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== Lage == | == Lage == | ||
Die ''Siechenkapelle Unsere Liebe Frau'' steht in der Gallusstraße auf {{Höhe|430|AT|link=true}}, südwestlich angrenzend (5 Meter entfernt) befindet sich das [[w:Siechenhaus (Bregenz)|Siechenhaus]], mit welchem die Kapelle eine | Die ''Siechenkapelle Unsere Liebe Frau'' steht in der Gallusstraße auf {{Höhe|430|AT|link=true}}, südwestlich angrenzend (5 Meter entfernt) befindet sich das [[w:Siechenhaus (Bregenz)|Siechenhaus]], mit welchem die Kapelle eine räumliche Einheit bildet. Nordöstlich, etwa vierhundert Meter entfernt ist das heutige Landesspital, etwa 730 Meter [[w:Luftlinie|Luftlinie]] die denkmalgeschützte [[w: Pfarrkirche Bregenz-St. Gallus|Pfarrkiche St. Gallus]]. Zum [[w:Bodensee|Bodensee]] sind es in nördlicher Richtung rund 1200 Meter. Östlich, rund 300 Meter entfernt, befindet sich [[w:Vorarlberger Landesbibliothek|Schloss Babenwohl mit der Vorarlberger Landesbibliothek]]. | ||
Der Siechensteig und das Siechenhaus bzw. diese Kapelle lagen | Der Siechensteig und das Siechenhaus bzw. diese Kapelle lagen im [[w:Mittelalter|Mittelalter]] weitab jeder daueraften menschlichen Ansiedelung.<ref name=vn20220110>[https://www.vn.at/vorarlberg/2022/01/10/wie-das-siechenhaus-und-landspital-entstanden.vn Wie das Siechenhaus und Landspital entstanden], Webseite: vn.at vom 10. Jänner 2022.</ref> | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Die ''Siechenkapelle Unsere Liebe Frau'' diente dem Krankenhaus für [[w:Lepra|Leprakranke]], und wurde 1400 durch eine Stiftung des [[w:Hugo von Montfort|Hugo XII. von Montfort]] | Die ''Siechenkapelle Unsere Liebe Frau'' diente dem Krankenhaus für [[w:Lepra|Leprakranke]], und der Bau wurde 1400 durch eine Stiftung des [[w:Hugo von Montfort|Hugo XII. von Montfort]], nach der Genehmigung durch Abt Heinrich der [[w: Territorialabtei Wettingen-Mehrerau|Territorialabtei Mehrerau]], ermöglicht. Die Kapelle wurde 1401 mit dem Patrozinium für [[w:Gottesmutter|Maria]], [[w:Leonhard von Limoges|Leonhard]], Jodem und [[w:Agatha von Catania|Agatha]] eingeweiht. Das danebenstehende Siechenhaus wurde vermutlich bereits zuvor Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet. | ||
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Kapelle durch den Neubau des Betraums (1744-1746) durch Anton Albrecht barockisiert. Der 3/8-Chor blieb bestehen. 1982 erfolgte eine Außenrenovierung zu einem Platz der Begegnung mit Skulpturen von [[w:Herbert Albrecht|Herbert Albrecht]].<ref name=vn20220110 /><ref name=Hinweistafel>Hinweistafel bei der Kapelle.</ref><ref>[https://www.pfarre-st-gallus.at/pfarre/8122/informationen/pfarrekirchenpfarrsaal/kapelle Siechensteigkapelle], Webseite: pfarre-st-gallus.at, abgerufen am 3. November 2024.</ref><ref>[https://kulturpool.at/institutionen/icarus/tag%253Awww.monasterium.net%252C2011%253A%252Fcharter%252FAT-StaAB%252FUrkunden%252FUrkunde_1129 Charter: Bregenz, Stadtarchiv; Urkunden (1140-1814) – Urkunde_1129], Webseite: kulturpool.at, abgerufen am 3. November 2024.