Wildholz: Unterschied zwischen den Versionen
K (→Wirtschaftliche Funktion: erg.) |
K (→Definition: erg.) |
||
(9 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Oberstdorf-Rosenalp-ladder from woody debris-01ASD.jpg|mini|Holzleiter aus Wildholz gefertigt]] | |||
'''Wildholz''' ist naturgewachsenes, vom [[w:Wurzel (Pflanze)#Wurzelsysteme|Stock]] gelöstes Holz, das in dieser Form für Brennholz oder Konstruktionsholz verwendet wird. | '''Wildholz''' ist naturgewachsenes, vom [[w:Wurzel (Pflanze)#Wurzelsysteme|Stock]] gelöstes Holz, das in dieser Form für Brennholz oder Konstruktionsholz verwendet wird. | ||
== Definition == | == Definition == | ||
Der Unterschied zwischen Wildholz und bearbeitetem Holz liegt darin, dass Wildholz überwiegend und deutlich sichtbar unbearbeitet ist. | Der Unterschied zwischen Wildholz und bearbeitetem Holz liegt darin, dass Wildholz überwiegend und deutlich sichtbar unbearbeitet ist. [[w:Rohholz|Rohholz]] hingegen sind gefällte, entastete und [[w:Wipfel|entwipfelte]] [[w:Baum|Bäume]] oder Teile davon, die außer einer [[w:Rinde|Entrindung]], Ablängung (Aufteilung in kürzere Stücke keine weitere Bearbeitung erfahren haben.<ref>[https://v2.verband-crm.de/dateien/9233-42/rahmenvereinbarung%20f%C3%BCr%20den%20rohholzhandel%20in%20deutschland.pdf Rahmenvereinbarung für den Rohholzhandel in Deutschland (RVR) des Deutschen Forstwirtschaftsrates e. V. und des Deutschen Holzwirtschaftsrates e. V.] (pdf 2,5 MB), abgerufen am 10. Februar 2024</ref> [[w:Treibholz|Treibholz]] wiederum kann sowohl Wildholz als auch Rohholz oder stark bearbeitets Holz (z. B. Balken) sein. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Das Sammeln von Wildholz in Gewässern hatte z. B. in [[Vorarlberg]], wie in vielen anderen Gebieten, eine lange Tradition. So wurde auch der Hauptfluss des [[w:Bregenzerwald|Bregenzerwalds]], die [[w:Bregenzer Ach|Bregenzer Ache]], samt den Nebengewässern und der Bodensee dafür genutzt. Wildholz durfte und darf bis heute von Jedermann aus öffentlichen Gewässern und dem Bodensee entnommen und gesammelt werden. In der Vergangenheit war es immer wieder problematisch, wenn anstelle von Wildholz [[Holztrift an der Bregenzerach|getriftetes]] Holz mit [[Holzfällersprache in Vorarlberg|Schlagmalen]] an der Stirnseite oder mit Schwartenmale (an der Längsseite des Stammes) entnommen wurde, das nicht herrenlos war. Diesbezüglich wurden immer wieder Beschwerden gegen Wildholzsammler bei der Behörde in Vorarlberg eingebracht.<ref>Egon Sinz: ''Kennelbach'', ''Die Geschichte einer Industriegemeinde'', herausgegeben von der Gemeinde Kennelbach, Kennelbach 1987, S. 60 ff.