Diskussion:Siegfried Heim: Unterschied zwischen den Versionen

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Als die Deutsche Wehrmacht auf ihrem Rückzug im Mai 1945 in der Bütze ein Geschütz in Stellung brachte, ergriff Mama Frieda mit sieben eigenen und zwei Nachbarskindern die Flucht. Sie benützten dazu den hölzernen Handwagen und hissten eine weisse Fahne. In Buch konnte sie mit den neun Kindern Quartier bei der Familie Alois & Rosa Sinz beziehen. Selbst hatten sie auch eine grosse Familie zu versorgen. Alois Sinz stammte so wie Frieda Heim ebenfalls aus Doren.  
Als die Deutsche Wehrmacht auf ihrem Rückzug im Mai 1945 in der Bütze ein Geschütz in Stellung brachte, ergriff Mama Frieda mit sieben eigenen und zwei Nachbarskindern die Flucht. Sie benützten dazu den hölzernen Handwagen und hissten eine weisse Fahne. In Buch konnte sie mit den neun Kindern Quartier bei der Familie Alois & Rosa Sinz beziehen. Selbst hatten sie auch eine grosse Familie zu versorgen. Alois Sinz stammte so wie Frieda Heim ebenfalls aus Doren.  


Unser Vater Anton war zum Volkssturm eingerückt, der älteste Bruder Friedrich diente bei der Wehrmacht, der zweitälteste Bruder Erich und der Knecht Michel mussten Haus und Vieh betreuen. Siegfried war also im Alter von 14 Jahren der älteste Flüchtling der Familie Heim.
Unser Vater Anton war zum Volkssturm eingerückt, der älteste Bruder Friedrich diente bei der Wehrmacht, der zweitälteste Bruder Erich und der Knecht Michel mussten Haus und Vieh betreuen. Siegfried war also im Alter von 14 Jahren der älteste männliche Flüchtling der Familie Heim.


== Flucht & Heimkehr ==
== Flucht & Heimkehr ==

Version vom 20. April 2024, 03:41 Uhr

Heim's auf der Flucht

Als die Deutsche Wehrmacht auf ihrem Rückzug im Mai 1945 in der Bütze ein Geschütz in Stellung brachte, ergriff Mama Frieda mit sieben eigenen und zwei Nachbarskindern die Flucht. Sie benützten dazu den hölzernen Handwagen und hissten eine weisse Fahne. In Buch konnte sie mit den neun Kindern Quartier bei der Familie Alois & Rosa Sinz beziehen. Selbst hatten sie auch eine grosse Familie zu versorgen. Alois Sinz stammte so wie Frieda Heim ebenfalls aus Doren.

Unser Vater Anton war zum Volkssturm eingerückt, der älteste Bruder Friedrich diente bei der Wehrmacht, der zweitälteste Bruder Erich und der Knecht Michel mussten Haus und Vieh betreuen. Siegfried war also im Alter von 14 Jahren der älteste männliche Flüchtling der Familie Heim.

Flucht & Heimkehr

Am Montag, 30. April, marschierten die Franzosen im Leiblachtal ein. Granateinschläge dröhnten, die Bordkanonen der Tiefflieger rasselten. Unsere Nachbarn beluden ein Pferdefuhrwerk mit Habseligkeiten und flohen nach Bildstein. Auf der Unterlindenstraße ging eine große Flak in Stellung. Voll Angst packten wir schnell zwei Koffer und unsere vier kleinsten Geschwister auf einen Handwagen. Auch eine Nachbarin vertraute uns ihre zwei Jüngsten an. Sie selbst wollte beim Haus bleiben. Mein 15-jähriger Bruder und Michel, der alte Knecht, wollten ebenfalls daheim zu Haus und Vieh schauen.

Wir anderen flohen durch den Ippachwald nach Buch. Mit zwei weiteren Familien fanden wir dort freundliche Aufnahme bei Bekannten. Mich schickte man mit dem Fahrrad wieder heim. Am anderen Morgen begann der Angriff auf Bregenz. Riesige Rauchsäulen quollen aus der brennenden Stadt, eine besonders schwarze stieg aus den Lagern der Autowerkstätte Anwander auf. Gefährliche Jagdbomber hämmerten immer wieder auf die Flüchtlinge herab, die gruppenweise über die Achbrücken hasteten. Ich fuhr wieder als Kurier nach Buch und hörte noch, wie am späten Vormittag die Achbrücken und die Kennelbacher Kanalbrücke gesprengt wurden. Mittags wurde Bregenz besetzt, gegen Abend erschienen die Franzosen in Kennelbach. Am 2. Mai schneite es in Buch. Ein Bote berichtete mittags, jetzt sei auch Wolfurt besetzt. Schnell hoben wir wieder Koffer und Kinder auf den Wagen und verabschiedeten uns von den herzensguten Gastgebern.

Eine weiße Windel sollte als Fahne unser Gefährt schützen. Im Ippachwald standen schwer bewaffnete deutsche Soldaten. Scheu und grußlos eilten wir vorbei. Menschenleer das Oberfeld! Aber auf dem Kirchplatz war Betrieb. Französische Soldaten hatten ein deutsches Kettenkrad erbeutet und jagten darauf lauthals jubelnd wie Buben in waghalsigen Kurven umher. Von uns nahm niemand Notiz. Daheim war alles in Ordnung. Weinend vor Freude schloß unsere Nachbarin ihre Kinder in die Arme.