Gföhler Hexenprozess: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der Gföhler Hexenprozess''' fand im Jahr 1592 statt. Zuständig war das Landgericht in [[Gföhl]].  
'''Der Gföhler Hexenprozess''' fand im Jahr [[1592]] statt. Zuständig war das Landgericht in [[Gföhl]]. Er gehört zu den wenigen Hexenprozessen, die für das heutige Niederösterreich belegt sind.


== Der Prozess ==
== Der Prozess ==
Am 16. Juli 1592 wurde Barbara Stierpaur (* um 1576; † nach dem 24. Mai 1593) aus Erdweis <ref group="A">Handelt es sich dabei um jenen Ort, der heute zu [[Lichtenau im Waldviertel]] gehört?</ref>, einem Dorf westlich von Gföhl, von Schergen des Landgerichtes in Gföhl wegen eines Grasdiebstahls, den sie angeblich im Gföhler Wald begangen hatte, festgenommen. Barbara Stierpaur war als Waise bei den Bauersleuten Erhard und Margareta Greis († nach dem 24. Mai 1593) aufgewachsen und in deren Haushalt beschäftigt. Als sie noch am selben Tag wegen des Grasdiebstahls gütlich verhört wird, beschuldigt sie ihre Ziehmutter Margareta Greis der Zauberei, wobei sie sehr ausführlich ins Detail geht. Das Landesgericht schaltet daraufhin den zuständigen Grundherren ein, Hans von Auersperg, zu dieser Zeit Inhaber der Herrschaft Niedergrünbach (heute in [[Rastenfeld]]). Dieser lässt Margareta Greis durch seinen Pfleger verhaften und peinlich befragen. Als sie nichts gesteht, liefert er sie an das Landgericht Gföhl aus. Inzwischen wird Barbara Stierpaur weiter verhört, wobei sie durch ihre Aussagen noch zwei weitere Frauen beschuldigt, die aber inzwischen geflüchtet sind. Hanns Huebmer, der Verwalter der landesfürstlichen Herrschaft Gföhl, lässt Margareta Greis neuerlich foltern, diesmal bereits im Beisein des Henkers. Als sie noch immer nicht gesteht, erbittet er für sein weiteres Vorgehen einen Bescheid der für das "Herzogtum unter der Enns" zuständigen Kammer. Er erhält die Weisung ein unabhängiges [[w:Schöffengericht|"Geding"]] einzusetzen. Am 14. September 1592 bekennt sich Margareta Greis nach wochenlanger Marter in einigen der ihr vorgeworfenen Anklagepunkte schuldig. Sie gesteht die Anwendung von Schadenszauber und magischer Rituale sowie den Ehebruch (allerdings nicht den von Barbara Stierpaur in diesem konkreten Fall behaupteten Teufelspakt). Am 24. Mai 1593 werden beide Frauen vom "Geding" wegen Zauberei zu "ewigem" Gefängnis verurteilt, um die Menschen vor dieser zu schützen. Da weitere Dokumente nicht erhalten sind, ist der weitere Verlauf ungesichert. Es ist nicht geklärt, ob das Urteil von einer höheren Instanz bestätigt und tatsächlich vollstreckt wurde.<ref>vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: ''Waldviertel'', 2002, S. 111-114</ref>
Am 16. Juli 1592 wurde Barbara Stierpaur (* um 1576; † nach dem 24. Mai 1593) aus Erdweis <ref group="A">Handelt es sich dabei um jenen Ort, der heute zu [[Lichtenau im Waldviertel]] gehört?</ref>, einem Dorf westlich von Gföhl, von Schergen des Landgerichtes in Gföhl wegen eines Grasdiebstahls, den sie angeblich im Gföhler Wald begangen hatte, festgenommen. Barbara Stierpaur war als Waise bei den Bauersleuten Erhard und Margareta Greis († nach dem 24. Mai 1593) aufgewachsen und in deren Haushalt beschäftigt. Als sie noch am selben Tag wegen des Grasdiebstahls gütlich verhört wurde, beschuldigt sie ihre Ziehmutter Margareta Greis der Zauberei, wobei sie sehr ausführliche Details berichtete. Das Landesgericht schaltet daraufhin den zuständigen Grundherren ein, Hans von Auersperg, zu dieser Zeit Inhaber der Herrschaft Niedergrünbach (heute in [[Rastenfeld]]). Dieser ließ Margareta Greis durch seinen Pfleger verhaften und peinlich befragen. Als sie nichts gestand, ließ er sie an das Landgericht Gföhl überstellen. Inzwischen wurde auch Barbara Stierpaur weiter verhört, wobei sie durch ihre Aussagen noch zwei weitere Frauen beschuldigte, die aber beide inzwischen geflüchtet waren.<ref>vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: ''Waldviertel'', 2002, S. 111 und S. 113</ref>
 
