Euphemia von Kuenring: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Schloss Hernstein und Ruine.JPG|thumb|Die Burg Hernstein heute. Euphemia behauptete ihre Besitzrechte an dieser und der zur Burg zugehörigen Herrschaft, als sie ihr mit Berufung auf ihren Status als Ministeriale abgesprochen wurden.]]
'''Euphemia (Eufemia) von Kuenring''' (* im 13. Jahrhundert, zwischen 1211 und 1215; † im 13. Jahrhundert, zwischen 1283 und 1285), auch '''Euphemia von Pottendorf''', war eine Adelige des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]]. Sie muss eine energische Dame gewesen sein, welche die Rechte und die Stellung der [[Kuenringer (Adelsfamilie)|Kuenringer]] erfolgreich verteidigte.
'''Euphemia (Eufemia) von Kuenring''' (* im 13. Jahrhundert, zwischen 1211 und 1215; † im 13. Jahrhundert, zwischen 1283 und 1285), auch '''Euphemia von Pottendorf''', war eine Adelige des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]]. Sie muss eine energische Dame gewesen sein, welche die Rechte und die Stellung der [[Kuenringer (Adelsfamilie)|Kuenringer]] erfolgreich verteidigte.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Euphemia von Kuenring entstammte aus der Familie der Kuenringer, die als eine der bedeutendsten Ministerialenfamilie<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> des Herzogtums Österreich gilt. Sie war die Tochter von [[Heinrich III. von Kuenring|Heinrich (III.) von Kuenring]] ("''Heinrich dem Hund''") aus dessen Ehe mit Gräfin Adelheid von [[w:Falkenstein (bayerisches Adelsgeschlecht)|Neuburg-Falkenstein]].<ref name ="brunnerStammbaum">vgl. Karl Brunner: ''Die Kuenringer'', 1980, siehe die Stammtafel</ref>  
Euphemia von Kuenring entstammte aus der Familie der Kuenringer, die als eine der bedeutendsten Ministerialenfamilie<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]]. Im Konflikt um die [[Burgruine Hernstein|Burg Hernstein]], indem sich Euphemia von Kuenring behauptete, war ihre Herkunft aus einer Ministerialenfamilie das entscheidendes Argument, welches der Landesfürst und die Gegenseite gegen sie einzusetzen versuchten. Vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/person/kuenring-pottendorf.html Euphemia von Kuenring-Pottendorf], GedaechtnisDes Landes, abgerufen am 12. Jänner 2021</ref> des Herzogtums Österreich gilt. Sie war die Tochter von [[Heinrich III. von Kuenring|Heinrich (III.) von Kuenring]] ("''Heinrich dem Hund''") aus dessen Ehe mit der Reichsgräfin Adelheid von [[w:Falkenstein (bayerisches Adelsgeschlecht)|Neuburg-Falkenstein]].<ref name ="brunnerStammbaum">vgl. Karl Brunner: ''Die Kuenringer'', 1980, siehe die Stammtafel</ref> Über ihre Mutter ergaben sich Erbansprüche auf die Herrschaft Hernstein, die Euphemia von Kuenring später geltend machen sollte.<ref name ="Österr.Geschichte226">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 226</ref>


Euphemia von Kuenring war zweimal verheiratet,
Euphemia von Kuenring war zweimal verheiratet,
:::∞ in 1. Ehe mit Irnfried von Hindberg († um 1237)
:::∞ in 1. Ehe mit [[Himberger (Familie)|Irnfried von Himberg]] († um 1237)
:::∞ in 2. Ehe mit Rudolf von Pottendorf.<ref name ="brunner13">vgl. Karl Brunner: ''Die Kuenringer'', 1980, S. 13</ref>
:::∞ in 2. Ehe mit Rudolf von [[Potonen|Pottendorf]]<ref name ="brunner13">vgl. Karl Brunner: ''Die Kuenringer'', 1980, S. 13</ref>, der aus der weitverzweigten Familie der [[Potonen]] stammte.<ref name ="Österr.Geschichte226"/> Er dürfte um 1247 unter dem Reichsverweser [[Otto von Eberstein]] († 1286/87)  die [[Burgruine Weitenegg|Herrschaft Weitenegg]] an sich gebracht haben.<ref name ="Weltin255">vgl. [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]]: ''Landesfürst und Adel - Österreichs Werden''. In: [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - Maximilian Weltin (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1,  S. 255</ref>  Aus ihrer zweitem Ehe hatte Euphemia von Kuenring mindestens 6 Kinder.<ref name ="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/person/kuenring-pottendorf.html Euphemia von Kuenring-Pottendorf], GedaechtnisDes Landes, abgerufen am 12. Jänner 2021</ref>
Aus ihrer zweitem Ehe hatte sie mindestens 6 Kinder.<ref name ="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/person/kuenring-pottendorf.html Euphemia von Kuenring-Pottendorf], GedaechtnisDes Landes, abgerufen am 12. Jänner 2021</ref>  


