Wilhelm (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Herzog Wilhelm von Österreich''' (* um 1370, in Wien; † [[15. Juli]] [[1406]], in Wien<ref name ="Opll111">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 111</ref>) herrschte im 14. Jahrhundert über Teile der heutigen [[w:Österreich|Republik Österreich]]. Nach dem Tod von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht III. von Österreich ("''Albrecht mit dem Zopfe''")]] folgte er diesem als "Senior" der Familie nach und konnte sich in dieser Position für beide Familienzweige<ref group="A">Als Folge der 1379 im [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] vereinbarten Länderteilung hatte sich das Haus Österreich (Habsburg) in zwei (gleichberechtigte) Familienzweige aufgeteilt, die "[[w:Albertinische Linie|Albrechtinische]]" und die "[[w:Leopoldinische Linie|Leopoldinische]]" Linie.</ref> (mit Einschränkungen) behaupten. Wilhelm residierte, bis 1404 zusammen mit seinem Cousin [[Albrecht IV. (Österreich)|Herzog Albrecht (IV.) von Österreich ("''Albrecht dem Weltwunder''")]]<ref group="A">Wilhelm war aus der "Leopoldinischen Linie", Albrecht IV. aus der "Albrechtinischen Linie".</ref>, in der [[Hofburg]] in [[Wien]].
[[File:Wilhelm H.jpg|thumb|Reitersiegel von Herzog Wilhelm von Österreich]]
'''Herzog Wilhelm von Österreich''' (* um 1370, in Wien; † [[15. Juli]] [[1406]], in Wien<ref name ="Opll111">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 111</ref>) herrschte im 14. Jahrhundert über Teile der heutigen [[Österreich|Republik Österreich]]. Nach dem Tod von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht III. von Österreich ("''Albrecht mit dem Zopfe''")]] folgte er diesem als "Senior" der Familie nach und konnte sich in dieser Position für beide Familienzweige<ref group="A">Als Folge der 1379 im [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] vereinbarten Länderteilung hatte sich das Haus Österreich (Habsburg) in zwei (gleichberechtigte) Familienzweige aufgeteilt, die "[[w:Albertinische Linie|Albrechtinische]]" und die "[[w:Leopoldinische Linie|Leopoldinische]]" Linie.</ref> (mit Einschränkungen) behaupten. Wilhelm residierte, bis 1404 zusammen mit seinem Cousin [[Albrecht IV. (Österreich)|Herzog Albrecht (IV.) von Österreich ("''Albrecht dem Weltwunder''")]]<ref group="A">Wilhelm war aus der "Leopoldinischen Linie", Albrecht IV. aus der "Albrechtinischen Linie".</ref>, in der [[Hofburg]] in [[Wien]].


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Herzog Wilhelm stammte aus dem [[w:Leopoldinische Linie|Leopoldinischen Famlienzweig]] der [[w:Habsburg|Herzöge von Österreich (Habsburger)]]. Er war der älteste Sohn von [[Leopold III. von Habsburg|Herzog Leopold III. von Österreich]] († 1386) aus dessen Ehe mit [[w:Viridis Visconti|Viridis Visconti]], einer der Cousinen und Schwägerinnen von [[w:Gian Galeazzo Visconti|Gian Galeazzo Visconti]], dem ersten [[w:Herzogtum Mailand|Herzog von Mailand]]. Seine Brüder waren die Herzöge [[Leopold IV. (Habsburg)|Leopold (IV.) ''der Stolze'']], [[Ernst der Eiserne|Ernst (I.) ''der Eiserne'']] (der zeitweise sein Mitregent war) und [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich (IV.) ''der Ältere'']] von Österreich.
Herzog Wilhelm stammte aus dem "[[w:Leopoldinische Linie|Leopoldinischen Famlienzweig]]" der [[Habsburger|Herzöge von Österreich (Habsburger)]]. Er war der älteste Sohn von [[Leopold III. von Habsburg|Herzog Leopold III. von Österreich]] († 1386) aus dessen Ehe mit [[Viridis Visconti]], einer der Cousinen und Schwägerinnen von [[w:Gian Galeazzo Visconti|Gian Galeazzo Visconti]], dem ersten [[w:Herzogtum Mailand|Herzog von Mailand]]. Seine Brüder waren die Herzöge [[Leopold IV. (Habsburg)|Leopold (IV.) ''der Stolze'']], [[Ernst der Eiserne|Ernst (I.) ''der Eiserne'']] (der zeitweise sein Mitregent war) und [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich (IV.) ''der Ältere'']] von Österreich.


