Heiligengeistmühle: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Heiligengeistmühle "vor dem Kärntnertor"''' ist eine abgegangene Mühle vor den Stadttoren von Wien, die für das Mittelalter urkundlich belegt ist. Sie gehörte im Spätmittelalter dem Heiligengeistspital, das im Bereich der Mehlversorgung der Wiener Bürgerschaft eine wichtige Rolle spielte, und hatte daher einen "Ehrenvorrang" gegenüber allen anderen Mühlen an der Wien. In der Forschung wird vermutete, dass sie älter als die [[Johannitermühle]] war, doch gibt es dafür bisher keine Belege.
Die '''Heiligengeistmühle "vor dem Kärntnertor"''' ist eine abgegangene Mühle, die sich im späteren 4. Bezirk befand. Sie gehörte im Spätmittelalter dem Heiligengeistspital, und soll gegenüber den anderen Mühlen am Wienfluss den "Ehrenvorrang" gehabt haben. In der Forschung wird vermutete, dass sie älter als die [[Johannitermühle]] war, doch gibt es dafür bisher keine Belege. Ihr Mühlrecht wurde später auf die [[Bärenmühle]] übertragen, mit der sie aber nicht ident war.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das Heiligengeistspital befand sich vom 13. bis 15. Jahrhundert unter der Kontrolle der Wiener Bürgerschaft und war daher auch für die Versorgung von dieser zuständig. Obwohl es im 14. Jahrhundert mehr und mehr in einen Konkurrenzkampf mit dem Wiener Bürgerspital geriet, konnte es sich in der Mehlproduktion noch lange behaupten, da das Wiener Bürgerspital an dieser kaum beteiligt war. Es besaß mehrere an den Flüssen [[w:Wien (Fluss)|Wien]] und [[w:Schwechat (Fluss)|Schwechat]] gelegene Mühlen. Um 1362 leitete der Müllermeister Andreas gleichzeitig den Mühlenbetrieb der Heiligengeistmühlen an der Schwechat und an der Wien.
Das Heiligengeistspital befand sich vom 13. bis 15. Jahrhundert unter der Kontrolle der Wiener Bürgerschaft und war daher auch für die Versorgung von dieser zuständig.<ref name ="Lohmann24">vgl. Klaus Lohrmann: ''Die alten Mühlen an der Wien'', 1980, S. 24</ref> Die Heiligengeistmühle "vor dem Kärntnertor" war jene Mühle, wo die meisten Wiener Bürgerinnen und Bürger ihr Getreide mahlen ließen.<ref name ="Lohmann25">vgl. Klaus Lohrmann: ''Die alten Mühlen an der Wien'', 1980, S. 25</ref> Obwohl es im 14. Jahrhundert mehr und mehr in einen Konkurrenzkampf mit dem Wiener Bürgerspital geriet, konnte das Heiligengeistspital zumindest seine Position in der Mehlproduktion für die Wiener Bürgerschaft noch lange behaupten, da Wiener Bürgerspital an dieser zunächst kaum beteiligt war.<ref name ="Lohmann24"/>
<ref name ="Lohmann24">vgl. Klaus Lohrmann: ''Die alten Mühlen an der Wien'', 1980, S. 24</ref> Sie war nicht ident mit der Bärenmühle, auf die später ihr "Mühlschlag"<ref group="A">Der Mühlschlag war das Recht zum Betrieb einer Mühle.</ref> übertragen wurde.<ref name ="WienWiki_Bärenmühle">vgl. {{WiWi|Bärenmühle||Bärenmühle}}</ref>
 