== Leben ==
== Leben ==
Unter den Kindern, die für Heinrich (III.) von Kuenring nachgewiesen sind, scheint die Tochter Euphemia die stärkste Persönlichkeit gewesen zu sein.<ref name ="brunner16">vgl. Karl Brunner: ''Die Kuenringer'', 1980, S. 16</ref> Eufemia trug offenbar sehr bewusst Konflikte aus, in denen es letztlich um kuenringisches Selbstverständnis ging.<ref name ="gedaechtnis"/>
Unter den Kindern, die für Heinrich (III.) von Kuenring nachgewiesen sind, scheint die Tochter Euphemia die stärkste Persönlichkeit gewesen zu sein.<ref name ="brunner16">vgl. Karl Brunner: ''Die Kuenringer'', 1980, S. 16</ref> Sie ließ sich offensichtlich wenig bieten und scheute sich nicht davor zurück,  Konflikte auszutragen, in denen es letztlich um kuenringisches Selbstverständnis ging.<ref name ="gedaechtnis"/> Nach dem Tod ihrer Brüder Hadmar (IV.) "''dem Buckligen''" und Heinrich (V.) "''dem Hündchen''" erbte sie die [[Burgruine Kühnring|Feste Kühnring]].<ref name ="gedaechtnis"/> Diese vererbte sie ihren Kindern aus der zweiten Ehe.<ref name ="Rieder78">vgl. Leopold Rieder: ''Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft''. In: Burghard Gaspar - Johannes M. Tuzar - Leopold Winkelhofer (Hrsg.): Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006. Eigenverlag des Arbeitskreises "950 Jahre Kühnring", Kühnring, 2006. S. 78</ref>


Nach dem Tod ihrer Brüder Hadmar (IV.) "''dem Buckligen''" und Heinrich (V.) "''dem Hündchen''" erbte sie die Feste Kuenring.<ref name ="gedaechtnis"/> Diese vererbte sie ihren Kindern aus der zweiten Ehe. Nachkommen aus der Familie der Pottendorfer.<ref name ="Rieder78">vgl. Leopold Rieder: ''Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft''. In: Burghard Gaspar - Johannes M. Tuzar - Leopold Winkelhofer (Hrsg.): Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006. Eigenverlag des Arbeitskreises "950 Jahre Kühnring", Kühnring, 2006. S. 78</ref>
Euphemia von Kuenring, wie sie sich selbst nannte, hatte ein sehr angespanntes Verhältnis zu [[Stift Zwettl|Zwettl]], das von einem ihrer [[Hadmar I. von Kuenring|Vorfahren]] gestiftet worden war und wo die Familie ihre Grablege hatte. Nach dem Tod ihrer Brüder führte sie mit dem Stift eine Auseinandersetzung um das Gut Strahlbach (heute Gemeinde [[Zwettl]]), das ihre Brüder anlässlich der Beisetzung ihres Vaters Heinrich dem Stift überlassen beziehungsweise zurückgegeben hatten. Sie sah sich als dessen Erbin. Ihre jahrelange Auseinandersetzung dürfte sich ausgezahlt haben, ein Vergleich, der erst 1252 geschlossen wurde, fiel für sie äußerst günstig aus. Außerdem beanspruchte Euphemia von Kuenring als Erbe ihrer Brüder auch das Patronat über die Pfarrkirche der Stadt Zwettl. Das Stift Zwettl wandte sich sogar an den Papst um Hilfe, ehe die Kuenringerin 1276 darauf Verzicht leistete.<ref name ="gedaechtnis"/>  