Wilhelms Verlobung und "verhinderte Ehe" mit der [[w:Königreich Polen|polnischen Königin]] [[w:Hedwig von Anjou|Hedwig (Jadwiga)]]<ref group="A">Ihre ältere Schwester war die ungarische Königin Maria, die erste Ehefrau des späteren Kaisers [[Sigismund (HRR)|Sigismund]], der als ihr Mitregent und späterer Nachfolger über das [[w:Königreich Ungarn|ungarische Königreich]] herrschte. Wilhelms spätere Ehefrau Johanna war die Schwester von [[w:Ladislaus von Neapel|König Ladislaus von Neapel ("''Ladislaus den Großmütigen''"), dessen Familie ebenfalls Ansprüche auf die ungarische Krone besaß und dieses wiederholt durchzusetzen versuchte.</ref>, die nach der "[[Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften|Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften]]" und der "Deutschen Chronik" 1374-1382 am Hof in Wien erzogen wurde<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 92 und S. 93f.</ref>, erfuhr eine gewisse romantische Verklärung. Seit 1401 war er mit ihrer Cousine [[Johanna II. (Neapel)|Johanna von Anjou]], der späteren [[w:Königreich Neapel|Königin von Neapel]] verheiratet. Kinder aus dieser Ehe sind nicht belegt.
Wilhelms Verlobung und "verhinderte Ehe" mit der [[w:Königreich Polen|polnischen Königin]] [[w:Hedwig von Anjou|Hedwig (Jadwiga)]]<ref group="A">Ihre ältere Schwester war die ungarische Königin [[w:Maria (Ungarn)|Maria]], die erste Ehefrau des späteren Kaisers [[Sigismund (HRR)|Sigismund]], der als ihr Mitregent und späterer Nachfolger über das [[w:Königreich Ungarn|ungarische Königreich]] herrschte. Wilhelms spätere Ehefrau Johanna war die Schwester von [[w:Ladislaus von Neapel|König Ladislaus von Neapel]] ("''Ladislaus dem Großmütigen''"), dessen Familie ebenfalls Ansprüche auf die ungarische Krone besaß und dieses wiederholt durchzusetzen versuchte.</ref>, die nach der "[[Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften|Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften]]" und der "Deutschen Chronik" 1374-1382 am Hof in Wien erzogen wurde<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 92 und S. 93f.</ref>, erfuhr eine gewisse romantische Verklärung. Seit 1401 war er mit ihrer Cousine [[Johanna II. (Neapel)|Johanna von Anjou]], der späteren [[w:Königreich Neapel|Königin von Neapel]] verheiratet. Kinder aus dieser Ehe sind nicht belegt.


== Herrschaften - Überblick  ==
== Herrschaften - Überblick  ==
1886 verzichtete Wilhelm nach dem Tod seines Vaters für sich und seine Brüder zunächst auf die Herrschaft über die Herzogtümer [[w:Herzogtum Steiermark|Steier]]<ref group="A">Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals Teile der späteren Bundesländer [[Portal:Steiermark|Steiermark]] und [[Portal:Oberösterreich|Oberösterreich]].</ref>, [[w:Herzogtum Kärnten|Kärnten]]<ref group="A">Das Gebiet des Herzogtums Kärnten umfasste damals Teile des späteren [[Portal:Kärnten|Bundeslandes Kärnten]] dessen übrige Teile damals noch unter der Herrschaft des [[w:Erzstift Salzburg|Erzstiftes Salzburg]] und dessen [[w:Bistum Gurk|Suffraganbistum Gurk]] sowie der [[w:Meinhardiner#Albertinische Linie|Albertinischen Linie]] der Grafen von Görz und Tirol (Grafen von Görz) waren.</ref> und [[w:Herzogtum Krain|Krain]] ("Innerösterreich") zugunsten von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("''Albrecht mit dem Zopfe''")]] beziehungsweise auf Beteiligung an dieser Herrschaft. Erst nach dessen Tod herrschte er seit 1395 über diese drei Herzogtümer und die dazu gehörigen Herrschaften.  
[[File:Wilhelm Habs.jpg|thumb|Siegel des Herzog Wilhelm von Österreich]]
* 1886 verzichtete Wilhelm nach dem Tod seines Vaters für sich und seine Brüder zunächst auf die Herrschaft über die Herzogtümer [[Herzogtum Steier|Steier]], [[Herzogtum Kärnten|Kärnten]] und [[w:Herzogtum Krain|Krain]] ("Innerösterreich") zugunsten von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("''Albrecht mit dem Zopfe''")]] beziehungsweise auf Beteiligung an dieser Herrschaft. Erst nach dessen Tod herrschte er seit 1395 über diese drei Herzogtümer und die dazu gehörigen Herrschaften.  
* Außerdem führten er und sein Cousin Albrecht (IV.) seit 1395 eine gemeinsame Herrschaft über das [[Herzogtum Österreich]] ("Donauösterreich"). 1404-1406 übte Wilhelm als Vormund für den [[Albrecht II. (HRR)|gleichnamigen Sohn des Cousins]] dort ebenfalls die alleinige Herrschaft aus.
* Die Herrschaftsverhältnisse zwischen ihm, seinem Bruder Leopold (IV.) und seinem Cousin Albrecht (IV.) wurden in den Verträgen von [[Vertrag von Hollenburg (1395)|Hollenburg]] (22. September 1395) und [[Vertrag von Wien (1396)|Wien]]" (1396) unter Vermittlung der Landstände geregelt. In den Jahren darauf dürfte es dennoch mehrmals zu Konflikten gekommen sein.<ref>vgl. Karl-Friedrich Krieger: ''Die Habsburger im Mittelalter'', 2004, S 148f.</ref>


