Burgruine Schauenstein: Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Burgruine Schauenstein''' ist eine im [[Waldviertel]] gelegene frühere [[w:Höhenburg|Höhenburg]]. Sie zählt zu den Burgruinen des Kamptals. | [[File:Ruine schauenstein juni2010 1.JPG|thumb|Die Ruine Schauenstein heute]] | ||
Die '''Burgruine Schauenstein''' ist eine im [[Waldviertel]] gelegene frühere [[w:Höhenburg|Höhenburg]]. Sie zählt zu den Burgruinen des Kamptals und gilt als eine der romantischsten Ruine des Waldviertels. | |||
== Lage == | == Lage == | ||
Die Ruine Schauenstein ist heute Teil der Gemeinde [[Pölla]]. Sie befindet sich auf einem steil zum Kamp abfallenden Ausläufer des Buchberges. | Die Ruine Schauenstein ist heute Teil der Gemeinde [[Pölla]]. Sie befindet sich auf einem steil zum Kamp abfallenden Ausläufer des Buchberges in der Nähe der [[Burgruine Rundersburg|Ruine Rundersburg]].<ref name ="schöndorfer81">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 81</ref> | ||
== Das Bauwerk == | == Das Bauwerk == | ||
Die Burg Schauenstein gehörte wie auch die Rosenburg und die Burg Krumau zu den Steinburgen, die im 12. Jahrhundert über dem Kamp erbaut wurden. 1474 wurde sie während eines Kampfes zum Teil zerstört, aber schon im Folgejahr wiederhergestellt. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg durch einen Umbau wesentlich erweitert.<ref name ="schöndorfer82">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 82</ref> | [[File:Ruine schauenstein juni2010 3.JPG|thumb|Plan der Ruine Schauenstein]] | ||
Die Burg Schauenstein gehörte wie auch die Rosenburg und die Burg Krumau zu den Steinburgen, die im 12. Jahrhundert über dem Kamp erbaut wurden. 1474 wurde sie während eines Kampfes zum Teil zerstört, aber schon im Folgejahr wiederhergestellt. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg durch einen Umbau wesentlich erweitert.<ref name ="schöndorfer82">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 82</ref> Gut erhalten sind die romanischen Teile der Burg aus dem 12. Jahrhundert, darunter ihr Bergfried.<ref name ="schöndorfer83">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 83</ref> | |||
== Historische Eckdaten == | == Historische Eckdaten == | ||
Die Burg Schauenstein wurde vermutlich von einem Nachfahren der [[Azzo von Kuenring#Familie und Nachkommen|Kuenringer]] erbaut. Um 1175 / 1180 ist ein Poppo von Schauenstein ("''Sowenstaine''") urkundlich genannt. Ende des 13. Jahrhunderts war die Burg als landesfürstliches Lehen des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]] im Besitz der [[Sonnberger (Adelsgeschlecht)|Sonnberger]], die nahe Verwandte der Kuenringer waren. Ca. 1410 hatte sie Familie von Rohr als Lehen, dann ein Zweig der Familie von Krayg und schließlich die Familie Schad zu Lengenfeld. 1467 gehörte Burg Schauenstein dem Feldherren [[Ulrich von Grafenegg]]. Dieser verbündete sich mit dem "[[w:Königreich Ungarn|Ungarnkönig]]" [[Matthias Corvinus]], dem er um 1472 Schauenstein übergab. 1476 eroberte der kaiserliche Feldhauptmann Jobst von Hausen für [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] die Burg zurück, wobei diese teilweise zerstört wurde. Nach ihrer Wiederherstellung wurde die Burg mehrmals an Adelsfamilien verpfändet. 1622 kam sich durch Kauf an die Familie von Kuefstein, welche die benachbarte | Die Burg Schauenstein wurde, wie die meisten Kamptal-Burgen im 11./12. Jahrhundert als Verteidigungslage gegen das [[w:Königreich Böhmen|böhmische Königreich]]<ref name ="seebauer79">vgl. Renate Seebauer: ''Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich''. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 79</ref>, vermutlich von einem Nachfahren der [[Azzo von Kuenring#Familie und Nachkommen|Kuenringer]] erbaut.<ref name ="schöndorfer82"/> Um 1175 / 1180 ist ein Poppo von Schauenstein ("''Sowenstaine''") urkundlich genannt<ref name ="schöndorfer82"/>, um 1320 ist Hademar von Schowenstein)<ref name ="seebauer79"/>. | ||