</ref> Das Sammeln von Wildholz für die Brennholzgewinnung verlor im 20. Jahrhundert stark an Bedeutung. | Das Sammeln von Wildholz in Gewässern hatte z. B. in [[Vorarlberg]], wie in vielen anderen Gebieten, eine lange Tradition. So wurde auch der Hauptfluss des [[w:Bregenzerwald|Bregenzerwalds]], die [[w:Bregenzer Ach|Bregenzer Ache]], samt den Nebengewässern und der Bodensee seit Alters her dafür genutzt. Wildholz durfte und darf bis heute von Jedermann aus öffentlichen Gewässern und dem Bodensee entnommen und gesammelt werden. In der Vergangenheit war es immer wieder problematisch, wenn anstelle von Wildholz [[Holztrift an der Bregenzerach|getriftetes]] Holz mit [[Holzfällersprache in Vorarlberg|Schlagmalen]] an der Stirnseite oder mit Schwartenmale (an der Längsseite des Stammes) entnommen wurde, das nicht herrenlos war. Diesbezüglich wurden immer wieder Beschwerden gegen Wildholzsammler bei der Behörde in Vorarlberg eingebracht.<ref>Egon Sinz: ''Kennelbach'', ''Die Geschichte einer Industriegemeinde'', herausgegeben von der Gemeinde Kennelbach, Kennelbach 1987, S. 60 ff.</ref> Das Sammeln von Wildholz für die Brennholzgewinnung verlor im 20. Jahrhundert stark an Bedeutung. | ||
Hingegen ist die Entnahme von Wildholz aus Wäldern ohne Zustimmung des Eigentümers oder Genehmigung der jeweiligen Gemeinde nicht zulässig. | Hingegen ist die Entnahme von Wildholz aus Wäldern ohne Zustimmung des Eigentümers oder Genehmigung der jeweiligen Gemeinde nicht zulässig. | ||
[[Datei:Geröll- und Wildholz-Rückhaltesperre im Galgentobel bei Bludenz und Nüziders.jpg|mini|Geröll- und Wildholz-Rückhaltesperre im Galgentobel bei Bludenz / Nüziders]] | [[Datei:Geröll- und Wildholz-Rückhaltesperre im Galgentobel bei Bludenz und Nüziders.jpg|mini|Geröll- und Wildholz-Rückhaltesperre im Galgentobel bei Bludenz / Nüziders]] | ||
Im Bereich des Wildbachmanagements wird das Wildholz heutzutage vor allem als Problem gesehen bezüglich [[w:Verklausung|Verklausungen]] und des Auffüllens in [[w:Geschiebesperre|Geschiebesperren]].<ref>Beispiel: Konrad Bergmeister: ''Schutzbauwerke gegen Wildbachgefahren'', 1959, ISBN 978-3-433-02945-9. Florian Rudolf-Miklau: ''Wildholz : Praxisleitfaden'', 1966, Klagenfurt, ISBN 978-3-901164-13-2. Fritz Randl, Heidrun Schiesterl, Hans Peter Rauch: ''Holz in und an Fließgewässern - Wildholzmanagement'', Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (Hrsg), Austrian Standards plus GmbH, Wien 2021. E. Leys: ''Das Geschiebe und das Wildholz als Bemessungswert für die Öffnungsweite bei den Entleerungsbauwerken in der Wildbachverbauung'', Kolloquium über Wildbachsperren, Wien, 1973, S. 317.</ref> | Im Bereich des [[w:Wildbachverbauung|Wildbachmanagements]] wird das Wildholz heutzutage vor allem als Problem gesehen bezüglich [[w:Verklausung|Verklausungen]] und des Auffüllens in [[w:Geschiebesperre|Geschiebesperren]].<ref>Beispiel: Konrad Bergmeister: ''Schutzbauwerke gegen Wildbachgefahren'', 1959, ISBN 978-3-433-02945-9. Florian Rudolf-Miklau: ''Wildholz : Praxisleitfaden'', 1966, Klagenfurt, ISBN 978-3-901164-13-2. Fritz Randl, Heidrun Schiesterl, Hans Peter Rauch: ''Holz in und an Fließgewässern - Wildholzmanagement'', Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (Hrsg), Austrian Standards plus GmbH, Wien 2021. E. Leys: ''Das Geschiebe und das Wildholz als Bemessungswert für die Öffnungsweite bei den Entleerungsbauwerken in der Wildbachverbauung'', Kolloquium über Wildbachsperren, Wien, 1973, S. 317.</ref> | ||