Außerdem führten er und sein Cousin Albrecht (IV.) seit 1395 eine gemeinsame Herrschaft über das [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich (ob und unter der Enns) ("Donauösterreich")]]<ref group="A">Das Herzogtum Österreich umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer [[Portal:Niederösterreich|Niederösterreich]] und [[Portal:Wien|Wien]].</ref>. 1404-1406 übte Wilhelm als Vormund für den [[Albrecht II. (HRR)|gleichnamigen Sohn des Cousins]] dort ebenfalls die alleinige Herrschaft aus.
Als engster Mitarbeiter und politischer Berater von Herzog Wilhelm gilt sein Kanzler [[Berthold von Wehingen]], Bischof des [[w:Hochstift Freising|Hochstiftes Freising]]. Dieser war bereits Kanzler unter [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''") gewesen und hatte zu dessen engsten Vertrauten gezählt.<ref name="lackner344>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft''. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406). Habilitationsschrift, Wien, 2001. Bd. 2, S. 344</ref>
 
Die Herrschaftsverhältnisse zwischen ihm, seinem Bruder Leopold (IV.) und seinem Cousin Albrecht (IV.) wurden in den Verträgen von [[Vertrag von Hollenburg (1395)|Hollenburg]] (22. September 1395) und [[Vertrag von Wien (1396)|Wien]]" (1396) unter Vermittlung der Landstände geregelt. In den Jahren darauf dürfte es dennoch mehrmals zu Konflikten gekommen sein.<ref>vgl.Karl-Friedrich Krieger: ''Die Habsburger im Mittelalter'', 2004, S 148f.</ref>


== Relevante Geschehnisse für die österreichischen Bundesländer ==
== Relevante Geschehnisse für die österreichischen Bundesländer ==
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* Am 23. Oktober 1396 bestätigte Wilhelm gemeinsam mit Albrecht (IV.) eine "steirische Judenordnung", die am 24. Juni 1377 von den Herzögen Albrecht (III.) und Leopold (III.) erlassen worden war. Am 13. Dezember 1397 stellten beide gemeinsam der jüdischen Bevölkerung im Herzogtum Österreich, in der Neustadt und Neunkirchen, diesseits des Semmerings und ob der Enns ein Privileg für ihre Unterstützung nach dem Tod von Albrecht (III.) aus, in denen sie dieser Schutz vor Gewalt zusagten, zu dem auch ihre Amtsleute und Untertanen angehalten werden sollten. In diesem Privileg wurde der Landmarschall als Richter in Schuldangelegenheiten eingesetzt. Dieses Privileg erneuerten die Herzöge am 28. Jänner 1401.<ref>vgl. [[w:Martha Keil|Martha Keil]]: ''"… vormals bey der Juden Zeitt …"''. Studien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiener Neustadt im Spätmittelalter. Dissertation, Universität Wien, 1998, S. 9 und 10</ref>
* Am 23. Oktober 1396 bestätigte Wilhelm gemeinsam mit Albrecht (IV.) eine "steirische Judenordnung", die am 24. Juni 1377 von den Herzögen Albrecht (III.) und Leopold (III.) erlassen worden war. Am 13. Dezember 1397 stellten beide gemeinsam der jüdischen Bevölkerung im Herzogtum Österreich, in der Neustadt und Neunkirchen, diesseits des Semmerings und ob der Enns ein Privileg für ihre Unterstützung nach dem Tod von Albrecht (III.) aus, in denen sie dieser Schutz vor Gewalt zusagten, zu dem auch ihre Amtsleute und Untertanen angehalten werden sollten. In diesem Privileg wurde der Landmarschall als Richter in Schuldangelegenheiten eingesetzt. Dieses Privileg erneuerten die Herzöge am 28. Jänner 1401.<ref>vgl. [[w:Martha Keil|Martha Keil]]: ''"… vormals bey der Juden Zeitt …"''. Studien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiener Neustadt im Spätmittelalter. Dissertation, Universität Wien, 1998, S. 9 und 10</ref>
* Vor dem 15. Juli 1406 sandte Wilhelm ein großes Heer von Wien aus gegen ins [[w:Königreich Ungarn|ungarische Königreich]] eingefallene Plünderer, die in der Umgebung von [[Neusiedl am See]] ihr Unwesen trieben. Bei der dortigen Kirche gelang es, diese festzunehmen. 61 wurden nach Wien gebracht, wo sie teilweise gegen Lösegeld freigelassen, teilweise eingekerkert und teilweise in Knechtschaft geworfen wurden.<ref name ="Opll111"/>
* Vor dem 15. Juli 1406 sandte Wilhelm ein großes Heer von Wien aus gegen ins [[w:Königreich Ungarn|ungarische Königreich]] eingefallene Plünderer, die in der Umgebung von [[Neusiedl am See]] ihr Unwesen trieben. Bei der dortigen Kirche gelang es, diese festzunehmen. 61 wurden nach Wien gebracht, wo sie teilweise gegen Lösegeld freigelassen, teilweise eingekerkert und teilweise in Knechtschaft geworfen wurden.<ref name ="Opll111"/>
* Wilhelm stirbt im Sommer 1406 in Wien bei einem Unfall, als er unter ein Pferd gerät und von diesem erdrückt wird. Als Sterbeort ist das Haus des "Stazzen" am [[Kienmarkt]] überliefert, allerdings ist ein Wiener Bürger oder Hausbesitzer mit Namen "Stazzer" zu dieser Zeit nicht belegt.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 111f.</ref>
* Wilhelm starb im Sommer 1406 in Wien bei einem Unfall, als er unter ein Pferd gerät und von diesem erdrückt wird. Als Sterbeort ist das Haus des "Stazzen" am [[Kienmarkt]] überliefert, allerdings ist ein Wiener Bürger oder Hausbesitzer mit Namen "Stazzer" zu dieser Zeit nicht belegt.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 111f.</ref>
 
