Agnes von Hohenstaufen: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Agnes von Babenberg'''<ref group="A">Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.</ref> (* im 11. Jahrhundert, um 1073; † [[24. September]] [[1143]], in [[Klosterneuburg]], damals Markgrafschaft Österreich) beziehungsweise '''Markgräfin Agnes von Österreich''', auch '''Agnes von Waiblingen''' oder '''Agnes von Hohenstaufen''', war die Ehefrau von [[Leopold der Heilige|Markgraf Leopold (III.) von Österreich]] ("''Leopold dem Heiligen''"), der über Gebiete des heutigen Bundeslandes Niederösterreich herrschte. Offiziell wurde sie zwar niemals heilig oder selig gesprochen, doch wird sie in [[Stift Klosterneuburg]] als Selige verehrt. Bis heute gilt sie als eine der bekanntesten Landesfürstinnen des | '''Agnes von Babenberg'''<ref group="A">Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.</ref> (* im 11. Jahrhundert, um 1073; † [[24. September]] [[1143]], in [[Klosterneuburg]], damals Markgrafschaft Österreich) beziehungsweise '''Markgräfin Agnes von Österreich''', auch '''Agnes von Waiblingen''' oder '''Agnes von Hohenstaufen''', war die Ehefrau von [[Leopold der Heilige|Markgraf Leopold (III.) von Österreich]] ("''Leopold dem Heiligen''"), der über Gebiete des heutigen Bundeslandes Niederösterreich herrschte. Offiziell wurde sie zwar niemals heilig oder selig gesprochen, doch wird sie in [[Stift Klosterneuburg]] als Selige verehrt. Bis heute gilt sie als eine der bekanntesten Landesfürstinnen des späteren[[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]]<ref name ="gedaechtnisagnes">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/?tx_gdl_gdl%5Bperson%5d=282 Agnes von Österreich], GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020</ref>. | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
Agnes von Babenberg entstammte der [[w:Salier|Kaiserdynastie der Salier]]. Sie war eine Tochter von [[w:Heinrich IV. (HRR)|Kaiser Heinrich IV.]] aus dessen erster Ehe mit [[w:Bertha von Savoyen|Bertha von Turin]] und eine Schwester von [[w:Heinrich V. (HRR)|Kaiser Heinrich V.]] | Agnes von Babenberg entstammte der [[w:Salier|Kaiserdynastie der Salier]]. Sie war eine Tochter von [[w:Heinrich IV. (HRR)|Kaiser Heinrich IV.]] aus dessen erster Ehe mit [[w:Bertha von Savoyen|Bertha von Turin]] und eine Schwester von [[w:Heinrich V. (HRR)|Kaiser Heinrich V.]]<ref name ="Neukam222">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 222</ref> Verheiratet war sie zweimal, | ||
: | :⚭ in 1. Ehe ca. 1079/1085-1105 mit [[w:Friedrich I. (Schwaben)|Herzog Friedrich (I.) von Schwaben]] († 1105), aus dieser Ehe hatte sie zwei Söhne, den späteren König [[w:Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] († 1152), und [[w:Friedrich II. (Schwaben)|Herzog Friedrich (II.) von Schwaben]] ("''Friedrich den Einäugigen''") († 1147), den Vater von [[w:Friedrich I. (HRR)|Kaiser Friedrich I. "''Barbarossa''"]]. Vielleicht hatte sie aus dieser Ehe noch eine Tochter: Gertrud († vor 1156), die als Ehefrau des Pfalzgrafen Hermann von Stahleck († 1156) gilt<ref>vgl. [[w:Tobias Weller (Historiker)|Tobias Weller (Historiker)]]: ''Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert'' (= (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 21 und S. 34f.</ref>. | ||
: | :⚭ in 2. Ehe 1106-1136 mit Markgraf Leopold III. "''dem Heiligen''" († 1136). Nach dem "Chronicon pii marchionis" hatte sie aus der zweiten Ehe 18 Kinder, wovon sieben noch als Kinder starben<ref name ="Weller348">vgl. [[w:Tobias Weller (Historiker)|Tobias Weller (Historiker)]]: ''Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert'' (= (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 348</ref>. Die Söhne [[Heinrich II. (Österreich)|Heinrich (II.) "''Jasomirgott''"]] und [[Leopold (Bayern)|Leopold (IV.) "''den Freigiebigen''"]] folgten ihrem Vater als Herrscher über die [[Herzogtum Österreich|Markgrafschaft Österreich]] nach. | ||
