Stift Neuberg: Unterschied zwischen den Versionen
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Das '''Stift Neuberg''', auch '''Neuberger Münster''' | [[File:Neuberger Münster.JPG|thumb|Das ehemalige Zisterzienserstrift Neuberg an der Mürz heute]] | ||
Das '''Stift Neuberg''', auch '''Neuberger Münster''' genannt, ist ein ehemaliges [[w:Zisterzienser|Zisterzienserkloster]], das 1327 von [[Otto der Fröhliche|Herzog Otto von Österreich ("''Otto dem Fröhlichen''")]] gegründet wurde. Es gilt als das Jüngste der Klöster, die von einem steirischen Landesfürsten gegründet wurden und war die einzige Klostergründung eines Habsburgers in der heutigen Steiermark. Bekannt wurde Stift Neuberg durch den "[[Vertrag von Neuberg an der Mürz|Neuberger Teilungsvertrag]]", der hier 1379 abgeschlossen wurde. Die Klosteranlage wird im Volksmund heute auch der "Dom im Dorf" genannt.<ref name ="muerzeroberland">vgl. [https://www.muerzeroberland.at/ausflugsziele-naturpark/ausflugsziele-im-naturpark/muenster-neuberg/ Münster Neuberg], MuerzerOberland.AT, abgerufen am 15. August 2020</ref> Sie steht als "gotisches Gesamt-Ensemble" unter Denkmalschutz. | |||
{{BeiWP|Stift Neuberg | == Das Bauwerk == | ||
[[File:Abtei Neuberg a d Mürz.jpg|thumb|Das ehemalige Zisterzienserkloster Neuberg an der Mürz, links die Kapelle St. Bernhard-Kapelle, in der Mitte die östliche Außenseite des Kreuzgangs mit dem vortretendem Chor des Kapitelsaals und rechts im Vordergrund der Chor der Stiftskirche]] | |||
Das frühere Zisterzienserstift befindet sich in der [[Neuberg an der Mürz|gleichnamigen Marktgemeinde]]. Es wurde nach dem Vorbild seines Mutterklosters, des [[Stift Heiligenkreuz|Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz]] angelegt. Die frühere Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche ist, wie für Zisterzienserkirchen typisch, den Hochfesten der Krönung und Himmelfahrt Mariens geweiht. Es handelt sich um eine gotische Hallenkirche. Obwohl ihr Bau mehr als 150 Jahre dauerte, sind das Langhaus und der Chor in ihrer künstlerischen Gestaltung perfekt aufeinander abgestimmt. Als besonders sehenswert gilt der gewaltige, gotische Dachstuhl aus Lärchenholz, der aus dem 15. Jahrhundert stammt. Seine Konstruktion und Ausmaße bezeugen eindrucksvoll die Qualität der damaligen Zimmermannskunst. Er wurde ohne die Verwendung von Eisennägeln geschaffen.<ref name ="muerzeroberland"/> Die Einwölbung der Klosterkirche wurde unter Abt Bartholomäus Tremel aus Krieglach begonnen und unter [[Coloman Fischer|Abt Coloman Fischer von St. Veit]] abgeschlossen.<ref name ="Schatz360">vgl. [[w:Othmar Pickl|Othmar Pickl]]: ''Die Geschichte des Klosters Neuberg dargestellt anhand der Gründer- und Abtbilder im Kreuzgang'', 1996, S. 360</ref> | |||