1396 unternahm Herzog Wilhelm ca. 14 Monate, nachdem er die Herrschaft übernommen hatte, eine "Huldigungsreise" in die Herzogtümer Steier und Kärnten. Ansonsten hielt er sich die meiste Zeit in der Stadt [[Wien]] auf, wo er sich die dortige herzogliche Residenz mit seinem Cousin Albrecht (IV.) teilte. Jährlich verbrachte er allerdings einige Wochen im Herzogtum Steier, wobei er sich meistens in der Stadt [[Graz]] aufhielt. Im Herzogtum Kärnten verbrachte er während seiner Regierungszeit, die ca. 11 Jahre dauerte insgesamt ca. 2 Wochen.)<ref name="Lackner205">vgl.[[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 205</ref>
 
== Erinnerungsstätten an Wilhelm im heutigen Österreich ==
=== Niederösterreich ===
[[File:Litschau Pfarrkirche7.jpg|thumb|Belehnung von Herzog Wilhelm, Glasfenster in der Pfarrkirche Litschau]]
* [[Litschau]]: Auf einem Glasfenster an der Nordseite der Pfarrkirche Litschau "zum Hl. Michael" ist die gemeinsame Belehnung der Herzöge Wilhelm und Albrecht von Österreich  durch König Wenzel im Jahr 1398 dargestellt. Es handelt sich um eine Arbeit des Unternehmens Ostermann und Hartwein aus München, die 1911/12 geschaffen wurde.


== Erinnerungsstätten in Österreich ==
=== Wien ===
* Wilhelm wurde nach seinem Tod in der Herzogsgruft des [[Stephansdom (Wien)|Wiener Stephansdoms]] beigesetzt.<ref name ="Opll111"/> Er hatte gemeinsam mit Albrecht (IV.) den Ausbau von dessen Hauptturm gefördert.<ref name ="bruckner51f.">vgl. Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung'', 2009, S. 51f.</ref>
* Wilhelm wurde nach seinem Tod in der von seinem Onkel [[Rudolf IV. (Österreich)|Rudolf (IV.) gestifteten Herzogsgruft des [[Stephansdom (Wien)|Wiener Stephansdoms]] beigesetzt.<ref name ="Opll111"/><ref name ="sauter297">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 297</ref> Er hatte gemeinsam mit Albrecht (IV.) den Ausbau von dessen Hauptturm gefördert.<ref name ="bruckner51f.">vgl. Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung'', 2009, S. 51f.</ref>
* Gemeinsam mit Albrecht (IV.) förderte Wilhelm auch den Weiterbau der [[w:Maria am Gestade|Kirche Maria am Gestade]] in Wien.<ref name ="bruckner51f."/>
* Gemeinsam mit Albrecht (IV.) förderte Wilhelm auch den Weiterbau der [[w:Maria am Gestade|Kirche Maria am Gestade]] in Wien.<ref name ="bruckner51f."/>
== Namentlich belegte Mitarbeiter von Herzog Wilhelm ==
=== Kanzlei ===
* [[Berthold von Wehingen|Bischof Berthold von Freising]] († 1410), Kanzler von Herzog Wilhelm
* [[Andreas von Grillenberg]] († nach 1410), Sekretär
* [[Rüdiger Ölhafen]] († um 1423), Pfarrer von [[Bruck an der Mur]], Kanzleimitarbeiter
* [[Bernhard von Hauenstein]] († vor 1414), Kanzleimitarbeiter
=== Kammer ===
* [[Gottschalk Inprugger]] († nach 1397), Kammermeister 1395-1397
* [[Hans von Schlandersberg der Jüngere|Hans von Schlandersberg]] († 1399), Kammermeister 1397-1399
* [[Martin Fallbacher]] († um 1409/10), Kammermeister 1399-1401
* [[Konrad Pöttinger]] († um / nach 1404), Kammermeister 1402-1404
* [[Hans III. von Neidegg|Hans Neudegger]] († 1425), Kammermeister 1405-1406
* [[Leonhard Stubier]] († 1446), Kammerschreiber 1495-1401 und 1403-1406
* [[Stephan von Dürnstein]] († um / nach 1410), Kammerschreiber 1402/1403
=== Hofmeister ===
* [[Hans Gradner]] († nach 1395)
* [[Ulrich IV. von Wallsee|Ulrich (IV.) von Wallsee]] († 1400)
* [[Rudolf I. von Wallsee|Rudolf (I.) von Wallsee]] († 1405)
=== Hofmarschall ===
* Hugo von Paczperg, Hofmarschall 1397<ref name ="Lackner83">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 83</ref>
* Hans Schweinpeck, Hofmarschall 1402<ref name ="Lackner83"/>
=== Küchenmeister ===
* [[Georg Dressidler]], Küchenmeister 1396-1398<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 85f.</ref>
* [[Achaz von Velben]], Küchenmeister 1398-1403<ref name ="Lackner85">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 85</ref>
=== Kämmerer (Kammerdiener, Kammerherren) ===
* [[Georg Koblinger]] († um / nach 1406), Kämmerer 1395-1398
* [[Laurenz von Feistritz]]
* Konrad Windischgrätzer<ref name ="Lackner113">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 113</ref>
* [[Albrecht Treu]] († um 1399/1400)
* [[Seifried Ritzendorfer]] († 1425)
* [[Haidel Gestner]] († im 15. Jahrhundert)
* [[Hans von Greissenegg]] († 1428)
* Oswald Ingelstetter († nach 1406), Bürger der Stadt Wien, Kämmer 1404-1406<ref name ="Lackner114">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 114</ref>
* Sigismund Peysser († nach 1406), Bürger der Stadt Wien, Kämmer 1404-1406<ref name ="Lackner114"/>
=== Mediziner ===
* Magister Johannes Schroff, 1402 Leibarzt von Herzog Wilhelm, mehrmals Dekan der [[Universität Wien|Wiener Universität]]<ref name ="Lackner167">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 167</ref>
=== Sonstige ===
* [[Niklas Pillung|Niklas Pillung von Gilgenberg]] († 1403), Ritter des Herzogtums Österreich, Hofmarschall 1375-1378
* Heinrich Schweinpeck († 1413), Bruder des Hofmarschalls Hans Schweinpeck, Propst des Augustiner Chorherren-Stiftes zu [[Waldhausen]], seit 1405 Rat von Herzog Wilhelm<ref name ="Lackner133">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 133</ref>
* [[Seidel Kreuzer]] († nach 1400), Türhüter