Ende des 13. Jahrhunderts war die Burg als landesfürstliches Lehen des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]] im Besitz der [[w:Sonnberger (Adelsgeschlecht)|Sonnberger]], die nahe Verwandte der Kuenringer waren. Ca. 1410 hatte sie Familie von [[w:Rohr (Adelsgeschlecht)|Rohr]] als Lehen, dann ein Zweig der [[Konrad von Kraig#Herkunft und Familie|Familie von Krayg]] und schließlich die Familie [[w:Schad von Lengenfeld|Schad zu Lengenfeld]]. 1467 gehörte Burg Schauenstein dem Feldherren [[Ulrich von Grafenegg]]. Dieser verbündete sich mit dem "[[w:Königreich Ungarn|Ungarnkönig]]" [[Matthias Corvinus]], dem er um 1472 Schauenstein übergab. 1476 eroberte der kaiserliche Feldhauptmann Jobst von Hausen für [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] die Burg zurück, wobei diese teilweise zerstört wurde. Nach ihrer Wiederherstellung wurde die Burg mehrmals an Adelsfamilien verpfändet. 1622 kam sich durch Kauf an die Familie von Kuefstein, welche die benachbarte [[w:Schloss Greillenstein|Burg Greillenstein]] besaß und beide Burgherrschaften vereinte. Während des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] wurde Schauenstein schwer bestätigt und verkam daraufhin zur Ruine.<ref name ="schöndorfer82"/> | |||
== Die Burgruine Schauenstein heute == | |||
Heute ist die Ruine wieder öffentlich zugänglich und der Bergfried wurde inzwischen zu einer Aussichtswarte ausgebaut. Um die Ruine wurde der "Schauensteinweg", ein 12 Kilometer langer Rundwanderweg, angelegt.<ref name ="waldviertel"> vgl. [https://www.waldviertel.at/kultur-ruine-schauenstein Ruine Schauenstein], Waldviertel.AT, abgerufen am 4. Juli 2020.</ref> | |||
== Die Burgruine Schauenstein in Sage und Legende == | == Die Burgruine Schauenstein in Sage und Legende == | ||
Die Ruine Schauenstein gehört zu jenen Burg, über die Sagen erzählt werden, die allerdings Wandersagen sind. | |||
=== Der Rösselsprung === | === Der Rösselsprung === | ||
Besitzer der hier als Felsenschloss bezeichneten Burg Schauenstein am Kamp ist der riesige und ungesellige Wildgraf Hugo, der sich aus freien Stücke vom Hof zurückgezogen hat, wo er ohnehin weniger geachtet als gefürchtet ist. Um seine starke und streitbare Tochter, die ihn gewöhnlich auf der Jagd begleitet, werben zwei ehrenwerte Ritter. Als die Wildgrafentochter eine Entscheidung trifft, will sich der abgewiesene Freier damit nicht abfinden und lässt Schauenstein belagern. Durch den Verrat eines Knechtes gelingt es ihm mit seinen Leuten die Burgmauern zu überwinden und in das Gemach der Wildgrafentochter einzudringen. Sie schafft es jedoch auf ihrem Jagdross zu flüchten, er verfolgt sie. Als ein mächtiger Felsblock und ein grässlicher Abgrund ihre Flucht behindern, überwindet sie diese mit einem kühnen Sprung mit ihrem Pferd, während der Verfolger abstürzt. Inzwischen konnten auch die Söldner des Angreifers wieder aus der Burg verjagt werden, was im Wesentlichen dem Verlobten der Wildgrafentochter zu verdanken ist. Einem Happyend mit Hochzeit steht somit nichts mehr im Wege.<ref>vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 83f.</ref><ref>vgl. Renate Seebauer: ''Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich''. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S.35ff.</ref> | |||