Euphemia von Kuenring, wie sie sich selbst nannte, hatte ein sehr angespanntes Verhältnis zu [[Stift Zwettl|Zwettl]], das von einem ihrer [[Hadmar I. von Kuenring|Vorfahren]] gestiftet worden war und wo die Familie ihre Grablege hatte, war äußerst gespannt. Nach dem Tod ihrer Brüder führte sie mit dem Stift eine Auseinandersetzung um das Gut Strahlbach streitig, das ihre Brüder anlässlich der Beisetzung ihres Vaters Heinrich dem Stift überlassen oder zurückgegeben hatten. Sie sah sich als dessen Erbin. Ihre jahrelangen Auseinandersetzung dürfte sich ausgezahlt haben, ein Vergleich, der erst 1252 geschlossen wurde, fiel für sie äußerst günstig aus. Außerdem beanspruchte Euphemia von Kuenring als Erbe ihrer Brüder auch das Patronat über die Pfarrkirche der Stadt Zwettl. Das Stift Zwettl wandte sich sogar an den Papst um Hilfe, ehe die Kuenringerin 1276 darauf Verzicht leistete.<ref name ="gedaechtnis"/>  
Durch Erbschaft gelangte Euphemia von Kuenring auch in den Besitz der [[Burgruine Hernstein|Herrschaft Herrnstein]], die zuvor der Familie ihrer Mutter gehört hatte. Sie behauptete diese in einem Konflikt zwischen dem Erzbischof von Salzburg und dem Herzog von Österreich.<ref name ="brunner15">vgl. Karl Brunner: ''Die Kuenringer'', 1980, S. 15</ref> Nach einer anderen Version stritt sie um die ererbten Patronatsrechte von Hernstein mit dem Hochstift Passau<ref group="A">Nach Maximilian Weltin führte sie den Streit mit dem [[w:Hochstift Freising|Hochstift Freising]]. Vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 226</ref> Auf dem Gerichtstag zu [[Mautern]] fällte [[Heinrich von Dewin|Heinrich von Hardegg]] († 1270), den "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönig]]" [[Ottokar II. Přemysl|König Ottokar]]<ref group="A">Für König Přemysl Otakar II. (Przemysl Ottokar II., Ottokar II. Przemysl) finden sich in der Sekundärliteratur verschiedene Namensbezeichnungen. In Österreich war und ist er als Ottokar II. bekannt. Da es in diesem Artikel um die Geschichte jener Gebiete geht, die heute zur Republik beziehungsweise zum "EU-Land" Österreich gehören, wird hier durchgehend die Bezeichnung Ottokar verwendet.</ref> zum Landrichter bestellt hatte, ein Urteil zugunsten des Hochstifts. Begründet wurde es damit, dass Herrnstein "freies Eigen" und Euphemia von Kuenring nur eine Ministerialin wäre. Euphemia konnte sich dennoch letztlich durchsetzen und behauptete dieses Erbe für sich und ihre Nachfahren.<ref name ="gedaechtnis"/>


Durch Erbschaft gelangte Euphemia von Kuenring auch in den Besitz der [[Burgruine Hernstein|Burg Herrnstein]]. Sie behauptete diese in einem Konflikt zwischen dem Erzbischof von Salzburg und dem Herzog von Österreich.<ref name ="brunner15">vgl. Karl Brunner: ''Die Kuenringer'', 1980, S. 15</ref> Nach einer anderen Version stritt sie um die ererbten Patronatsrechte von Hernstein mit dem Hochstift Passau. Auf dem Gerichtstag zu [[Mautern]] fällte Heinrich von Hardegg, den König Ottokar II. zum Landrichter bestellt hatte, ein Urteil zugunsten des Hochstifts. Begründet wurde es damit, dass Herrnstein "freies Eigen" und Euphemia von Kuenring nur eine Ministerialin sei. Euphemia konnte sich dennoch letztlich durchsetzen und behauptete dieses Erbe.<ref name ="gedaechtnis"/>  
== Euphemia von Kuenring in Literatur und Belletristik ==
* [[w:Benedikte Naubert|Benedikte Naubert]]: ''Brunilde. Eine Anekdote aus dem bürgerlichen Leben des dreizehnten Jahrhunderts'', historischer Kurzroman (publ. 1790)<ref group="A">Neu publiziert im Jahr 2013: Christiane Benedikte Naubert: ''Brunilde''. Eine Anekdote aus dem bürgerlichen Leben des dreizehnten Jahrhunderts. In: Christiane Benedikte Naubert: ''Brunilde''. Eine Anekdote aus dem bürgerlichen Leben des dreizehnten Jahrhunderts. Meinhard, Graf zu Tirol. Eine Begebenheit des fünfzehnten Jahrhunderts. Zwei historische Kurzromane in einer Transkription von Sylvia Kolbe. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2013. ISBN 978-3-95488-470-4. S. 9-53</ref>