== Wilhelm in Legende und Sage ==
== Wilhelm in Legende und Sage ==
* Nach den Chroniken des Mittelalters war Wilhelm ein tatkräftiger und umsichtiger Politiker. Außerdem soll er ein leutseliger Fürst gewesen sein, weswegen er "''Wilhelm der Freundliche''" genannt wurde.<ref>vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, ISBN 3-205-05056-8 S. 155</ref>
* Nach den Chroniken des Mittelalters war Wilhelm ein tatkräftiger und umsichtiger Politiker. Außerdem soll er ein leutseliger Fürst gewesen sein, weswegen er "''Wilhelm der Freundliche''" genannt wurde.<ref>vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, ISBN 3-205-05056-8 S. 155</ref>
* Seine Verlobung mit der polnischen Königin Hedwig und die aufgelöste beziehungsweise nicht zustande gekommene Ehe wurden später romantisch verklärt. Nach den "Wiener Annalen" soll er deshalb um 1386 nach [[w:Krakau|Krakau]] gereist sein.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 96</ref>. Der Umstand, dass er erst nach Hedwigs Tod heiratete, wird damit begründet, dass er sich als ihr Ehemann betrachtete.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 109</ref>
* Zu den Wandersagen, die zu verschiedenen Personen erzählt werden, gehört auch jene von einem treuen Tier, das den Tod seines Herrn nicht überleben will und deshalb nach diesem jegliche Nahrungsaufnahme verweigert. Bei Wilhelm ist es ein Löwe, den er angeblich in seiner Menagerie gehalten hat.<ref>vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 427</ref>
* Seine Verlobung mit der polnischen Königin Hedwig und die aufgelöste beziehungsweise nicht zustande gekommene Ehe wurden später romantisch verklärt. Nach den "Wiener Annalen" soll er um 1386 persönlich nach [[w:Krakau|Krakau]] gereist sein.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 96</ref> Der Umstand, dass er erst nach Hedwigs Tod heiratete, wird damit begründet, dass er sich trotz ihrer Eheschließung mit einem anderen als ihr rechtmäßiger Ehemann betrachtete.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 109</ref>
* Wilhelm kommt in einigen Sagen vor, in denen es um die Gefangenschaft von [[Wenzel (HRR)#Wenzel in Legende und Sage|König Wenzel IV. von Böhmen ("''Wenzel dem Faulen''")]] in Wien geht. Gewöhnlich ist er an Wenzels Flucht beteiligt, entweder durch Unachtsamkeit oder indem er auf Wenzels Seite wechselt, weil er Wenzels Halbbruder, den späteren Kaiser [[Sigismund (HRR)|Sigismund]], nicht ausstehen kann oder sich von diesem zugunsten seines Cousins Albrecht (IV.) hintergangen fühlt.
* Wilhelm kommt in einigen Sagen vor, in denen es um die Gefangenschaft von [[Wenzel (HRR)#Wenzel in Legende und Sage|König Wenzel IV. von Böhmen ("''Wenzel dem Faulen''")]] in Wien geht. Gewöhnlich ist er an Wenzels Flucht beteiligt, entweder durch Unachtsamkeit oder indem er auf Wenzels Seite wechselt, weil er Wenzels Halbbruder, den späteren Kaiser [[Sigismund (HRR)|Sigismund]], nicht ausstehen kann oder sich von diesem zugunsten seines Cousins Albrecht (IV.) hintergangen fühlt.


