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Sowohl das alltägliche Kriegsgeschehen, als auch entsprechende propagandistische Inhalte, wurden bereits ab dem Sommer 1914 zu einem festen Teil des Schulunterrichts. Bereits zuvor waren militärisch angehauchte Umgangsformen üblich, Lehrer unterrichteten häufig in strengem Kommandoton. Daher zeigten sich die meisten Lehrkräfte [[w:Patriotismus|patriotisch]] und dem Krieg gegenüber positiv gestimmt.<ref>Fritz, Judith (2008): [http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-schulfront ''Die Schulfront''], abgerufen am 2. Juni 2015</ref> Diese Kriegsbegeisterung wurde auf die Gestaltung des Unterrichts übertragen. Beinahe in jedem Fach konnte ein Bezug zum Krieg hergestellt und so Propaganda eingebunden werden. <ref> Winterberg, Yury/Winterberg Sonya (2014): Kleine Hände im Großen Krieg: Kinderschicksale im Ersten Weltkrieg, S. 103.</ref> Zu Beginn fand in den Schulen überwiegend eine Romantisierung des Krieges statt, Kriegshelden wurden oft [[w:Glorifizierung|glorifiziert]]. Kinder und Jugendliche fielen daher zu Beginn einer enormen [[w:Euphorie|Euphorie]] anheim. Mit dem Voranschreiten des Krieges und seinen direkten Auswirkungen auf den Alltag nahm diese jedoch ab. Sowohl Nahrungsmittelknappheit und die damit einhergehende Verschlechterung des Gesundheitszustandes, als auch die [[w:Psyche|psychische]] Belastung wirkten sich negativ auf das Leistungsniveau der Schüler aus. Zeichnungen, Aufsätze und Schulaufgaben widmeten sich zunehmend den Schattenseiten des Krieges und machten das Schwinden der propagandistischen Wirkung deutlich.<ref>Fritz, Judith (2008): [http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-schulfront ''Die Schulfront''], abgerufen am 2. Juni 2015</ref> In anderen vom Krieg betroffenen Staaten herrschte ein ähnlich [[:Tristesse|tristes]] Bild. So schreib ein französischer Schüler im Jahr 1915 Folgendes:<ref>Winterberg, Yury/Winterberg Sonya (2014): Kleine Hände im Großen Krieg: Kinderschicksale im Ersten Weltkrieg, S. 110.</ref> | Sowohl das alltägliche Kriegsgeschehen, als auch entsprechende propagandistische Inhalte, wurden bereits ab dem Sommer 1914 zu einem festen Teil des Schulunterrichts. Bereits zuvor waren militärisch angehauchte Umgangsformen üblich, Lehrer unterrichteten häufig in strengem Kommandoton. Daher zeigten sich die meisten Lehrkräfte [[w:Patriotismus|patriotisch]] und dem Krieg gegenüber positiv gestimmt.<ref>Fritz, Judith (2008): [http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-schulfront ''Die Schulfront''], abgerufen am 2. Juni 2015</ref> Diese Kriegsbegeisterung wurde auf die Gestaltung des Unterrichts übertragen. Beinahe in jedem Fach konnte ein Bezug zum Krieg hergestellt und so Propaganda eingebunden werden. <ref> Winterberg, Yury/Winterberg Sonya (2014): Kleine Hände im Großen Krieg: Kinderschicksale im Ersten Weltkrieg, S. 103.