Als besonderes "Highlight" der früheren Klosteranlage gilt der gotische Kreuzgang des Münsters, der südlich der Kirche verläuft. Es handelt sich dabei um den einzigen gotischen Kreuzgang in der heutigen Steiermark, der komplett erhalten geblieben ist. Im Kreuzgang sind ein Stifterbild und die Bildern von 38 Äbten aufgehängt. Außerdem befindet sich hier ein sehenswerter Hochaltar aus der Renaissance und der frühere Kapitelsaal des Klosters mit der Stiftergruft. In dieser sind die sterblichen Überreste des Stifters und seiner Familie beigesetzt.<ref name ="muerzeroberland"/> | |||
== Historische Eckdaten == | |||
[[File:Ota-Alzbeta.jpg|thumb|Das gemeinsame österreich-bairische Wappen im Altarbereich bezieht sich nicht auf den Habsburger Otto, der das Stift gründete, und seine Ehefrau, die Wittelsbacherin Elisabeth, sondern auf König Ferdinand II. und seine erste Ehefrau Maria Anna.]] | |||
Das Stift wurde 1327 von [[Otto der Fröhliche|Herzog Otto von Österreich]] ("''Otto dem Fröhlichen''") († 1339) gegründet. Der Stiftungsbrief wurde in [[Krems an der Donau|Krems]], das damals zum Herzogtum Österreich gehörte, ausgestellt und datiert auf den 13. August 1327<ref group="A">Das Original des Stiftungsbriefes ist zwar verloren gegangen, aber der Entwurf des Textes hat sich rudimentär erhalten. Vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126</ref>. Die Stiftung Ottos erfolgte gemeinsam mit seiner Ehefrau [[Elisabeth von Niederbayern|Elisabeth]] († 1330) und seinen älteren Brüdern [[Friedrich der Schöne|Friedrich]] († 1330) und [[Albrecht II. (Österreich)|Albrecht]] (†1358).<ref name ="pickl1955-126">vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126</ref> Nach der "Continuatio Novimontensis" und dem Chronisten [[Johannes von Viktring|Johann von Viktring]] († 1347) soll Herzog Otto für sein Pläne zuvor den Rat des Abtes der Zisterze Heiligenkreuz eingeholt haben.<ref>vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 42f.</ref> Die Besiedlung des neu gegründeten Stiftes Neuberg erfolgte vom Stift Heiligenkreuz aus. Warum Herzog Otto für seine Stiftung den Zisterzienserorden wählte, ist unbekannt. Im 14. Jahrhundert zählten die Zisterzienser nicht mehr zu den sogenannten "Modeorden", die übrigen Familienmitglieder seiner Generation bevorzugten andere Orden, die zu dieser Zeit neu waren oder sich im "Aufschwung" befanden.<ref name ="sauter43">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 43</ref> | |||
Bereits vor dem 15. Mai 1327 dürfte der Herzog aus Stift Heiligenkreuz Zisterziensermönche ins Obere Mürztal geholt haben.<ref>vgl. Othmar Pickl: ''Zum 625. Jahrestag der Gründung des Klosters Neuberg'', 1952, S. 90f.</ref> Laut Stiftungsurkunde überließ er ihnen für die neue Zisterze einen großen Teil des oberen Mürztales, der sich vom Bärental und Hauzenberg an bis in die Gegend der Proleswand, alle Seitentäler eingeschlossen, erstreckte, dies mit all den Gütern und Rechten, die dem Herzog und seinen Brüdern eigneten. Das für den Bau und die Dotierung des Stiftes vorgesehene und ziemlich umfangreiche Gebiet befand sich zu dieser Zeit noch im Besitz verschiedener Personen und Institutionen. Ein Großteil gehörte um 1327 zum Beispiel dem Adeligen [[Wernhard aus dem Berg]]. Jene Teile davon, die landesfürstlicher Besitz waren, waren als Lehen vergeben oder verpfändet. Es dauerte mehrere Jahre, bis sich das für das Kloster bestimmte Gebiet tatsächlich in dessen Besitz befand. Seine Besitzungen konnte das Stift in den folgenden Jahrhunderten wesentlich erweitern.