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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Günther Hödl|Günther Hödl]]: ''Habsburg und Österreich 1273-1493''. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
* [[w:Günther Hödl|Günther Hödl]]: ''Habsburg und Österreich 1273-1493''. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
* [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 428-430<ref group="A">In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: [[w:Brigitte Hamann|Brigitte Hamann]] (Hrsg.): ''Die Habsburger''. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.</ref>
* [[w:Karl-Friedrich Krieger|Karl-Friedrich Krieger]]: ''Die Habsburger im Mittelalter''. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 2004, ISBN 3-17-018228-5, S. 154-156<ref group="A">Eine gute Überblicksdarstellung, der Schwerpunkt liegt allerdings auf den Habsburgern die römisch-deutsche Könige und Kaiser waren.</ref>
* [[w:Karl-Friedrich Krieger|Karl-Friedrich Krieger]]: ''Die Habsburger im Mittelalter''. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 2004, ISBN 3-17-018228-5, S. 154-156<ref group="A">Eine gute Überblicksdarstellung, der Schwerpunkt liegt allerdings auf den Habsburgern die römisch-deutsche Könige und Kaiser waren.</ref>
* [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, ISBN 3-8000-3974-5, S. 194–198
* [[w:Alois Niederstätter|Alois Niederstätter]]: ''Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter.'' Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, ISBN 3-8000-3974-5, S. 194–198
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=== Literatur zu Teilaspekten ===
=== Literatur zu Teilaspekten ===
* Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter.'' phil. Dissertation, Wien, 2009, S. 152–164 [http://othes.univie.ac.at/5159/1/2009-01-21_9505008.pdf digital]
* Eva Bruckner: ''Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter.'' phil. Dissertation, Wien, 2009, S. 152–164 [http://othes.univie.ac.at/5159/1/2009-01-21_9505008.pdf digital]
* [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft''. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN-978-3-702-90456 (mit einem Überblick zum Itinerar von Herzog Wilhelm, S. 205-210)


=== Lexikonartikel ===
=== Lexikonartikel ===
* [[w:Franz Krones|Franz Krones]]: ''Wilhelm (Herzog von Österreich)''. In: ''Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)''. Duncker & Humblot, Leipzig, 1898, Bd. 43, S. 20–24 [https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Wilhelm_(Herzog_von_%C3%96sterreich) digital] ''(inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)''
* [[w:Franz Krones|Franz Krones]]: ''Wilhelm (Herzog von Österreich)''. In: ''Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)''. Duncker & Humblot, Leipzig, 1898, Bd. 43, S. 20–24 [https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Wilhelm_(Herzog_von_%C3%96sterreich) digital] ''(inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)''
* [[w:Constantin von Wurzbach|Constantin von Wurzbach]]: ''Habsburg, Wilhelm der Höfliche, Herzog von Oesterreich''. In: ''Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich''. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1861, 7. Theil, S. 415f. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Habsburg,_Wilhelm_der_H%C3%B6fliche,_Herzog_von_Oesterreich digital] ''(inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)''
* [[w:Constantin von Wurzbach|Constantin von Wurzbach]]: ''Habsburg, Wilhelm der Höfliche, Herzog von Oesterreich''. In: ''Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich''. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1861, 7. Theil, S. 415f. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Habsburg,_Wilhelm_der_H%C3%B6fliche,_Herzog_von_Oesterreich digital] ''(inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)''
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 4. Januar 2023, 22:27 Uhr

Reitersiegel von Herzog Wilhelm von Österreich

Herzog Wilhelm von Österreich (* um 1370, in Wien; † 15. Juli 1406, in Wien[1]) herrschte im 14. Jahrhundert über Teile der heutigen Republik Österreich. Nach dem Tod von Herzog Albrecht III. von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") folgte er diesem als "Senior" der Familie nach und konnte sich in dieser Position für beide Familienzweige[A 1] (mit Einschränkungen) behaupten. Wilhelm residierte, bis 1404 zusammen mit seinem Cousin Herzog Albrecht (IV.) von Österreich ("Albrecht dem Weltwunder")[A 2], in der Hofburg in Wien.

Herkunft und Familie

Herzog Wilhelm stammte aus dem "Leopoldinischen Famlienzweig" der Herzöge von Österreich (Habsburger). Er war der älteste Sohn von Herzog Leopold III. von Österreich († 1386) aus dessen Ehe mit Viridis Visconti, einer der Cousinen und Schwägerinnen von Gian Galeazzo Visconti, dem ersten Herzog von Mailand. Seine Brüder waren die Herzöge Leopold (IV.) der Stolze, Ernst (I.) der Eiserne (der zeitweise sein Mitregent war) und Friedrich (IV.) der Ältere von Österreich.

Wilhelms Verlobung und "verhinderte Ehe" mit der polnischen Königin Hedwig (Jadwiga)[A 3], die nach der "Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften" und der "Deutschen Chronik" 1374-1382 am Hof in Wien erzogen wurde[2], erfuhr eine gewisse romantische Verklärung. Seit 1401 war er mit ihrer Cousine Johanna von Anjou, der späteren Königin von Neapel verheiratet. Kinder aus dieser Ehe sind nicht belegt.

Herrschaften - Überblick

Siegel des Herzog Wilhelm von Österreich
  • 1886 verzichtete Wilhelm nach dem Tod seines Vaters für sich und seine Brüder zunächst auf die Herrschaft über die Herzogtümer Steier, Kärnten und Krain ("Innerösterreich") zugunsten von Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") beziehungsweise auf Beteiligung an dieser Herrschaft. Erst nach dessen Tod herrschte er seit 1395 über diese drei Herzogtümer und die dazu gehörigen Herrschaften.
  • Außerdem führten er und sein Cousin Albrecht (IV.) seit 1395 eine gemeinsame Herrschaft über das Herzogtum Österreich ("Donauösterreich"). 1404-1406 übte Wilhelm als Vormund für den gleichnamigen Sohn des Cousins dort ebenfalls die alleinige Herrschaft aus.
  • Die Herrschaftsverhältnisse zwischen ihm, seinem Bruder Leopold (IV.) und seinem Cousin Albrecht (IV.) wurden in den Verträgen von Hollenburg (22. September 1395) und Wien" (1396) unter Vermittlung der Landstände geregelt. In den Jahren darauf dürfte es dennoch mehrmals zu Konflikten gekommen sein.[3]