</ref> | Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Kapelle durch den Neubau des Betraums (1744-1746) durch Anton Albrecht barockisiert. Der 3/8-Chor blieb bestehen. 1982 erfolgte eine Außenrenovierung zu einem Platz der Begegnung mit Skulpturen von [[w:Herbert Albrecht (Bildhauer)|Herbert Albrecht]].<ref name=vn20220110 /><ref name=Hinweistafel>Hinweistafel bei der Kapelle.</ref><ref>[https://www.pfarre-st-gallus.at/pfarre/8122/informationen/pfarrekirchenpfarrsaal/kapelle Siechensteigkapelle], Webseite: pfarre-st-gallus.at, abgerufen am 3. November 2024.</ref><ref>[https://kulturpool.at/institutionen/icarus/tag%253Awww.monasterium.net%252C2011%253A%252Fcharter%252FAT-StaAB%252FUrkunden%252FUrkunde_1129 Charter: Bregenz, Stadtarchiv; Urkunden (1140-1814) – Urkunde_1129], Webseite: kulturpool.at, abgerufen am 3. November 2024.</ref> | ||
== Gebäude == | == Gebäude == | ||
=== Außen === | === Außen === | ||
Die ''Siechenkapelle Unsere Liebe Frau'' ist ein nach allen Seiten freistehender Steinbau mit Rundbogenfenstern und eingezogenem Polygonalchor mit einem Ovalfenster an der Stirnwand. Die Kapelle hat einen [[w:Polygon|polygonen]] Grundriss und eine Länge von rund 19 Meter, eine maximale Beriete von rund neun Meter und ist etwa zwölf Meter hoch. Die Kapelle ist im Besitz der Pfarre Sankt Gallus.<ref>[http://wohin.vol.at/2023/tag-des-denkmals-2023-siechenhaus-und-siechenkapelle/bregenz Tag des Denkmals 2023 - Siechenhaus und Siechenkapelle], Webseite: wohin.vol.at vom 24. September 2023.</ref> | Die ''Siechenkapelle Unsere Liebe Frau'' ist ein nach allen Seiten freistehender Steinbau mit Rundbogenfenstern und eingezogenem Polygonalchor mit einem Ovalfenster an der Stirnwand. Die Kapelle hat einen [[w:Polygon|polygonen]] Grundriss und eine Länge von rund 19 Meter, eine maximale Beriete von rund neun Meter und ist etwa zwölf Meter hoch. Die Kapelle ist im Besitz der [[w:Pfarrkirche Bregenz-St. Gallus|Pfarre Sankt Gallus]].<ref>[http://wohin.vol.at/2023/tag-des-denkmals-2023-siechenhaus-und-siechenkapelle/bregenz Tag des Denkmals 2023 - Siechenhaus und Siechenkapelle], Webseite: wohin.vol.at vom 24. September 2023.</ref> | ||
Auf dem steilen – zum Altar zweifach geknickten – Satteldach, das mit [[w: Biberschwanz|Biberschwanz-Dachziegeln]] eingedeckt ist, befindet sich etwa in der Mitte der [[w:Sechseck|sechseckige]] [[w:Dachreiter|Glockendachreiter]] (mit einer Glocke). Dieser ist mit einem kupferbeschlagenen, [[w:Zwiebelhelm|Zwiebelhelm]] versehen, auf dessen Spitze – für Vorarlberg ungewöhnlich – eine Statue der [[w:Gottesmutter|Gottesmutter]] aufgesetzt ist (mit [[w:Heiligenschein|Strahlenkranz]] – [[w:Mandorla|Mandorla]]). Die Haupteingänge befindet sich im Südwesten, der [[w:Altar|Altar]] im Südosten zur Gallusstraße hin. Die [[w:Sakristei|Sakristei]] befindet sich im Norden in Höhe des Chors. | Auf dem steilen – zum Altar zweifach geknickten – Satteldach, das mit [[w: Biberschwanz|Biberschwanz-Dachziegeln]] eingedeckt ist, befindet sich etwa in der Mitte der [[w:Sechseck|sechseckige]] [[w:Dachreiter|Glockendachreiter]] (mit einer Glocke). Dieser ist mit einem kupferbeschlagenen, [[w:Zwiebelhelm|Zwiebelhelm]] versehen, auf dessen Spitze – für Vorarlberg ungewöhnlich – eine Statue der [[w:Gottesmutter|Gottesmutter]] aufgesetzt ist (mit [[w:Heiligenschein|Strahlenkranz]] – [[w:Mandorla|Mandorla]]). Die Haupteingänge befindet sich im Südwesten, der [[w:Altar|Altar]] im Südosten zur Gallusstraße hin. Die [[w:Sakristei|Sakristei]] befindet sich im Norden in Höhe des Chors. | ||