 
== Literatur ==
Seitens der Fürsten versuchte man im 13. Jahrhundert die Stellung der Ministerialen rechtlich zu definieren, die im Unterschied zum alten, freien Adel als "Dienstleute" eigentlich keine Eigengüter haben durften, doch die gesellschaftliche Realität sah anders aus. Einer Kuenringerin des 13. Jahrhunderts ließ sich nicht einfach Rang und Würde absprechen. Dass Eufemia trotz des Urteils ihr Erbe behaupten konnte, zeigt, dass der soziale Wandel in der Adelsschicht des 13. Jahrhunderts die an der Vergangenheit orientierte rechtliche Definition von Freiheit und Unfreiheit überholt hatte. Das Selbstverständnis der Kuenringer fand in der wenige Jahrzehnte später entstandenen Zwettler Bärenhaut ihren Ausdruck. Dort wird erzählt, dass ihr Ahnherr Azzo aus dem Reich kam, um dem Babenbergerherzog gegen dessen Feinde beizustehen und für seinen Erfolg mit Ehren und Rechten ausgezeichnet wurde und im Land blieb. Demnach gehörten die Kuenringer von Beginn an zum höchsten Adel, ohne den das Land nicht regiert werden konnte, und besaßen "immer schon" die über viele Generationen erworbenen Rechte und Ämter.
* Elisabeth Noichl: ''[[w:Codex Falkensteinensis|Codex Falkensteinensis]]''. Die Rechtsaufzeichnungen der Grafen von Falkenstein (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte. N.F. 29). Beck, München, 1978. ISBN 3-40610388-X, S. 82


== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 7. Juli 2024, 20:55 Uhr

Die Burg Hernstein heute. Euphemia behauptete ihre Besitzrechte an dieser und der zur Burg zugehörigen Herrschaft, als sie ihr mit Berufung auf ihren Status als Ministeriale abgesprochen wurden.

Euphemia (Eufemia) von Kuenring (* im 13. Jahrhundert, zwischen 1211 und 1215; † im 13. Jahrhundert, zwischen 1283 und 1285), auch Euphemia von Pottendorf, war eine Adelige des Herzogtums Österreich. Sie muss eine energische Dame gewesen sein, welche die Rechte und die Stellung der Kuenringer erfolgreich verteidigte.

Herkunft und Familie

Euphemia von Kuenring entstammte aus der Familie der Kuenringer, die als eine der bedeutendsten Ministerialenfamilie[A 1] des Herzogtums Österreich gilt. Sie war die Tochter von Heinrich (III.) von Kuenring ("Heinrich dem Hund") aus dessen Ehe mit der Reichsgräfin Adelheid von Neuburg-Falkenstein.[1] Über ihre Mutter ergaben sich Erbansprüche auf die Herrschaft Hernstein, die Euphemia von Kuenring später geltend machen sollte.[2]

Euphemia von Kuenring war zweimal verheiratet,

∞ in 1. Ehe mit Irnfried von Himberg († um 1237)
∞ in 2. Ehe mit Rudolf von Pottendorf[3], der aus der weitverzweigten Familie der Potonen stammte.[2] Er dürfte um 1247 unter dem Reichsverweser Otto von Eberstein († 1286/87) die Herrschaft Weitenegg an sich gebracht haben.[4] Aus ihrer zweitem Ehe hatte Euphemia von Kuenring mindestens 6 Kinder.[5]

Leben

Unter den Kindern, die für Heinrich (III.) von Kuenring nachgewiesen sind, scheint die Tochter Euphemia die stärkste Persönlichkeit gewesen zu sein.[6] Sie ließ sich offensichtlich wenig bieten und scheute sich nicht davor zurück, Konflikte auszutragen, in denen es letztlich um kuenringisches Selbstverständnis ging.[5] Nach dem Tod ihrer Brüder Hadmar (IV.) "dem Buckligen" und Heinrich (V.) "dem Hündchen" erbte sie die Feste Kühnring.[5] Diese vererbte sie ihren Kindern aus der zweiten Ehe.[7]