== Wirtschaftliche Funktion == | == Wirtschaftliche Funktion == | ||
Für die Bevölkerung, z. B. auch in Vorarlberg, war das Sammeln von Wildholz viele Jahrhunderte eine Notwendigkeit, um ausreichende Menge an [[w:Brennholz|Brennholz]] zu bekommen, solange die Einkommen bzw. die Löhne gering waren.<ref>Für Vorarlberg siehe z. B. Egon Sinz: ''Kennelbach'', ''Die Geschichte einer Industriegemeinde'', herausgegeben von der Gemeinde Kennelbach, Kennelbach 1987, S. 60.</ref> Als Bau- und Konstruktionsholz fand das Wildholz damals weniger Verwendung. | Für die Bevölkerung, z. B. auch in Vorarlberg, war das Sammeln von Wildholz viele Jahrhunderte eine Notwendigkeit, um ausreichende Menge an [[w:Brennholz|Brennholz]] zu bekommen, solange die Einkommen bzw. die Löhne gering waren.<ref>Für Vorarlberg siehe z. B. Egon Sinz: ''Kennelbach'', ''Die Geschichte einer Industriegemeinde'', herausgegeben von der Gemeinde Kennelbach, Kennelbach 1987, S. 60.</ref> Als Bau- und Konstruktionsholz fand das Wildholz damals weniger Verwendung. Auch heutzutage ist das Bauen bzw. Konstruieren mit Wildholz weiterhin ein Nischenprodukt.<ref>Siehe z. B.: Ernst Maier, Thomas Thelen: ''Wildholz-Möbel selber bauen'', Verlag Bad Aibling 2015, ISBN 978-3-938711-63-7. Daniel Mack: ''Möbel aus Wildholz'', Verlag Staufen bei Freiburg, 1999, ISBN 978-3-922964-74-2.</ref> | ||
== Ausstellung == | == Ausstellung == | ||
Gemäß | Gemäß Eigenangabe soll sich in [[Pettenbach (Oberösterreich)|Pettenbach]] bei [[Inzersdorf im Kremstal]] die einzige Wildholz-Ausstellung Österreichs befinden.<ref>[https://www.inzersdorf.ooe.gv.at/Oesterreichs_einzige_Wildholz-Ausstellung Österreichs einzige Wildholz-Ausstellung], Webseite: inzersdorf.ooe.gv.at, abgerufen am 2. Oktober 2024.</ref><ref>[https://www.salzkammergut.at/en/oesterreich-poi/detail/430014822/wildholz-ausstellung-in-pettenbach.html Wildholz-Ausstellung in Pettenbach], Webseite: salzkammergut.at, abgerufen am 2. Oktober 2024.</ref> | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Aktuelle Version vom 29. Oktober 2024, 14:02 Uhr
Wildholz ist naturgewachsenes, vom Stock gelöstes Holz, das in dieser Form für Brennholz oder Konstruktionsholz verwendet wird.
Definition
Der Unterschied zwischen Wildholz und bearbeitetem Holz liegt darin, dass Wildholz überwiegend und deutlich sichtbar unbearbeitet ist. Rohholz hingegen sind gefällte, entastete und entwipfelte Bäume oder Teile davon, die außer einer Entrindung, Ablängung (Aufteilung in kürzere Stücke keine weitere Bearbeitung erfahren haben.[1] Treibholz wiederum kann sowohl Wildholz als auch Rohholz oder stark bearbeitets Holz (z. B. Balken) sein.
