinrich IV. († 1106) gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn die Belehnung mit der Mark Österreich zu verweigern. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "der Schöne" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark und damit die Grenzen zwischen dem Reich, dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen zu sichern und außerdem die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Markgrafschaft Österreich noch immer sozusagen "im Aufbau". Unter Markgraf Leopold (II.) "dem Schönen" wurde die herrschaftliche Durchdringung der Mark und ihre Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass der Markgraf dieser Aufgabe Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.[4] Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem Haus Babenberg, die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.[5] Die Besitzungen, welche ihm seine Markgräfin Itha zubrachte, hatten zur Folge, dass er seine Machtposition bis auf das Areal der heutigen Stadt Wien ausdehnen konnte.[6]

Zu Beginn des Investiturstreits befand sich der Markgraf auf der Seite von König Heinrich IV. Dies bezeugt zum Beispiel eine Königsurkunde über eine Schenkung, die am 27. Juli 1076 für den Markgrafen ausgestellt wurde. Noch 1077 nahm er an dem Hoftag von König Heinrich in Nürnberg teil. Wenig später dürfte es allerdings zwischen ihm und den König zu Unstimmigkeiten gekommen sein, der konkrete Grund dafür ist bisher unbekannt. Nachdem Markgraf Leopold dem König eine Absage erteilte, unternahm dieser einen Kriegszug ins östliche Bayern, worauf sich der Markgraf ihm wieder unterwarf oder unterwerfen musste.[7]

Anders als seine Vorgänger, die, soweit es sich nach den bisher erschlossenen Quellen beurteilen lässt, stets bei Konflikten im Reich den König beziehungsweise Kaiser unterstützt hatten, stand Markgraf Leopold "der Schöne" auch in den Folgejahren zeitweise auf der Seite der Päpste.[8] 1081 unterstützte er außerdem Hermann von Salm († 1088), der als Gegenkönig Heinrich IV. herausgefordert hatte, bei der Belagerung der Stadt Augsburg.[9] Deswegen drohte ihm um 1082 sogar der Verlust seiner Herrschaften durch König Heinrich IV.[8]

Dass Leopold, der um diese Zeit in der Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen König als Verbündeten von Heinrich IV. eine schwere Niederlage erlitt, aber nicht als Markgraf abgesetzt werden konnte, bestätigt, dass seine Stellung ziemlich gefestigt war. Dafür spricht auch, dass sich für die Markgrafschaft Österreich zu dieser Zeit keine inneren Unruhen belegen lassen, obwohl es dort auch Anhänger des Königs gab.[10]

Inwieweit das politische Agieren von Markgraf Leopold "dem Schönen" von seinem politischen Umfeld und dessen Interaktionen im Konflikt zwischen Kaiser und Papst bestimmt wurde, ob es sich um einen lokalen Konflikt handelte, der möglicherweise keineswegs eine Parteinahme für den Papst bedeutete, ob dies auf Leopolds Persönlichkeit zurückzuführen ist oder ob eine andere Ursache vorliegt, lässt sich nach der bisher erschlossenen Quellenlage nicht entscheiden.[11] Auffallend ist in diesem Kontext, dass der Markgraf, so weit es sich beurteilen lässt, ein eher angespanntes Verhältnis zum Herzog von Bayern hatte, das sich erst in seinem Sterbejahr gebessert zu haben scheint. Der Herzog von Bayern zählte nämlich zu den einflussreichsten Gegnern des Kaisers, er sollte sich erst in den 1090er-Jahren mit dem Kaiser aussöhnen.[6]

In den Jahren nach 1085 dürfte sich Markgraf Leopold "der Schöne" weitgehend von der Reichspolitik ferngehalten haben.[12] Aus den bisher erschlossenen Quellen geht nicht hervor, ob es noch Leopold "der Schöne" oder schon sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger war, der sich mit Heinrich IV. aussöhnte.[13]

Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich

  • Gars am Kamp: Unter Markgraf Leopold "dem Schönen" wurde Gars Mittelpunkt eines markgräflichen Forstbezirks und Sitz einer eigenen Pfarre. Außerdem ist es als Tagungsort von markgräflichen Gerichtstagen belegt.[6] Nach dem Fürstenbuch des Chronisten Jans Enenkels hatte Markgraf Leopold auf der Burg Gars seinen Sitz. Sie gilt als sein Sterbeort, und hier soll er ursprünglich auch beigesetzt worden sein.[14][15]
  • Furth bei Göttweig: Leopold der Schöne gilt als Gründer beziehungsweise Mitbegründer des Stiftes Göttweig.[8]
  • Mailberg: Hier fand am 12. Mai 1082 die für Leopold dem Schönen verhängnisvolle Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen Herzog Wratislav (II.) statt.[16] Diese Schlacht hatte außer einer Grenzverschiebung der Markgrafschaft Mähren bis Mailberg, die allerdings nicht allzu lange Bestand hatte, keine unmittelbaren politischen Folgen, da Markgraf Leopold seine Herrschaft über die Markgrafschaft Österreich trotzdem behaupten konnte. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung der "Schlacht von Mailberg" später überschätzt wurde.[17] In der Folge dürfte Markgraf Leopold seine damaligen Herrschaftsgebiete im Wald- und Weinviertel neu strukturiert haben.[18]
  • Melk: Hier befand sich eine der Hauptresidenzen von Leopold dem Schönen. Nach einer Quelle aus dem 12. Jahrhundert wird er als Gründer von Stift Melk genannt. Diese Information findet sich aber nicht in den "Melker Annalen", die bereits früher begonnen wurden. Das könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass es in Melk bereits vor 1089 eine Kleriker-Gemeinschaft gegeben haben dürfte, welche der Markgraf, vielleicht unter dem Einfluss des Bischofs Altmann von Passau durch das Benediktinerkloster ersetzen ließ. Nach einem Privileg von Papst Paschalis II. aus dem Jahr 1110 sollen der Markgraf und seine Frau[A 3] außerdem den Bau der Peterskirche und der Klostergebäude des Stiftes veranlasst haben.[19]
  • Raabs an der Thaya: Die Schenkung im Gebiet um Raabs an der Thaya, die König Heinrich IV., Leopolds Vater kurz vor seinem Tod gemacht hatte, wurde für Leopold "den Schöne" 1076 um weitere Hufen vergrößert.[20] In der neueren Forschung wird diskutiert, ob diese Schenkung und auch weitere Besitzungen um Raabs als Folge der Niederlage von Mailberg an den Grafen Gottfried (I.) von Raabs verloren gingen.[21]
  • St. Pölten: Leopold "der Schöne" gilt als Gründer des ehemaligen Stiftes von St. Pölten.[8]
  • Tulln: Hier befand sich eine weitere Hauptresidenzen von Leopold dem Schönen.[8] Nach der "Vita Altmanni" (verfasst um 1135) soll Leopold, nachdem es 1081 zum Bruch mit König Heinrich IV. gekommen war, wenig später die "Großen" seiner Mark zu einer Versammlung nach Tulln geladen haben, um sie zu einem Schwur und zum Abfall von König Heinrich zu bewegen.[22]

Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich

  • Melk: Eine Grabinschrift aus dem 13. Jahrhundert nimmt Bezug auf Markgraf Leopold "dem Schönen".<ref name ="scheibelreiter150/"> Ein im 19. Jahrhundert entstandenes historistisches Porträt von ihm hängt in der "Babenberger-Galerie" des Stiftes.

Zeitgenössische Quellen zu Markgraf Leopold (II.) "dem Schönen"

Der Geschichtsschreiber Bernold von St. Blasien († 1100), ein Zeitgenosse von Markgraf Leopold (II.) "dem Schönen", widmete ihm einen Nachruf, in dem der Markgraf als treuester Kämpfer für die Sache des Papstes bezeichnet wird und als jemand, der sehr reich war. Diese Aussagen werden durch die bisher erschlossenen Quellen nicht bestätigt, aber von diesen auch nicht widerlegt.[6]

Literatur

  • Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246 (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 23). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 978-3205982296
  • Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1
  • Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6

Weblinks

 Leopold II. (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 328
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 vgl. Walter Kleindel: ‚Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Ueberreuter Verlag, Wien / Heidelberg, 1978. Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
  3. 3,0 3,1 vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 343
  4. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 133
  5. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 151
  7. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 134f. und S. 136f. Nach Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 202 handelte es sich dabei um eine "deditio".
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 8,4 vgl. Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955. S. 133
  9. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 329
  10. vgl. Roman Zehetmayer: Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434, mit Fußnote 36 und 37
  11. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 140
  12. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 150
  13. vgl. Roman Zehetmayer: Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 435
  14. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88
  15. vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 12
  16. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 144
  17. vgl. Schlacht bei Mailberg, GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 16. Juli 2019
  18. vgl. Kurt Klaudy: Das Werden Wiens und seines Stephandoms. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 92
  19. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 149
  20. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1, S. 236
  21. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1, S. 236f.
  22. vgl. Roman Zehetmayer: Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434f.

Anmerkungen

  1. In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
  2. Angaben nach Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 150 und S. 154
  3. Der Historiker Georg Scheibelreiter merkt allerdings an, dass der in diesem Kontext verwendete lateinische Ausdruck "'parentes'" nicht nur die Eltern des Markgrafen Leopold (III.) "des Heiligen", sondern auch nähere Verwandte oder Vorfahren meinen könnte.
VorgängerAmtNachfolger
Markgraf Ernst (I.) der TapfereHerrscher über die Markgrafschaft Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg
1075-1095
Markgraf Leopold (III.) der Heilige
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