=== Zugang === | === Zugang === | ||
Im hinteren Teil des Kirchenschiffs befinden sich drei [[w:Sandstein|sandsteingefasste]] Eingänge. Der nördliche ( | Im hinteren Teil des Kirchenschiffs befinden sich drei [[w:Sandstein|sandsteingefasste]] Eingänge. Der nördliche (zugemauert) und südliche (heute noch bestehend) an der Längsseite des Kirchenschiffs war für die gesunde Menschen bestimmt. Die Siechen ([[w:Lepra|Leprakranken]]) mussten die schmalere Pforte an der rückwärtigen Stirnseite der Kapelle benutzen und gelangten so auf die Empore. Dadurch kamen die Leprösen mit den gesunden Menschen in der Kapelle nicht in Berührung und konnten von ihnen auch nicht gesehen werden. Diese baulichen Besonderheiten sind auch heute noch erkennbar.<ref name=vn20220110 /> | ||
=== Innen === | === Innen === | ||
Das [[w:Kirchenschiff|Kirchenschiff]] ist mit gemalten [[w:Pilaster|Pilastergliederungen]] unterteilt. Auf schmalen Gebälkstücken ruht ein Stichkappentonnengewölbe. Der eingezogene einjöchige [[w:Chor (Architektur)|Chor]] hat ein Kreuzgratgewölbe welches auf Rocaillestuckkapitellen aufzuliegen scheint. An der [[w:Empore|Empore]] über dem Eingang befinden sich gemalte Montforter Wappen. | Das [[w:Kirchenschiff|Kirchenschiff]] ist mit gemalten [[w:Pilaster|Pilastergliederungen]] unterteilt. Auf schmalen Gebälkstücken ruht ein Stichkappentonnengewölbe. Der eingezogene einjöchige [[w:Chor (Architektur)|Chor]] hat ein Kreuzgratgewölbe welches auf Rocaillestuckkapitellen aufzuliegen scheint. An der [[w:Empore|Empore]] über dem Eingang befinden sich gemalte Montforter Wappen. | ||
Der Hochaltar (1746) hat einen Viersäulenaufbau mit geschwungenem Grundriss und mit verkröpftem Gebälkabschluss und Velutenaufsatz aus rotem [[w:Stuckmarmor|Stuckmarmor]] von [[w:Abraham Baader|Abraham Baader]] aus [[w:Wessobrunn|Wessobrunn]]. Anstelle eines [[w:Altarbild|Altarbildes]] ist die Statue der sitzenden [[w:Gottesgebärerin|Maria mit dem Jesukind]] auf dem linken Arm (ein schwäbisches Werk um 1450). Direkt seitlich des Altares stehen auf Wandkonsolen die Heiligen[[w:Katharina von Alexandrien|Katharina]] und [[w:Margareta von Antiochia|Margaretha]] (Statuen aus dem 19. Jahrhundert). | Der Hochaltar (1746) hat einen Viersäulenaufbau mit geschwungenem Grundriss und mit verkröpftem Gebälkabschluss und Velutenaufsatz aus rotem [[w:Stuckmarmor|Stuckmarmor]] von [[w:Abraham Baader|Abraham Baader]] aus [[w:Wessobrunn|Wessobrunn]]. Anstelle eines [[w:Altarbild|Altarbildes]] ist die Statue der sitzenden [[w:Gottesgebärerin|Maria mit dem Jesukind]] auf dem linken Arm (ein schwäbisches Werk um 1450). Direkt seitlich des Altares stehen auf Wandkonsolen die Heiligen [[w:Katharina von Alexandrien|Katharina]] und [[w:Margareta von Antiochia|Margaretha]] (Statuen aus dem 19. Jahrhundert). | ||