Agnes gilt als "Stamm-Mutter" der [[w:Staufer|Kaiser-Dynastie der Staufen]], welche die Salier als Herrscher des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] beerbte, und der Dynastie der Herzöge von Österreich aus dem [[Babenberger|Haus der Babenberger]]. Die durch ihre beiden Ehen entstandenen engen Verwandtschaftsbeziehungen zwischen beiden Familien erwiesen sich langfristig besonders für die Babenberger als äußerst vorteilhaft.<ref name ="Neukam223">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 223</ref> | Agnes gilt als "Stamm-Mutter" der [[w:Staufer|Kaiser-Dynastie der Staufen]], welche die Salier als Herrscher des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] beerbte, und der Dynastie der Herzöge von Österreich aus dem [[Babenberger|Haus der Babenberger]]. Die durch ihre beiden Ehen entstandenen engen Verwandtschaftsbeziehungen zwischen beiden Familien erwiesen sich langfristig besonders für die Babenberger als äußerst vorteilhaft.<ref name ="Neukam223">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 223</ref> | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Agnes wurde "de facto" | Agnes wurde "de facto" als ca. Siebenjährige mit ihrem ersten Ehemann verheiratet, auch wenn diese erste Ehe erst viele Jahre nach der Hochzeit vollzogen wurde.<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 222f.</ref> Kaum verwitwet, schloss sie eine zweite Ehe mit Markgraf Leopold "''dem Heiligen''", welche für diesen einen bedeutenden Zuwachs an Ansehen und Reichtum bedeutet. Als Gegenleistung wechselte er in dem Machtkampf zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder auf die Seite von diesen.<ref name ="Neukam222"/> In der Geschichtsforschung wird angenommen, dass das Königsgut, das zu ihrer Aussteuer gehörte, wenigstens zum Teil in der Markgrafschaft Österreich lag. Der Historiker [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]] vermutet, dass es sich dabei um zur Stadt [[Tulln]] zugehörige Landstriche am linken Ufer der Donau gehandelt haben könnte, welche ihr Vater auf der Hochzeitsreise seiner Schwester in [[w:Königreich Ungarn|ungarische Königreich]] (1058) aufgesucht hatte.<ref name ="scheibelreiter161">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 161</ref> Ein Teil ihrer Mitgift bestand aus Besitzungen am Mittelrhein, was später für ihren Sohn Heinrich (I.) "''Jasomirgott''" von Bedeutung war.<ref name ="scheibelreiter162">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 162</ref> | ||
Agnes, die gemeinsam mit Markgraf Leopold (III.) das Augustiner-Chorherren-Kloster in Klosterneuburg 1133 stiftete, zu dem zunächst auch ein Augustiner-Chorfrauen-Kloster zählte, dürfte mit ihrer Mitgift auch seine beiden anderen Klostergründungen, das [[w:Kloster Klein-Mariazell|Benediktinerstift Klein-Mariazell]] (heute Teil von [[Altenmarkt an der Triesting]]) und das [[Stift Heiligenkreuz|Zisterzienserstift Heiligenkreuz]] ermöglicht haben. Sie, die zahlreiche Urkunden und Dokumente hinterließ, scheint eine energische und ambitionierte Persönlichkeit gewesen zu sein, die aktiv die Politik und Wirtschaft der Markgrafschaft Österreich mitgestaltete.<ref name ="Neukam223">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 223</ref> Das Leben von Agnes, die mit Blick auf das hohe Alter, das sie erreichte, und nach der Anzahl der belegten Geburten zu schließen, eine robuste Konstitution besessen haben muss, dürfte mit einem "natürlichen" Tod geendet haben.<ref name ="Neukam207">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 207</ref> | |||
== Erinnerungsstätten an Agnes im heutigen Österreich == | == Erinnerungsstätten an Agnes im heutigen Österreich == | ||
=== Niederösterreich === | === Niederösterreich === | ||