Es handelt sich um eine jener Sagen, wo ein ungewollten Verführer eine Jungfrau in seine Gewalt bringen will. Sie entkommt ihm zu Pferd, indem es ihr gelingt, mit einem Sprung einen Abgrund zu überwinden, während er mit seinem Pferd dabei in die Tiefe stürzt. Die Bekannteste dieser Sagen spielt auf dem Felsen [[w:Roßtrappe#Sage|Roßtrappe]] im Harz und könnte das Vorbild für die Schauensteiner Rösselsprungsage sein, deren zeitlicher Schauplatz das Mittelalter unter der Herrschaft eines Königs Heinrich ist. Auffällig ist in dieser Version, dass der Wildgraf und seine Tochter wie Figuren aus einer "Anderwelt" wirken<ref group="A">Obwohl es bisher keine Belege dafür gibt, dass Burg Schauenstein einst im Besitz der [[Hugo von Lichtenfels#Herkunft und Familie|Tursen]] war, könnte die Figur des Wildgrafen Hugo möglichweise eine Anspielung auf diese Familie sein, deren Beiname Turse Riese bedeutet, vgl. [http://www.taterman.at/ruine-schauenstein_-eine-sympathische-ruine-im-kamptal/ Ruine Schauenstein], Taterman.AT, abgerufen am 4. Juli 2020. Dazu passt, dass der Bewerber, der die Wildgrafentochter bekommt, ein Otto von [[Burg Lichtenfels|Lichtenfels]] ist, was ebenfalls auf die Tursen verweist.</ref>, der Schurke allerdings zunächst als seriöser Bewerber eingeführt wird und erst durch die Abweisung seiner Bewerbung zu Gunsten eines anderen auf die schiefe Bahn gerät. | |||
Diese Sage wird auch heute noch als volkstümliche Erklärung für den Namen der Burg genutzt. Als die Wildgrafentochter über den Abgrund springt, soll ihr Verfolger "dumm dreingeschaut" haben", weswegen die Burg daraufhin den Namen Schauenstein bekommt.<ref name ="taterman"> vgl. [http://www.taterman.at/ruine-schauenstein_-eine-sympathische-ruine-im-kamptal/ Ruine Schauenstein], Taterman.AT, abgerufen am 4. Juli 2020.</ref> | |||
=== Der Spuk auf Schloss Schauenstein === | === Der Spuk auf Schloss Schauenstein === | ||
In dieser Sage findet sich das Motiv, dass ein Schatz geteilt werden muss, um eine Burg und ihre Bewohner zu erlösen. Der Held, der die Aufgabe löst und auf der Burg eine neue Heimat findet, stellt sich zudem als ein Nachfahre jener Familie heraus, der die Burg zuletzt gehört hat, ehe sie verzaubert wurde. Er ist ein entlassener Söldner, der zuvor ein ruheloses Wanderleben geführt hat. Die Geschehnisse dieser Sage sind nach Ende des Dreißigjährigen Krieges angesiedelt, also in der Zeit, als Burg Schauenstein allmählich zur Ruine verkam.<ref>vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 85f.</ref><ref>vgl. Renate Seebauer: ''Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich''. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 77ff.</ref> | |||
Eine weitere Schatzsage mit der Burg Schauenstein als Schauplatz lässt den Teufel dort einen Schatz hüten, der aus lauter Silberzwanziger bestehen soll. Als aus dem Turm der Ruine eine alte Föhre wuchs, ließ der Teufel diese mit Hilfe eines heftigen Sturmwindes entwurzeln und verhinderte so, dass aus ihrem Stamm eine Wiege gezimmert werden konnte. Denn nur ein Mensch, der in dieser Wiege gelegen hätte, wäre imstande gewesen, den Schatz zu heben.<ref>vgl. Renate Seebauer: ''Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich''. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 87f.</ref> | |||
=== Die verzauberte Ziege === | |||
In dieser Sage ist Schauenstein längst eine Ruine, in welcher ein Schuster gemeinsam mit seiner Ziege wohnt. Diese gilt als Wundertier, da sie mehr Milch gibt, als alle anderen Ziegen in der Umgebung. Als der Schuster jedoch eines Tages an der Stalltüre zwei Männlein trifft und diesen die Frage stellt, ob sie seine Ziege umkehren, verschwindet die Ziege für immer aus dem Stall und nur ein Stuhl findet sich dort, auf dem ein Goldstück liegt.<ref>vgl. Renate Seebauer: ''Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich''. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 83f.</ref> | |||
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Aktuelle Version vom 17. Juni 2023, 20:39 Uhr
Die Burgruine Schauenstein ist eine im Waldviertel gelegene frühere Höhenburg. Sie zählt zu den Burgruinen des Kamptals und gilt als eine der romantischsten Ruine des Waldviertels.