</ref> Zu Beginn fand in den Schulen überwiegend eine Romantisierung des Krieges statt, Kriegshelden wurden oft [[w:Glorifizierung|glorifiziert]]. Kinder und Jugendliche fielen daher zu Beginn einer enormen [[w:Euphorie|Euphorie]] anheim. Mit dem Voranschreiten des Krieges und seinen direkten Auswirkungen auf den Alltag nahm diese jedoch ab. Sowohl Nahrungsmittelknappheit und die damit einhergehende Verschlechterung des Gesundheitszustandes, als auch die [[w:Psyche|psychische]] Belastung wirkten sich negativ auf das Leistungsniveau der Schüler aus. Zeichnungen, Aufsätze und Schulaufgaben widmeten sich zunehmend den Schattenseiten des Krieges und machten das Schwinden der propagandistischen Wirkung deutlich.<ref>Fritz, Judith (2008): [http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-schulfront ''Die Schulfront''], abgerufen am 2. Juni 2015</ref> In anderen vom Krieg betroffenen Staaten herrschte ein ähnlich [[w:Tristesse|tristes]] Bild. So schreib ein französischer Schüler im Jahr 1915 Folgendes:<ref>Winterberg, Yury/Winterberg Sonya (2014): Kleine Hände im Großen Krieg: Kinderschicksale im Ersten Weltkrieg, S. 110.</ref> | ||
{{Zitat| | {{Zitat|Das neue Jahr findet alle in Trauer wegen dieses schrecklichen Krieges, der so viele Opfer fordert. In unserer Familie waren wir besonders unglücklich, denn direkt am Tag zuvor hatten wir eine sehr schlechte Nachricht erhalten: einer unserer Cousins war auf dem Schlachtfeld an der Yser getötet worden, als er seine Pflicht als guter Franzose erfüllte. Am Neujahrsmorgen hatten wir, als wir uns begrüßten, eher das Bedürfnis zu weinen, als uns ein gutes und glückliches Jahr zu wünschen. Am Abend saßen wir am Kamin, fast ohne zu sprechen, und wir dachten an unseren lieben Cousin, den wir nicht wiedersehen würden, und auch an all unsere tapferen Soldaten, die so heldenhaft für die Verteidigung des Landes kämpfen. Ich werde mich das ganze Leben lang an diesen Neujahrstag 1915 erinnern und die verdammten Deutschen für immer hassen.}} | ||
Darüber hinaus wurden immer mehr männliche Lehrkräfte eingezogen. Diese konnten nur mangelhaft durch Lehrerinnen oder pensionierte Lehrer ersetzt werden. Auch Hefte und Papier wurden zur Mangelware, sodass man zum Teil auf [[w:Schiefertafel|Schiefertafeln]] oder Pappendeckeln, die mit rauem, abwaschbarem Papier überzogen waren, zurückgreifen musste.<ref>Hämmerle, Christa (1993): Kindheit im Ersten Weltkrieg, S. 251.</ref> In Österreich-Ungarn wirkte sich der Tod Kaiser [[w:Franz Joseph I.|Franz Josefs I.]] zusätzlich enorm auf die allgemeine Stimmung aus. Nicht wenige glaubten, dass der [[w:Vielvölkerstaat|Vielvölkerstaat]] nun endgültig vom Kriegsglück verlassen worden sei. So wich die anfängliche Begeisterung immer mehr einer verzweifelten, kriegsmüden Stimmung. | Darüber hinaus wurden immer mehr männliche Lehrkräfte eingezogen. Diese konnten nur mangelhaft durch Lehrerinnen oder pensionierte Lehrer ersetzt werden. Auch Hefte und Papier wurden zur Mangelware, sodass man zum Teil auf [[w:Schiefertafel|Schiefertafeln]] oder Pappendeckeln, die mit rauem, abwaschbarem Papier überzogen waren, zurückgreifen musste.<ref>Hämmerle, Christa (1993): Kindheit im Ersten Weltkrieg, S. 251.</ref> In Österreich-Ungarn wirkte sich der Tod Kaiser [[w:Franz Joseph I.|Franz Josefs I.]] zusätzlich enorm auf die allgemeine Stimmung aus. Nicht wenige glaubten, dass der [[w:Vielvölkerstaat|Vielvölkerstaat]] nun endgültig vom Kriegsglück verlassen worden sei. So wich die anfängliche Begeisterung immer mehr einer verzweifelten, kriegsmüden Stimmung. |