<ref>vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 126ff.</ref> Stift Neuberg zählte zu den wirtschaftlich schwächsten Stiften des [[Herzogtum Steier|Herzogtums Steier]], war aber keineswegs ein armes Kloster.<ref name ="pickl1955-136">vgl. Othmar Pickl: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg'', 1955, S. 136</ref> Die vielleicht wichtigste Besitzung war die [[w:Schloss Reichenau|Burg Reichenau]] (heute Teil der Gemeinde [[Reichenau an der Rax]]), die ihm 1333 von Herzog Otto geschenkt worden war und bis zur Aufhebung des Klosters in dessen Besitz blieb. Die Burg diente mehreren Neuburger Äbten als Nebenresidenz und wurde allmählich zum Schloss ausgebaut. 1614 ließ [[Kaspar Seemiller|Abt Kaspar Seemiller von Landsberg]] Erweiterungen an ihr vornehmen und ihre Befestigungen modernisieren. Die äußere Umfassungsmauer wurde 1645 unter [[Balthasar Huebmann|Abt Balthasar Huebmann von Bruck an der Mur]] ausgebaut.<ref name ="Wehrbauten">vgl. [http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/reichenau/reichenau.html Schloss Reichenau], abgerufen am 3. September 2022</ref> | |||
[[File:Der Garten der Schauglashütte Kaiserhof im Stift Neuberg.jpg|thumb|Der Garten der Schauglashütte Kaiserhof im Stift Neuberg]] | |||
Das Stift Neuberg, das später die Grablege für Ottos Familie werden sollte, bestand bis 1786. In diesem Jahr wurde es von [[Joseph II.|Kaiser Joseph II.]] als Folge der "Josephinischen Reformen" aufgelöst. Eine Folge der Auflösung war, dass die Stiftskirche zur Pfarrkirche des Marktes Neuberg erhoben wurde. Sie löste in dieser Funktion die in Neuberg gelegene [[w:Grünangerkirche|Kirche zur Maria Himmelfahrt am grünen Anger]] ab. Das frühere Stift wurde nach seiner Auflösung bis 1869 als kaiserliches Jagdschloss genutzt. Heute sind in ihm verschiedene Einrichtungen untergebracht: | |||
* die Schauglashütte Kaiserhof | |||
* das von [[w:Herbert Schliefsteiner|Herbert Schliefsteiner]] († 2009) eingerichtete Naturmuseum, in welchem seine naturwissenschaftliche Sammlung gezeigt<ref name ="naturmuseum">vgl. [https://www.steirischemuseen.at/m/Museum/143/Naturmuseum%20Neuberg%20-%20Sammlung%20Schliefsteiner Naturmuseum], SteirischeMuseen.AT, abgerufen am 31. August 2021</ref> werden. | |||
Zu besichtigen sind mehrere Gartenanlagen. Der Stiftshof dient als Beherbergungsbetrieb. Andere Gebäudeteile werden nach einem Umbau für Büros und Wohnungen genutzt. | |||
== Äbte des Stiftes Neuberg == | |||
