Jüdische Gemeinde Kobersdorf: Unterschied zwischen den Versionen

K
Zeile 2: Zeile 2:


== Geschichte der jüdischen Gemeinde ==
== Geschichte der jüdischen Gemeinde ==
=== Von der Entstehung bis zum Anschluss ===
Die [[Geschichte der Juden im Burgenland]] begann in anderen Gemeinden wie [[Eisenstadt]] oder [[Mattersburg]] schon um einige Jahrzehnte früher. Für die Ansiedlung der Juden in Kobersdorf war die Niederlage der Ungarn gegen die [[w:Osmanen|Osmanen]] verantwortlich, die als nationales Trauma in die Geschichte Ungarns einging und in deren Folge die Juden aus Städten und Festungen vertrieben wurden.  
Die [[Geschichte der Juden im Burgenland]] begann in anderen Gemeinden wie [[Eisenstadt]] oder [[Mattersburg]] schon um einige Jahrzehnte früher. Für die Ansiedlung der Juden in Kobersdorf war die Niederlage der Ungarn gegen die [[w:Osmanen|Osmanen]] verantwortlich, die als nationales Trauma in die Geschichte Ungarns einging und in deren Folge die Juden aus Städten und Festungen vertrieben wurden.  
Im [[16. Jahrhundert]] dürfte in Kobersdorf eine voll ausgebildete Gemeinde mit [[w:Synagoge|Synagoge]], Friedhof, [[w:Schächten|Schächter]], Schulsinger und Gemeindegericht existiert haben. [[1569]] lebten 18 jüdische Familien in sieben Häusern. Die Gemeinde war ebenso wie die Wiener Juden vom ''Vertreibungsdekret'' von Kaiser [[w:Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] betroffen. Die Kobersdorf Juden durften aber gegen Entrichtung von Gebühren unter dem Schutz von Fürst [[w:Paul I. Esterházy de Galantha|Paul Esterházy]] und seiner Nachfahren wieder im Dorf leben.<ref name="vhskobersdorf"></ref>
Im [[16. Jahrhundert]] dürfte in Kobersdorf eine voll ausgebildete Gemeinde mit [[w:Synagoge|Synagoge]], Friedhof, [[w:Schächten|Schächter]], Schulsinger und Gemeindegericht existiert haben. [[1569]] lebten 18 jüdische Familien in sieben Häusern. Die Gemeinde war ebenso wie die Wiener Juden vom ''Vertreibungsdekret'' von Kaiser [[w:Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] betroffen. Die Kobersdorf Juden durften aber gegen Entrichtung von Gebühren unter dem Schutz von Fürst [[w:Paul I. Esterházy de Galantha|Paul Esterházy]] und seiner Nachfahren wieder im Dorf leben.<ref name="vhskobersdorf"></ref>
Zeile 9: Zeile 10:
Im 19. Jahrhundert galt Kobersdorf wegen des bekannten Mineralwassers als beliebter Kurort unter den ''Siebengemeinden'' und die Gemeinde bemühte sich um jüdische Kurgäste. [[1860]] wurde gegenüber dem Schloss die Synagoge im Stil des [[w:Historismus|Historismus]] gebaut.<ref name="ojm">[http://www.ojm.at/ls/gemeinden/kobersdorf/ Österreichisches Jüdisches Museum - Gemeinde Kobersdorf], Webseite www.ojm.at, abgerufen am 9. Februar 2015</ref>
Im 19. Jahrhundert galt Kobersdorf wegen des bekannten Mineralwassers als beliebter Kurort unter den ''Siebengemeinden'' und die Gemeinde bemühte sich um jüdische Kurgäste. [[1860]] wurde gegenüber dem Schloss die Synagoge im Stil des [[w:Historismus|Historismus]] gebaut.<ref name="ojm">[http://www.ojm.at/ls/gemeinden/kobersdorf/ Österreichisches Jüdisches Museum - Gemeinde Kobersdorf], Webseite www.ojm.at, abgerufen am 9. Februar 2015</ref>