Geschichte
Das Sammeln von Wildholz in Gewässern hatte z. B. in Vorarlberg, wie in vielen anderen Gebieten, eine lange Tradition. So wurde auch der Hauptfluss des Bregenzerwalds, die Bregenzer Ache, samt den Nebengewässern und der Bodensee seit Alters her dafür genutzt. Wildholz durfte und darf bis heute von Jedermann aus öffentlichen Gewässern und dem Bodensee entnommen und gesammelt werden. In der Vergangenheit war es immer wieder problematisch, wenn anstelle von Wildholz getriftetes Holz mit Schlagmalen an der Stirnseite oder mit Schwartenmale (an der Längsseite des Stammes) entnommen wurde, das nicht herrenlos war. Diesbezüglich wurden immer wieder Beschwerden gegen Wildholzsammler bei der Behörde in Vorarlberg eingebracht.[2] Das Sammeln von Wildholz für die Brennholzgewinnung verlor im 20. Jahrhundert stark an Bedeutung.
Hingegen ist die Entnahme von Wildholz aus Wäldern ohne Zustimmung des Eigentümers oder Genehmigung der jeweiligen Gemeinde nicht zulässig.
Im Bereich des Wildbachmanagements wird das Wildholz heutzutage vor allem als Problem gesehen bezüglich Verklausungen und des Auffüllens in Geschiebesperren.[3]
Wirtschaftliche Funktion
Für die Bevölkerung, z. B. auch in Vorarlberg, war das Sammeln von Wildholz viele Jahrhunderte eine Notwendigkeit, um ausreichende Menge an Brennholz zu bekommen, solange die Einkommen bzw. die Löhne gering waren.[4] Als Bau- und Konstruktionsholz fand das Wildholz damals weniger Verwendung. Auch heutzutage ist das Bauen bzw. Konstruieren mit Wildholz weiterhin ein Nischenprodukt.[5]
Ausstellung
Gemäß Eigenangabe soll sich in Pettenbach bei Inzersdorf im Kremstal die einzige Wildholz-Ausstellung Österreichs befinden.[6][7]
Einzelnachweise
- ↑ Rahmenvereinbarung für den Rohholzhandel in Deutschland (RVR) des Deutschen Forstwirtschaftsrates e. V. und des Deutschen Holzwirtschaftsrates e. V. (pdf 2,5 MB), abgerufen am 10. Februar 2024
- ↑ Egon Sinz: Kennelbach, Die Geschichte einer Industriegemeinde, herausgegeben von der Gemeinde Kennelbach, Kennelbach 1987, S. 60 ff.
- ↑ Beispiel: Konrad Bergmeister: Schutzbauwerke gegen Wildbachgefahren, 1959, ISBN 978-3-433-02945-9. Florian Rudolf-Miklau: Wildholz : Praxisleitfaden, 1966, Klagenfurt, ISBN 978-3-901164-13-2. Fritz Randl, Heidrun Schiesterl, Hans Peter Rauch: Holz in und an Fließgewässern - Wildholzmanagement, Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (Hrsg), Austrian Standards plus GmbH, Wien 2021. E. Leys: Das Geschiebe und das Wildholz als Bemessungswert für die Öffnungsweite bei den Entleerungsbauwerken in der Wildbachverbauung, Kolloquium über Wildbachsperren, Wien, 1973, S. 317.
- ↑ Für Vorarlberg siehe z. B. Egon Sinz: Kennelbach, Die Geschichte einer Industriegemeinde, herausgegeben von der Gemeinde Kennelbach, Kennelbach 1987, S. 60.
- ↑ Siehe z. B.: Ernst Maier, Thomas Thelen: Wildholz-Möbel selber bauen, Verlag Bad Aibling 2015, ISBN 978-3-938711-63-7. Daniel Mack: Möbel aus Wildholz, Verlag Staufen bei Freiburg, 1999, ISBN 978-3-922964-74-2.
- ↑ Österreichs einzige Wildholz-Ausstellung, Webseite: inzersdorf.ooe.gv.at, abgerufen am 2. Oktober 2024.
- ↑ Wildholz-Ausstellung in Pettenbach, Webseite: salzkammergut.at, abgerufen am 2. Oktober 2024.