[[File:Neuberg Kreuzgang.jpg|thumb|Alle Abte des Stiftes Neuburg sind auf den 20 Abbildern, die im Kreuzgang des früheren Stiftes hängen, zu sehen.]] | |||
=== im Mittelalter === | |||
* [[Heinrich Spanhalm|Abt Heinrich (I.) von Neuberg]] († 1333), 1327-1333 Abt | |||
* [[Simon von Boldersdorf|Abt Simon von Neuberg]] († um 1373), 1333–1370/71 Abt | |||
* [[Heinrich II. von Neuberg|Abt Heinrich (II.) von Neuberg]] († im 14. Jahrhundert), ca. 1370/71-1386 Abt | |||
* [[Jakob von Neuberg|Abt Jakob von Neuberg]] († nach 1405), ca. 1387-1396 Abt | |||
* [[Erhard Krakauer|Abt Erhard von Neuberg]] († nach 1418), ca. 1397-1412 Abt | |||
* [[Christian von Polan|Abt Christian von Neuberg]] († 1418), ca. 1412-1418 Abt | |||
* [[Sigismund von Neuberg|Abt Sigismund von Neuberg]] († um 1428), ca. 1418-1428 Abt | |||
* [[Paul von Wien|Abt Paul von Neuberg]] († 1445), ca. 1428-1445 Abt | |||
* [[Johannes Weinstein|Abt Johannes (I.) von Neuberg]] († 1453), ca. 1445-1453 Abt | |||
* [[Augustin Gerstner|Abt Augustin von Neuberg]], ca. 1453-1469 Abt | |||
* [[Nikolaus Zierndorfer|Abt Nikolaus von Neuberg]], ca. 1469-1470 Abt | |||
* [[Bartholomäus Tremel|Abt Bartholomäus von Neuberg]] († um 1492), ca. 1470-1492 Abt | |||
* [[Kaspar Kreuzer|Abt Kaspar (I.) von Neuberg]] († um 1495), ca. 1492-1495 Abt | |||
* [[Coloman Fischer|Abt Coloman von Neuberg]] († um 1504), ca. 1495-1504 Abt | |||
=== In der frühen Neuzeit === | |||
* [[Wolfgang Rückelsdorffer|Abt Wolfgang von Neuberg]] († um 1513), ca. 1504-1513 Abt | |||
* [[Oswald Steindl|Abt Oswald von Neuberg]] († um 1528), ca. 1513-1528 Abt | |||
* [[Martin Haug|Abt Martin (I.) von Neuberg]] († um 1540), ca. 1528-1540 Abt | |||
* [[Leonhard von Neuberg|Abt Leonhard von Neuberg]] († 1541), ca. 1540-1541 Abt | |||
* [[Ambros Wagner|Abt Ambrosius von Neuberg]] († um 1545), ca. 1541-1545 Abt | |||
* [[Canzian Haid|Abt Canzian von Neuberg]] († um 1551), ca. 1545-1551 Abt | |||
* [[Johannes Schauer|Abt Johannes (II.) von Neuberg]] († um 1551), 1551 Abt | |||
* [[Johannes Krecht|Abt Johannes (III.) von Neuberg]] († um 1563), ca. 1552-1563 Abt | |||
* [[Kaspar Maendl|Abt Kaspar (II.) von Neuberg]] († um 1570), ca. 1563-1570 Abt | |||
* [[Konrad Feindler|Abt Konrad von Neuberg]] († um 1579), ca. 1571-1579 Abt | |||
* [[Georg Remer|Abt Georg (I.) von Neuberg]] († um 1585), ca. 1579-1585 Abt | |||
* [[Gregor Planck|Abt Gregor von Neuberg]] († um 1591), ca. 1584-1591 Abt | |||
* [[Thomas Schmoll|Abt Thomas von Neuberg]] († 1600), ca. 1591-1600 Abt | |||
=== 17. und 18. Jahrhundert === | |||
* [[Kaspar Seemiller|Abt Kaspar (III.) von Neuberg]] († um 1518), ca. 1600-1618 Abt | |||
* [[Balthasar Fabritius|Abt Balthasar (I.) von Neuberg]] († um 1622), ca. 1618-1622 Abt | |||
* [[Adam Knorr|Abt Adam von Neuberg]] († um 1626), ca. 1623-1626 Abt | |||
* [[Balthasar Huebmann|Abt Balthasar (II.) von Neuberg]] († 1663), ca. 1626-1663 Abt | |||
* [[Johann Ludwig Holtz|Abt Johann Ludwig von Neuberg]] († 1671), ca. 1663-1671 Abt | |||