Hanns Huebmer, der Verwalter der landesfürstlichen Herrschaft Gföhl, ließ Margareta Greis erneut foltern, diesmal bereits im Beisein des Henkers. Als die Bäuerin noch immer nicht gestand, erbat er für sein weiteres Vorgehen einen Bescheid der für das "Herzogtum unter der Enns" zuständigen Kammer. Von dieser erhielt er die Weisung, ein unabhängiges [[w:Schöffengericht|"Geding"]] einzusetzen. Am 14. September 1592 bekannte sich Margareta Greis nach wochenlanger Marter in einigen der ihr vorgeworfenen Anklagepunkten schuldig. So gestand sie die Anwendung von Schadenszauber und magischer Rituale sowie Ehebruch (allerdings nicht mit dem Teufel, wessen sie Barbara Stierpaur beschuldigt hatte).<ref>vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: ''Waldviertel'', 2002, S. 113f.</ref>
 
Am 24. Mai 1593 wurden beide Frauen vom "Geding" wegen Zauberei zu "ewigem" Gefängnis verurteilt, um die Menschen vor ihnen zu schützen. Da weitere Dokumente nicht erhalten sind, ist unsicher, ob das Urteil von einer höheren Instanz bestätigt und tatsächlich vollstreckt wurde. Auch das weitere Schicksal der beiden Frauen ist ungeklärt.<ref>vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: ''Waldviertel'', 2002, S. 114</ref>
 
== Ähnliche Ereignisse ==
In diese Zeit fällt auch der Hexenprozess in Wien, wo [[w:Elisabeth Plainacher|Elisabeth Plainacher]] ebenfalls als Hexe verurteilt und am 27. September 1583 als einziges bekanntes Opfer tatsächlich hingerichtet wurde.<ref>{{nömuseum|p|534|Elsa Plainacher}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Die Hexen von Gföhl''. In: Robert Bouchal - [[w:Johannes Sachslehner|Johannes Sachslehner]]: ''Waldviertel. Mystisches – Geheimnisvolles – Unbekanntes.'' Wien: Pichler Verlag 2002, ISBN 3-85431-274-1, S. 111-118
* ''Die Hexen von Gföhl''. In: Robert Bouchal - [[w:Johannes Sachslehner|Johannes Sachslehner]]: ''Waldviertel. Mystisches – Geheimnisvolles – Unbekanntes.'' Wien: Pichler Verlag 2002, ISBN 3-85431-274-1, S. 111-118
* [[w:Heide Dienst|Heide Dienst]]: ''Hexenprozesse auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Vorarlberg, Tirol [mit Südtirol], Salzburg, Nieder- und Oberösterreich sowie des Burgenlandes'' in: ''Hexen und Zauberer. Die große Verfolgung - ein europäisches Phänomen in der Steiermark'', hg. v. H. Valentinitsch, 1987, S. 265-290


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 25. November 2017, 07:50 Uhr

Der Gföhler Hexenprozess fand im Jahr 1592 statt. Zuständig war das Landgericht in Gföhl. Er gehört zu den wenigen Hexenprozessen, die für das heutige Niederösterreich belegt sind.