* [[Heiligenkreuz]]: Agnes von Babenberg ist auf der Glasmalerei im Brunnenhaus des [[Stift Heiligenkreuz|Stiftes Heiligenkreuz]], welche zu Ende des 13. Jahrhunderts geschaffen wurde, dargestellt. Ihre Darstellung, die eine Frau zeigt, die dem damaligen Schönheitsideal völlig entsprach, ist die älteste bildliche Darstellung, die von ihr bisher entdeckt wurde.<ref name ="neukam51">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 51</ref> Ihr langes, goldenes Haare ist nicht bedeckt, was eine Anspielung auf die Schleierlegende sein könnte, nach welcher Agnes ihr Schleier zunächst abhanden gekommen ist.<ref name ="neukam63">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 63</ref> | * [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]]: Agnes von Babenberg ist auf der Glasmalerei im Brunnenhaus des [[Stift Heiligenkreuz|Stiftes Heiligenkreuz]], welche zu Ende des 13. Jahrhunderts geschaffen wurde, dargestellt. Ihre Darstellung, die eine Frau zeigt, die dem damaligen Schönheitsideal völlig entsprach, ist die älteste bildliche Darstellung, die von ihr bisher entdeckt wurde.<ref name ="neukam51">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 51</ref> Ihr langes, goldenes Haare ist nicht bedeckt, was eine Anspielung auf die Schleierlegende sein könnte, nach welcher Agnes ihr Schleier zunächst abhanden gekommen ist.<ref name ="neukam63">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 63</ref> | ||
* [[Klosterneuburg]]: Nach ihrem Tod wurde Agnes in einer Gruft unter dem ehemaligen Kapitelsaal des [[Stift Klosterneuburg|Augustiner-Chorherrenstifts Klosterneuburg]], der heutigen Leopoldskapelle mit dem [[w:Verduner Altar|Verduner Altar]] beigesetzt, wo bereits ihr zweiter Ehemann seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Beide Statuen als Stifterpaar mit dem Klostermodell des Stiftes finden sich auf der Südseite der Außenmauer Klosterkirche. Auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, ist Agnes von Österreich ebenfalls dargestellt. Hier kann auch ein prachtvoller Schleier aus einem besonders feinen Seidengewebe ägyptisch-syrischer Herkunft mit Spitzen aus Goldfäden bewundert werden, der tatsächlich aus dem 12. Jahrhundert stammt und zumindest als "Schleier der Agnes" bezeichnet wird<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 62f.</ref>. 2009 wurde zur Erinnerung an sie der Welfenplatz südlich des Stiftes in Hohenstaufenplatz umbenannt und dort eine [[w:Stauferstele|Staufer-Stele]] eingeweiht. | * [[Klosterneuburg]]: Nach ihrem Tod wurde Agnes in einer Gruft unter dem ehemaligen Kapitelsaal des [[Stift Klosterneuburg|Augustiner-Chorherrenstifts Klosterneuburg]], der heutigen Leopoldskapelle mit dem [[w:Verduner Altar|Verduner Altar]] beigesetzt, wo bereits ihr zweiter Ehemann seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Beide Statuen als Stifterpaar mit dem Klostermodell des Stiftes finden sich auf der Südseite der Außenmauer Klosterkirche. Auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, ist Agnes von Österreich ebenfalls dargestellt. Hier kann auch ein prachtvoller Schleier aus einem besonders feinen Seidengewebe ägyptisch-syrischer Herkunft mit Spitzen aus Goldfäden bewundert werden, der tatsächlich aus dem 12. Jahrhundert stammt und zumindest als "Schleier der Agnes" bezeichnet wird<ref>vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 62f.</ref>. 2009 wurde zur Erinnerung an sie der Welfenplatz südlich des Stiftes in Hohenstaufenplatz umbenannt und dort eine [[w:Stauferstele|Staufer-Stele]] eingeweiht. | ||
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== Agnes von Babenberg in Sage und Legende == | == Agnes von Babenberg in Sage und Legende == | ||