* [[Leopold Fölsch|Abt Leopold von Neuberg]] († 1700), ca. 1671-1700 Abt | |||
* [[Martin Brunnmayer|Abt Martin (II.) von Neuberg]] († um 1723), ca. 1701-1723 Abt | |||
* [[Gottfried Haller|Abt Gottfried von Neuberg]] († um 1730), ca. 1723-1730 Abt | |||
* [[Edmund Spormayr|Abt Edmund von Neuberg]] († um 1747), ca. 1730-1747 Abt | |||
* [[Georg Hautzenberger|Abt Georg (II.) von Neuberg]] († um 1765), ca. 1747-1765 Abt | |||
* [[Josef Erco von Erkenstein|Abt Josef von Neuberg]] († um 1776), ca. 1766-1776 Abt | |||
* [[Benedikt Schulz|Abt Benedikt von Neuberg]] († um 1791), ca. 1776-1786 Abt | |||
== Literatur == | |||
* [[w:Othmar Pickl|Othmar Pickl]]: ''Die Geschichte des Klosters Neuberg dargestellt anhand der Gründer- und Abtbilder im Kreuzgang''. In: Otto Fraydenegg-Monzello (Hrsg.): ''Schatz und Schicksal''. Steirische Landesausstellung 1996. Mariazell & Neuberg an der Mürz, 4. Mai bis 27. Oktober. Graz, 1996. ISBN 3-901704-02-7. S. 357-364 | |||
* [[w:Othmar Pickl|Othmar Pickl]]: ''Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg''. In: Zeitschrift des historischen Vereins für die Steiermark 46, 1955, S. 125-149 [https://www.historischerverein-stmk.at/wp-content/uploads/Z_Jg46_Othmar-PICKL-Zur-%C3%A4lteren-Geschichte-des-Klosters-Neuberg.pdf digital] | |||
* [[w:Othmar Pickl|Othmar Pickl]]: ''Zum 625. Jahrestag der Gründung des Klosters Neuberg''. In: ''Blätter für Heimatkunde 26, 1952, S. 90-94 [https://www.historischerverein-stmk.at/wp-content/uploads/B_Jg26_Othmar-PICKL-Zum-625.-Jahrestag-der-Gr%C3%BCndung-des-Klosters-Neuberg.pdf digital] | |||
* [[w:Othmar Pickl|Othmar Pickl]] - Walter Kanzler: ''Geschichte des Klosters und der Marktgemeinde Neuberg an der Mürz''. Selbstverlag der Gemeinde Neuburg an der Mürz, 1966 (2. Auflage 1996) | |||
== Weblinks == | |||
* [https://www.muerzeroberland.at/ausflugsziele-naturpark/ausflugsziele-im-naturpark/muenster-neuberg/ Münster Neuberg], MuerzerOberland.AT | |||
* [http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Neuberg/%C3%84bte Liste der Äbte des Stiftes], Zisterzienserlexikon.DE | |||
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== Einzelnachweise == | |||
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== Anmerkungen == | |||
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Aktuelle Version vom 5. September 2022, 20:51 Uhr
Das Stift Neuberg, auch Neuberger Münster genannt, ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster, das 1327 von Herzog Otto von Österreich ("Otto dem Fröhlichen") gegründet wurde. Es gilt als das Jüngste der Klöster, die von einem steirischen Landesfürsten gegründet wurden und war die einzige Klostergründung eines Habsburgers in der heutigen Steiermark. Bekannt wurde Stift Neuberg durch den "Neuberger Teilungsvertrag", der hier 1379 abgeschlossen wurde. Die Klosteranlage wird im Volksmund heute auch der "Dom im Dorf" genannt.[1] Sie steht als "gotisches Gesamt-Ensemble" unter Denkmalschutz.