Euphemia von Kuenring, wie sie sich selbst nannte, hatte ein sehr angespanntes Verhältnis zu Zwettl, das von einem ihrer Vorfahren gestiftet worden war und wo die Familie ihre Grablege hatte. Nach dem Tod ihrer Brüder führte sie mit dem Stift eine Auseinandersetzung um das Gut Strahlbach (heute Gemeinde Zwettl), das ihre Brüder anlässlich der Beisetzung ihres Vaters Heinrich dem Stift überlassen beziehungsweise zurückgegeben hatten. Sie sah sich als dessen Erbin. Ihre jahrelange Auseinandersetzung dürfte sich ausgezahlt haben, ein Vergleich, der erst 1252 geschlossen wurde, fiel für sie äußerst günstig aus. Außerdem beanspruchte Euphemia von Kuenring als Erbe ihrer Brüder auch das Patronat über die Pfarrkirche der Stadt Zwettl. Das Stift Zwettl wandte sich sogar an den Papst um Hilfe, ehe die Kuenringerin 1276 darauf Verzicht leistete.[5]

Durch Erbschaft gelangte Euphemia von Kuenring auch in den Besitz der Herrschaft Herrnstein, die zuvor der Familie ihrer Mutter gehört hatte. Sie behauptete diese in einem Konflikt zwischen dem Erzbischof von Salzburg und dem Herzog von Österreich.[8] Nach einer anderen Version stritt sie um die ererbten Patronatsrechte von Hernstein mit dem Hochstift Passau[A 2] Auf dem Gerichtstag zu Mautern fällte Heinrich von Hardegg († 1270), den "Böhmenkönig" König Ottokar[A 3] zum Landrichter bestellt hatte, ein Urteil zugunsten des Hochstifts. Begründet wurde es damit, dass Herrnstein "freies Eigen" und Euphemia von Kuenring nur eine Ministerialin wäre. Euphemia konnte sich dennoch letztlich durchsetzen und behauptete dieses Erbe für sich und ihre Nachfahren.[5]

Euphemia von Kuenring in Literatur und Belletristik

  • Benedikte Naubert: Brunilde. Eine Anekdote aus dem bürgerlichen Leben des dreizehnten Jahrhunderts, historischer Kurzroman (publ. 1790)[A 4]

Literatur

  • Elisabeth Noichl: Codex Falkensteinensis. Die Rechtsaufzeichnungen der Grafen von Falkenstein (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte. N.F. 29). Beck, München, 1978. ISBN 3-40610388-X, S. 82

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, siehe die Stammtafel
  2. 2,0 2,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 226
  3. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 13
  4. vgl. Maximilian Weltin: Landesfürst und Adel - Österreichs Werden. In: Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 255
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 vgl. Euphemia von Kuenring-Pottendorf, GedaechtnisDes Landes, abgerufen am 12. Jänner 2021
  6. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 16
  7. vgl. Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft. In: Burghard Gaspar - Johannes M. Tuzar - Leopold Winkelhofer (Hrsg.): Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006. Eigenverlag des Arbeitskreises "950 Jahre Kühnring", Kühnring, 2006. S. 78
  8. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 15

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien. Im Konflikt um die Burg Hernstein, indem sich Euphemia von Kuenring behauptete, war ihre Herkunft aus einer Ministerialenfamilie das entscheidendes Argument, welches der Landesfürst und die Gegenseite gegen sie einzusetzen versuchten. Vgl. Euphemia von Kuenring-Pottendorf, GedaechtnisDes Landes, abgerufen am 12. Jänner 2021
  2. Nach Maximilian Weltin führte sie den Streit mit dem Hochstift Freising. Vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 226
  3. Für König Přemysl Otakar II. (Przemysl Ottokar II., Ottokar II. Przemysl) finden sich in der Sekundärliteratur verschiedene Namensbezeichnungen. In Österreich war und ist er als Ottokar II. bekannt. Da es in diesem Artikel um die Geschichte jener Gebiete geht, die heute zur Republik beziehungsweise zum "EU-Land" Österreich gehören, wird hier durchgehend die Bezeichnung Ottokar verwendet.
  4. Neu publiziert im Jahr 2013: Christiane Benedikte Naubert: Brunilde. Eine Anekdote aus dem bürgerlichen Leben des dreizehnten Jahrhunderts. In: Christiane Benedikte Naubert: Brunilde. Eine Anekdote aus dem bürgerlichen Leben des dreizehnten Jahrhunderts. Meinhard, Graf zu Tirol. Eine Begebenheit des fünfzehnten Jahrhunderts. Zwei historische Kurzromane in einer Transkription von Sylvia Kolbe. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2013. ISBN 978-3-95488-470-4. S. 9-53