Der Prozess

Am 16. Juli 1592 wurde Barbara Stierpaur (* um 1576; † nach dem 24. Mai 1593) aus Erdweis [A 1], einem Dorf westlich von Gföhl, von Schergen des Landgerichtes in Gföhl wegen eines Grasdiebstahls, den sie angeblich im Gföhler Wald begangen hatte, festgenommen. Barbara Stierpaur war als Waise bei den Bauersleuten Erhard und Margareta Greis († nach dem 24. Mai 1593) aufgewachsen und in deren Haushalt beschäftigt. Als sie noch am selben Tag wegen des Grasdiebstahls gütlich verhört wurde, beschuldigt sie ihre Ziehmutter Margareta Greis der Zauberei, wobei sie sehr ausführliche Details berichtete. Das Landesgericht schaltet daraufhin den zuständigen Grundherren ein, Hans von Auersperg, zu dieser Zeit Inhaber der Herrschaft Niedergrünbach (heute in Rastenfeld). Dieser ließ Margareta Greis durch seinen Pfleger verhaften und peinlich befragen. Als sie nichts gestand, ließ er sie an das Landgericht Gföhl überstellen. Inzwischen wurde auch Barbara Stierpaur weiter verhört, wobei sie durch ihre Aussagen noch zwei weitere Frauen beschuldigte, die aber beide inzwischen geflüchtet waren.[1]

Hanns Huebmer, der Verwalter der landesfürstlichen Herrschaft Gföhl, ließ Margareta Greis erneut foltern, diesmal bereits im Beisein des Henkers. Als die Bäuerin noch immer nicht gestand, erbat er für sein weiteres Vorgehen einen Bescheid der für das "Herzogtum unter der Enns" zuständigen Kammer. Von dieser erhielt er die Weisung, ein unabhängiges "Geding" einzusetzen. Am 14. September 1592 bekannte sich Margareta Greis nach wochenlanger Marter in einigen der ihr vorgeworfenen Anklagepunkten schuldig. So gestand sie die Anwendung von Schadenszauber und magischer Rituale sowie Ehebruch (allerdings nicht mit dem Teufel, wessen sie Barbara Stierpaur beschuldigt hatte).[2]

Am 24. Mai 1593 wurden beide Frauen vom "Geding" wegen Zauberei zu "ewigem" Gefängnis verurteilt, um die Menschen vor ihnen zu schützen. Da weitere Dokumente nicht erhalten sind, ist unsicher, ob das Urteil von einer höheren Instanz bestätigt und tatsächlich vollstreckt wurde. Auch das weitere Schicksal der beiden Frauen ist ungeklärt.[3]

Ähnliche Ereignisse

In diese Zeit fällt auch der Hexenprozess in Wien, wo Elisabeth Plainacher ebenfalls als Hexe verurteilt und am 27. September 1583 als einziges bekanntes Opfer tatsächlich hingerichtet wurde.[4]

Literatur

  • Die Hexen von Gföhl. In: Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel. Mystisches – Geheimnisvolles – Unbekanntes. Wien: Pichler Verlag 2002, ISBN 3-85431-274-1, S. 111-118
  • Heide Dienst: Hexenprozesse auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Vorarlberg, Tirol [mit Südtirol], Salzburg, Nieder- und Oberösterreich sowie des Burgenlandes in: Hexen und Zauberer. Die große Verfolgung - ein europäisches Phänomen in der Steiermark, hg. v. H. Valentinitsch, 1987, S. 265-290

Einzelnachweise

  1. vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel, 2002, S. 111 und S. 113
  2. vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel, 2002, S. 113f.
  3. vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel, 2002, S. 114
  4. Elsa Plainacher in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)

Anmerkungen

  1. Handelt es sich dabei um jenen Ort, der heute zu Lichtenau im Waldviertel gehört?