Das Bauwerk
Das frühere Zisterzienserstift befindet sich in der gleichnamigen Marktgemeinde. Es wurde nach dem Vorbild seines Mutterklosters, des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz angelegt. Die frühere Klosterkirche und jetzige Pfarrkirche ist, wie für Zisterzienserkirchen typisch, den Hochfesten der Krönung und Himmelfahrt Mariens geweiht. Es handelt sich um eine gotische Hallenkirche. Obwohl ihr Bau mehr als 150 Jahre dauerte, sind das Langhaus und der Chor in ihrer künstlerischen Gestaltung perfekt aufeinander abgestimmt. Als besonders sehenswert gilt der gewaltige, gotische Dachstuhl aus Lärchenholz, der aus dem 15. Jahrhundert stammt. Seine Konstruktion und Ausmaße bezeugen eindrucksvoll die Qualität der damaligen Zimmermannskunst. Er wurde ohne die Verwendung von Eisennägeln geschaffen.[1] Die Einwölbung der Klosterkirche wurde unter Abt Bartholomäus Tremel aus Krieglach begonnen und unter Abt Coloman Fischer von St. Veit abgeschlossen.[2]
Als besonderes "Highlight" der früheren Klosteranlage gilt der gotische Kreuzgang des Münsters, der südlich der Kirche verläuft. Es handelt sich dabei um den einzigen gotischen Kreuzgang in der heutigen Steiermark, der komplett erhalten geblieben ist. Im Kreuzgang sind ein Stifterbild und die Bildern von 38 Äbten aufgehängt. Außerdem befindet sich hier ein sehenswerter Hochaltar aus der Renaissance und der frühere Kapitelsaal des Klosters mit der Stiftergruft. In dieser sind die sterblichen Überreste des Stifters und seiner Familie beigesetzt.[1]
Historische Eckdaten
Das Stift wurde 1327 von Herzog Otto von Österreich ("Otto dem Fröhlichen") († 1339) gegründet. Der Stiftungsbrief wurde in Krems, das damals zum Herzogtum Österreich gehörte, ausgestellt und datiert auf den 13. August 1327[A 1]. Die Stiftung Ottos erfolgte gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth († 1330) und seinen älteren Brüdern Friedrich († 1330) und Albrecht (†1358).[3] Nach der "Continuatio Novimontensis" und dem Chronisten Johann von Viktring († 1347) soll Herzog Otto für sein Pläne zuvor den Rat des Abtes der Zisterze Heiligenkreuz eingeholt haben.[4] Die Besiedlung des neu gegründeten Stiftes Neuberg erfolgte vom Stift Heiligenkreuz aus. Warum Herzog Otto für seine Stiftung den Zisterzienserorden wählte, ist unbekannt. Im 14. Jahrhundert zählten die Zisterzienser nicht mehr zu den sogenannten "Modeorden", die übrigen Familienmitglieder seiner Generation bevorzugten andere Orden, die zu dieser Zeit neu waren oder sich im "Aufschwung" befanden.[5]
Bereits vor dem 15. Mai 1327 dürfte der Herzog aus Stift Heiligenkreuz Zisterziensermönche ins Obere Mürztal geholt haben.[6] Laut Stiftungsurkunde überließ er ihnen für die neue Zisterze einen großen Teil des oberen Mürztales, der sich vom Bärental und Hauzenberg an bis in die Gegend der Proleswand, alle Seitentäler eingeschlossen, erstreckte, dies mit all den Gütern und Rechten, die dem Herzog und seinen Brüdern eigneten. Das für den Bau und die Dotierung des Stiftes vorgesehene und ziemlich umfangreiche Gebiet befand sich zu dieser Zeit noch im Besitz verschiedener Personen und Institutionen. Ein Großteil gehörte um 1327 zum Beispiel dem Adeligen Wernhard aus dem Berg. Jene Teile davon, die landesfürstlicher Besitz waren, waren als Lehen vergeben oder verpfändet. Es dauerte mehrere Jahre, bis sich das für das Kloster bestimmte Gebiet tatsächlich in dessen Besitz befand. Seine Besitzungen konnte das Stift in den folgenden Jahrhunderten wesentlich erweitern.