=== Zerstörung der Gemeinde 1938 ===
Nach dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] im März [[1938]] übernahm [[w:Tobias Portschy|Tobias Portschy]] als [[w:Gauleiter|Gauleiter]] die Macht im Burgenland. Am 2. April forderte er neben der Lösung der ''Zigeunerfrage'' auch die Lösung der ''Judenfrage'', die nun folgende Entwicklung führte dazu, dass eine dreihundertjährige kontinuierliche Entwicklung in wenigen Wochen für immer unterbrochen wurde.<ref name="ojm2">[http://www.ojm.at/gemeinden/ Österreichisch Jüdisches Museum - Jüdische Gemeinden des Burgenlandes], Webseite www.ojm.at, abgerufen am 10. Februar 2015</ref>
Nach dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] im März [[1938]] übernahm [[w:Tobias Portschy|Tobias Portschy]] als [[w:Gauleiter|Gauleiter]] die Macht im Burgenland. Am 2. April forderte er neben der Lösung der ''Zigeunerfrage'' auch die Lösung der ''Judenfrage'', die nun folgende Entwicklung führte dazu, dass eine dreihundertjährige kontinuierliche Entwicklung in wenigen Wochen für immer unterbrochen wurde.<ref name="ojm2">[http://www.ojm.at/gemeinden/ Österreichisch Jüdisches Museum - Jüdische Gemeinden des Burgenlandes], Webseite www.ojm.at, abgerufen am 10. Februar 2015</ref>


Was nun folgte berichtete im Jahr [[2005]] der Präsident des [[w:Bundesrat (Österreich)|Bundesrates]] [[w:Georg Pehm |Georg Pehm ]] in einer Rede anläßlich einer Gedenkfeier für die Opfer des [[w:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] im Parlament:<ref name="ojm2">[http://www.ojm.at/gemeinden/ Österreichisch Jüdisches Museum - Jüdische Gemeinden des Burgenlandes], Webseite www.ojm.at, abgerufen am 10. Februar 2015</ref>
Was nun folgte berichtete im Jahr [[2005]] der Präsident des [[w:Bundesrat (Österreich)|Bundesrates]] [[w:Georg Pehm |Georg Pehm ]] in einer Rede anläßlich einer Gedenkfeier für die Opfer des [[w:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] im Parlament:<ref name="ojm2">[http://www.ojm.at/gemeinden/ Österreichisch Jüdisches Museum - Jüdische Gemeinden des Burgenlandes], Webseite www.ojm.at, abgerufen am 10. Februar 2015</ref>
{{Zitat|Dort haben eines Tages vor dem Krieg Kinder aus dem Dorf auf einer Mauer sitzen und mitansehen müssen, wie jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Kobersdorf gedemütigt, verspottet und misshandelt wurden. Noch waren die Juden aus ihrem Heimatort nicht vertrieben und eigentlich wollten sie bleiben. Aber dann, irgendwann, waren auch sie, die Juden aus Kobersdorf, endgültig weg. Alle 172.}}
{{Zitat|Dort haben eines Tages vor dem Krieg Kinder aus dem Dorf auf einer Mauer sitzen und mitansehen müssen, wie jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Kobersdorf gedemütigt, verspottet und misshandelt wurden. Noch waren die Juden aus ihrem Heimatort nicht vertrieben und eigentlich wollten sie bleiben. Aber dann, irgendwann, waren auch sie, die Juden aus Kobersdorf, endgültig weg. Alle 172.}}
Ein Teil der jüdischen Bewohner wurden am 13. April 1938 ebenso wie ihre Glaubensbrüder aus [[Jüdische Gemeinde Lackenbach|Lackenbach]] und [[Jüdische Gemeinde Deutschkreutz|Deutschkreutz]] in offenen Lastwagen nach Wien gekarrt. Die Autos fuhren dabei durch [[Mattersburg]], um die dort lebenden Juden ein abschreckendes Beispiel zu geben.<ref name="misrachi2">[www.misrachi.at/zelem.pdf ZELEM - Die jüdische Gemeinde Deutschkreutz - Dokumentation], Webseite www.misrachi.at, abgerufen am 9. Februar 2015</ref>


== Bevölkerungsentwicklung der jüdischen Gemeinde ==
== Bevölkerungsentwicklung der jüdischen Gemeinde ==
9.493

Bearbeitungen