Um Agnes und die Gründung von Stift Klosterneuburg hat sich die sogenannten "Schleierlegende" gebildet, die zu den bekanntesten Sagen des Bundeslandes Niederösterreich zählt.<ref name ="gedaechtnisschleier">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/person/agnes.html?tx_gdl_gdl%5Bbesonderheit%5D=263&cHash=c7f69452942b2ff63b9923b4af712cac Schleierlegende], GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020</ref> Sie ist erstmals im 15. Jahrhundert überliefert.<ref name ="neukam63">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 63</ref> Der Sage nach kommt der Markgräfin wegen eines Windstoßes ihr Brautschleier abhanden, während sie sich auf dem Söllner der Burg auf dem Kahlenberg<ref group="A">Die Burg befand sich auf dem heutigen Leopoldsberg, der bis zur "[[Zweiten Wiener Türkenbelagerung]]" (1683) den Namen Kahlenberg hatte. Der heutige Kahlenberg hieß bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" Schweineberg.</ref> aufhält. Neun Jahre später findet ihr Ehemann diesen auf einer Jagd wieder, wobei in der ursprünglichen Fassung eine Marienerscheinung dies möglich macht. An der Stelle, wo er den Schleier wieder findet, lässt er das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg erbauen.<ref name ="neukam62">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 62</ref> Unhistorisch ist eindeutig der Schauplatz, da die Burg auf dem Kahlenberg erst Ende des 13. Jahrhunderts erstmals belegt ist.<ref name ="lechnerLeopold16">vgl. [[w:Karl Lechner (Historiker, 1897)|Karl Lechner]]: ''Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 16</ref> | Um Agnes und die Gründung von Stift Klosterneuburg hat sich die sogenannten "Schleierlegende" gebildet, die zu den bekanntesten Sagen des Bundeslandes Niederösterreich zählt.<ref name ="gedaechtnisschleier">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/person/agnes.html?tx_gdl_gdl%5Bbesonderheit%5D=263&cHash=c7f69452942b2ff63b9923b4af712cac Schleierlegende], GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020</ref> Sie ist erstmals im 15. Jahrhundert überliefert.<ref name ="neukam63">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 63</ref> Der Sage nach kommt der Markgräfin wegen eines Windstoßes ihr Brautschleier abhanden, während sie sich auf dem Söllner der Burg auf dem Kahlenberg<ref group="A">Die Burg befand sich auf dem heutigen Leopoldsberg, der bis zur "[[w:Zweite Wiener Türkenbelagerung|Zweiten Wiener Türkenbelagerung]]" (1683) den Namen Kahlenberg hatte. Der heutige Kahlenberg hieß bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" Schweineberg.</ref> aufhält. Neun Jahre später findet ihr Ehemann diesen auf einer Jagd wieder, wobei in der ursprünglichen Fassung eine Marienerscheinung dies möglich macht. An der Stelle, wo er den Schleier wieder findet, lässt er das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg erbauen.<ref name ="neukam62">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 62</ref> Unhistorisch ist eindeutig der Schauplatz, da die Burg auf dem Kahlenberg erst Ende des 13. Jahrhunderts erstmals belegt ist.<ref name ="lechnerLeopold16">vgl. [[w:Karl Lechner (Historiker, 1897)|Karl Lechner]]: ''Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 16</ref> | ||
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* [[w:Heide Dienst|Heide Dienst]]: ''Agnes''. Herzogin-Markgräfin, Ehefrau und Mutter. Österreichischer Bundesverlag, Wien, 1985. ISBN 3-215-05911-8 | * [[w:Heide Dienst|Heide Dienst]]: ''Agnes''. Herzogin-Markgräfin, Ehefrau und Mutter. Österreichischer Bundesverlag, Wien, 1985. ISBN 3-215-05911-8 | ||
* Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6 | * Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6 | ||
* [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6 | |||
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Aktuelle Version vom 19. Juli 2024, 21:24 Uhr
Agnes von Babenberg[A 1] (* im 11. Jahrhundert, um 1073; † 24. September 1143, in Klosterneuburg, damals Markgrafschaft Österreich) beziehungsweise Markgräfin Agnes von Österreich, auch Agnes von Waiblingen oder Agnes von Hohenstaufen, war die Ehefrau von Markgraf Leopold (III.) von Österreich ("Leopold dem Heiligen"), der über Gebiete des heutigen Bundeslandes Niederösterreich herrschte. Offiziell wurde sie zwar niemals heilig oder selig gesprochen, doch wird sie in Stift Klosterneuburg als Selige verehrt. Bis heute gilt sie als eine der bekanntesten Landesfürstinnen des späterenHerzogtums Österreich[1].