Lage
Die Ruine Schauenstein ist heute Teil der Gemeinde Pölla. Sie befindet sich auf einem steil zum Kamp abfallenden Ausläufer des Buchberges in der Nähe der Ruine Rundersburg.[1]
Das Bauwerk
Die Burg Schauenstein gehörte wie auch die Rosenburg und die Burg Krumau zu den Steinburgen, die im 12. Jahrhundert über dem Kamp erbaut wurden. 1474 wurde sie während eines Kampfes zum Teil zerstört, aber schon im Folgejahr wiederhergestellt. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg durch einen Umbau wesentlich erweitert.[2] Gut erhalten sind die romanischen Teile der Burg aus dem 12. Jahrhundert, darunter ihr Bergfried.[3]
Historische Eckdaten
Die Burg Schauenstein wurde, wie die meisten Kamptal-Burgen im 11./12. Jahrhundert als Verteidigungslage gegen das böhmische Königreich[4], vermutlich von einem Nachfahren der Kuenringer erbaut.[2] Um 1175 / 1180 ist ein Poppo von Schauenstein ("Sowenstaine") urkundlich genannt[2], um 1320 ist Hademar von Schowenstein)[4].
Ende des 13. Jahrhunderts war die Burg als landesfürstliches Lehen des Herzogtums Österreich im Besitz der Sonnberger, die nahe Verwandte der Kuenringer waren. Ca. 1410 hatte sie Familie von Rohr als Lehen, dann ein Zweig der Familie von Krayg und schließlich die Familie Schad zu Lengenfeld. 1467 gehörte Burg Schauenstein dem Feldherren Ulrich von Grafenegg. Dieser verbündete sich mit dem "Ungarnkönig" Matthias Corvinus, dem er um 1472 Schauenstein übergab. 1476 eroberte der kaiserliche Feldhauptmann Jobst von Hausen für Kaiser Friedrich III. die Burg zurück, wobei diese teilweise zerstört wurde. Nach ihrer Wiederherstellung wurde die Burg mehrmals an Adelsfamilien verpfändet. 1622 kam sich durch Kauf an die Familie von Kuefstein, welche die benachbarte Burg Greillenstein besaß und beide Burgherrschaften vereinte. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Schauenstein schwer bestätigt und verkam daraufhin zur Ruine.[2]
Die Burgruine Schauenstein heute
Heute ist die Ruine wieder öffentlich zugänglich und der Bergfried wurde inzwischen zu einer Aussichtswarte ausgebaut. Um die Ruine wurde der "Schauensteinweg", ein 12 Kilometer langer Rundwanderweg, angelegt.[5]
Die Burgruine Schauenstein in Sage und Legende
Die Ruine Schauenstein gehört zu jenen Burg, über die Sagen erzählt werden, die allerdings Wandersagen sind.
Der Rösselsprung
Besitzer der hier als Felsenschloss bezeichneten Burg Schauenstein am Kamp ist der riesige und ungesellige Wildgraf Hugo, der sich aus freien Stücke vom Hof zurückgezogen hat, wo er ohnehin weniger geachtet als gefürchtet ist. Um seine starke und streitbare Tochter, die ihn gewöhnlich auf der Jagd begleitet, werben zwei ehrenwerte Ritter. Als die Wildgrafentochter eine Entscheidung trifft, will sich der abgewiesene Freier damit nicht abfinden und lässt Schauenstein belagern. Durch den Verrat eines Knechtes gelingt es ihm mit seinen Leuten die Burgmauern zu überwinden und in das Gemach der Wildgrafentochter einzudringen. Sie schafft es jedoch auf ihrem Jagdross zu flüchten, er verfolgt sie. Als ein mächtiger Felsblock und ein grässlicher Abgrund ihre Flucht behindern, überwindet sie diese mit einem kühnen Sprung mit ihrem Pferd, während der Verfolger abstürzt. Inzwischen konnten auch die Söldner des Angreifers wieder aus der Burg verjagt werden, was im Wesentlichen dem Verlobten der Wildgrafentochter zu verdanken ist. Einem Happyend mit Hochzeit steht somit nichts mehr im Wege.[6][7]
Es handelt sich um eine jener Sagen, wo ein ungewollten Verführer eine Jungfrau in seine Gewalt bringen will. Sie entkommt ihm zu Pferd, indem es ihr gelingt, mit einem Sprung einen Abgrund zu überwinden, während er mit seinem Pferd dabei in die Tiefe stürzt. Die Bekannteste dieser Sagen spielt auf dem Felsen Roßtrappe im Harz und könnte das Vorbild für die Schauensteiner Rösselsprungsage sein, deren zeitlicher Schauplatz das Mittelalter unter der Herrschaft eines Königs Heinrich ist. Auffällig ist in dieser Version, dass der Wildgraf und seine Tochter wie Figuren aus einer "Anderwelt" wirken[A 1], der Schurke allerdings zunächst als seriöser Bewerber eingeführt wird und erst durch die Abweisung seiner Bewerbung zu Gunsten eines anderen auf die schiefe Bahn gerät.