Die Seitenaltäre vom Bregenzer Bildschnitzer Alois Reich haben einen übers Eck gestellten Zweisäulenaufbau. Der linke Seitenaltar zeigt eine Darstellung von [[w:Jesus|Jesus]] ([[w:Heiligstes Herz Jesu|Heiligstes Herz Jesu]]) mit [[w:Putto|Putten]]. Darüber ein [[w:Monogramm|Monogramm]] [[w:IHS|IHS]] im Bogenfeld, darüber eine Statue des hl. Antonius. Im rechten Seitenaltar befindet sich zentral das Relief des [[w:Sebastian (Heiliger)|hl. Sebastian]], dem Pestheiligen, mit einem [[w:Seuche|Siechen]] und dem [[w:Montfort (Adelsgeschlecht)#Wappen|Montforter Wappen]], darüber im Bogenfeld die Attribute des hl. Sebastian, Pfeil und Ikone. Darüber, im Aufsatz, ist das Relief des [[w:Veit (Heiliger)|hl. Vitus]] im siedenden Ölkessel.<ref name=Hinweistafel /> | Die Seitenaltäre vom Bregenzer Bildschnitzer Alois Reich haben einen übers Eck gestellten Zweisäulenaufbau. Der linke Seitenaltar zeigt eine Darstellung von [[w:Jesus|Jesus]] ([[w:Heiligstes Herz Jesu|Heiligstes Herz Jesu]]) mit [[w:Putto|Putten]]. Darüber ein [[w:Monogramm|Monogramm]] [[w:IHS|IHS]] im Bogenfeld, darüber eine Statue des hl. Antonius. Im rechten Seitenaltar befindet sich zentral das Relief des [[w:Sebastian (Heiliger)|hl. Sebastian]], dem Pestheiligen, mit einem [[w:Seuche|Siechen]] und dem [[w:Montfort (Adelsgeschlecht)#Wappen|Montforter Wappen]], darüber im Bogenfeld die Attribute des hl. Sebastian, Pfeil und Ikone. Darüber, im Aufsatz, ist das Relief des [[w:Veit (Heiliger)|hl. Vitus]] im siedenden Ölkessel.<ref name=Hinweistafel /> | ||
=== Friedhof == | === Friedhof === | ||
Hinter der Siechenkapelle, direkt neben dem Siechenhaus, befinden sich große Steinplatten. Diese sollen gemäß historischen Aufzeichnungen Gräber markieren, in welchen sehr wahrscheinlich Menschen beerdigt wurden, die an Lepra starben. 2022 wurde im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts von der [[w:Anthropologie|Anthropologin]] Dorthe Dangvard Pedersen von der Universität Kopenhagen, Gebeine der hier begrabenen Menschen freilegt und untersucht und kleine Knochenproben entnommen, um an der Universität Kiel untersucht zu werden, um Leprabakterien nachzuweisen und deren genetischen Fingerabdruck zu entschlüsseln.<ref>[https://www.krone.at/2844336 Auf der Suche nach Lepra-Erregern], Webseite: krone.at vom 29. Oktober 2022.</ref> | Hinter der Siechenkapelle, direkt neben dem Siechenhaus, befinden sich große Steinplatten. Diese sollen gemäß historischen Aufzeichnungen Gräber markieren, in welchen sehr wahrscheinlich Menschen beerdigt wurden, die an Lepra starben. 2022 wurde im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts von der [[w:Anthropologie|Anthropologin]] Dorthe Dangvard Pedersen von der Universität Kopenhagen, Gebeine der hier begrabenen Menschen freilegt und untersucht und kleine Knochenproben entnommen, um an der Universität Kiel untersucht zu werden, um Leprabakterien nachzuweisen und deren genetischen Fingerabdruck zu entschlüsseln.<ref>[https://www.krone.at/2844336 Auf der Suche nach Lepra-Erregern], Webseite: krone.at vom 29. Oktober 2022.</ref> | ||
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