[7] Stift Neuberg zählte zu den wirtschaftlich schwächsten Stiften des Herzogtums Steier, war aber keineswegs ein armes Kloster.[8] Die vielleicht wichtigste Besitzung war die Burg Reichenau (heute Teil der Gemeinde Reichenau an der Rax), die ihm 1333 von Herzog Otto geschenkt worden war und bis zur Aufhebung des Klosters in dessen Besitz blieb. Die Burg diente mehreren Neuburger Äbten als Nebenresidenz und wurde allmählich zum Schloss ausgebaut. 1614 ließ Abt Kaspar Seemiller von Landsberg Erweiterungen an ihr vornehmen und ihre Befestigungen modernisieren. Die äußere Umfassungsmauer wurde 1645 unter Abt Balthasar Huebmann von Bruck an der Mur ausgebaut.[9]
Das Stift Neuberg, das später die Grablege für Ottos Familie werden sollte, bestand bis 1786. In diesem Jahr wurde es von Kaiser Joseph II. als Folge der "Josephinischen Reformen" aufgelöst. Eine Folge der Auflösung war, dass die Stiftskirche zur Pfarrkirche des Marktes Neuberg erhoben wurde. Sie löste in dieser Funktion die in Neuberg gelegene Kirche zur Maria Himmelfahrt am grünen Anger ab. Das frühere Stift wurde nach seiner Auflösung bis 1869 als kaiserliches Jagdschloss genutzt. Heute sind in ihm verschiedene Einrichtungen untergebracht:
- die Schauglashütte Kaiserhof
- das von Herbert Schliefsteiner († 2009) eingerichtete Naturmuseum, in welchem seine naturwissenschaftliche Sammlung gezeigt[10] werden.
Zu besichtigen sind mehrere Gartenanlagen. Der Stiftshof dient als Beherbergungsbetrieb. Andere Gebäudeteile werden nach einem Umbau für Büros und Wohnungen genutzt.
Äbte des Stiftes Neuberg
im Mittelalter
- Abt Heinrich (I.) von Neuberg († 1333), 1327-1333 Abt
- Abt Simon von Neuberg († um 1373), 1333–1370/71 Abt
- Abt Heinrich (II.) von Neuberg († im 14. Jahrhundert), ca. 1370/71-1386 Abt
- Abt Jakob von Neuberg († nach 1405), ca. 1387-1396 Abt
- Abt Erhard von Neuberg († nach 1418), ca. 1397-1412 Abt
- Abt Christian von Neuberg († 1418), ca. 1412-1418 Abt
- Abt Sigismund von Neuberg († um 1428), ca. 1418-1428 Abt
- Abt Paul von Neuberg († 1445), ca. 1428-1445 Abt
- Abt Johannes (I.) von Neuberg († 1453), ca. 1445-1453 Abt
- Abt Augustin von Neuberg, ca. 1453-1469 Abt
- Abt Nikolaus von Neuberg, ca. 1469-1470 Abt
- Abt Bartholomäus von Neuberg († um 1492), ca. 1470-1492 Abt
- Abt Kaspar (I.) von Neuberg († um 1495), ca. 1492-1495 Abt
- Abt Coloman von Neuberg († um 1504), ca. 1495-1504 Abt
In der frühen Neuzeit
- Abt Wolfgang von Neuberg († um 1513), ca. 1504-1513 Abt
- Abt Oswald von Neuberg († um 1528), ca. 1513-1528 Abt
- Abt Martin (I.) von Neuberg († um 1540), ca. 1528-1540 Abt
- Abt Leonhard von Neuberg († 1541), ca. 1540-1541 Abt
- Abt Ambrosius von Neuberg († um 1545), ca. 1541-1545 Abt
- Abt Canzian von Neuberg († um 1551), ca. 1545-1551 Abt
- Abt Johannes (II.) von Neuberg († um 1551), 1551 Abt