Dem Heiligengeistspital besaß im Spätmittelalter mehrere an den Flüssen [[w:Wien (Fluss)|Wien]] und [[w:Schwechat (Fluss)|Schwechat]] gelegene Mühlen.<ref name ="Lohmann24"/>  Um 1274 ist im Zusammenhang mit einem Geschäft zwischen dem Heiligengeistspital und dem Schottenstift urkundlich der Heiligengeistmüller Ulrich genannt. Um 1294 wird dann der Müllermeister Konrad in dieser Funktion genannt.<ref name ="Lohmann25"/> Um 1362 leitete der Müllermeister Andreas gleichzeitig den Mühlenbetrieb der Heiligengeistmühlen an der Schwechat und an der Wien.<ref name ="Lohmann24"/> Mit dem Niedergang des Heiligengeistspitals im 15. Jahrhundert vergab dieses die Mühle 1518 als seinen letzten, noch florierenden Betrieb als "Leibgeding" an den Müller Mert Orthofer. Zu dieser Zeit gehörten zur Mühle eine Brauerei und ein Oberhaus mit zwei Stuben. 1530 kam die Heiligengeistmühle mit dem gesamten, damals noch vorhanden Besitz des Heiligengeistspitals in das Obereigentum der Diözese Wien.<ref name ="Lohmann25"/>
 
Die Heiligengeistmühle hatte die Errichtung von neuen Wiener Stadtbefestigungen nach der "[[w:Erste Wiener Türkenbelagerung|Ersten Wiener Türkenbelagerung]]" (27. September - 14. Oktober 1529 ) überstanden und wurde erst im  Jahr 1684 abgebrochen, als die Wiener Stadtbefestigungen als Folge der [[w:Zweite Wiener Türkenbelagerung|Zweiten Wiener Türkenbelagerung]] ( 14. Juli - 12. September 1683) vergrößert wurden. 1705 wurde in der Nähe der früheren Heiligengeistmühle die Bärenmühle erbaut, auf die der "Mühlschlag"<ref group="A">Der Mühlschlag war das Recht zum Betrieb einer Mühle.</ref> übertragen wurde.<ref name ="Lohmann25"/>


== Ungefähre Lage der Heiligengeistmühle ==  
== Ungefähre Lage der Heiligengeistmühle ==  
Die Heiligengeistmühle befand sich bei der Steinernen Brücke vor dem Kärntnertor.<ref name ="Lohmann24"/> Ihr Standort dürfte in etwa der heutigen Adresse: 1140 Wien, Rechte Wienzeile 3, entsprochen haben.<ref name ="WienWiki_Heiligengeistmühle">vgl. {{WiWi|Heiligengeistmühle||Heiligengeistmühle}}, abgerufen am 10. Dezember 2024</ref>
Die Heiligengeistmühle befand sich bei der Steinernen Brücke vor dem Kärntnertor.<ref name ="Lohmann24"/> Ihr Standort dürfte in etwa der heutigen Adresse: 1140 Wien, Rechte Wienzeile 3, entsprochen haben.<ref name ="WienWiki_Heiligengeistmühle">vgl. {{WiWi|Heiligengeistmühle||Heiligengeistmühle}}, abgerufen am 10. Dezember 2024</ref>
== Forschungsprobleme ==
Die Quellenlage zur Heiligengeistmühle ist ziemlich ungünstig, da anlässlich eines Rechtsstreites im 18. Jahrhundert die für die Mühle entscheidenden Seiten der Heiligengeistgrundbücher herausgeschnitten wurde.<ref name ="Lohmann25"/> Gesichert ist, dass die Heiligengeistmühle nicht mit der in der Nähe gelegenen Bärenmühle ident war, auf die später ihr "Mühlschlag" übertragen wurde.<ref name ="WienWiki_Bärenmühle">vgl. {{WiWi|Bärenmühle||Bärenmühle}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die alten Mühlen an der Wien'' (= (Wiener Bezirkskulturführer, H. 26). Verlag Jugend & Volk, Wien / München, 1980. ISBN 3-7141-6229-1.  S. 24ff.
* [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: ''Die alten Mühlen an der Wien'' (= (Wiener Bezirkskulturführer, H. 26). Verlag Jugend & Volk, Wien / München, 1980. ISBN 3-7141-6229-1.  S. 24f.


== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 10. Dezember 2024, 09:19 Uhr

Die Heiligengeistmühle "vor dem Kärntnertor" ist eine abgegangene Mühle, die sich im späteren 4. Bezirk befand. Sie gehörte im Spätmittelalter dem Heiligengeistspital, und soll gegenüber den anderen Mühlen am Wienfluss den "Ehrenvorrang" gehabt haben. In der Forschung wird vermutete, dass sie älter als die Johannitermühle war, doch gibt es dafür bisher keine Belege. Ihr Mühlrecht wurde später auf die Bärenmühle übertragen, mit der sie aber nicht ident war.

Geschichte

Das Heiligengeistspital befand sich vom 13. bis 15. Jahrhundert unter der Kontrolle der Wiener Bürgerschaft und war daher auch für die Versorgung von dieser zuständig.[1] Die Heiligengeistmühle "vor dem Kärntnertor" war jene Mühle, wo die meisten Wiener Bürgerinnen und Bürger ihr Getreide mahlen ließen.[2] Obwohl es im 14. Jahrhundert mehr und mehr in einen Konkurrenzkampf mit dem Wiener Bürgerspital geriet, konnte das Heiligengeistspital zumindest seine Position in der Mehlproduktion für die Wiener Bürgerschaft noch lange behaupten, da Wiener Bürgerspital an dieser zunächst kaum beteiligt war.[1]

Dem Heiligengeistspital besaß im Spätmittelalter mehrere an den Flüssen Wien und Schwechat gelegene Mühlen.[1] Um 1274 ist im Zusammenhang mit einem Geschäft zwischen dem Heiligengeistspital und dem Schottenstift urkundlich der Heiligengeistmüller Ulrich genannt. Um 1294 wird dann der Müllermeister Konrad in dieser Funktion genannt.[2] Um 1362 leitete der Müllermeister Andreas gleichzeitig den Mühlenbetrieb der Heiligengeistmühlen an der Schwechat und an der Wien.[1] Mit dem Niedergang des Heiligengeistspitals im 15. Jahrhundert vergab dieses die Mühle 1518 als seinen letzten, noch florierenden Betrieb als "Leibgeding" an den Müller Mert Orthofer. Zu dieser Zeit gehörten zur Mühle eine Brauerei und ein Oberhaus mit zwei Stuben. 1530 kam die Heiligengeistmühle mit dem gesamten, damals noch vorhanden Besitz des Heiligengeistspitals in das Obereigentum der Diözese Wien.[2]

Die Heiligengeistmühle hatte die Errichtung von neuen Wiener Stadtbefestigungen nach der "Ersten Wiener Türkenbelagerung" (27. September - 14. Oktober 1529 ) überstanden und wurde erst im Jahr 1684 abgebrochen, als die Wiener Stadtbefestigungen als Folge der Zweiten Wiener Türkenbelagerung ( 14. Juli - 12. September 1683) vergrößert wurden. 1705 wurde in der Nähe der früheren Heiligengeistmühle die Bärenmühle erbaut, auf die der "Mühlschlag"[A 1] übertragen wurde.[2]

Ungefähre Lage der Heiligengeistmühle

Die Heiligengeistmühle befand sich bei der Steinernen Brücke vor dem Kärntnertor.[1] Ihr Standort dürfte in etwa der heutigen Adresse: 1140 Wien, Rechte Wienzeile 3, entsprochen haben.[3]

Forschungsprobleme

Die Quellenlage zur Heiligengeistmühle ist ziemlich ungünstig, da anlässlich eines Rechtsstreites im 18. Jahrhundert die für die Mühle entscheidenden Seiten der Heiligengeistgrundbücher herausgeschnitten wurde.[2] Gesichert ist, dass die Heiligengeistmühle nicht mit der in der Nähe gelegenen Bärenmühle ident war, auf die später ihr "Mühlschlag" übertragen wurde.[4]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Klaus Lohrmann: Die alten Mühlen an der Wien, 1980, S. 24
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Klaus Lohrmann: Die alten Mühlen an der Wien, 1980, S. 25
  3. vgl. Heiligengeistmühle im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 10. Dezember 2024
  4. vgl. Bärenmühle im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien

Anmerkungen

  1. Der Mühlschlag war das Recht zum Betrieb einer Mühle.