Herkunft und Familie
Agnes von Babenberg entstammte der Kaiserdynastie der Salier. Sie war eine Tochter von Kaiser Heinrich IV. aus dessen erster Ehe mit Bertha von Turin und eine Schwester von Kaiser Heinrich V.[2] Verheiratet war sie zweimal,
- ⚭ in 1. Ehe ca. 1079/1085-1105 mit Herzog Friedrich (I.) von Schwaben († 1105), aus dieser Ehe hatte sie zwei Söhne, den späteren König Konrad III. († 1152), und Herzog Friedrich (II.) von Schwaben ("Friedrich den Einäugigen") († 1147), den Vater von Kaiser Friedrich I. "Barbarossa". Vielleicht hatte sie aus dieser Ehe noch eine Tochter: Gertrud († vor 1156), die als Ehefrau des Pfalzgrafen Hermann von Stahleck († 1156) gilt[3].
- ⚭ in 2. Ehe 1106-1136 mit Markgraf Leopold III. "dem Heiligen" († 1136). Nach dem "Chronicon pii marchionis" hatte sie aus der zweiten Ehe 18 Kinder, wovon sieben noch als Kinder starben[4]. Die Söhne Heinrich (II.) "Jasomirgott" und Leopold (IV.) "den Freigiebigen" folgten ihrem Vater als Herrscher über die Markgrafschaft Österreich nach.
Agnes gilt als "Stamm-Mutter" der Kaiser-Dynastie der Staufen, welche die Salier als Herrscher des Heiligen Römischen Reiches beerbte, und der Dynastie der Herzöge von Österreich aus dem Haus der Babenberger. Die durch ihre beiden Ehen entstandenen engen Verwandtschaftsbeziehungen zwischen beiden Familien erwiesen sich langfristig besonders für die Babenberger als äußerst vorteilhaft.[5]
Leben
Agnes wurde "de facto" als ca. Siebenjährige mit ihrem ersten Ehemann verheiratet, auch wenn diese erste Ehe erst viele Jahre nach der Hochzeit vollzogen wurde.[6] Kaum verwitwet, schloss sie eine zweite Ehe mit Markgraf Leopold "dem Heiligen", welche für diesen einen bedeutenden Zuwachs an Ansehen und Reichtum bedeutet. Als Gegenleistung wechselte er in dem Machtkampf zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder auf die Seite von diesen.[2] In der Geschichtsforschung wird angenommen, dass das Königsgut, das zu ihrer Aussteuer gehörte, wenigstens zum Teil in der Markgrafschaft Österreich lag. Der Historiker Georg Scheibelreiter vermutet, dass es sich dabei um zur Stadt Tulln zugehörige Landstriche am linken Ufer der Donau gehandelt haben könnte, welche ihr Vater auf der Hochzeitsreise seiner Schwester in ungarische Königreich (1058) aufgesucht hatte.[7] Ein Teil ihrer Mitgift bestand aus Besitzungen am Mittelrhein, was später für ihren Sohn Heinrich (I.) "Jasomirgott" von Bedeutung war.[8]
Agnes, die gemeinsam mit Markgraf Leopold (III.) das Augustiner-Chorherren-Kloster in Klosterneuburg 1133 stiftete, zu dem zunächst auch ein Augustiner-Chorfrauen-Kloster zählte, dürfte mit ihrer Mitgift auch seine beiden anderen Klostergründungen, das Benediktinerstift Klein-Mariazell (heute Teil von Altenmarkt an der Triesting) und das Zisterzienserstift Heiligenkreuz ermöglicht haben. Sie, die zahlreiche Urkunden und Dokumente hinterließ, scheint eine energische und ambitionierte Persönlichkeit gewesen zu sein, die aktiv die Politik und Wirtschaft der Markgrafschaft Österreich mitgestaltete.[5] Das Leben von Agnes, die mit Blick auf das hohe Alter, das sie erreichte, und nach der Anzahl der belegten Geburten zu schließen, eine robuste Konstitution besessen haben muss, dürfte mit einem "natürlichen" Tod geendet haben.[9]
Erinnerungsstätten an Agnes im heutigen Österreich
Niederösterreich
- Heiligenkreuz: Agnes von Babenberg ist auf der Glasmalerei im Brunnenhaus des Stiftes Heiligenkreuz, welche zu Ende des 13. Jahrhunderts geschaffen wurde, dargestellt. Ihre Darstellung, die eine Frau zeigt, die dem damaligen Schönheitsideal völlig entsprach, ist die älteste bildliche Darstellung, die von ihr bisher entdeckt wurde.[10] Ihr langes, goldenes Haare ist nicht bedeckt, was eine Anspielung auf die Schleierlegende sein könnte, nach welcher Agnes ihr Schleier zunächst abhanden gekommen ist.[11]