- Abt Johannes (III.) von Neuberg († um 1563), ca. 1552-1563 Abt
- Abt Kaspar (II.) von Neuberg († um 1570), ca. 1563-1570 Abt
- Abt Konrad von Neuberg († um 1579), ca. 1571-1579 Abt
- Abt Georg (I.) von Neuberg († um 1585), ca. 1579-1585 Abt
- Abt Gregor von Neuberg († um 1591), ca. 1584-1591 Abt
- Abt Thomas von Neuberg († 1600), ca. 1591-1600 Abt
17. und 18. Jahrhundert
- Abt Kaspar (III.) von Neuberg († um 1518), ca. 1600-1618 Abt
- Abt Balthasar (I.) von Neuberg († um 1622), ca. 1618-1622 Abt
- Abt Adam von Neuberg († um 1626), ca. 1623-1626 Abt
- Abt Balthasar (II.) von Neuberg († 1663), ca. 1626-1663 Abt
- Abt Johann Ludwig von Neuberg († 1671), ca. 1663-1671 Abt
- Abt Leopold von Neuberg († 1700), ca. 1671-1700 Abt
- Abt Martin (II.) von Neuberg († um 1723), ca. 1701-1723 Abt
- Abt Gottfried von Neuberg († um 1730), ca. 1723-1730 Abt
- Abt Edmund von Neuberg († um 1747), ca. 1730-1747 Abt
- Abt Georg (II.) von Neuberg († um 1765), ca. 1747-1765 Abt
- Abt Josef von Neuberg († um 1776), ca. 1766-1776 Abt
- Abt Benedikt von Neuberg († um 1791), ca. 1776-1786 Abt
Literatur
- Othmar Pickl: Die Geschichte des Klosters Neuberg dargestellt anhand der Gründer- und Abtbilder im Kreuzgang. In: Otto Fraydenegg-Monzello (Hrsg.): Schatz und Schicksal. Steirische Landesausstellung 1996. Mariazell & Neuberg an der Mürz, 4. Mai bis 27. Oktober. Graz, 1996. ISBN 3-901704-02-7. S. 357-364
- Othmar Pickl: Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg. In: Zeitschrift des historischen Vereins für die Steiermark 46, 1955, S. 125-149 digital
- Othmar Pickl: Zum 625. Jahrestag der Gründung des Klosters Neuberg. In: Blätter für Heimatkunde 26, 1952, S. 90-94 digital
- Othmar Pickl - Walter Kanzler: Geschichte des Klosters und der Marktgemeinde Neuberg an der Mürz. Selbstverlag der Gemeinde Neuburg an der Mürz, 1966 (2. Auflage 1996)
Weblinks
- Münster Neuberg, MuerzerOberland.AT
- Liste der Äbte des Stiftes, Zisterzienserlexikon.DE
Stift Neuberg an der Mürz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 vgl. Münster Neuberg, MuerzerOberland.AT, abgerufen am 15. August 2020
- ↑ vgl. Othmar Pickl: Die Geschichte des Klosters Neuberg dargestellt anhand der Gründer- und Abtbilder im Kreuzgang, 1996, S. 360
- ↑ vgl. Othmar Pickl: Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg, 1955, S. 126
- ↑ vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 42f.
- ↑ vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 43
- ↑ vgl. Othmar Pickl: Zum 625. Jahrestag der Gründung des Klosters Neuberg, 1952, S. 90f.
- ↑ vgl. Othmar Pickl: Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg, 1955, S. 126ff.
- ↑ vgl. Othmar Pickl: Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg, 1955, S. 136
- ↑ vgl. Schloss Reichenau, abgerufen am 3. September 2022
- ↑ vgl. Naturmuseum, SteirischeMuseen.AT, abgerufen am 31. August 2021
Anmerkungen
- ↑ Das Original des Stiftungsbriefes ist zwar verloren gegangen, aber der Entwurf des Textes hat sich rudimentär erhalten. Vgl. Othmar Pickl: Zur älteren Geschichte des Klosters Neuberg, 1955, S. 126
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Stift Neuberg behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |