Frowiza von Babenberg: Unterschied zwischen den Versionen

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Frowiza von Babenberg'''<ref group="A">Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.</ref> (* im 10. Jahrhundert, um 985; † im 11. Jahrhundert, um 1065) beziehungsweise '''Frowiza Orseolo''', auch '''Markgräfin Frowiza von Österreich''', war eine Ehefrau des [[Adalbert der Siegreiche|Markgrafen Adalbert "''des Siegreichen''"]], der über Gebiete in der heutigen Republik Österreich herrschte.
'''Frowiza von Babenberg'''<ref group="A">Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht. Auch für den Vornamen finden sich unterschiedliche Schreibungen: neben Frowiza Froiza oder auch Frovvila</ref> (* im 10. Jahrhundert, um 985; † im 11. Jahrhundert, um 1065) beziehungsweise '''Frowiza Orseolo''', auch '''Markgräfin Frowiza von Österreich''', war eine Ehefrau des [[Adalbert der Siegreiche|Markgrafen Adalbert "''des Siegreichen''"]], der über Gebiete in der heutigen Republik Österreich herrschte. Sie war seine letzte Ehefrau und ist auch als seine Witwe urkundlich belegt. Außerdem ist sie die einzige von seinen Ehefrauen, die namentlich eindeutig gesichert ist.  


== Herkunft und Familie ==  
== Herkunft und Familie ==  
Frowiza von Babenberg gilt als eine Enkelin des Dogen [[w:Vitale Candiano|Vitale Candiano]] († 979) und die Tochter des Dogen [[w:Ottone Orseolo|Ottone Orseolo]] († 1032) aus dessen Ehe mit Maria, einer Schwester des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[w:Stephan I. (Ungarn)|Stephan I.]] ("''Stephan des Heiligen''") († 1038). Ihr Bruder [[w:Peter Orseolo|Peter Orseolo]] († 1046) war 1038-1041 und 1044-1046 ebenfalls ungarischer König. Um 1026<ref group="A">[[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]] nennt allerdings das Jahr 1041 als frühesten Zeitpunkt für die Eheschließung, weswegen er auch ausschließt, dass sie die Mutter von [[Ernst der Tapfere|Markgraf Ernst "''dem Tapferen''"]] war. Vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010., S. 119f.</ref> heiratete sie den Markgrafen Adalbert den Siegreichen.<ref name ="Neukam215">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 215</ref> Aus dieser Ehe hatte sie einen Sohn: [[Ernst der Tapfere|Ernst "''den Tapferen''"]], der später ihrem Ehemann als Markgraf von Österreich nachfolgte.<ref name ="Neukam216">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 216</ref> In älteren Forschungsarbeiten gilt sie auch als die Mutter von Adalberts älterem Sohn [[Liutpalt (Markgraf)|Leopold]] († Dezember 1043), der als Graf der "[[w:Ungarischen Mark|Ungarnmark]]" belegt ist.
Frowiza von Babenberg, deren Herkunft nicht unumstritten ist, gilt gewöhnlich als eine Enkelin des Dogen [[w:Vitale Candiano|Vitale Candiano]] († 979) und die Tochter des Dogen [[w:Ottone Orseolo|Ottone Orseolo]] († 1032) aus dessen Ehe mit Maria, einer Schwester des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königs]] [[w:Stephan I. (Ungarn)|Stephan I.]] ("''Stephan des Heiligen''") († 1038). Als ihr Bruder gilt [[w:Peter Orseolo|Peter Orseolo]] († 1046), der 1038-1041 und 1044-1046 ungarischer König war. Um 1026<ref group="A">[[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]] nennt allerdings das Jahr 1041 als frühesten Zeitpunkt für die Eheschließung, weswegen er auch ausschließt, dass sie die Mutter von [[Ernst der Tapfere|Markgraf Ernst "''dem Tapferen''"]] war. Vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010., S. 119f.</ref> heiratete sie den Markgrafen Adalbert den Siegreichen.<ref name ="Neukam215">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 215</ref> Aus dieser Ehe hatte sie einen Sohn: [[Ernst der Tapfere|Ernst "''den Tapferen''"]], der später ihrem Ehemann als Markgraf von Österreich nachfolgte.<ref name ="Neukam216">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 216</ref> In älteren Forschungsarbeiten gilt sie auch als die Mutter von Adalberts älterem Sohn [[Liutpalt (Markgraf)|Leopold]] († Dezember 1043), der als Graf der "[[w:Ungarischen Mark|Ungarnmark]]" belegt ist.