Als engster Mitarbeiter und politischer Berater von Herzog Wilhelm gilt sein Kanzler Berthold von Wehingen, Bischof des Hochstiftes Freising. Dieser war bereits Kanzler unter Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") gewesen und hatte zu dessen engsten Vertrauten gezählt.[4]

Relevante Geschehnisse für die österreichischen Bundesländer

  • Am 24. Februar 1396 verabschiedete Wilhelm zusammen mit Leopold (IV.) und Albrecht (IV.) das "Wiener Ratswahlprivileg".
  • Am 23. Oktober 1396 bestätigte Wilhelm gemeinsam mit Albrecht (IV.) eine "steirische Judenordnung", die am 24. Juni 1377 von den Herzögen Albrecht (III.) und Leopold (III.) erlassen worden war. Am 13. Dezember 1397 stellten beide gemeinsam der jüdischen Bevölkerung im Herzogtum Österreich, in der Neustadt und Neunkirchen, diesseits des Semmerings und ob der Enns ein Privileg für ihre Unterstützung nach dem Tod von Albrecht (III.) aus, in denen sie dieser Schutz vor Gewalt zusagten, zu dem auch ihre Amtsleute und Untertanen angehalten werden sollten. In diesem Privileg wurde der Landmarschall als Richter in Schuldangelegenheiten eingesetzt. Dieses Privileg erneuerten die Herzöge am 28. Jänner 1401.[5]
  • Vor dem 15. Juli 1406 sandte Wilhelm ein großes Heer von Wien aus gegen ins ungarische Königreich eingefallene Plünderer, die in der Umgebung von Neusiedl am See ihr Unwesen trieben. Bei der dortigen Kirche gelang es, diese festzunehmen. 61 wurden nach Wien gebracht, wo sie teilweise gegen Lösegeld freigelassen, teilweise eingekerkert und teilweise in Knechtschaft geworfen wurden.[1]
  • Wilhelm starb im Sommer 1406 in Wien bei einem Unfall, als er unter ein Pferd gerät und von diesem erdrückt wird. Als Sterbeort ist das Haus des "Stazzen" am Kienmarkt überliefert, allerdings ist ein Wiener Bürger oder Hausbesitzer mit Namen "Stazzer" zu dieser Zeit nicht belegt.[6]

1396 unternahm Herzog Wilhelm ca. 14 Monate, nachdem er die Herrschaft übernommen hatte, eine "Huldigungsreise" in die Herzogtümer Steier und Kärnten. Ansonsten hielt er sich die meiste Zeit in der Stadt Wien auf, wo er sich die dortige herzogliche Residenz mit seinem Cousin Albrecht (IV.) teilte. Jährlich verbrachte er allerdings einige Wochen im Herzogtum Steier, wobei er sich meistens in der Stadt Graz aufhielt. Im Herzogtum Kärnten verbrachte er während seiner Regierungszeit, die ca. 11 Jahre dauerte insgesamt ca. 2 Wochen.)[7]

Erinnerungsstätten an Wilhelm im heutigen Österreich

Niederösterreich

Belehnung von Herzog Wilhelm, Glasfenster in der Pfarrkirche Litschau
  • Litschau: Auf einem Glasfenster an der Nordseite der Pfarrkirche Litschau "zum Hl. Michael" ist die gemeinsame Belehnung der Herzöge Wilhelm und Albrecht von Österreich durch König Wenzel im Jahr 1398 dargestellt. Es handelt sich um eine Arbeit des Unternehmens Ostermann und Hartwein aus München, die 1911/12 geschaffen wurde.

Wien

  • Wilhelm wurde nach seinem Tod in der von seinem Onkel [[Rudolf IV. (Österreich)|Rudolf (IV.) gestifteten Herzogsgruft des Wiener Stephansdoms beigesetzt.[1][8] Er hatte gemeinsam mit Albrecht (IV.) den Ausbau von dessen Hauptturm gefördert.[9]
  • Gemeinsam mit Albrecht (IV.) förderte Wilhelm auch den Weiterbau der Kirche Maria am Gestade in Wien.[9]

Namentlich belegte Mitarbeiter von Herzog Wilhelm

Kanzlei

Kammer

Hofmeister

Hofmarschall

  • Hugo von Paczperg, Hofmarschall 1397[10]
  • Hans Schweinpeck, Hofmarschall 1402[10]

Küchenmeister

Kämmerer (Kammerdiener, Kammerherren)

Mediziner

Sonstige

  • Niklas Pillung von Gilgenberg († 1403), Ritter des Herzogtums Österreich, Hofmarschall 1375-1378
  • Heinrich Schweinpeck († 1413), Bruder des Hofmarschalls Hans Schweinpeck, Propst des Augustiner Chorherren-Stiftes zu Waldhausen, seit 1405 Rat von Herzog Wilhelm[16]
  • Seidel Kreuzer († nach 1400), Türhüter