Diese Sage wird auch heute noch als volkstümliche Erklärung für den Namen der Burg genutzt. Als die Wildgrafentochter über den Abgrund springt, soll ihr Verfolger "dumm dreingeschaut" haben", weswegen die Burg daraufhin den Namen Schauenstein bekommt.[8]
Der Spuk auf Schloss Schauenstein
In dieser Sage findet sich das Motiv, dass ein Schatz geteilt werden muss, um eine Burg und ihre Bewohner zu erlösen. Der Held, der die Aufgabe löst und auf der Burg eine neue Heimat findet, stellt sich zudem als ein Nachfahre jener Familie heraus, der die Burg zuletzt gehört hat, ehe sie verzaubert wurde. Er ist ein entlassener Söldner, der zuvor ein ruheloses Wanderleben geführt hat. Die Geschehnisse dieser Sage sind nach Ende des Dreißigjährigen Krieges angesiedelt, also in der Zeit, als Burg Schauenstein allmählich zur Ruine verkam.[9][10]
Eine weitere Schatzsage mit der Burg Schauenstein als Schauplatz lässt den Teufel dort einen Schatz hüten, der aus lauter Silberzwanziger bestehen soll. Als aus dem Turm der Ruine eine alte Föhre wuchs, ließ der Teufel diese mit Hilfe eines heftigen Sturmwindes entwurzeln und verhinderte so, dass aus ihrem Stamm eine Wiege gezimmert werden konnte. Denn nur ein Mensch, der in dieser Wiege gelegen hätte, wäre imstande gewesen, den Schatz zu heben.[11]
Die verzauberte Ziege
In dieser Sage ist Schauenstein längst eine Ruine, in welcher ein Schuster gemeinsam mit seiner Ziege wohnt. Diese gilt als Wundertier, da sie mehr Milch gibt, als alle anderen Ziegen in der Umgebung. Als der Schuster jedoch eines Tages an der Stalltüre zwei Männlein trifft und diesen die Frage stellt, ob sie seine Ziege umkehren, verschwindet die Ziege für immer aus dem Stall und nur ein Stuhl findet sich dort, auf dem ein Goldstück liegt.[12]
- Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich
Literatur
- Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0
Weblinks
Burgruine Schauenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 81
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 82
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 83
- ↑ 4,0 4,1 vgl. Renate Seebauer: Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 79
- ↑ vgl. Ruine Schauenstein, Waldviertel.AT, abgerufen am 4. Juli 2020.
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 83f.
- ↑ vgl. Renate Seebauer: Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S.35ff.
- ↑ vgl. Ruine Schauenstein, Taterman.AT, abgerufen am 4. Juli 2020.
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 85f.
- ↑ vgl. Renate Seebauer: Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 77ff.
- ↑ vgl. Renate Seebauer: Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 87f.
- ↑ vgl. Renate Seebauer: Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 83f.
Anmerkungen
- ↑ Obwohl es bisher keine Belege dafür gibt, dass Burg Schauenstein einst im Besitz der Tursen war, könnte die Figur des Wildgrafen Hugo möglichweise eine Anspielung auf diese Familie sein, deren Beiname Turse Riese bedeutet, vgl. Ruine Schauenstein, Taterman.AT, abgerufen am 4. Juli 2020. Dazu passt, dass der Bewerber, der die Wildgrafentochter bekommt, ein Otto von Lichtenfels ist, was ebenfalls auf die Tursen verweist.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burgruine Schauenstein behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |
48.63305615.510507Koordinaten: 48° 37′ 59″ N, 15° 30′ 38″ O