== Leben ==
== Leben ==
Zeile 9: Zeile 9:
Nach dem Skelett aus der "Babenberger"-Grablege von Melk, welches Frowiza zugeordnet wurde, starb sie mit etwa 55 Jahren. Sie dürfte eine sehr robuste Natur gehabt und nicht dem damaligen Schönheitsideal entsprochen haben.<ref name ="Neukam216"/> Der ihr zugeordnete Unterkiefer soll ungewöhnlich derb wirken, zudem dürfte sie ca. 1,62 Meter für ihre Zeit ziemlich groß gewesen sein und eine gedungene Gestalt gehabt haben. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie körperlich in einer sehr guten Verfassung, ihre Zähne befanden sich in einem sehr guten Zustand und waren fast vollständig erhalten.<ref name ="neukam51">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 51</ref>
Nach dem Skelett aus der "Babenberger"-Grablege von Melk, welches Frowiza zugeordnet wurde, starb sie mit etwa 55 Jahren. Sie dürfte eine sehr robuste Natur gehabt und nicht dem damaligen Schönheitsideal entsprochen haben.<ref name ="Neukam216"/> Der ihr zugeordnete Unterkiefer soll ungewöhnlich derb wirken, zudem dürfte sie ca. 1,62 Meter für ihre Zeit ziemlich groß gewesen sein und eine gedungene Gestalt gehabt haben. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie körperlich in einer sehr guten Verfassung, ihre Zähne befanden sich in einem sehr guten Zustand und waren fast vollständig erhalten.<ref name ="neukam51">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 51</ref>


Frowiza wird in zwei Urkunden aus den Jahren 1048 und 1051 genannt, die Rätsel aufgeben, da dort ihr Name einen anderen Namen ersetzt, der zuvor "ausradiert" wurde. Da die ursprünglichen Namen bisher nicht mit Sicherheit eruiert werden konnten, sind die Hintergründe für diese Namensänderung nicht geklärt. Vermutet wird, dass Frowiza ursprünglich einen anderen Namen hatte oder die Urkunden zunächst auf eine frühere Ehefrau von Adalbert ausgestellt waren.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 216f.</ref> Im Oktober 1058 ist sie außerdem urkundlich als Empfängerin einer Königsschenkung genannt.<ref name="scheibelreiter119">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010., S. 119</ref>
Frowiza wird in zwei Urkunden aus den Jahren 1048 und 1051 genannt, die Rätsel aufgeben, da dort ihr Name einen anderen Namen ersetzt, der zuvor "ausradiert" wurde. Da die ursprünglichen Namen bisher nicht mit Sicherheit eruiert werden konnten, sind die Hintergründe für diese Namensänderung nicht geklärt. Vermutet wird, dass Frowiza ursprünglich einen anderen Namen hatte oder die Urkunden zunächst auf eine frühere Ehefrau von Adalbert ausgestellt waren.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 216f.</ref> Im Oktober 1058 ist sie außerdem urkundlich als Empfängerin einer Königsschenkung genannt.<ref name="scheibelreiter119">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010., S. 119</ref> In der Urkunde aus dem Jahr 1051 ist sie eindeutig als Witwe des Markgrafen belegt.<ref name ="Lohrmann99">vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1. S. 99</ref>


== Erinnerungsstätten im heutigen Österreich ==
== Erinnerungsstätten im heutigen Österreich ==
Zeile 43: Zeile 43:
[[Kategorie:Frau]]
[[Kategorie:Frau]]
[[Kategorie:Geschichte (Niederösterreich)]]
[[Kategorie:Geschichte (Niederösterreich)]]
[[Kategorie:Babenberger|∞Frowiza]]
[[Kategorie:Babenberger|⚭Frowiza]]

Aktuelle Version vom 19. Juli 2024, 21:23 Uhr

Frowiza von Babenberg[A 1] (* im 10. Jahrhundert, um 985; † im 11. Jahrhundert, um 1065) beziehungsweise Frowiza Orseolo, auch Markgräfin Frowiza von Österreich, war eine Ehefrau des Markgrafen Adalbert "des Siegreichen", der über Gebiete in der heutigen Republik Österreich herrschte. Sie war seine letzte Ehefrau und ist auch als seine Witwe urkundlich belegt. Außerdem ist sie die einzige von seinen Ehefrauen, die namentlich eindeutig gesichert ist.

Herkunft und Familie

Frowiza von Babenberg, deren Herkunft nicht unumstritten ist, gilt gewöhnlich als eine Enkelin des Dogen Vitale Candiano († 979) und die Tochter des Dogen Ottone Orseolo († 1032) aus dessen Ehe mit Maria, einer Schwester des ungarischen Königs Stephan I. ("Stephan des Heiligen") († 1038). Als ihr Bruder gilt Peter Orseolo († 1046), der 1038-1041 und 1044-1046 ungarischer König war. Um 1026[A 2] heiratete sie den Markgrafen Adalbert den Siegreichen.[1] Aus dieser Ehe hatte sie einen Sohn: Ernst "den Tapferen", der später ihrem Ehemann als Markgraf von Österreich nachfolgte.[2] In älteren Forschungsarbeiten gilt sie auch als die Mutter von Adalberts älterem Sohn Leopold († Dezember 1043), der als Graf der "Ungarnmark" belegt ist.

Leben

Da das genaue Datum der Eheschließung unbekannt ist, sind die Hintergründe dieser Eheschließung bisher nicht eindeutig geklärt. Frowizas Vater bekleidete 1009–1026 das Amt des Dogen von Venedig, nach seinem Sturz fand ihre Mutter Aufnahme bei ihrem Bruder, dem ungarischen König.[2] Daraus folgt, dass ihre Ehe mit Markgraf Adalbert frühestens zu diesem Zeitpunkt stattgefunden haben kann. Tatsächliche Bedeutung hätte die Ehe aber erst seit 1031 gehabt, als Frowizas Bruder Peter vom ungarischen König Stefan zu seinem Nachfolger bestimmt wurde.[3] Es spricht einiges dafür, dass die Ehe die Beziehungen zum ungarischen Königshaus verbessern sollte. Langfristig hatte sie aber zur Folge, dass Markgraf Adalbert nach dem Tod von König Stephan in die ungarischen Thronfolgestreitigkeiten verwickelt wurde.[2]

Nach dem Skelett aus der "Babenberger"-Grablege von Melk, welches Frowiza zugeordnet wurde, starb sie mit etwa 55 Jahren. Sie dürfte eine sehr robuste Natur gehabt und nicht dem damaligen Schönheitsideal entsprochen haben.[2] Der ihr zugeordnete Unterkiefer soll ungewöhnlich derb wirken, zudem dürfte sie ca. 1,62 Meter für ihre Zeit ziemlich groß gewesen sein und eine gedungene Gestalt gehabt haben. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie körperlich in einer sehr guten Verfassung, ihre Zähne befanden sich in einem sehr guten Zustand und waren fast vollständig erhalten.[4]

Frowiza wird in zwei Urkunden aus den Jahren 1048 und 1051 genannt, die Rätsel aufgeben, da dort ihr Name einen anderen Namen ersetzt, der zuvor "ausradiert" wurde. Da die ursprünglichen Namen bisher nicht mit Sicherheit eruiert werden konnten, sind die Hintergründe für diese Namensänderung nicht geklärt. Vermutet wird, dass Frowiza ursprünglich einen anderen Namen hatte oder die Urkunden zunächst auf eine frühere Ehefrau von Adalbert ausgestellt waren.[5] Im Oktober 1058 ist sie außerdem urkundlich als Empfängerin einer Königsschenkung genannt.[6] In der Urkunde aus dem Jahr 1051 ist sie eindeutig als Witwe des Markgrafen belegt.[7]

Erinnerungsstätten im heutigen Österreich

  • Klosterneuburg: Im Stift Klosterneuburg befindet sich der bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem Richwara von Babenberg dargestellt ist.
  • Melk: Nach ihrem Tod wurde Frowiza in der "Babenberger"-Grablege im Stift Melk beigesetzt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 215
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 216
  3. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1. S. 97
  4. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 51
  5. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 216f.
  6. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010., S. 119
  7. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1. S. 99

Anmerkungen

  1. Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht. Auch für den Vornamen finden sich unterschiedliche Schreibungen: neben Frowiza Froiza oder auch Frovvila
  2. Georg Scheibelreiter nennt allerdings das Jahr 1041 als frühesten Zeitpunkt für die Eheschließung, weswegen er auch ausschließt, dass sie die Mutter von Markgraf Ernst "dem Tapferen" war. Vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010., S. 119f.
VorgängerinAmtNachfolgerin
Mathilde vom SchweinachgauEhefrau eines Herrschers über die Markgrafschaft Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg

Adelheid von Wettin
Wikipedia logo v3.svg
Zu diesem Artikel gibt es in den folgenden Sprachversionen der Wikipedia weitere Informationen:
Český jazykEnglishHrvatskiMagyarBahasa indonesiaItaliano日本語NederlandsJęzyk polski