- Klosterneuburg: Nach ihrem Tod wurde Agnes in einer Gruft unter dem ehemaligen Kapitelsaal des Augustiner-Chorherrenstifts Klosterneuburg, der heutigen Leopoldskapelle mit dem Verduner Altar beigesetzt, wo bereits ihr zweiter Ehemann seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Beide Statuen als Stifterpaar mit dem Klostermodell des Stiftes finden sich auf der Südseite der Außenmauer Klosterkirche. Auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, ist Agnes von Österreich ebenfalls dargestellt. Hier kann auch ein prachtvoller Schleier aus einem besonders feinen Seidengewebe ägyptisch-syrischer Herkunft mit Spitzen aus Goldfäden bewundert werden, der tatsächlich aus dem 12. Jahrhundert stammt und zumindest als "Schleier der Agnes" bezeichnet wird[12]. 2009 wurde zur Erinnerung an sie der Welfenplatz südlich des Stiftes in Hohenstaufenplatz umbenannt und dort eine Staufer-Stele eingeweiht.
Wien
- Wien 19: 1894 wurde im 19. Wiener Gemeindebezirk nach ihr die Agnesgasse benannt.[13] Sie gilt auch als Namensgeberin des sagenumwobenen Agnesbrünnl, einer "Kultstätte" im Wienerwald.
Agnes von Babenberg in Sage und Legende
Um Agnes und die Gründung von Stift Klosterneuburg hat sich die sogenannten "Schleierlegende" gebildet, die zu den bekanntesten Sagen des Bundeslandes Niederösterreich zählt.[14] Sie ist erstmals im 15. Jahrhundert überliefert.[11] Der Sage nach kommt der Markgräfin wegen eines Windstoßes ihr Brautschleier abhanden, während sie sich auf dem Söllner der Burg auf dem Kahlenberg[A 2] aufhält. Neun Jahre später findet ihr Ehemann diesen auf einer Jagd wieder, wobei in der ursprünglichen Fassung eine Marienerscheinung dies möglich macht. An der Stelle, wo er den Schleier wieder findet, lässt er das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg erbauen.[15] Unhistorisch ist eindeutig der Schauplatz, da die Burg auf dem Kahlenberg erst Ende des 13. Jahrhunderts erstmals belegt ist.[16]
Literatur
- Heide Dienst: Agnes. Herzogin-Markgräfin, Ehefrau und Mutter. Österreichischer Bundesverlag, Wien, 1985. ISBN 3-215-05911-8
- Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
- Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6
Weblinks
Agnes von Waiblingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Agnes von Österreich, GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 222
- ↑ vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 21 und S. 34f.
- ↑ vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 348
- ↑ 5,0 5,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 223
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 222f.
- ↑ vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 161
- ↑ vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 162
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 207
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 51
- ↑ 11,0 11,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 63
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 62f.
- ↑ vgl. Agnesgasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 7. September 2020
- ↑ vgl. Schleierlegende, GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 62
- ↑ vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 16
Anmerkungen
- ↑ Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.
- ↑ Die Burg befand sich auf dem heutigen Leopoldsberg, der bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" (1683) den Namen Kahlenberg hatte. Der heutige Kahlenberg hieß bis zur "Zweiten Wiener Türkenbelagerung" Schweineberg.
Vorgängerin | Amt | Nachfolgerin |
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Unbekannt | Ehefrau eines Herrschers über die Markgrafschaft Österreich | Maria von Böhmen |
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