Wilhelm in Legende und Sage

  • Nach den Chroniken des Mittelalters war Wilhelm ein tatkräftiger und umsichtiger Politiker. Außerdem soll er ein leutseliger Fürst gewesen sein, weswegen er "Wilhelm der Freundliche" genannt wurde.[17]
  • Zu den Wandersagen, die zu verschiedenen Personen erzählt werden, gehört auch jene von einem treuen Tier, das den Tod seines Herrn nicht überleben will und deshalb nach diesem jegliche Nahrungsaufnahme verweigert. Bei Wilhelm ist es ein Löwe, den er angeblich in seiner Menagerie gehalten hat.[18]
  • Seine Verlobung mit der polnischen Königin Hedwig und die aufgelöste beziehungsweise nicht zustande gekommene Ehe wurden später romantisch verklärt. Nach den "Wiener Annalen" soll er um 1386 persönlich nach Krakau gereist sein.[19] Der Umstand, dass er erst nach Hedwigs Tod heiratete, wird damit begründet, dass er sich trotz ihrer Eheschließung mit einem anderen als ihr rechtmäßiger Ehemann betrachtete.[20]
  • Wilhelm kommt in einigen Sagen vor, in denen es um die Gefangenschaft von König Wenzel IV. von Böhmen ("Wenzel dem Faulen") in Wien geht. Gewöhnlich ist er an Wenzels Flucht beteiligt, entweder durch Unachtsamkeit oder indem er auf Wenzels Seite wechselt, weil er Wenzels Halbbruder, den späteren Kaiser Sigismund, nicht ausstehen kann oder sich von diesem zugunsten seines Cousins Albrecht (IV.) hintergangen fühlt.

Belletristik

  • Josephine von Kviatovska: Hedwiga und Cimburgis oder die starken Frauen. Ein historischer Roman aus dem 14. Jahrhundert. Mausberger, Wien 1820

Literatur

  • Günther Hödl: Habsburg und Österreich 1273-1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
  • Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 428-430[A 4]
  • Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 2004, ISBN 3-17-018228-5, S. 154-156[A 5]
  • Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, ISBN 3-8000-3974-5, S. 194–198

Literatur zu Teilaspekten

  • Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter. phil. Dissertation, Wien, 2009, S. 152–164 digital
  • Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN-978-3-702-90456 (mit einem Überblick zum Itinerar von Herzog Wilhelm, S. 205-210)

Lexikonartikel

  • Franz KronesWilhelm (Herzog von Österreich). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Duncker & Humblot, Leipzig, 1898, Bd. 43, S. 20–24 digital (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)
  • Constantin von Wurzbach: Habsburg, Wilhelm der Höfliche, Herzog von Oesterreich. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1861, 7. Theil, S. 415f. digital (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 111
  2. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 92 und S. 93f.
  3. vgl. Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter, 2004, S 148f.
  4. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406). Habilitationsschrift, Wien, 2001. Bd. 2, S. 344
  5. vgl. Martha Keil: "… vormals bey der Juden Zeitt …". Studien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiener Neustadt im Spätmittelalter. Dissertation, Universität Wien, 1998, S. 9 und 10
  6. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 111f.
  7. vgl.Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 205
  8. vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 297
  9. 9,0 9,1 vgl. Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung, 2009, S. 51f.
  10. 10,0 10,1 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 83
  11. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 85f.
  12. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 85
  13. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 113
  14. 14,0 14,1 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 114
  15. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 167
  16. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2002, S. 133
  17. vgl. Günther Hödl: Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988, ISBN 3-205-05056-8 S. 155
  18. vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 427
  19. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 96
  20. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 109

Anmerkungen

  1. Als Folge der 1379 im Vertrag von Neuberg an der Mürz vereinbarten Länderteilung hatte sich das Haus Österreich (Habsburg) in zwei (gleichberechtigte) Familienzweige aufgeteilt, die "Albrechtinische" und die "Leopoldinische" Linie.
  2. Wilhelm war aus der "Leopoldinischen Linie", Albrecht IV. aus der "Albrechtinischen Linie".
  3. Ihre ältere Schwester war die ungarische Königin Maria, die erste Ehefrau des späteren Kaisers Sigismund, der als ihr Mitregent und späterer Nachfolger über das ungarische Königreich herrschte. Wilhelms spätere Ehefrau Johanna war die Schwester von König Ladislaus von Neapel ("Ladislaus dem Großmütigen"), dessen Familie ebenfalls Ansprüche auf die ungarische Krone besaß und dieses wiederholt durchzusetzen versuchte.
  4. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
  5. Eine gute Überblicksdarstellung, der Schwerpunkt liegt allerdings auf den Habsburgern die römisch-deutsche Könige und Kaiser waren.
VorgängerAmtNachfolger
Albrecht (III.) von ÖsterreichHerrscher über das Herzogtum Steier
Blason Ducs de Styrie.svg
ca. 1395-1406
1395-1404 gemeinsam mit Albrecht IV. (Österreich)
Ernst (I.) von Österreich
VorgängerAmtNachfolger
Albrecht (III.) von ÖsterreichHerrscher über das Herzogtum Kärnten
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ca. 1395-1406
Ernst (I.) von Österreich
VorgängerAmtNachfolger
Albrecht (III.) von ÖsterreichHerrscher über das Herzogtum Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svgCoat of arms of the archduchy of Austria.svg
ca. 1395-1406
1395-1404 gemeinsam mit Albrecht IV. (Österreich)
Albrecht (V.) von Österreich
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